Reifendruck E Bike So viel Bar braucht dein Reifen!

Den perfekten E-Bike-Reifendruck finden: der richtige Reifendruck am E-Bike entscheidet über Grip, Abrolleigenschaften und Geschwindigkeit. Oftmals liegt zwischen smoothen Überfahren eines Hindernisses und dem plötzlichen Wegrutschen nur eine Nuance. Welcher Luftdruck für den jeweiligen Reifen korrekt ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.
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Grundsätzliche Informationen zum E-Bike Reifendruck

Es gibt kein einfacheres Tuning-Mittel am E-Bike, als der richtige Reifendruck. Mit ein paar Handgriffen kannst du die Performance deines E-MTB maßgeblich beeinflussen und verändern. Wusstest du, dass der richtige Luftdruck 80 % aller Reifenpannen verhindern kann? Hast du zu viel Bar Luftdruck in den Reifen, dann kann der Reifen nicht walken, rollt schlechter ab und kann sich auf dem Trail nicht richtig „breit“ machen – er kann also weniger Grip generieren. Befüllst du deinen Reifen allerdings mit zu wenig Luft, dann ist die Gefahr für Durchschläge und Schäden an den Felgen enorm hoch und der Rollwiderstand steigt an. Da sich um den korrekten Reifendruck einige Mythen ranken, möchten wir euch hier einige Tipps geben.

Eine Standpumpe mit digitaler Anzeige erleichtert das Einstellen des perfekten Reifendrucks für dein E-Bike
# Eine Standpumpe mit digitaler Anzeige erleichtert das Einstellen des perfekten Reifendrucks für dein E-Bike - wir nutzen beispielsweise die Lezyne Digital Pressure Over Drive Standpumpe, denn die Digitalanzeige zeigt ganz genau an, welcher Luftdruck gerade im Reifen ist
Diashow: Wieviel Bar braucht dein Reifen?
Plus-Reifen in 27,5"
Normale Bereifung mit 27,5"
Eine Standpumpe mit digitaler Anzeige erleichtert das Einstellen des perfekten Reifendrucks für dein E-Bike
Extrem dicke 26"-Reifen beim E-Fatbike erlauben extrem niedrige Reifendrücke
Reifendruck überprüfen
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Wie viel Reifendruck sollte ein E-Bike haben?

Reifendruck Mythos Nr. 1

„Viel hilft viel.“

Wie oft haben wir das schon gehört … Auf die Frage, wie viel Luftdruck man auf dem e-MTB fahren sollte, schwadronieren manche Mitfahrer lauthals: „Mindestens 3 Bar!“

Das ist natürlich absoluter Unsinn, denn zu viel Luftdruck ist für einen modernen E-Bike-Reifen so sinnlos, wie eine Sonnenbrille bei Nacht – kann man machen, bringt aber nichts. Ist der Luftdruck im Reifen zu hoch, kann sich der Reifen nicht mehr richtig verformen und dem Untergrund anpassen. Er holpert über den Trail und neigt dazu, frühzeitig wegzurutschen und den Grip zu verlieren.

Durch zu viel Reifendruck verringert sich die Kontaktfläche – auch Reifenaufstandsfläche oder Latsch bezeichnet – zum Trail. Dieser Bereich ist bei einem E-Bike mitunter nur Fingergroß. Im Vergleich dazu hat ein Motorrad eine etwa handtellergroße Reifenaufstandsfläche. Wer darüber mehr Informationen sucht und tiefer in dieses Thema einsteigen möchte, dem empfehlen wir den passenden Eintrag bei Wikipedia.

Reifendruck Mythos Nr. 2

„Gaaaanz wenig Luftdruck ist super.“

Ähm, nein, ganz sicher nicht! Bei E-Fatbikes mag diese Devise vielleicht zutreffend sein, aber bei normalen Reifen ist das einfach Humbug. Zu wenig Reifendruck erzeugt zwar in technisch einfachem Gelände Grip ohne Ende, birgt aber die Gefahr von irreparablen Materialschäden. Dazu kommt noch, dass eine pushende Fahrweise von zu wenig Luftdruck jäh gestoppt wird, weil der Reifen in Kurven zur Seite walkt und den Lenkbewegungen nicht richtig folgt – im schlimmsten Fall leitet man eine Lenkbewegung ein und das E-MTB fährt einfach in geradeaus. Weiterhin besteht auch die Gefahr, dass sich der Reifen bei sportlicher Anliegerfahrt selbst demontieren lässt.

