Pimp My E-Bike – Fotostory Nicolai Saturn Swift – silberner geht nicht!

In unserer Artikelserie Pimp my E-Bike stellen wir euch immer wieder richtig heiße E-Mountainbikes vor. Umgebaut und bis auf ein Maximum individualisiert. Wer Bock auf coole E-MTBs und tunen – hiermit meinen wir nicht das illegale Motor-Tuning – und umbauen hat, findet bei Pimp my E-Bike Anregungen und echte Schätzchen.

Nicolai Saturn Swift – kurz & knapp

Das 2023 vorgestellte Nicolai Saturn Swift wird vom Bosch SX-Motor angetrieben und ist standardmäßig mit einem 400-Wh-Akku ausgestattet, der sich mit einem Range Extender um 250 Wh erweitern lässt. Das Modell gibt es in zwei Varianten: Das Saturn Swift 11 verfügt über 120 mm Federweg an der Front und 105 mm am Heck, während das Saturn Swift 14 mit 150 mm Federweg vorne und 130 mm hinten aufwartet. Mit einem Gewicht von 19,4 kg (Herstellerangabe) ist das Swift 14 rund 3 kg schwerer als die 11er-Version. Beide Modelle setzen auf den markentypischen, vertikal angeordneten Dämpfer, ein Merkmal, das für die Nicolai Saturn-Serie charakteristisch ist.

Du willst noch mehr gepimpte E-Mountainbikes? Dann findest du sie in unserer Rubrik „Pimp my E-Bike“.

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Nicolai Saturn 14 Swift – pimped by Basti Dietz

Ja, ich bin Mitte 40 & Oldschool, fahr immer noch Schläuche und alles was kabelgebunden sein kann, bleibt es auch, denn ich will nur einen Akku laden müssen.

Basti hatte sich das Nicolai Saturn 14 Swift als Komplettrad in der HLS-Ausstattungsvariante, sprich das Einstiegsmodell, gekauft und dann auseinander gebaut. Übrig blieben nur Rahmen, Motorsystem, Steuersatz und Sattelstütze. Der Rest kommt an ein RAAW Jibb 1.0, von dem er den Rahmen im Bikemarkt gekauft hat.

Wer ist eigentlich Basti Dietz?

Basti, der mit vollem Namen Bastian Dietz heißt, ist ein Tausendsassa in der Bikewelt und immer in einer Marketingposition. Aktuell ist er bei Leatt als Marketing Manager MTB international tätig. Seinen Fahrstil beschreibt er selbst als entspannt bergauf, bergab leider oft an der eigenen Leistungsgrenze. Getreu dem Motto: Oops, das wäre beinahe schiefgegangen. Auf die Frage, ob er jemals bei einem MTB-Rennen mitgefahren ist, antwortet uns Basti:

Ich bin nur einmal ein MTB-Rennen – übrigens ein Uphill-Race – mitgefahren, 1994, mit meinem AMP Fully, was ich übrigens noch immer nutze. Da war ich der einzigste Starter mit einem Fully und wurde Vorletzter, aber auch nur, weil mein bester Kumpel mitgefahren ist, der Letzter wurde. Wir Deppen dachten, es wäre n Downhill-Rennen, hatten nicht richtig gelesen. Und dann waren wir schon mal da, wir beide 14 Jahre alte Idioten, die von meinen Eltern ja extra nach Mindelheim gekarrt wurden. Zitat Vater: „Das mache ich nie wieder!“ Da sollte er Recht behalten.

Als wir das silberne Nicolai Saturn 14 Swift vor uns stehen haben, fragen wir Basti, warum er sich genau für dieses Modell entschieden hat und ob es da mehr als nur das Finish Alu Raw gab. Basti holt tief Luft, lächelt und beginnt zu erzählen …

Nach 6 Jahren wurde es Zeit für ein neues E-Bike. Im Jahr davor hatte ich mir ein Starling Murmur aufgebaut, war aber nicht so richtig happy damit. Deshalb habe ich den Rahmen wieder verkauft, und die meisten Teile für mein neues Projekt bereits im Keller rumfliegen gehabt.

Wichtig war mir, dass das neue E-Bike zeitlos ist. Mein Ziel ist es, wieder mindestens fünf, besser zehn Jahre zu fahren, genau deshalb der kompromisslose „Dream Build“. Verbaut habe ich viele leichte Teile, denn ich wiege mit Bike-Klamotten nur 64 kg und das Bike sollte möglichst wenig wiegen. Nur bei den Reifen schaue ich weniger aufs Gewicht, hier sind mir Pannensicherheit und Performance wichtiger als das letzte Gramm. Und, mag sein, dass ich hier altmodisch bin, alles, was kabelgebunden geht, bleibt kabelgebunden und ich fahre immer 11-fach und MIT Schläuchen.

