Orbea Gain M20 IX im Test Endlich ein Allroad, was den Namen verdient!

Orbea Gain M20 IX im Test: Spanien gilt als Land der Rennrad-Fans. Zeit genug, diese Gene auch auf die Forst- und Waldwege zu übertragen. Ideal für diesen Zweck: das Orbea Gain M20 IX. Dieses E-Gravel-Bike setzt mit seinen nur gut 12 Kilogramm neue Maßstäbe. Möglich macht dies ein Motor-System von Ebikemotion, genauer gesagt der X35-Nabenmotor in Paarung mit einem schlanken 248-Wh-Akku im Inneren des Unterrohrs. Auf die Entnahme des Akkus wird hier bewusst verzichtet, denn hier kann man richtig Gewicht sparen. Wie sich das Orbea Gain M20 IX im Test auf dem Trail und dem Asphalt verhält, erfahrt ihr in unserem Test.
Titelbild

Steckbrief: Orbea Gain M20 IX

EinsatzbereichCross-Country, Trail
Laufradgröße29ʺ
RahmenmaterialCarbon
MotorSonstiger
Akkukapazität248 Wh
RahmengrößenXS, S, M, L, XL (im Test: M)
Websitewww.orbea.com
Preis: 4.899 Euro

Orbea zählt mittlerweile zu den großen Playern in Sachen Fahrrad. Sportliche Rennräder und Mountainbikes gehören ebenso zum Repertoire wie potente E-Mountainbikes. Kleines Beispiel: Orbea holte aus dem Stand in der Kategorie „Innovativste Marke“ den zweiten Platz bei den eMTB-News User Awards 2021. Genau diesem Anspruch will Orbea auch mit dem 12,5 Kilogramm leichten Gain gerecht werden, denn E-Gravel-Bikes gehören aktuell noch nicht zu den Innovationen des Herstellers.

Das Orbea Gain M20 IX kommt mit einem modern geshapten Carbon-Rahmen daher, der eine auffallend schlanke Silhouette besitzt. Möglich macht dies das Ebikemotion X35 Plus Motor-System, welches auf einen Naben-Motor gekoppelt mit einem 248-Wh-Akku setzt. Selbiger ist fest im Carbon-Rahmen montiert und kann zum Aufladen, für Transport oder Lagerung nicht aus dem E-Bike entnommen werden. Besonders gut gefällt uns bei Orbea die Option der Individualisierung, denn mit dem hauseigenen Konfigurator MyO kann man dem Orbea Gain eine eigene Farbe geben und diverse optionale und aufpreispflichtige Upgrades bestellen. Bei unserem Testrad haben wir die Fulcrum-Laufräder gegen OC2 Carbon-Laufräder getauscht (Aufpreis: 399 €). Allein die Farbauswahl macht Orbea für jede*n Individualist*in interessant.

Erhältlich ist das Orbea Gain in dutzenden Varianten, von denen zwei als Gravel-Bike konzipiert sind  – das von uns getestete Modell wechselt für 4.899 € den Besitzer – zzgl. dem Laufrad-Upgrade von 399 €.

Orbea Gain M20 IX – 12,5 Kilogramm leichtes E-Gravel-Bike, welches man beim Kauf sogar farblich abstimmen kann
# Orbea Gain M20 IX – 12,5 Kilogramm leichtes E-Gravel-Bike, welches man beim Kauf sogar farblich abstimmen kann - Motor: Ebikemotion X35 Plus | Akkukapazität: 248 Wh | Gewicht: 12,5 kg (L) | Preis: 4.899 € (UVP) – Foto zeigt optinales Zubehör (Laufräder aus Carbon 399 € Aufpreis)
Diashow: Orbea Gain M20 IX im Test: Gravel können die Basken!
Raffiniert, aber etwas sensibel ist die Auslegung des Tachohalters mit darunter liegendem Frontlicht.
Fließender Wechsel vom Gelände auf die Straße.
Das Orbea E-Gravel-Bike fühlt sich auf der Straße deutlich wohler, womit es eher auf Racing ausgelegt ist.
Das geringe Gewicht macht sich beim Antritt extrem positiv bemerkbar, da die 25-km/h-Schallmauer schnell überschritten ist.
11 Gänge stehen zur Verfügung
Diashow starten »

Geometrie

Das Orbea Gain 2021 ist in 5 Größen von S bis XL erhältlich. Dabei geben die Bask*innen der Sitzposition mit Stack-to-Reach-Werten zwischen 1,43 in der kleinsten Rahmenhöhe und 1,52 beim XL-Rennrad eher einen Endurance-Charakter. Der Sprung von den mittleren Rahmenhöhen zur kleinsten und größten fällt jeweils ziemlich groß aus. Mit anderen Worten: Wer zwischen XS und S liegt, hat eine schwerere Entscheidung zu treffen als zwischen S und M.

