Pannensprays im Test: Infos und Preise
Pannensprays versprechen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Sie pumpen unseren Reifen wieder auf und beheben gleichzeitig die Undichtigkeit. Dazu setzen sie auf eine Mischung aus CO2-Kartusche und extrem schnell reagierender, schaumförmiger Reifendichtmilch. Einfach das Spray an das Ventil, den Knopf drücken, den Reifen etwas drehen und schütteln – und weiter geht die wilde Fahrt! Klingt zu gut, um wahr zu sein? Wir haben uns vier handelsübliche Pannensprays für den Mountainbike-Gebrauch von Vittoria, Zefal, GÜP und Tip Top geschnappt und sie auf Herz und Nieren geprüft. Dazu haben wir sie im Verlauf einer Saison nicht nur bei Testevents und Enduro-Rennen im Gepäck oder am Rad gehabt, sondern haben sie auch in der Werkstatt unter vergleichbaren Bedingungen gegeneinander antreten lassen.
Vittoria Pit Stop Super Magnum | Zefal Repair Spray | GÜP Kwiki | Tip Top Pannenspray | |
---|---|---|---|---|
Preis (UVP) | 10.9 | 8.95 | 10.9 | 7.95 |
Schließt Löcher bis (Herstellerangaben): | keine Angabe | max. zirka 2 mm | max. 1–2 mm | keine Angabe |
Volumen | 100 ml | 100 ml | 125 ml | 75 ml |
Abmaße (H x B x L) | 173 x 38 x 38 mm | 145 x 45 x 65 mm | 160 x 45 x 45 mm | 153 x 35 x 35 mm |
Werkstatt-Vergleich
Nicht nur auf dem Trail, sondern auch in der Werkstatt mussten sich die Pannensprays beweisen. Hier mussten sie Löcher mit einer identischen Größe möglichst gut verschließen. Der Fahrradladen Rad-Art in Ilmenau war freundlich genug, uns dafür seine geräumige und gut ausgestattete Werkstatt zur Verfügung zu stellen. Zwei der Sprays sollen Löcher bis 2 mm Größe verschließen – da diese jedoch im Test schon von ganz regulärer Tubeless-Milch abgedichtet wurden, sind wir nach einigen Versuchen direkt zu einem 5,5 mm langen Schnitt übergegangen. Dies entspricht ungefähr einem durchschnittlichen Snakebite, dem vermutlich häufigsten Grund für Platten am Mountainbike. Die Dichtheit wurde bei 2 bar Luftdruck überprüft. Der Werkstatt-Test dient jedoch vor allem Vergleichszwecken und kann den parallel durchgeführten Test im realen Einsatz auf dem Trail nicht ersetzen. Löcher, die in der kontrollierten Umgebung der Werkstatt sicher verschlossen werden, können sich durch das ständige Walken des Reifens bei der Fahrt im Gelände schnell wieder öffnen.
Zefal Repair Spray | Vittoria Pit Stop Super Magnum | TipTop Pannenspray | GÜP Kwiki | |
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5,5 mm | nicht dicht | nicht dicht | dicht | dicht (benötigt Technik) |
Vittoria Pit Stop Super Magnum
Als das Vittoria Pit Stop Super Magnum benannt wurde, hatte wohl jemand in der Marketing-Abteilung einen richtig guten Tag – oder war extrem überzeugt von dem Produkt! Das Spray kommt in der üblichen 100 ml Dose und hat einen geraden Sprühkopf, den man einfach auf das Ventil drücken muss, um den Reifen aufzupumpen. Eine Besonderheit des Vittoria-Sprays ist, dass das Dichtmittel schnell flüssig wird und dies auch bis zu drei Monate bleiben soll.
