Oakley DRT5 im Test: Oakley ist zwar erst kürzlich ins Mountainbike-Helm-Segment eingestiegen, hat mit dem Oakley DRT5 allerdings bereits ein mehr als heißes Eisen im Feuer. Unsere Kollegen von MTB-News haben den in Zusammenarbeit mit Greg Minnaar entwickelten Helm gründlich ausprobiert, um herauszufinden, wie er sich auf dem Trail schlägt. Hier gibt’s unseren Testbericht.
Oakley DRT5: Infos und Preise
Bei der Eurobike 2018 stellte Oakley mit dem DRT5 erstmals einen Prototyp eines Enduro-Helms vor. Der in Zusammenarbeit mit Greg Minnaar entwickelte Helm erreichte schließlich Anfang 2019 die Marktreife und kann mit einigen interessanten Features aufwarten, die ihn von der Konkurrenz abheben. Der interessante Helm ist in sechs verschiedenen Farben sowie drei Größen für einen Preis von 200 € erhältlich. Wir haben herausgefunden, ob der Oakley DRT5 nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf dem Trail eine gute Figur macht.
- Halbschalen-Helm für den Mountainbike-Einsatz
- Boa-Verschlussystem
- um 60° verstellbares Visier
- ausklappbare Brillen-Halterung
- 13 Belüftungsöffnungen
- Mips-System zur Reduktion von Rotationskräften
- Größen S / M / L
- Farben Weiß / Schwarz / Grau / Weinrot / Schwarz-Türkis / Oliv-Grün
- Gewicht 377 (Größe M)
- www.oakley.com
- Preis 200 € (UVP) | Bikemarkt: Oakley DRT5 kaufen
Im Detail
Bereits beim ersten Blick in den Helm fällt auf, dass Oakley beim DRT5 einiges anders gemacht hat, als es aktuell üblich ist: Während die meisten Helme von Innen gut ausgepolstert sind, sucht man Vergleichbares beim DRT5 vergeblich. Lediglich ein kleines Polster am Hinterkopf und ein Silikonstreifen an der Stirn sollen für den optimalen Sitz sorgen. Das Silikon-Polster an der Stirn stellt zudem auch noch eine weitere Besonderheit des Oakley-Helms dar. Anstatt Schweiß wie üblich von den Polstern aufsaugen zu lassen, hat man sich bei Oakley dazu entschieden, den Schweiß abzuleiten. Daher sorgen in das Silikon eingelassene Kanäle dafür, dass der Schweiß nach Außen transportiert wird und nicht ins Sichtfeld laufen kann. Für alle, die auf dieses Feature verzichten möchten, ist im Lieferumfang allerdings auch ein herkömmliches Polster enthalten.
Wie man es von einem Brillen-Hersteller wie Oakley erwarten kann, haben sich die Designer auch für das Zusammenspiel aus Helm und Brille eine durchdachte Lösung einfallen lassen: Einerseits steht über den Ohren mehr als genügend Platz für die Brillenbügel zur Verfügung, andererseits sorgen ausklappbare Brillenhalter am Hinterkopf dafür, dass man seine Brille beim bergauf Fahren einfach am Helm transportieren kann. Werden die Halter nicht benötigt, sind sie eingeklappt und in den Belüftungsöffnungen kaum sichtbar. Wer sich trotzdem an den Brillenhaltern stört, kann diese auch einfach demontieren.
Damit der Helm perfekt an eine Vielzahl an Köpfen anpassbar ist, kommt ein 360° Boa Fit-Verschlusssystem zum Einsatz. Dieses funktioniert genau wie bei den meisten Helmen, allerdings wird der Kopf beim Oakley-Helm von einer feinen Textil-Schnur anstatt eines Kunststoffbands umschlossen. Selbstverständlich ist auch der Boa-Verschluss in der Höhe einstellbar: Hier stehen insgesamt 3 verschiedenen Positionen zur Verfügung. Das mit einer Rasterung versehene Visier bietet einen Verstellbereich von über 60° und ermöglicht dadurch das einfache Verstauen einer Goggle an der Vorderseite des Helms.
Auf dem Trail
Kann ein Helm ohne Polster trotzdem bequem sein? Ja, er kann! Obwohl ich anfangs skeptisch war, wie sich dieser außergewöhnliche Ansatz in der Praxis schlägt, wurden meine Bedenken bereits nach wenigen Metern zerstreut. Der Oakley DRT5-Helm sitzt auch ohne Polster sehr angenehm auf dem Kopf und es gibt keine unangenehmen Druckstellen, die einem den Trailspaß vermiesen würden. Der Boa-Verschluss lässt sich gut und präzise an den Kopf anpassen, wobei die dünne Kordel sich anfangs etwas ungewohnt anfühlt und über dem Ohr leicht einschneidet. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit fällt dies allerdings nicht weiter auf.