Tief in meinem Herzen wollte ich schon immer ein Nicolai, denn ich liebe Alu Raw, denn es sieht – bei etwas Pflege – lange richtig gut aus, wohingegen Lack doch immer schnell leidet, denn ich gehe nicht besonders sorgsam mit meinen Bikes um. Gerade beim Transport … anderes Thema!

Neben der Aluoptik und dicken, kunstvollen Schweißnähten war mir auch wichtig, dass die Leitungen und Züge auf keinen Fall durch den Steuersatz gehen sollen, denn da ich alles am Bike selbst mache, ist dies für mich irgendwie der Super-GAU. Und es sollte eins dieser Light-Assist-Bikes mit herausnehmbarem Akku werden – mein Bike steht in einem alarmgesicherten, aber unbeheizten Fahrradraum, deshalb muss der Akku im Winter mit in die Wohnung. Ein E-Bike mit Bosch SX oder Fazua schwebte mir vor … Nun ja, Nicolai verbaut Bosch SX, also wurde es das Nicolai Saturn 14 Swift mit Bosch SX.

Vor dem Kauf liebäugelte ich, weil mir der Fazua Ride 60 so gut gefällt, auch mit einem Pivot Shuttle SL, aber a) mag ich Aluminium lieber als Carbon und b) hat dieses Bike keinen entnehmbaren Akku.

Ziel bei dem ganzen Nicolai-Aufbau: „Lieber 1 x gscheid als immer wieder neu von der Stange“. Mein Herz schlägt für Custom Bikes. Ich besitze kein Bike, welches komplett original ist und verbringe gefühlt mehr Zeit mit der Suche von alten Teilen & dem Aufbauen von Bikes als auf den Bikes selbst, bzw. verkaufe sie dann auch manchmal wieder, wenn ich Platz für ein neues Projekt brauche.

Das Herz eines Bikes ist immer der Rahmen, aber erst die Anbauteile machen es zu deinem Bike. Industrieseitig kämpfe ich für so wenig neue Standards wie nur möglich, verteufle „Propietary Parts“, sprich Komponenten, die nur mit einer Marke oder gar Modell kompatibel sind, denn Fahrräder sollten so nachhaltig wie möglich sein. Mein Grundgedanke: standardisierte Komponenten verwenden und dadurch Bikes für Dekaden reparierbar machen. Im E-Bike-Bereich macht die Industrie hier gerade einen absolut beschissenen Job mit der ganzen maximalen Systemintegration. Der Fokus sollte auf maximal lange Reparierbarkeit & Kompatibilität gerichtet sein, aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung. Sehe ich übrigens jetzt auch bei meinem 2018er-Focus mit speziellem Akku. Dieser wurde von niemandem sonst verbaut und jetzt habe ich den Salat: Sechs Jahre altes Bike, grad noch so einen Ersatzakku bekommen. Aber in 2–4 Jahren? Muss dann ein Tüftler neue Zellen in ein altes Gehäuse zaubern? Uncool!

Aus meinem Faible für Nachhaltigkeit und Alu Raw wurde es letztlich das Nicolai Swift: Bei Kalle kann man auch in 15 Jahren noch anrufen und hat sehr gute Chancen auf Ersatzteile, und bei Bosch hoffe ich auf das Gleiche. Wenn nicht, dann wird es von Letzteren so viel im Markt gebraucht geben, dass man das Rad immer noch nutzen kann.

Auf unsere Fragen, warum er privat genau dieses Modell nutzt und wo er den Nutzen von E-Mountainbikes sieht, antwortet uns Basti:

Das Bike habe ich ausdrücklich für mich zur privaten Nutzung gebaut. Ich bin im Jahr 2018 aufs E-MTB umgestiegen, damals das zweite Mal Vater geworden, Job gewechselt, hatte schlicht kaum Zeit.
Uphill & das Überwinden des inneren Schweinehundes war noch nie mein Ding, ich wollte so viele Abfahrten wie möglich, ohne mich übers Maß zu quälen.

Kaum hatte ich das erste E-MTB, habe ich innerhalb eines Jahres mein XC-, Enduro- & DH-Bike verkauft. Letztes Jahr wollte ich mal wieder n non-E probieren, hatte mir n Starling Murmur und viele Teile in Alu Raw gebraucht zusammen gekauft. Musste aber feststellen: Eingelenker und ohne Unterstützung ist nicht mehr mein Ding. Und ja, ich fahre seit 1990 MTB, mein erstes Fully (das ich immer noch als Gravel- & Bikepacking-Bike fahre) war ein AMP aus 1993.

Das neue Bike ist mein zweites E-MTB und soll auch wieder mindestens fünf Jahre halten, eher 10. Mehr noch, ich glaube, das Ding werde ich nie hergeben, ähnlich wie mein uraltes AMP.