- Abmaße 173 x 38 x 38 mm
- Volumen 100 ml
- Preis 10,90 € (UVP)
Wie bei allen Sprays gilt, dass man vor der Anwendung möglichst die ganze Luft aus dem Reifen lassen sollte – sonst kann das Dichtmittel nicht hineingesprüht werden. Leider handelt es sich beim Sprühkopf um einen günstigen Plastik-Adapter, der nicht sehr fest sitzt. Dadurch kann insbesondere bei etwas verklebten Tubeless-Ventilen sehr viel Schaum daneben gehen – eine Sauerei ist hier vorprogrammiert. Doch auch mit freiem Ventil muss man sich ganz schön Mühe geben, das Vittoria-Spray in den Reifen zu bekommen. Dort wird es tatsächlich bereits nach wenigen Minuten zu regulärer Dichtmilch und schwappt flüssig im Inneren herum. Kleine Löcher werden so zuverlässig verschlossen – bei unserem 5,5 mm Test-Riss hat das Spray allerdings versagt. Wer sich unterwegs eine kleine Dorne in den Reifen fährt oder feststellen muss, dass die reguläre Dichtmilch eingetrocknet ist, der fährt mit dem Vittoria Pit Stop Super Magnum jedoch genau richtig!
Zefal Repair Spray
Das Zefal Repair Spray kommt als einziges Pannenspray mit praktischem Schlauch, der dank Gewindestück sicher auf das Ventil geschraubt werden kann. Leider ist es dadurch allerdings auch um einiges voluminöser als die Konkurrenz im Test und passt eher in einen Rucksack als in die Hosentasche. Das Spray ist nicht speziell für den Einsatz mit Tubeless-Reifen entwickelt und soll laut Hersteller nach einige Zeit eintrocknen und seine dichtende Wirkung verlieren. Zefal gibt an, dass es Löcher bis zu 2 mm Größe zuverlässig verschließt.
- Abmaße 145 x 45 x 65 mm
- Gewicht 110 g
- Volumen 100 ml
- Preis 8,95 € (UVP)
Zur Benutzung muss man den Schlauch des Zefal Repair Sprays einfach handfest auf das Ventil drehen und den Knopf auf der Oberseite der Dose drücken. Dieser ist allerdings ziemlich schwergängig, wodurch man ganz schön fest zudrücken muss, um das Spray in den Reifen schießen zu lassen. Dank des Gewindes tritt nur eine winzige Menge Schaum am Ventil aus – der Rest landet wie gewollt sicher im Reifen. Das macht die Benutzung des Zefal Repair Sprays zu einer vergleichsweise sauberen Angelegenheit. Leider war nach einigen Versuchen unser Reifen zwar voller Schaum, der sich auch sehr gleichmäßig im Reifen verteilte, der 5,5 mm Test-Riss jedoch nicht abgedichtet. Hier muss man jedoch ganz klar relativieren, dass sich das Spray nicht an Tubeless-Reifen richtet und nur kleine Löcher verschließen soll. Deshalb eignet es sich am besten als Notfall-Alternative, wenn man im Bike-Urlaub einen Schlauch einziehen muss oder die Milch eintrocknet.
GÜP Kwiki
Das GÜP Kwiki gehört zu den teureren Sprays im Test. Dafür soll es nicht nur umweltfreundlich sein, sondern auch mit Schläuchen, schlauchlosen Reifen und Schlauchreifen problemlos funktionieren. Laut GÜP soll es Löcher bis 2 mm Größe verschließen, mit Presta- und Schrader-Ventilen funktionieren und einen 29″ x 2,4″ Reifen auf zirka 2 bar aufpumpen – mit 125 ml hat es auch das größte Volumen. Um auf einen Rucksack verzichten zu können, bietet GÜP für 3,90 € (UVP) den The Hölster an, einen Klett-Strap mit Gummi-Halterung, der das Spray sicher am Bike befestigen soll.
