Die CSU Oberbayern fordert Sperrzonen für Mountainbiker, egal ob mit oder ohne Motor. Mit dieser Forderung sorgt sie für große Diskussionen. Naturschützer und Bürgermeister reagieren positiv, Sportverbände und Tourismustreibende sind entsetzt.
Die CSU Oberbayern fordert in einem mehrseitigen Leitantrag Sperrzonen für Mountainbiker und E-Bikes. Damit der Tourismus in den bayrischen Alpen nachhaltiger gestaltet werden kann, spricht sich die CSU Oberbayern für die Einrichtung von Sperrzonen und die Ausweisung geeigneter (e)Bike-Touren aus. Vergangenes Wochenende wurde der Leitantrag beim Bezirksparteitag in Ingolstadt angenommen und sorgt für diverse Diskussionen. Während einige Bürgermeister und Naturschützer begeistert sind, fühlen sich Gewerbetreibende und Vertreter der Sportverbände und aus der Industrie vor den Kopf gestoßen.
Nach Forstschranke nur Fahrzeuge ohne Motor
„Das ist genau das, was wir schon immer sagen. Es muss auch Tabuzonen geben. Allerdings wollen keinen verprellen und auch keine unnötigen Strafen verhängen, aber wenn man jetzt keine Regeln aufstelle, bekomme man die Situation später nicht mehr in den Griff“, sagt der Jachenauer Bürgermeister Georg Riesch (Freie Wählergemeinschaft).
„Bislang fallen Pedelecs nicht unter diese Regelung. Wir halten es aber für sinnvoll, wenn E-Bikes nach der Forstschranke nicht mehr fahren dürfen“, sagt Axel Doering, Leiter des Arbeitskreises Alpen beim Bund Naturschutz aus Garmisch-Partenkirchen. Er sieht vor allem beim Thema E-Bike Handlungsbedarf und verweist auf einen Passus im bayerischen Naturschutzgesetz (Art. 28), in dem es heißt, dass man sich auf privaten Wegen nur mit Fahrzeugen ohne Motorkraft fortbewegen dürfe. Er vertritt die Ansicht, dass es zwischen Wanderern und E-Mountainbikern keine Koexistenz geben könne, denn der eine will eins mit der Natur sein, während der andere das Erlebnis sucht.
Beim Deutschen Alpenverein wird das Thema „Umgang mit E-Bikes“ intern kontrovers diskutiert, aber auch hier gibt es Kritiker am Leitantrag der CSU Oberbayern.
„Wir halten pauschale Sperrungen nicht für den richtigen Weg. Es sei besser, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen und die Probleme regional zu besprechen“, sagt DAV-Sprecherin Andrea Händel und verweist auf aktuell laufende Modellprojekte in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Oberallgäu, wo Konzepte getestet und entwickelt werden, mit denen der Konflikt gelöst werden soll.
Auch Vertreter der Industrie haben sich in den vergangenen Tagen zum Vorstoß der CSU Oberbayern geäußert. Claus Wachsmann, Manager des Cube Action Team, bezeichnet es schlichtweg als wirtschaftliches und touristisches Desaster, wenn man im bayerischen Alpenraum nicht mehr mit seinem E-Bike auf Forstwegen und Trails fahren dürfte.
„Jetzt sind wir alle gefragt: Journalisten, Hersteller, Tourismusverbände und wir BIKER – wir sind alle zusammen Mountainbiker! Immer mehr Wanderer dringen zum Teil mithilfe von elektrische Bergbahnen immer tiefer und weiter in Bergregionen vor, wo sie eigentlich nicht hingehören. Und als ob das nicht genug sei, sind Wanderer im Gegensatz zu Mountainbikern nicht auf Wege angewiesen. Durch Ihre ungeheure Geländegängigkeit erreichen Wanderer selbst entlegenste Berggipfel. Die Statistik der Bergwacht belegt dies: Immer mehr Wanderer müssen aufgrund von Selbstüberschätzung aus nur von Hubschraubern erreichbare Gebiete gerettet werden. Die wildesten Wanderer bezeichnen sich als Kletterer und Alpinisten und sind stolz darauf bisher unberührte Felswände und einsamste Regionen zu erstürmen. In einschlägigen Magazinen wird über solche wagemutigen Erstbegehungen immer wieder voller Stolz berichtet. Bei einer Zählung im Mitte Juni an einem Wochentag, im wunderschönen oberbayrischen Reintal unterhalb der Zugspitze waren bereits sage und schreibe über 50 Wanderer Richtung Reintalangerhütte unterwegs, die Ihrerseits von Gleichgesinnten voll belegt war. Lediglich zwei einheimische Mountainbiker konnten sich über die nicht mehr vorhandenen Bergeinsamkeit erfreuen“, sagt Lutz Scheffer, Designer bei ADP Concept.
Meinung @eMTB-News.de
Wir sind geschockt, vom Vorgehen der CSU Oberbayern und hoffen darauf, dass die betreffenden Verbände und Interessensgemeinschaften den Weg an den runden Tisch finden, um gemeinsam einen Konsens zu erarbeiten, der für alle Beteiligten die passende Lösung darstellt.
E-Bikes aus den Alpen auszusperren ist in unseren Augen absolut nicht akzeptabel! Die Konfliktebene spielt sich in der emotionalen Ablehnung gegenüber modernen neuen Sportarten und Mobilitätsformen ab. Bergpfade und Waldwege werden durch E-Bikes nicht mehr belastet, als durch die Benutzung mit Wanderschuhen. Wenn die Wasserrinnen nicht aktiv freigeschaufelt und Wege nach Starkregen nicht frei geräumt werden, dann verfällt und erodiert ein Bergweg innerhalb kurzer Zeit. Die Schäden an den Wegen stammen von den Naturkräften und werden nur zu einem verschwindend geringen Teil durch eine falsche Fahrtechnik hervorgerufen.
Auch die Unfallzahlen sprechen eine klare Sprache: Von den ca. 1000 Bergwachteinsätzten pro Jahr bei der Bergwacht Garmisch waren 600 Winter- und 400 Sommereinsätze. Unter 1% – seit Jahren stabil – liegen hierbei die Einsätze wegen Mountainbikenden. Meist liegt der Grund bei Herz-Kreislaufproblemen bergauf und Selbstüberschätzung bergab. Nichts E-Mountainbike spezifisches, deshalb unterscheidet die Bergwacht auch nicht zwischen MTB und E-MTB.
Wie ist deine Meinung dazu – wie siehst du den Antrag der CSU Oberbayern? Muss es noch mehr Verbote und Regularien im alpinen Raum geben?