VSF: Neue Jobrad-Provisionen setzen Händler unter Druck
Jobrad, Pionier beim Fahrradleasing, genehmigte sich bisher 7 % Provision vom Verkaufspreis eines Leasingrades vom abwickelnden Händler. Nach einer Mitteilung im Februar dieses Jahres sinkt diese Marge zukünftig auf 4-6 Prozentpunkte, je nach Umsatzvolumen des Händlers. Klingt doch prima – warum also die Aufregung im Handel? Der Haken: Bisher war die Höhe einer Provision allerdings auf maximal 200 € gedeckelt. Genau diese Obergrenze fällt, so Jobrad, laut neuer Regelung weg.
Wir erinnern uns: Nach Zahlen des ZIV kostete 2022 ein durchschnittliches Neurad im deutschen Fachhandel 2.800 €. Bei Fahrrädern und E-Bikes, die über Leasingfirmen abgewickelt werden, sind es laut Verbund Fahrrad und Service (VSF) sogar im Mittel 3.800 € pro Fahrrad. Legt man diesen Betrag zugrunde, beträgt die Jobrad-Provision also zwischen 152 € und 228 €, je nach Provisionsstufe des Händlers. Und eben das hat es in sich, denn bereits Händler mit einem Jahresumsatz von mehr als 50.000 € zahlen nicht mehr die 4 % der niedrigsten Provisionsstufe und schon ab einem Jahresumsatz (mit Jobrad, Berechnungsgrundlage bilden die Vorjahreszahlen) von 150.000 € rutschen Händler in die höchste Provisionsstufe und müssen dann 6 % des Verkaufspreises an Jobrad abführen.
Jobrad nimmt sich, je nach Verkaufspreis des Rades, einen Anteil von 17,5 – 24 Prozent von der Händlermarge. In besonderen Konstellationen sogar bis 40 Prozent. Dieser Anteil ist definitiv zu hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass der Aufwand für den Händler beim Leasing ohnehin schon deutlich größer ist.
Uwe Wöll Geschäftsführer VSF
Fahrrad-Leasing – gekommen, um zu bleiben
Leasing ist aus dem Geschäftsmodell des Fahrradfachhandels heute nicht mehr wegzudenken. Zwar haben Leasinganbieter, allen voran Jobrad (hier gehts zum Podcast mit Jobrad-Gründer Ulrich Prediger), einen enormen Beitrag zur positiven Entwicklung der Branche geleistet. Die Partnerschaft zwischen Fachhandel und Leasinggesellschaften sollte aber grundsätzlich auf der Anerkennung der jeweiligen Leistungen beruhen: Im Fachhandel werden die Kundinnen und Kunden beraten. Dort stehen die Modelle zur Auswahl und Probefahrt bereit, werden die Räder eingestellt und durch guten Service auf der Straße gehalten. Die jüngsten Marktdaten des ZIV belegen, dass über 75 Prozent aller Fahrräder über den stationären Fachhandel verkauft werden. Ohne diese Händler und ihre Leistung droht das Modell zusammenzubrechen. Der VSF befürchtet, Jobrad wolle mit seinem neuen Preismodell zunehmend am Händler verdienen und nicht mehr mit dem Händler. Das, so befürchtet man, könnte zum Bumerang für die Entwicklung des gesamten Marktes werden.
Was sagst du zum neuen Preismodell bei Jobrad?
Anmerkung der Redaktion: In der ersten Version dieses Artikels hatten wir versehentlich falsche Angaben zu den Provisionsstufen beim neuen Jobrad-Abrechnungsmodell wiedergegeben. Diese liegen bei 50.000 und 150.000 € Händler-Vorjahresumsatz mit Jobrad, nicht bei 500.000 und 1.500.000 € Jahresumsatz. Dies haben wir hier entsprechend korrigiert. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.
25 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumMit dem kleinen aber feinen Unterschied: In der Hotelerie gibts keine UVPs, die der Kunde kennt.
Der Hotelier kann die Gebühren über booking.com einfach draufschlagen. Dann zahlen booking User eben mehr.
Nur bieten viele Unterkünfte gar keine günstigere Reservierungsalternative an. Ich finde teilweise einige Unterkünfte, da ist die Buchung über die Website der Unterkunft sogar teurer als über booking.com
Der Höhepunkt ist dann, wenn man in solchen Fällen beim Checkout eine Visitenkarte bekommt mit dem Hinweis man solle doch beim nächsten Mal direkt buchen wegen den Gebühren.
Für den nächsten Fahrradurlaub habe ich nun beim Hotel direkt* statt über booking:
Zimmer 10% günstiger
Frühstück 20% günstiger
*direkt = Booking Pro Portal der Unterkunft.
BTT:
Der Fahrradhändler könnte das ja grundsätzlich auch so machen, dass er die Leasinggebühren einfach draufschlägt. Kann er ja schon direkt auf dem Preisschild notieren UVP 6000€ ggf. zzgl. Leasinggebühren.
Dann hat man auch ne neue Basis, von der Aus man wieder Nachlass geben kann.
Es kann natürlich sein dass der ein oder andere Kunde dann einfach wieder geht, wenn er das liest.
Aber mir ging es in dem Vergleich eigentlich um eine Parallele:
Das zunehmend der Leistungserbringer (eher kleinerer Händler, Hotelier, Restaurant...) weniger verdient als Unternehmen mit Marktmacht mit ihren Dienstleistungen (Finazierung, Vermittlung...). Jetzt kann man sagen, so ist die Zeit - der Fortschritt, aber der Gewinn des Händlers bleibt in der Region, Booking.com-Rechnungen werden MwSt.-frei in die NL überwiesen!
Ich bleibe dabei was ich schon mal dezent erwähnte.
Wenn die sonst auch so cleveren Verbände (Radvereinigung, Hotelverband, ) vor Jahren weitsichtig und innovativ gewesen wären, hätten die das selbst unter ihrem Dach hochgezogen. Aber die schwelgen doch jetzt noch geistig in alten Zeiten und fabulieren vom "Produktionsstandort" Deutschland.
Als vor Jahren der Teufel(Jobrad) kam und die Hand ausstreckte, hatte doch jeder Händler nur zusätzliche € Zeichen in den Augen. Das jetzt der Teufel das Kommando hat und den ganzen Arm will, ist doch normal.
Ich habe kein Mitleid für die Pinzerei.
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