POC Tectal Race Spin im Test Das schwedische Erfolgsrezept

POC Tectal Race Spin im Test: Wie kaum eine andere Marke verknüpfen die Schweden von POC dezentes Design mit hochfunktionaler Technik. Der POC Tectal Race Spin-Helm bildet hierbei keine Ausnahme. Unsere Kollegen von MTB-News haben für euch ausprobiert, wie sich der schicke Helm auf dem Trail schlägt. Hier gibt's unseren Test.
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POC Tectal Race Spin: Infos und Preise

Ganz nach dem Motto Never change a running system hat sich der POC Tectal in den letzten Jahren optisch nur geringfügig verändert. So wurde der Helm seit unserem letzten Test zwar unter anderem um rotationsdämpfende Spin-Polster und einen Goggle-Strap ergänzt. Das grundlegende Erscheinungsbild ist jedoch gleich geblieben. Insgesamt ist der POC Tectal in drei verschiedenen Varianten für Preise zwischen 200 € und 250 € erhältlich, darunter auch das auf der letztjährigen Eurobike vorgestellte und bei unserer BikeStage näher beleuchtete NFC-Modell mit integriertem Chip zur Speicherung medizinischer Daten. Wir haben für euch den 230 € teuren POC Tectal Race Spin-Helm ausprobiert.

  • Halbschalen-Helm für den Trail- und Enduro-Einsatz
  • Spin-Polster zur Reduktion der Rotationskräfte
  • Aramind-Brücken für zusätzliche Stabilität
  • 17 Belüftungsöffnungen
  • Größen XS-S / M-L / XL-XXL
  • Farben Schwarz / Weiß-Schwarz / Blau / Grün Blau-Weiß
  • Gewicht 367 g (Größe M-L)
  • www.pocsports.com
  • Preis 230 € (UVP) | Bikemarkt: Poc Tectal Race Spin kaufen
Der POC Tectal Race Spin-Helm ist in drei Größen und vier verschiedenen Farben erhältlich
# Der POC Tectal Race Spin-Helm ist in drei Größen und vier verschiedenen Farben erhältlich - preislich schlägt der Helm mit glatten 230 € zu Buche.
Diashow: POC Tectal Race Spin im Test: Das schwedische Erfolgsrezept
Der integrierte Gummi soll für einen perfekten Sitz des Gogglebands sorgen. Der angebrachte Klett-Aufkleber gehört nicht zum Helm und wurde nachträglich montiert.
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Der Drehverschluss kann zwar in der Höhe eingestellt werden, diese Einstellung verläuft jedoch äußerst schwergängig.
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Im Detail

Der POC Tectal fällt mit einer schlichten, jedoch äußerst gelungenen Formensprache auf: Das runde Design wird von den zahlreichen Belüftungsöffnungen durchbrochen, was dem Helm einen etwas schnittigeren Look verleiht. Auch das mit drei Aluminium-Schrauben fixierte und um circa drei Zentimeter verstellbare Visier fügt sich stimmig ins Gesamtbild ein. Die Verarbeitung ist absolut hochwertig und liefert keinerlei Grund zur Beanstandung.

Das Visier wird von drei Aluminium-Schrauben fixiert.
# Das Visier wird von drei Aluminium-Schrauben fixiert.

Um den bestmöglichen Schutz im Sturzfall zu gewährleisten, setzt der POC Tectal auf die sogenannten Spin-Polster, die (wie das ähnliche MIPS-System) die auf das Gehirn wirkenden Rotationskräfte reduzieren sollen. Weiterhin sollen in den EPS-Schaum integrierte Aramind-Fasern zusätzliche Stabilität bieten. Allerdings hat POC bei der Konstruktion des Helms nicht nur bis zum Sturz, sondern auch darüber hinaus gedacht: Der Tectal verfügt über den aus dem Ski-Bereich bereits bekannten Recco-Reflektor. Dieser ermöglicht es Ersthelfern, den Gestürzten im Ernstfall mit Hilfe eines speziellen Suchgeräts ausfindig zu machen.

Durch die Spin-Polster sollen ähnlich wie beim MIPS-System die im Sturzfall auf das Gehirn wirkenden Rotationskräfte minimiert werden.
# Durch die Spin-Polster sollen ähnlich wie beim MIPS-System die im Sturzfall auf das Gehirn wirkenden Rotationskräfte minimiert werden.
Aramid-Fasern sollen die Stabilität des Helms zusätzlich erhöhen.
# Aramid-Fasern sollen die Stabilität des Helms zusätzlich erhöhen.
Der integrierte Recco-Reflektor ermöglicht im Ernstfall das Aufspüren des Gestürzten vom Helikopter aus.
# Der integrierte Recco-Reflektor ermöglicht im Ernstfall das Aufspüren des Gestürzten vom Helikopter aus.

