Du hast Bock auf ein neues Flat-Pedal, aber leider keinen Plan, worauf du beim Kauf achten musst? Kein Problem! In unserem Flat-Pedal-Guide klären wir, wie du das perfekt passende Pedal findest.
Was macht ein gutes Flat-Pedal aus? Daran scheiden sich die Geister. Die einen wollen den absoluten Monstergrip, andere bevorzugen etwas weniger Grip, damit der Fuß während der Fahrt noch positioniert werden kann. In beiden Fällen ist der Fuß auf dem Flat-Pedal im Gegensatz zum Klick-Pedal – die Bezeichnungen lassen es bereits vermuten – nicht eingeklickt. Die Verbindung zwischen Fuß und Schuh erfolgt also nicht über einen Klick-Mechanismus, sondern über die Plattform und die Pins der Pedale.
Ich gehöre eigentlich zur ersten Gruppe, bin also auf der Suche nach maximalem Grip beim Flat-Pedal. Allerdings trifft das vor allem auf Mountainbikes zu. Ich fahre Flat-Pedale nämlich auf allen Bikes. Dazu gehören Enduro-Fully, Trail-Hardtail, Gravel-Bike, Lastenrad und Liegerad. Am Rennrad sind Klick-Pedale absoluter Standard. Auf den Bikes, die von mir auf der Straße genutzt werden, nutze ich Flat-Pedale mit weniger Grip als auf Mountainbikes. Warum? Schont die Schuhe. Im Gelände will ich einen festen Stand, ohne mich auf meine Füße konzentrieren zu müssen. Daher will ich dort den maximalen Grip. Und wer schon mal mit einem Hardtail und Flat-Pedalen im Gelände war, der weiß: Grip ist King. Welches Flat-Pedal den maximalen Grip liefert, haben wir kürzlich in unserem Flat-Pedal-Vergleichstest ausgiebig beleuchtet.
Die richtigen Schuhe
Kauft euch vernünftige Schuhe! Als ich anfing, Mountainbike zu fahren, mussten meine ollen Vans herhalten. Ja, ich weiß, die Jungs von 50to01 heizen auch auf Vans durch die Gegend. Warum? Kann ich nicht nachempfinden. Die Sohle ist zu dünn, im Nassen hat man kaum Grip, ich verstehe es nicht. Wer nun glaubt, Wanderstiefel als Gegenpol könnten doch genau das richtige sein, liegt ebenso falsch. Das tiefe Profil sorgt oft dafür, dass die Pins keinen Grip finden, da sie effektiv ins Leere stechen. Die Sohlen sind auch ziemlich hoch, sodass sich schnell ein stelziges Gefühl auf dem Bike einstellt. In Zeiten von extraflachen Pedalen, die den Schwerpunkt des Fahrers weit nach unten bringen sollen, macht das also keinen Sinn.
Ich habe gute Erfahrungen mit den Schuhen von Five Ten und Specialized gemacht. Beide haben super griffige und ausreichend feste Sohlen. Wer es besonders robust will, kann sich Varianten mit verstärktem Zehenbereich kaufen. Auch leichte und luftige Schuhe mit griffigen Sohlen gibt es zahlreiche. Hier findet ihr aktuelle MTB-Schuh Tests.
Plattformen, am besten groß, aber wie groß?
Große Füße, große Plattform. Glaubt mir: Es ist absoluter Irrsinn ein Pedal zu kaufen, das irgendwie brauchbar aussieht, aber eine (zu) kleine Plattform hat. Ich habe Schuhgröße 47 und habe noch keine zu große Plattform unter den Füßen gehabt. Ab 100 mm x 100 mm machen Flat-Pedale meiner Einschätzung nach erst richtig Sinn. Klar, wer mit Schuhgröße 39 daher kommt, muss nicht die größte Plattform unter den Füßen haben. Wer das Gefühl hat, die eigenen kleinen Füße benötigen kleinere Plattformen, kann bei OneUp, Aertime oder Crankbrothers vorbeischauen. Dort gibt es auch Pedale für kleinere Füße.
Eine große Plattform alleine macht noch kein großzügiges Gefühl auf einem Pedal. Steht die Plattform zu nah an der Kurbel, kommt es bei großen Füßen oft zu drei Problemen:
Erstens: Man schleift immer wieder mit dem Schuh an der Kurbel. Zweitens: Wenn man zu nah an der Kurbel steht, schleifen die Fersen immer wieder an den Kettenstreben. Lösung: Füße weiter nach außen stellen. Jein. Hier folgt Problem Nummer drei: Wenn man mit dem Fuß nicht an der Kurbel schleift, also weiter außen steht, befindet sich der Fuß nicht mehr mittig auf dem Pedal, sondern steht außen über. Der Pedalkörper fühlt sich dann viel schmaler an, als er ist. Das Sicherheitsempfinden nimmt hier deutlich ab. Ich spreche hier wieder aus dem Körper eines Großfußes mit Schuhgröße 47. Wer schmale Hüften und kleinere Füße hat, kann eventuell von dem beschriebenen engeren Stand profitieren.
Wie groß ein Pedal genau sein muss, ist leicht zu ermitteln. Zuerst misst man die Breite des Schuhs an der breitesten Stelle. Zu diesem Wert addiert man einen Zentimeter. In meinem Fall sind das ca. elf Zentimeter Breite plus einem Zentimeter, macht 12 cm in Summe. Diese 12 cm beschreiben den gewünschten Abstand von der Kurbel bis zur Außenseite des Pedals. Warum nun der eine Zentimeter in der Rechnung? Man benötigt einfach einen kleinen Abstand zur Kurbel. Zur Größenwahl des Pedals ist noch zu erwähnen, dass das Pedalgewinde circa elf Millimeter lang ist. Ihr könnt mit diesem Maß, mithilfe der Bilder eines Pedals und den Maßen der Plattform in etwa den Abstand von der Kurbel bis zur Außenkante des Pedals ermitteln.