Erhältliche Rahmengrößen: XS, S, M, L, XL
Gewicht: 12,5 kg (Rahmengröße L)

Rahmengröße XS S M L XL
Laufradgröße 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C
Reach 366 mm 377 mm 388 mm 399 mm 410 mm
Stack 525 mm 550 mm 575 mm 600 mm 625 mm
STR 1,43 1,46 1,48 1,50 1,52
Lenkwinkel 71° 71,5° 72° 72° 72,5°
Sitzwinkel, effektiv 75° 74,5° 74,5° 74° 74°
Oberrohr (horiz.) 507 mm 530 mm 547 mm 571 mm 589 mm
Steuerrohr 95 mm 120 mm 146 mm 172 mm 796 mm
Sitzrohr 455 mm 485 mm 515 mm 545 mm 575 mm
Überstandshöhe 708 mm 785,7 mm 819,5 mm 839 mm 872,7 mm
Kettenstreben 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm
Radstand 986 mm 1.000 mm 1.021 mm 1.040 mm 1.048 mm
Einbauhöhe Gabel 400 mm 400 mm 400 mm 400 mm 400 mm
Gabel-Offset 50 mm 50 mm 50 mm 50 mm 50 mm

Ausstattung

Orbea bietet das Gain in zwei Versionen als E-Gravel-Bike an. Das von uns getestet Orbea Gain M20 IX kostet 4.899 € (UVP) und verfügt über eine für das Graveln sinnvoll angepasste Ausstattung. Optisch setzt das Gain auf vollkommene Integration und ein sehr cleanes Design. Gebremst und geschaltet wird mit der GRX-Serie von Shimano. Weil wir Aero-Laufräder einfach lieben, haben wir in unser Testrad die hochprofiligen Carbon-Laufräder OC2 montieren lassen. Diese Laufräder sind ein kostenpflichtiges Update (399 €), stehen dem Orbea Gain aber überaus gut. Bereift sind die 42 mm hohen Felgen mit Schwalbe G-One-Reifen, die aktuell in vielerlei Hinsicht den Standard im Gravel-Bereich definieren.

  • Federgabel keine
  • Besonderheiten Nabenmotor im Hinterrad
  • Schaltung Shimano RX812 GS
  • Bremsen Shimano ST-RX810
  • Motor Ebikemotion X35 Plus
  • Akku/Kapazität Ebikemotion / 248 Wh
  • Display Ebikemotion Pulsar One monochrome
  • Laufräder OC2 Carbon 42 (optional erhältlich, Aufpreis 399,- €)
  • Reifen Schwalbe G-One Bite mit 40 mm Breite
  • www.orbea.com

FrameRahmenCarbon-Rahmen mit Carbon-Gabel / Orbea Gain Carbon OMR monocoque structure
ShifterSchalthebelShimano ST-RX810
DerailleurSchaltwerkShimano RX812 GS
CassetteKassette Shimano CS-M8000 11-40t 11-Speed
CranksKurbel Shimano GRX RX810 40t
BrakesBremse Shimano ST-RX810
WheelsLaufräderFULCRUM E-Racing 900
TiresReifen Schwalbe G-ONE Bite
SeatSattel Selle Royal Asphalt GR
SeatpostSattelstütze OC2 Carbon
MotorMotorEbikemotion X35 Plus
DisplayDisplayEbikemotion Pulsar One
BatteryAkku / KapazitätEbikemotion 36V/6.9A / 248 Wh
max. TorqueMax. Drehmoment40 Nm
WeightGewicht12,5 kg (L)
Price (RRP)Preis (UVP)4.899 €