Wie üblich kann die Passform des Helms über einen Drehverschluss an der Rückseite genau eingestellt werden. Auch die Höhe des Verstellers lässt sich justieren, um den POC Tectal an verschiedene Hinterkopf-Formen anzupassen. Dies geht allerdings alles andere als leichtgängig von der Hand: Eigentlich muss zur Verstellung nur eine kleine Plastik-Platte aus dem Helm gelöst und anschließend wieder in einer der drei möglichen Positionen montiert werden. Die Clips dieses Plättchen sind allerdings derart straff, dass man vor allem beim ersten Mal befürchten muss, seinen teuren Helm zu beschädigen. Glücklicherweise muss man diese Einstellung im Normalfall allerdings nur einmal vornehmen.

Der Drehverschluss kann zwar in der Höhe eingestellt werden, diese Einstellung verläuft jedoch äußerst schwergängig.
# Der Drehverschluss kann zwar in der Höhe eingestellt werden, diese Einstellung verläuft jedoch äußerst schwergängig.

Der Kinnriemen wird mit einem klassischen Klick-Verschluss geschlossen und kann selbstverständlich auch an den eigenen Kopf angepasst werden. Eine  Besonderheit des POC Tecatal Race Spin-Helms findet sich an dessen Rückseite. Hier sorgt eine Goggle Clip genannte Konstruktion dafür, dass das Brillenband auch bei den wildesten Trail-Ausfahrten zuverlässig an Ort und Stelle bleibt. Wer allerdings nicht mit Goggle unterwegs ist und sich an der Optik des Gummibands stört, kann dieses einfach mithilfe eines Inbusschlüssels entfernen.

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# poc-tectal-5528
Der integrierte Gummi soll für einen perfekten Sitz des Gogglebands sorgen. Der angebrachte Klett-Aufkleber gehört nicht zum Helm und wurde nachträglich montiert.
# Der integrierte Gummi soll für einen perfekten Sitz des Gogglebands sorgen. Der angebrachte Klett-Aufkleber gehört nicht zum Helm und wurde nachträglich montiert.

Auf dem Trail

Kann der schicke Schweden-Helm auf dem Trail halten, was er auf dem Papier verspricht? Die erste Anprobe fällt schonmal äußerst positiv aus: Der Helm passt ausgesprochen gut auf meinen Kopf und sitzt auf Anhieb sehr bequem. Dabei umschließt der Helm vor allem den Hinterkopf umfänglich und sorgt so für ein sehr sicheres Gefühl. Gerade im Vergleich mit anderen Halbschalen-Helmen sticht der POC Tectal hier positiv aus der Masse hervor. Die Passform lässt sich mithilfe der gebotenen Einstellungen noch weiter optimieren, wobei die Höhen-Verstellung des Drehverschlusses schon erwähnt nicht ganz optimal gelöst ist. Die oft kritisierte Visier-Verstellung empfand ich hingegen weder als besonders umständlich noch als störend. Allerdings liegt das Visier direkt am Helm auf, wodurch der Lack an diesen Stellen im Laufe der Zeit zwangsläufig in Mitleidenschaft gezogen wird. Bleibt das Visier immer in derselben Position, so stellt dies kein Problem dar. Entscheidet man sicher allerdings für eine andere Position, so offenbart das Visier die leicht aufgekratzten Stellen.

Auf dem Trail vermittelt der schicke POC-Helm dank des tief nach unten gezogenen Nackens jede Menge Sicherheit.
# Auf dem Trail vermittelt der schicke POC-Helm dank des tief nach unten gezogenen Nackens jede Menge Sicherheit.

Im Fahrbetrieb sind solche Feinheit allerdings Nebensache. Hier fällt schon bei den ersten Anstiegen die gute Belüftung des Tectals auf. Die zahlreichen großzügigen Belüftungsöffnungen an der Front sorgen für einen kühlen Kopf. Hier hat den POC-Helm gegenüber einigen Konkurrenten wie dem Troy Lee Designs A2 oder dem Oakley DRT5 die Nase vorn. Im Downhill-Modus sorgt der Helm durch seine tief in den Nacken gezogenen Bauart für ein hohes Sicherheitsempfinden. Auch ein Verrutschen oder Wackeln des Helms war zu keiner Zeit ein Thema. Lediglich das durch die Spin-Polster ermöglichte leichte Rotieren des Helms ist in der Hand spürbar.