- Abmaße 160 x 45 x 45 mm
- Volumen 125 ml
- Preis 10,90 € (UVP)
Der Sprühkopf des GÜP Kwiki entspricht dem des Vittoria-Sprays – zur Anwendung muss man es einfach auf das Ventil fest aufdrücken. Leider ergibt sich hier dieselbe Problematik, denn der Plastik-Adapter sitzt eher locker und lässt, wenn man wenig Übung hat, viel Schaum an der Seite vorbei. Dieser ist jedoch ungleich aggressiver und wird auf der Hand sofort zu einer extrem klebrigen und hartnäckigen Gummi-Schicht. Das Gute daran ist: Wenn der Schaum tatsächlich bis zum Loch vorkommt, dichtet er auch Risse über 2 mm problemlos ab – jedenfalls lange genug, um nach Hause zu kommen. Leider ist das Spray jedoch so aggressiv, dass es das Ventil ziemlich schnell verstopft und klebrig macht. Deshalb sollte man besonders darauf achten, dass der Reifen leer ist, und dann das Spray in einem Rutsch schnell hereinschießen lassen. Bei Löchern, die genau gegenüber dem Ventil lagen, hatten wir deshalb zu Beginn keine gute Erfolgsquote. Zudem trocknet der Schaum schnell aus, wodurch der Reifen nach einem Tag meist wieder platt ist. Deshalb sollte man das Loch nach der Fahrt mit einem Flicken verschließen, den Reifen von innen auswischen und am besten das Ventil wechseln. Wer sich unterwegs etwas in den Reifen fährt oder sogar einen kleinen Snakebite hat, für den ist das GÜP Kwiki eine echte Alternative, um nicht nach Hause schieben zu müssen.
Tip Top Pannenspray
Was Zewa für Küchenpapier ist, ist Tip Top für Fahrrad-Flicken. Die Firma Rema bietet unter diesem Namen jedoch nicht nur die bekannte grüne Schachtel mit Flicken an, sondern auch ein Pannenspray. Dieses soll sich für Schläuche und Tubeless-Reifen eignen und fällt mit 75 ml Volumen eher klein aus. Dafür passt es auch leichter ins Gepäck oder ans Bike.
- Abmaße 153 x 35 x 35 mm
- Volumen 75 ml
- Preis 7,95 € (UVP)
Auch das Tip Top Pannenspray wird zur Anwendung direkt an das Ventil gedrückt, hat jedoch einen etwas stabileren Sprühkopf als die Konkurrenz. Leider hält dieser nicht viel dichter, weshalb man das Spray am besten nicht direkt auf sein Fahrrad richtet. Der Kopf hat einen Adapter, um ihn für Presta- und Schrader-Ventile verwenden zu können, der jedoch leicht herausfallen kann. Der Schaum verteilt sich gut im Reifen und erreicht das Loch bereits nach kurzer Zeit – auch mit 2 bar Druck war unser 5,5 mm Test-Riss sofort dicht und blieb dies auch. Beim Abziehen des Reifens fällt auf, dass dieser rundum mit einer Schicht Dichtmittel bedeckt ist und ungewöhnlich fest in der Felge klebt. Im Inneren wird der Schaum bereits nach wenigen Minuten zu regulärer Milch, die nicht sofort eintrocknet. Dennoch sollte man ihn nach der Fahrt säubern, den Schaden beheben und neue Milch einfüllen. Insgesamt war das Tip Top Pannenspray vergleichsweise leicht in der Handhabung und verschloss auch ungewöhnlich große Risse zuverlässig und schnell.
Fazit
Halten Pannensprays was sie versprechen? Die Antwort ist ein ganz klares Jein! Die teils angegebenen Lochgrößen im Bereich von 1 bis 2 mm sollte schon die reguläre Tubeless-Milch verschließen. In unserem Test konnten auch deutlich größere Risse abgedichtet werden – hier besteht allerdings keine Garantie, weshalb man immer noch einen Schlauch oder Reifenflicken im Gepäck haben sollte. Das Tip Top Pannenspray konnte sich mit seinem guten Sprühkopf und der soliden Dichtwirkung hervortun. Für große Löcher empfiehlt sich das GÜP Kwiki, das extrem klebrig ist und schnell reagiert. Die anderen Lösungen kamen im Test nicht über die Wirkung regulärer Dichtmilch hinaus, können diese im Notfall jedoch durchaus ersetzen.
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