Das Orbea Gain verfügt über einen ansprechend gestalteten Rahmen mit allerlei smarten Finessen
# Das Orbea Gain verfügt über einen ansprechend gestalteten Rahmen mit allerlei smarten Finessen
Der filigrane „Gain“-Schriftzug auf dem Oberrohr.
# Der filigrane „Gain“-Schriftzug auf dem Oberrohr.
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Sämtliche Kabel und Züge wurden unter dem Vorbau ins Innere des Rahmen geführt und ergeben in Kombination mit dem Systemvorbau ein cleane Optik
# Sämtliche Kabel und Züge wurden unter dem Vorbau ins Innere des Rahmen geführt und ergeben in Kombination mit dem Systemvorbau ein cleane Optik
Fließende Übergänge soweit das Auge reicht – dazu ein kleines Rücklicht an der Sattelklemmung, das die Sichtbarkeit im Verkehr erhöht
# Fließende Übergänge soweit das Auge reicht – dazu ein kleines Rücklicht an der Sattelklemmung, das die Sichtbarkeit im Verkehr erhöht

Orbea Test-11
# Orbea Test-11

Gebremst und geschaltet wird mit ...
# Gebremst und geschaltet wird mit ...
... einer Shimano GRX-Gruppe
# ... einer Shimano GRX-Gruppe

11 Gänge stehen zur Verfügung
# 11 Gänge stehen zur Verfügung

Sicherheit geht vor: In der Display-Halterung ist ein kleines Tagfahrlicht integriert und in ...
# Sicherheit geht vor: In der Display-Halterung ist ein kleines Tagfahrlicht integriert und in ...
... der Sattelschelle leuchtet ein kleines Rücklicht – starke Idee!
# ... der Sattelschelle leuchtet ein kleines Rücklicht – starke Idee!

Auch dieses Modell setzt auf Schwalbe G-One Bite-Reifen
# Auch dieses Modell setzt auf Schwalbe G-One Bite-Reifen

Matschig darf es nicht werden, denn an Vorderrad ...
# Matschig darf es nicht werden, denn an Vorderrad ...
... und Hinterrad ist die Reifenfreiheit sehr begrenzt
# ... und Hinterrad ist die Reifenfreiheit sehr begrenzt

Motor & Akku

Im Orbea Gain kommt das kompakte Motor-System Ebikemotion X35 Plus zum Einsatz. Dahinter steckt der deutsche Autozulieferer Mahle, der auch den Specialized SL 1.1 Motor entwickelt und fertigt. Der Ebikemotion X35 Plus-Motor gibt eine Leistung von 250 Watt mit einem maximalen Drehmoment von 40 Nm ab. Das gesamte System aus Motor, dem 248-Wh-Akku und Steuerung wiegt, laut Ebikemotion, schlanke 3,5 kg.

  • Motor: Ebikemotion X35 Plus
  • Akku: 248 Wh
  • Leistung: max. 250 Watt
  • Max. Drehmoment: 40 Nm
  • Display: Ebikemotion Pulsar One
Der Ebikemotion X35 Plus ist ein Nabenmotor, welcher im Hinterrad sitzt
# Der Ebikemotion X35 Plus ist ein Nabenmotor, welcher im Hinterrad sitzt - 40 Nm maximales Drehmoment reichen bei einem derart leichten E-Gravel-Bike vollkommen aus
Der Button im Oberrohr hat viele Funktionen
# Der Button im Oberrohr hat viele Funktionen - Er schaltet das Bike an und aus, außerdem wird die Unterstützungsstufe gewählt sowie per farbiger LED auch angezeigt.
Die Display-Halterung verfügt über ein kleines Licht
# Die Display-Halterung verfügt über ein kleines Licht
Das Display sitzt mittig vor dem Lenker und lässt sich sehr gut ablesen
# Das Display sitzt mittig vor dem Lenker und lässt sich sehr gut ablesen - 26 Kilometer Restreichweite nach bereits 121 gefahrenen Kilometern – im Flachen kein Problem für das Gain.
Im Unterrohr des Carbon-Rahmens sitzt ein Akku mit 248 Wh Kapazität
# Im Unterrohr des Carbon-Rahmens sitzt ein Akku mit 248 Wh Kapazität - dieser Akku kann nicht entnommen werden

Leistungsdaten des Mahle X35-Systems:

  • Motor Hinterradnabe / 36 V/250 W
  • Max. Drehmoment 40 Nm
  • Gewicht Motor 2,1 kg
  • Akku Standard fest verbaut im Unterrohr 250 W/36 V
  • Systemgewicht 3,5 kg
  • Bedienung über App, Radcomputer oder Schalter im Oberrohr

Orbea Gain M20 IX – auf dem Trail

Fahrverhalten in einem Wort? Vermutlich würden wir „agil“ sagen!