Seid beim Messen pragmatisch, das ist keine Raketenwissenschaft. Ich empfinde Pedale, die etwa einen halben Zentimeter schmaler sind als die von mir genannte Empfehlung als noch in Ordnung. Dass ein Pedal zu breit ist, konnte ich nicht feststellen. Wer wirklich kleine Füße hat, sollte dann einfach potenzielle Pedale an den Schuh halten, schauen welche Pins greifen und einfach mal überlegen, ob die Schuhgröße und das Pedal zusammenpassen. Eine geniale Lösung hierfür bieten übrigens Aertime und Wolftooth. Auf der Website kann man sich einfach eine vereinfachte Zeichnung des Pedals in Originalgröße ausdrucken und an den Schuh halten. Die meisten Hersteller nutzen eine nahezu quadratische Plattformgröße, sodass ihr die Länge eines Pedals vergessen könnt. Die passt dann in der Regel, wenn das Pedal breit genug ist.
Bei aller Rechnerei sei auch gesagt: Wenn ihr euch auf euren Pedalen wohlfühlt, ist alles in Ordnung. Beim Back to Back-Testen ist mir aber negativ aufgefallen, wenn ein Pedal für mich zu schmal war. Müsste ich ein neues beschaffen, würde ich wie beschrieben vorgehen.
Konvexe vs. konkave Pedalkörper
Konkave Plattformpedale sind in der Mitte der Standfläche etwas vertieft, sodass man mehr Druck auf die Pins ausübt und tiefer im Pedal steht. Ein deutlich besserer Stand und mehr Grip sind die Folge. Demgegenüber steht eine konvexe Form der Pedale, die nicht optimal ist. In diesem Fall steht das in die Plattform integrierte Gehäuse der Pedalachse etwas höher, sodass man nicht nur Druck auf die Pins ausübt, sondern auch auf dem erhöhten Teil des Pedalkörpers steht. Die Pins krallen sich also nicht so sehr in der Sohle fest. Weniger Grip ist die logische Konsequenz.
Um direkt zu spüren, wie sich die konvexe und konkave Pedale anfühlen, haben wir einfach unterschiedliche Pedale an einem Bike gemixt. Auf der einen Seite konvex, auf der anderen konkav. Das Ergebnis war eindeutig. Man spürt das Achsgehäuse beim konvexen Pedalkörper deutlich unter den Füßen und rutscht darauf herum. Insbesondere bei sehr flachen Pedalen aus Kunststoff stehen die Achsgehäuse oft höher, sodass ihr genau hinschauen solltet, welche Form ihr kauft. Ich plädiere für eine konkave Bauweise.
Länge der Pins
Die Länge der Pins ist scheinbar ein Spiel mit dem Feuer. Lange Pins führen zu viel Grip, kurze Pins zu etwas weniger Grip. Und: Lange Pins führen zu tiefen Schnitten im Schienbein, kurze zu nicht ganz so tiefen Schnitten. Soweit die Theorie. Als Flat-Pedale noch kleinere Plattformen und kürzere Pins hatten, bin ich regelmäßig von den Pedalen abgerutscht und habe mich verletzt. Der einzige Ausweg waren Schienbeinschoner oder Klick-Pedale. Ich wählte damals letztere. Warm geworden bin ich mit den Dingern nie, aber meine Schienbeine waren glücklich. Als dann Flat-Pedale mit großen Plattformen und langen Pins den Markt erreichten, habe ich meine Klick-Pedale demontiert und bin wieder auf Flats gewechselt. Seitdem sind etwa fünf Jahre vergangen und ich bin nicht einmal abgerutscht und habe mir das Schienbein aufgeschlitzt. Mein Tipp ist, eher mit langen Pins für mehr Grip zu sorgen, um ein Abrutschen zu verhindern, als sich immer wieder mit kurzen Pins zu metzgern.
Wenn ich ein neues Pedal erhalte und die Wahl zwischen langen und kurzen Pins habe, wähle ich immer die langen Pins – mit einer Ausnahme: Ich lasse in der Mitte des Pedals oft die kurzen Pins stehen. Das verstärkt die Konkavität des Pedals und man hat beim Verlust einzelner Pins immer von beiden Sorten welche übrig.
Ausführung der Pins
Habt ihr nach langer Recherche endlich ein Pedal gefunden, das euch zusagt, achtet am besten noch auf die Ausführung der Pins. Von einem durchgehenden und im Durchmesser gleich groß bleibenden Gewinde der Pins möchte ich gerne abraten. Der einfache Grund dafür ist die Haltbarkeit eurer Pedalkörper. Wenn die Gewinde der Stahlpins erst einmal verformt sind und durch den Pedalkörper, der oft aus Aluminium gefertigt ist, herausgeschraubt werden, ist das Gewinde in dem weicheren Aluminium hinüber. Hier müsst ihr dann auf Bastellösungen zurückgreifen oder auf den entsprechenden Pin verzichten. Besser sind abgesetzte Pins, die sich auch nach einer Verformung in der Regel demontieren lassen, ohne den Pedalkörper zu beschädigen.
Fazit: So findest du den perfekten Grip auf Flat-Pedalen
Bei der Flut an Flat-Pedalen am Markt ist es gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Wenn man allerdings die in diesem Artikel genannten Punkte beachtet, wird man schnell fündig. Wem das immer noch zu viel ist, dem sei gesagt: Eine große, konkave Plattform und vernünftige Schuhe sind schon ein Großteil der Miete.
Habt ihr noch Tipps? Lass uns einen Kommentar da!