Status Quo der Reichweitenmessung
Anstoß zu diesem Projekt ist der Status quo der Reichweitenmessung innerhalb der Industrie: Bislang sind die Herangehensweisen eher unübersichtlich und ungenau, da eine Vielzahl von Methoden zur Anwendung kommt, unter anderem das standardisierte Verfahren R200 Test, ein Basistest zur Ermittlung von Reichweiten auf einem Rollenprüfstand. Hierbei wird mit einer konstanten Last geprüft, bis der Akku leer ist. Anschließende Berechnungen ergeben nur eine theoretische Reichweite, die lediglich eingeschränkte Aussagekraft besitzt und wenig Nähe zur Praxis auf dem Trail besitzt.
Auch die Redaktion von eMTB-News sieht es so, Berechnungen haben nur eine eingeschränkte Aussagekraft, deshalb absolvieren wir mit jedem E-Bike im Test eine Reichweitenfahrt unter realen Bedingungen. In unserer umfangreichen Reichweiten-Tabelle für E-Bikes findest du mehr als 100 E-Mountainbikes.
Reichweiteneinflüsse genauer berücksichtigen
Um aktuelle und künftige Antriebssysteme exakt miteinander vergleichen zu können, muss eine tiefgehende Datenanalyse vorgenommen werden. Hierzu gehört auch, dass alle bei der Reichweitenmessung relevanten Faktoren berücksichtigt werden. Dazu gehören u.a. das Fahrergewicht und der Fitnesszustand, Trittfrequenzen, Schaltvorgänge, Geländebedingungen, aber auch die verschiedenen elektronischen Komponenten und Besonderheiten der jeweiligen E-Bikes, wie z.B. das Gewicht und Einsatzzweck bezogene Anbauteile. All diese Punkte sollen im Rahmen des Projekts bedacht werden. Erklärtes Ziel der beiden Kooperationspartner ist es, aussagekräftige Leistungsvergleiche bereits verfügbarer sowie zukünftiger Systeme unter standardisierten Laborbedingungen vornehmen zu können.
Zusammenarbeit großer Benefit
Rotwild-Entwicklungsleiter Peter Böhm skizziert die Vorteile und technischen Hintergründe:
Die Zusammenarbeit mit Hochschulen hat bei uns eine lange Tradition und ist für uns ein großer Vorteil. Diese Kooperation versetzt uns in die Lage, auf wissenschaftlicher Basis eine Vielzahl von Daten im realen Betrieb zu erfassen und so wichtige Aussagen für eigenständige Entwicklungen zu erhalten.
Mittels modernster Tracking- und Datenaufzeichnungssystemen werden die Ingenieur*innen echte Fahrdaten in ihren Feldversuchen aufzeichnen, die dann als Basis für die Laborbedingungen dienen.
Prof. Dr. Klesen betont die Bedeutung des Gemeinschaftsprojekts für den Wissenschaftsstandort Darmstadt:
Für unsere Studierenden ist es aus meiner Sicht von großem Vorteil, wenn sie bereits im Studium mit praxisrelevanten Fragestellungen ihres späteren Berufsalltags als IngenieurIn in Kontakt kommen. Mit ADP Engineering haben wir hierbei einen idealen Partner. Die Besonderheit dieser Kooperation liegt in der intensiven Einbeziehung von Studierenden an unserem Fachbereich bereits in der Konzeption und Aufbauphase von Projekten. So konnten z.B. die Grundlagen für den Prüfstand im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten gelegt werden, um reale Systemdaten am E-Bike während der Fahrt in Feldversuchen aufzuzeichnen. Ein Schwerpunkt lag hier neben der Erfassung der üblichen Systeminformationen in der präzisen und GPS-gestützten Aufzeichnung der Schaltintervalle und die spätere Transformation all dieser Systeminformationen auf den Prüfstand.
Mittlerweile ist der Prüfstand an der Fachhochschule Darmstadt fertiggestellt und einsatzbereit. Die weitere Grundlagenarbeit kann starten, darüber freut sich Rotwild Ingenieur Peter Böhm:
Wir stehen nun vor der extrem spannenden Aufgabe reale Fahrsituationen und -bedingungen aufzuzeichnen, um sie in die Laborwelt zu transformieren und sind gespannt auf die Erkenntnisse für die zukünftigen E-Bike-Entwicklungen.
Wir bei EMTB-News treiben ja ganz ordentlich Aufwand, Euch unsere real gefahrenen Reichweitentests präsentieren zu können. Was glaubt Ihr, macht der neue Prüfstand Rico bald zur Couch Potatoe?
12 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDa hat bestimmt keiner was dagegen, nur sollte doch mittlerweile wirklich jedem klar sein, dass zu den aufgeführten Parametern noch dies
und viele weitere Dinge dazu kommen, die schlichtweg eine gesicherte, belastbare Angabe nicht zulassen.
Und das hat nichts damit
zu tun.
Hier hingegen,
erhält man belastbar und reproduzierbare Angaben, die mit dem eigenen Fahrerprofil kombiniert, jedem die Möglichkeit an die Hand geben, seine eigene persönliche Reichweite zu ermitteln.
Alles andere ist und bleibt Voodoo.
Zumal keiner weiß, welche Akkus tatsächlich verbaut werden oder verbaut worden sind. Auch das kann und wird sich von einen auf den anderen Tag ändern.
Also wenn man Bikes objektiv miteinander vergleich möchte... braucht es dann nicht einen genomrten Prüfstand so wie oben bebildert? Also BOSCH hat da ja eine gewissen Kompetenz wie man damit umgehen kann
"WLTP" (real driving) ist beim Fahrrad wahrscheinlich etwas schwieriger umzusetzen als bei fahrzeugen. I might be wrong. Es sei denn ein Roboter würde fahren.
Dann lassen wir und mal überraschen
Nein, denn über die mit allerhöchstem Einsatz (Heimfahrt mit leerem Akku) erzielten Werte lässt sich endlos treflich streiten, was das Forum gut füllt.
Ein lebensnaher Prüfstand-Fahrzyklus ist beim eMTB viel einfacher festzulegen als beim Auto, weil die Leistungsbandbreite doch recht schmal ist und die Leistungsspitze nur Sekundenweise zur Verfügung steht.
Das Resultat wäre eine Vergleichsgrundlage der Antriebeskonzepte, die nicht auf individuellen Erfahrungen basiert sondern immer gleich ist. Persönliche Tagesform und Vorlieben stören nicht.
Die Wirkungsgradkurve hingegen zeigt an, ob der Motor bei der persönlichen Lieblingskadenz tatsächlich wirtschaftlich arbeitet oder hauptsächlich Wärme erzeugt. Diese Kurve entlarvt den konzeptionellen Mangel: Der Motor, nicht der Fahrer bestimmt die ideale Drehzahl.
Daher ist kaum zu erwarten, dass eine Firma freiwillig die Wirkungsgradkurve rausrückt. Und die FH-Studis bekamen von Rotwild gewiss einen Maulkorb.
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