Tatsächlich waren wir beim Orbea am meisten gespannt auf die Graveltouren – immerhin handelt sich am Ende um ein waschechtes Rennrad, welchem die Spanier*innen lediglich dickere und profilierte Reifen spendiert haben. Vorausschauend haben wir das Gain für den Test eine Rahmennummer kleiner und mit einem erhöhten Lenker bestellt.

Es zeigt sich auch ziemlich schnell, dass wir von der aufrechteren Sitzposition profitieren und wie erwartet mehr Kontrolle im Gelände haben. Die Geometrie ermöglicht ein ausgeglichenes Fahrverhalten, das Gain schlägt sich hier weder auf die träge noch auf die nervöse Seite. Würde man das Fahrverhalten mit einem Wort beschreiben müssen, wäre agil vermutlich unser Favorit. Besonders im Antritt macht sich das für ein E-Bike äußerst geringe Gewicht bemerkbar – das Gain hängt dabei dermaßen direkt an den Schuhen, dass der erst mit merklicher Verzögerung zuschaltende Motor kaum die Gelegenheit hat, uns bis zum Erreichen der 25-km/h-Grenze zu unterstützen. Mehr dazu weiter unten.

Die Front ist kompromisslos direkt ausgelegt, wodurch Geländefahrten anspruchsvoll werden.
# Die Front ist kompromisslos direkt ausgelegt, wodurch Geländefahrten anspruchsvoll werden.

Im angestammten Gravel-Terrain lässt es sich mit dem Gain souverän arbeiten: in Anstiegen hilft der Ebikemotion X35-Antrieb, die Geschwindigkeit zu halten, im Flachen ist man nicht nur auf der Straße, sondern auch auf geschotterten Wegen meist schneller als 25 km/h. Wird es allerdings im Anstieg zu steil, geht dem Motor schneller die Kraft aus, als man das von den verbreiteten Mittelmotor-Systemen gewohnt ist. Andererseits sorgt das Gewicht des Motors an der Hinterradachse für ein kleines bisschen mehr Grip, gerade wenn man im Wiegetritt weit nach vorn gebeugt ist. Bergab rollt das Orbea auf Schotterstraßen trotz steilem Lenkwinkels sauber wie auf Schienen, der für ein Rennrad eher lange Radstand sorgt für die notwendige Stabilität.

Die Shimano GRX-Schaltung ist über jegliche Zweifel erhaben und liefert solide Schaltperformance, ganz egal bei welchem Wetter und Untergrund. Die GRX-Bremsen haben ihre Qualität auch bereits vielfach unter Beweis stellen können und sorgen auch im gesamten Testzeitraum für perfekte und quietschfreie Verzögerung bei jedem Wetter.

In Steigungen fehlt es dem 40 Nm starken X35-Hecknabenmotor im Vergleich zu den klassischen Mittelmotoren etwas an Leistung.
# In Steigungen fehlt es dem 40 Nm starken X35-Hecknabenmotor im Vergleich zu den klassischen Mittelmotoren etwas an Leistung.
Der Ebikemotion X35-Antrieb in der Hinterradachse sorgt im Wiegetritt mit seinem Gewicht für erhöhte Traktion auf dem Hinterrad.
# Der Ebikemotion X35-Antrieb in der Hinterradachse sorgt im Wiegetritt mit seinem Gewicht für erhöhte Traktion auf dem Hinterrad.

Biegt man auf die etwas anspruchsvolleren Trails ab, kann man die Grenzen des Bikes dann aber doch recht schnell ausloten. Die verhältnismäßig wenig profilierten Reifen kommen dann erwartungsgemäß an ihre Grip-Grenzen, die in engen, druckvoll gefahrenen Kurven schon mal zu rutschen beginnen. Hier ist also entweder Vorsicht oder die Montage von Reifen mit mehr Profil angesagt. Das Gain hat Platz für 40 mm breite Reifen – hier bietet der Markt durchaus schon Kandidaten mit ordentlich Grip.