Insgesamt kommt die Rotationsfähigkeit des Mips-Systems beim Oakley DRT5 stärker zu tragen als bei anderen Helmen dieser Kategorie. Obwohl der Helm bombenfest und sicher auf dem Kopf sitzt, lässt sich die Helmschale gegenüber dem Innenleben deutlich verdrehen. Dies ist beim an den Kopf Greifen erstmal gewöhnungsbedürftig, soll aber genau so sein.
Nach den ersten schweißtreibenden Höhenmetern bekommt man schnell eine der Besonderheiten des DRT5 zu spüren. Das Silikon-Polster leitet den Schweiß durch seine Kanäle nach Außen ab, worauf dieser an den Wangen herunter rinnt und nicht die Brille verschmiert. Die Schweißableitung funktioniert also wirklich genau wie beworben. Allerdings machte ich mit diesem Feature früher Bekanntschaft, als ich vermutete hätte. Denn eigentlich bin ich nicht der Typ, der schnell am Kopf schwitzt und mit übermäßigem Schweißfluss im Sichtfeld zu kämpfen hat. Warum läuft mir also jetzt der Schweiß die Wangen runter? Dies hat zwei Gründe: Einerseits besteht bei der Belüftung des DRT5 durchaus noch etwas Verbesserungspotenzial. Andererseits steht eben kein Polster zur Verfügung, das Schweiß aufsaugen könnte. Jede anfallende Schweißperle wird direkt abgeleitet. Mit dem mitgelieferten, normalen Polster kam ich persönlich dementsprechend besser zurecht. Wer allerdings zu denen gehört, die am Traileingang des Öfteren Probleme mit in die Brille laufendem Schweiß haben, für den kann der DRT5 mit seinem schweißableitenden Silikon-Polster eine echte Alternative sein. Allerdings sei noch erwähnt, dass einem in den ersten Minuten nachdem man den Helm absetzt ein schönes Streifen-Muster auf der Stirn prangt. Wenn es nach dem Biken also direkt in die Kneipe geht, könnte man ein paar Lacher ernten.
Auch die integrierte Brillen-Halterung zählt zu den Alleinstellungsmerkmalen des Oakley DRT5: Die Halter am Hinterkopf lassen sich einfach öffnen, wodurch die Brille eingelegt und fixiert werden kann. Dies ist zugegebenermaßen minimal zeitaufwändiger, als die Brille einfach ins Trikot zu stecken, dafür sitzt sie am Helm jedoch auch bequemer und sicherer. Hat man die richtigen Kniffe beim Fixieren der Brille nach einigen Versuchen dann erstmal raus, will man das nützliche Feature nicht mehr missen. Die Brille hält in der Halterung sogar gut genug, um auch auf ruppigsten Trails sicher an Ort und Stelle zu bleiben, wie ich nach einem kurzen Schreckmoment glücklicherweise feststellen konnte.
Auch wenn man die Brille auf der Nase und nicht im Halter hat, weiß der Oakley-Helm zu gefallen. Durch das schmale Textilband der Weitenverstellung steht hier mehr als genug Platz für die Brillenbügel zur Verfügung. Alle von uns ausprobierten Brillen harmonierten perfekt mit dem DRT5. Auch wer lieber mit Goggle unterwegs ist, wird mit dem funktionalen Helm glücklich: Dank des großzügig verstellbaren Visiers findet auch eine Goggle an der Front des Helms Platz, wenn sie nicht benötigt wird.
Im Vergleich
Im Vergleich mit der Konkurrenz kann der Oakley DRT5 vor allem mit seinen zahlreichen und durchdachten Features punkten. Hier hat der schicke Helm dem Troy Lee Designs A2 und dem Poc Tectal einiges voraus. Allerdings ist der Helm dafür auch nicht so gut belüftet.
In puncto Tragekomfort würden wir den Oakley DRT5 etwas unterhalb des Troy Lee Designs A2 und ungefähr auf dem Niveau des Poc Tectals einordnen. Allerdings kommt es speziell bei diesem Helm aufgrund der fehlenden Polsterung noch stärker darauf an, ob der Deckel auf den Topf passt.
Fazit – Oakley DRT5
Mit dem Oakley DRT5 ist den Brillen-Experten ein mehr als gelungener Start ins Mountainbike-Helm-Segment gelungen. Der schicke Helm kann vor allem mit seinen zahlreichen Features wie dem Brillenhalter und der Schweißableitung punkten. Schwächen offenbart der Helm hingegen bei der Belüftung. Außerdem ist das polsterlose Design sicherlich nicht jedermanns Sache. Wer allerdings einen absolut hochwertig verarbeiteten Helm sucht, der mit vielen schlauen Lösungen und einer sehr ansprechenden Optik auftrumpfen kann, ist gut beraten, sich den Oakley DRT5 mal genauer anzuschauen.
Pro / Contra
Pro
- integrierte Brillen-Halterung
- schweißableitende Silikon-Polster
- großzügig verstellbares Visier
Contra
- relativ warm
- polsterloses Design nicht für jeden geeignet
Preisvergleich Oakley DRT5
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweise darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unseren Helmtests haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes der 13 Modelle sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.
Wie gefallen euch die durchdachten Features des Oakely DRT5-Helms?
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