Für das Nicolai habe ich mehrere Teile vom Murmur übernommen, musste allerdings explizit nach noch mehr Teilen in Raw suchen. Bis ich die limitierte Raw Intend-Gabel & -Dämpfer, Trickstuff-Bremsen und das ganze Garbaruk-Zeug zusammen hatte, vergingen Monate mit täglichem Bikemarkt- & Kleinanzeigen-Checken. Teilweise habe ich diverse Teile auch de-eloxiert und händisch poliert, wenn nichts in Alu Raw zu bekommen war.

Was wurde umgebaut?

Beim Nicolai von Basti muss die Frage anders lauten, denn hier gilt das Credo: Was wurde nicht umgebaut? Basti hat viele Teile handverlesen und dann, vor der Montage, teilweise de-eloxiert und für ein passendes silbernes Finish poliert. Als kleinen Tuningtipp hat er Folgendes: „Montiert ein Kettenblatt von Garbaruk. Der Gewichtsunterschied des Standard-Stahlkettenblatts von Bosch gegenüber dem Garbaruk ist krass. Habe es leider nicht gewogen, aber ich denke, hier bekommt man das beste Gewichtsersparnis/Kosten-Verhältnis überhaupt, klare Empfehlung!“

• Rahmen Nicolai Saturn 14 Swift, M, raw
• Federgabel Intend, Edge, 150 mm, raw
• Dämpfer Intend, Hover, raw
• Vorbau, Topcap, Spacer Leatt Gravity CeraMAG 8.0 Ti, 40 mm, 35er Klemmung, CeraBone (Prototyp, Bauform weicht leicht von der Serie ab)
• Lenker, Griffe Leatt, Handlebar Kit Launch Control 35 6.0, blast Silver (Prototyp, nicht finale Lenker-Grafik) // Grip ReaFlex 6.0, Granite
• Pedale Leatt All-MTN CeraMAG 8.0 Ti, CeraBone (Prototyp, Finishing der Serie wird leicht abweichen)
• Kurbeln PINND UK, Bosch/ISIS E-Bike-Kurbeln, 145 mm (zu kurz, werde irgendwann auf 155 mm gehen), raw
• Kettenblatt Garbaruk, Bosch Gen. 4 Direct Mount, 34t, raw
• Schaltwerk SRAM, X1 Type 2.1, 11-fach, schwarz
• Käfig & Pulleys Garbaruk Schaltwerkskäfig für SRAM, 11-Fach (war mal violett, wurde, de-eloxiert und grob poliert, ergo raw; gebraucht gekauft, Bikemarkt)
• Kassette Garbaruk, 11-Speed SRAM, 10-50t, raw
• Kette KMC, X11EL BlackTech, schwarz
• Schaltgriff SRAM Trigger GX, 11-Fach, Daumenwippe de-eloxiert und grob poliert, ergo raw
• Laufräder Newmen, Advanced SL A.30 Fade Boost Disk Center Lock, schwarz/silber
• Bremsen & hinterer 200er-Adapter Trickstuff, Maxima, raw (gebraucht gekauft, Bikemarkt) Anmerkung von Basti: Ich empfehle explizit nicht, die dickere Stahlflexleitung im Saturn Swift Rahmen zu nutzen, denn der Akku geht danach nur extrem schwer rein, musste ihn an den Schleifstellen einfetten & reinkloppen, das wird kein Spaß, den vor der Wintereinlagerung wieder rauszubekommen. Im Winter nutze ich übrigens mein altes Focus E-Bike.
• Bremsscheiben Magura, MDR-P, 200 mm v & h, Center Lock Mounts wurden de-eloxiert & poliert (wenn die Scheiben durch sind, werden sie gegen Hope Center Locks ersetzt, die sind aber schweineteuer & die Magura-Bremsen lagen noch rum)
• Sattelstütze BikeYoke, Divine 185 mm (wird zeitnah durch eine Silver Special Edition PNW Loam ersetzt)
• Sattelklemme Aenomaly, Switchgrade, raw
• Remote-Shifter Paul Components, Dropper Trigger, poliert
• Reifen Onza, Porcupine, 2.6, Skinwall
• Schläuche Schwalbe, 19F Freeride
• Sattel SQlab, 6OX, 14 cm
• Steuersatz Acros, Blocklock, schwarz, (Topcap wird de-eloxiert & poliert, wenn ein Lagerwechsel ansteht)
• Gewicht 20,45 kg (inklusive Pedale)

Fotostory

„Darf ich noch jemanden grüßen?“ – aber sicher!

Grüße an meine Frau, mit der ich immer Diskussionen habe, weil alle Schuppen mit Rädern voll sind, 2 Bikes im Homeoffice hängen (93er Mongoose Amplifier & 94er Manitou FS), und die ganze Zeit immer irgendwo Fahrradwerkzeug & -Teile rumliegen. Aber ich bessere mich, habe allein im letzten Jahr nur ein Bike ge- und drei verkauft! Jetzt pimpe ich erstmal unser eBullitt Cargo, ist eh das Bike, das ich gerade am meisten fahre.

Wie gefällt dir das kompromisslos silberne Nicolai Saturn 14 Swift von Basti?

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