Reifendruck Mythos Nr. 3

„Tubeless ist kompliziert.“

Es gibt nichts Besseres als tubeless aufgebaute Reifen am E-Mountainbike. Die Milch im Inneren sorgt dafür, dass sich die Pannenanfälligkeit um ein Vielfaches verbessert, der Reifen super abrollt und das Gewicht der rotierenden Masse positiv verbessert wird. Der Umbau ist einfach zu machen und wer sich unsicher ist, der lässt es vom Fachhändler umbauen. Hier findest du die Schritt-für-Schritt Anleitung zum Tubeless-Umbau.

Wichtig: Wir fahren grundsätzlich tubeless! Schläuche kommen in unsere Fahrradreifen nur, wenn wir eine Panne auf dem Trail haben und wir den Reifen nicht anders dicht bekommen, was in der Realität – zum Glück – recht selten passiert.

Der richtige Reifendruck am E-Bike

Reifendruck überprüfen
# Reifendruck überprüfen - benutz hierbei, wenn möglich, immer das gleiche Messgerät, denn die angezeigten Werte unterscheiden sich teilweise extrem

Wie gerne würden wir euch jetzt sagen: Der richtige E-Bike Reifendruck ist bei jedem identisch. Dem ist aber nicht so. Der Reifenluftdruck variiert mit dem Fahrergewicht, hängt mit den Vorlieben des Fahrers zusammen, kann bei verschiedenen Felgenbreiten unterschiedlich sein und ist Modellabhängig. Klingt kompliziert? Ist es auch, wir haben trotzdem Empfehlungen für euch, die ihr als Richtwert fürs E-MTB annehmen und umsetzen könnt.

So viel Bar: Wie viel Reifendruck braucht ein E Bike?

Hier die Reifendruck-Tabelle mit unseren Empfehlungen.
Dein E-Bike hat einen Schlauch (so kommen 99 % der Bikes vom Händler)

ReifendimensionVorderradHinterrad
27,5" (2,3 - 2,6")2,0 Bar (29 psi)2,1 Bar (30,5 psi)
27,5"+ (2,8 - 3,0")1,7 Bar (24,7 psi)1,8 Bar (26 psi)
29" (2,3 -2,6")2,0 Bar (29 psi)2,1 Bar (30,5 psi)
FAT 26" (4,0 - 4,8")0,8 Bar (11,7 psi)0,9 Bar (13 psi)

Du hast dein E-Bike tubeless aufgebaut (ohne Schlauch)

ReifendimensionVorderradHinterrad
27,5" (2,3 - 2,6")1,8 Bar (26 psi)1,9 Bar (27,5 psi)
27,5"+ (2,8 - 3,0")1,5 Bar (21,7 psi)1,6 Bar (23 psi)
29" (2,3 -2,6")1,8 Bar (26 psi)1,9 Bar (27,5 psi)
FAT 26" (4,0 - 4,8")0,6 Bar (8,7 psi)0,7 Bar (10 psi)

(psi steht für „pounds per square inch“ („Pfund pro Quadratzoll“) – diese Druckangabe ist in den USA gängig und daher häufig auf Pumpen und Reifen zu finden)

Reifendruck für Reifen mit 27,5″

Normale Bereifung mit 27,5"
# Normale Bereifung mit 27,5" - wir empfehlen einen Reifendruck von 1,8 Bar (26 psi) vorne und 1,9 Bar (27,5 psi) hinten

E-Bikes mit 27,5″-Reifen in einer Dimension von 2,3″ bis 2,6″ bezeichnen wir als normal. Auf dem Trail überzeugt diese Dimension mit gutem Grip, schnellen Richtungswechseln und tollen Fahreigenschaften.