Was man auf diesem Bike im härteren Terrain fast noch mehr vermisst, ist Komfort – vor allem an der Front. Auf unruhigen Strecken wird jede noch so kleine Unebenheit direkt in die Handgelenke weitergegeben. Hier sollte man wissen, worauf man sich einlässt. Der Hinterbau ist uns glücklicherweise etwas gutmütiger gesonnen. Am Ende des Tages sollte man sich aber vor Augen halten, dass Trails nicht das natürliche Einsatzgebiet des Orbea Gain sind.

Will man die Unterstützungsstufe ändern, sollte man sicherstellen, dass der Untergrund halbwegs eben ist: Ohne eine Hand vom Lenker zu nehmen, ist das nämlich nicht möglich. Das Durchschalten der Stufen klappt entweder mit dem Taster auf dem Oberrohr oder mit dem mitgelieferten Bike-Computer, welcher mittig vor dem Lenker in der vollintegrierten Halterung samt Frontlicht sitzt.

Kurven im leichten Gelände wollen mit den schwach profilierten Schwalbe G-One Bite-Reifen demütig befahren werden.
# Kurven im leichten Gelände wollen mit den schwach profilierten Schwalbe G-One Bite-Reifen demütig befahren werden.
Das geringe Gewicht macht sich beim Antritt extrem positiv bemerkbar, da die 25-km/h-Schallmauer schnell überschritten ist.
# Das geringe Gewicht macht sich beim Antritt extrem positiv bemerkbar, da die 25-km/h-Schallmauer schnell überschritten ist.
Fließender Wechsel vom Gelände auf die Straße.
# Fließender Wechsel vom Gelände auf die Straße.

Orbea Gain M20 IX – auf Asphalt

Allroad ist für das Gain nicht nur ein Marketing-Wort, sondern gelebte Realität.

Auf der Straße zeigt das Gain, wo es eigentlich zu Hause ist. Direkt im Fahrverhalten, ohne dabei den Komfort aus den Augen zu verlieren – so lässt sich das Gain auf Asphalt in einem Satz zusammenfassen. Race-Feeling wird mit dem Gain natürlich nicht aufkommen, dafür sorgt allein schon das Gewicht. Dieses ist auf der einen Seite für ein E-Bike erstaunlich niedrig, es sind aber eben doch ein paar Kilogramm mehr, als man von einem waschechten Rennrad gewohnt ist. Auch ohne Motorunterstützung beschleunigen wir das Gain schnell auf Reisegeschwindigkeit.

Die Sitzposition auf der waschechten Rennrad-Geometrie haben wir mit der Option eines leicht erhöhten Lenkers sowie der Wahl auf die nächstkleinere Rahmengröße etwas aufrechter gestaltet – was für mehr Sicherheit im Gelände sorgt, bringt natürlich mehr Luftwiderstand auf der Straße. Aber keine Angst: Das Gain lässt sich auch ohne Aero-Optimierungen und den breiten G-One-Gravelreifen locker nördlich der 30-km/h-Marke fahren.

Das Orbea E-Gravel-Bike fühlt sich auf der Straße deutlich wohler, womit es eher auf Racing ausgelegt ist.
# Das Orbea E-Gravel-Bike fühlt sich auf der Straße deutlich wohler, womit es eher auf Racing ausgelegt ist.

Die Reifen gleichen das sonst recht straffe Fahrwerk aus, gerade an der Front profitiert man vom gestiegenen Komfort. Das Gain ist durch den Motor ziemlich hecklastig, was sich in engen Kurven durchaus bemerkbar macht, auf der Geraden aber naturgemäß keine große Rolle spielt.

Einen Vorteil der dickeren Reifen kann das Gain auf Straßensegmenten mit schlechtem Erhaltungszustand ausspielen: Wo andere Leute mit dünnen Reifen automatisch vorsichtiger fahren, können wir einfach drüberzimmern, ohne Angst um die wertvollen Carbon-Laufräder zu haben. Allroad ist für das Gain so nicht nur ein Marketing-Wort, sondern gelebte Realität.