Normalerweise wird an dieser Stelle nun aufgeführt, dass man mit dem Helm glücklicherweise nicht gestürzt ist und auch keine Freude daran findet, seinen Kopf für einen Helmtest freiwillig in den Boden zu rammen. Allerdings hatte ich mit dem POC Tectal einen vergleichsweise heftigen Sturz, bei dem der Helm zerstört wurde. Seine Aufgabe hat der Helm jedoch mustergültig erledigt: Ich trug von dem Sturz nur eine Schulterverletzung und einen verspannten Nacken davon. Gehirnerschütterung oder Kopfbrummen? Fehlanzeige. Zwar ist jeder Sturz unterschiedlich und es ist unmöglich, aus einer einzelnen Situation Rückschlüsse über den Schutzfaktor eines Helmes zu ziehen. Bei mir hinterließ dieses Erlebnis jedoch das Gefühl, mit dem POC-Helm bestmöglich geschützt zu sein.

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Leichte Schwächen offenbart der Helm allerdings bei der Brillenkompatibilität: Die Helmschale lässt kaum Platz zwischen Helm und Ohren, wodurch die meisten Brillenbügel nicht optimal passen und leicht drücken. Dies kann auf Dauer störend sein und ist bei anderen Helmen besser gelöst. Die hauseigenen POC-Brillen passen allerdings perfekt. Wer auch beim Endurieren gerne mit Goggles unterwegs ist, wird sich über den Clip freuen, der das Brillenband genau da hält, wo es hingehört. Dieses Konzept wäre jedoch noch praktischer, wenn man die Goggle im Uphill unter dem Visier verstauen könnte.

Im Vergleich

Im Vergleich mit dem Troy Lee Desings A2 kann der POC-Helm mit einer besseren Belüftung sowie einem etwas höheren Sicherheitsempfinden punkten. Der Troy Lee hat durch seine dicken Polster allerdings beim Tragekomfort die Nase vorn und kann außerdem mit einer höheren Brillenkompatibilität aufwarten.

Auch im Vergleich mit dem Oakley DRT5 hat der POC Tectal das Nachsehen bei der Brillenkompatibilität, liegt allerdings auch hier bei Belüftung und Sitz vorne. In puncto Tragekomfort sind die beiden Helme hingegen in etwa gleich zu bewerten.

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Fazit – POC Tectal Race Spin

Der POC Tectal Race Spin sorgt mit seiner ausgezeichneten Passform und der tief in den Nacken gezogenen Schale für ein hohes Sicherheitsempfinden und kann außerdem mit einer ausgezeichneten Belüftung aufwarten. Auch die Verarbeitung des schicken Helms lässt nichts zu wünschen übrig. Verbesserungspotenzial gibt es hingegen bei der Brillenkompatibilität. Außerdem reibt das Visier am Helm, wodurch der Lack in Mitleidenschaft gezogen wird. Nichtsdestotrotz ist der POC Tectal eine sehr gute Wahl für alle, die einen schicken, gut belüfteten Enduro-Helm mit einer super Passform suchen.

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Pro / Contra

Stärken

  • hohes Sicherheitsempfinden dank tief in den Nacken gezogener Helmschale
  • super Passform
  • ausgezeichnete Belüftung
  • hohe Verarbeitungsqualität

Schwächen

  • nicht mit allen Bike-Brillen kompatibel
  • Visier zerkratzt den Lack
  • Verstellung teilweise hakelig
Der POC Tectal Race Spin-Helm kann mit einer guten Passform und einer ausgezeichneten Belüftung aufwarten
# Der POC Tectal Race Spin-Helm kann mit einer guten Passform und einer ausgezeichneten Belüftung aufwarten - Schwächen zeigt der Schweden-Helm hingegen bei der Brillenkompatibilität.

Preisvergleich POC Tectal Race Spin

Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet

Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.

Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.

Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweise darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.

Bei unseren Helmtests haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:

  • Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
  • Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
  • Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
  • Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
  • Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
  • Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
  • Wie, wo und wann testet man?
  • Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
  • Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes der 13 Modelle sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?

Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.

Wie gefällt euch der POC Tectal Race Spin-Helm?


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