Am Anstieg schaltet sich der Motor recht natürlich zu und unterstützt uns fortan beim Überwinden der vor uns liegenden Höhenmeter. Wer moderne Mittelmotoren wie die von Bosch oder Shimano gewohnt ist, muss sich aber erstmal kurz an das neue Verhalten anpassen: Die Kraftzuschaltung ist natürlich, sie setzt allerdings mit einem Moment Verzögerung ein. Hier muss man etwas aufpassen, gerade zum Anfang ist das ungewohnt und sorgt für einen kurzen Schreck – zumindest wenn man sonst ein anderes Motorsystem fährt.

Ein motorunterstütztes Beschleunigungswunder ist das Gain durch das recht geringe Drehmoment allerdings nicht – es kann aber durch das geringe Gewicht trotzdem auch beim Ampelhüpfen in der Stadt profitieren.

Das sehr niedrige Gewicht des Gesamtsystems erkauft man sich auf der einen Seite mit dem kleineren Motor und auf der anderen Seite mit einem ebenfalls kleineren Akku. Dadurch ist natürlich das Drehmoment des Antriebs nicht auf dem Niveau der starken Mittelmotoren – an steileren Anstiegen ist deutlich mehr Zuarbeit notwendig. Der kleinere Akku ist zum Glück nicht zwingend gleichbedeutend mit weniger Reichweite, denn der kleine Nabenmotor zieht weniger Strom als seine großen Schwestern. So ist das Orbea Gain auch auf Touren jenseits der 100 km ein guter Begleiter.

Die Motorunterstützung fühlt sich in Steigungen recht harmonisch an, das Ansprechverhalten ist jedoch etwas verzögert.
# Die Motorunterstützung fühlt sich in Steigungen recht harmonisch an, das Ansprechverhalten ist jedoch etwas verzögert.
Das Orbea Gain eignet sich trotz des kleinen 248-Wh-Akkus für weite Touren jenseits der 100 km.
# Das Orbea Gain eignet sich trotz des kleinen 248-Wh-Akkus für weite Touren jenseits der 100 km. - Das geringe Gesamtgewicht gepaart mit dem leistungsoptimierten Ebikemotion X35-Antrieb sorgt für entsprechende Effizienz.

Das ist uns aufgefallen

  • Korrosion an Ladekontakten: Die Ladebuchse befindet sich am Tretlager, im nicht benutzten Zustand wird diese durch eine Gummilippe abgedeckt. Leider ist diese nicht 100 % dicht, sodass nach längerer Regenfahrt doch ein, zwei Tropfen Wasser den Weg nach innen finden und die Kontakte leicht korrodieren lassen. Durch die Einbauposition kann Wasser nicht ablaufen, sondern muss verdunsten – gerade bei niedrigen Temperaturen kann das dauern … Die Funktion des Ladeports ist nicht eingeschränkt, schön sieht es aber trotzdem nicht aus.
  • Tachohalter/Frontlicht: Das integrierte Frontlicht samt Tachohalter ist an der Vorbauklemmung angeschraubt. Als wir das Gain aus dem Karton auspackten, war die Halterung aus Kunststoff gebrochen. Dieses Bauteil befindet sich an exponierter Stelle und dürfte ein Kandidat für häufige Defekte sein. Orbea schickte uns umgehend Ersatz für das abgebrochene Frontlicht.
  • Leiser Motor: Der Ebikemotion X35 ist beim Fahren fast nicht zu hören, zusammen mit der unauffälligen Einbauposition an der Hinterradnabe ist das Orbea Gain so auf den ersten Blick nicht als E-Bike zu erkennen. Gut gemacht!
Raffiniert, aber etwas sensibel ist die Auslegung des Tachohalters mit darunter liegendem Frontlicht.
# Raffiniert, aber etwas sensibel ist die Auslegung des Tachohalters mit darunter liegendem Frontlicht.
Leise und optisch unauffällig ist der 40 Nm starke Hecknabenmotor.
# Leise und optisch unauffällig ist der 40 Nm starke Hecknabenmotor.

Fazit: Orbea Gain M20 IX

Das Orbea Gain ist und bleibt in erster Linie ein E-Rennrad, welches mit einigen Upgrades in Richtung Gravel getrimmt ist. Das E-Bike funktioniert auf der Straße erwartungsgemäß sehr gut und begleitet uns auf kurzen wie langen Asphalt-Touren unauffällig und agil. Auch am vielerorts schlechten Straßenzustand stört sich das Gain nicht – im Gegenteil, hier kann es die Vorteile der dicken Reifen voll ausspielen. „Allroad“ wäre hier nicht nur Marketing-Sprech, sondern gilt für das Orbea Gain im Wortsinn! Die Geländeeignung beschränkt sich dagegen auf technisch leichtere Strecken. Mehr als das klassische Gravel-Terrain aus geschotterten und verdichteten Forststraßen möchte man sich auf dem Orbea Gain nicht für längere Zeit zumuten – hier fehlt am Ende dann doch der notwendige Komfort.

Artikelbild

Pro / Contra

Stärken

  • eines der leichtesten E-Gravel-Bikes
  • Beleuchtung integriert
  • überzeugendes Design, viel Liebe zum Detail

Schwächen

  • Motor schaltet mit Verzögerung zu
Orbea Gain M20 IX – absoluter Allrounder
# Orbea Gain M20 IX – absoluter Allrounder

Wie gefällt dir das Orbea Gain M20 IX? Käme der Nabenmotor für dich infrage?


Hier findest du weitere E-Gravel-Bikes im Test auf eMTB-News:


Testablauf

Unsere Testrunden haben alles, was ein E-Gravel-Bike braucht:

  • enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
  • flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
  • kurvige, flowige Downhills
  • lange Schotterpisten bergauf und bergab
  • ausgiebige Sektionen auf Straßen – Asphalt, Kopfsteinpflaster, Beton

Jedes E-Gravel-Bike wurde mehrfach auf dieser Runde gefahren und im Anschluss sorgfältig beurteilt.

Hier haben wir das Orbea Gain M20 IX getestet

  • Land Brandenburg, Deutschland: Hier gibt es das, was man als Gravel-Paradies bezeichnen könnte: Forst- und Feldwege – befestigt und unbefestigt. Überwiegend ebenes Terrain, welches hin und wieder einen kurzen, durchaus aber auch mal steilen Anstieg bietet. Unbefestigt bedeutet fast immer losen, sandigen Boden.

Tester-Profil: Marcus Jaschen
50 cm79 kg89 cm60 cm183 cm
Marcus fährt Fahrräder jeglicher Bauart, neben dem Mountainbike werden auch Gravelbike und Rennrad gern durch die Gegend gescheucht. Bergauf ist ihm normalerweise lieber als bergab ?
Fahrstil
Gemäßigt, wählt im Falle des Falles eher Sicherheit denn Risiko, sehr gern auch bergauf und auch mal längere Strecken.
Ich fahre hauptsächlich
Touren
Vorlieben beim Fahrwerk
Lieber weniger Federweg, möglichst direkt im Vortrieb
Vorlieben bei der Geometrie
Eher gestreckt als zu aufrecht, zentral auf dem Bike

14 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Wenn solche Details von Interesse sind, kann man innerhalb weniger Sekunden
    Ist das so ?
    Auf dem Foto liegt das Tretlager direkt neben der Achse Unterrohr, also anders als in der schematischen Darstellung.
    Orbea77.jpg
  2. In Bildchen herum malen, aber zu faul sich die Infos selber zu suchen.

    Dann viel Spass beim weiter diskutieren.

  3. Du solltest bevor du schreibst, einfach mal überlegen, ...wenn es geht.
    Ich benötige keine Infos, also suche ich auch nicht danach.
    Meine illustrierten Anmerkungen hatten jeweils einen konkreten Bezug.

  4. Du solltest bevor du schreibst, einfach mal überlegen, ...wenn es geht.
    Ich benötige keine Infos, also suche ich auch nicht danach.
    Meine illustrierten Anmerkungen hatten jeweils einen konkreten Bezug.
    Könnte man zu dir auch sagen - weil:
    Kein Hersteller der Welt wird wohl den Rahmen um den Akku rum laminierten - Sprich er muss ja irgendwie rein gekommen sein, als geht er auch wieder raus ;-)
  5. Könnte man zu dir auch sagen - weil:
    Nein, ...weil ich nicht -auch nur ansatzweise- etwas in dieser Richtung gedacht oder geschrieben habe.
Was meinst du?

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