Unsere Luftdruck-Empfehlung (90 kg Körpergewicht):

  • Vorderrad 1,8 Bar (26 psi)
  • Hinterrad 1,9 Bar (27,5 psi)

(mit Schlauch erhöht ihr bitte um 0,2 Bar / 3 psi)


Reifendruck für dicke Reifen mit 27,5″+

Plus-Reifen in 27,5"
# Plus-Reifen in 27,5" - am Vorderrad empfehlen wir 1,5 Bar (21,7 psi) und am Hinterrad 1,6 Bar (23 psi)

Breite Plusreifen mit Dimension von 2,8″ – 3,0″ wurden entwickelt, um die Traktion zu verbessern und die Pannenanfälligkeit zu reduzieren. Sie gelten mit ihrer Breite als die kleinen Ableger der extrem breiten Fatbike-Reifen. Diese Reifen haben den Vorteil, dass sie extrem viel Grip und Vortrieb generieren können. Nachteil ist aber, dass sie im matschigen Untergrund zum Aufschwimmen tendieren und eine agile Fahrweise behindern können.

Unsere Luftdruck-Empfehlung (90 kg Körpergewicht):

  • Vorderrad 1,5 Bar (21,7 psi)
  • Hinterrad 1,6 Bar (23 psi)

(mit Schlauch erhöht ihr bitte um 0,2 Bar / 3 psi)


Reifendruck für 29″-Reifen

29"-Reifen
# 29"-Reifen - hier empfehlen wir einen Reifendruck von 1,8 Bar (26 psi) vorne und 1,9 Bar (27,5 psi) hinten

Große 29″-Reifen findet man beim E-Mountainbike noch relativ wenig, obwohl diese Reifengröße in unseren Augen perfekt für die sportliche Trailfahrt ist. Der Grip ist durch die lange Auflagefläche grandios und die Überroll-Eigenschaften kaum zu schlagen. Wenn wir ein E-Mountainbike konstruieren würden, dann hätte es 29″-Reifen in 2,5″ bis 2,6″. Wie fahren sich dicke 29 x 2,6″-Reifen am E-Bike? Hier erfahrt ihr es.

Unsere Luftdruck-Empfehlung (90 kg Körpergewicht):

  • Vorderrad 1,8 Bar (26 psi)
  • Hinterrad 1,9 Bar (27,5 psi)

(mit Schlauch erhöht ihr bitte um 0,2 Bar / 3 psi)


Reifendruck für Fatbike-Reifen am E-Fatbike

Extrem dicke 26"-Reifen beim E-Fatbike erlauben extrem niedrige Reifendrücke
# Extrem dicke 26"-Reifen beim E-Fatbike erlauben extrem niedrige Reifendrücke - wir empfehlen vorne 0,6 Bar (8,7 psi) und 0,7 Bar (10 psi) hinten

Wer kennt sie nicht, die dicken Reifen, die viel Komfort und Traktion versprechen? Bei den dicken Pneus liegt Licht und Schatten nah beieinander, denn die dicken Reifen haben Traktion ohne Ende, sind aber leider auch unpräzise und schwammig. Schnelles, agiles Fahren mit knackigen Richtungswechseln ist mit einem E-Fatbike kaum zu machen. Gemütlich über lose Äste, Matsch, Wiesen und Schnee zu fahren – mit den fetten Reifen ein absoluter Genuss.

Unsere Luftdruck-Empfehlung (90 kg Körpergewicht):

  • Vorderrad 0,6 Bar (8,7 psi)
  • Hinterrad 0,7 Bar (10 psi)

(mit Schlauch erhöht ihr bitte um 0,2 Bar / 3 psi)


Wenn ihr mit unseren Empfehlungen auf den Trail geht, dann solltet ihr bei jedem Untergrund klarkommen. Bitte beachte auch: Auf der Reifenflanke ist auch der zulässige Reifendruck angegeben – dein Reifendruck sollte im zulässigen Bereich liegen!

Für Profis: Schritt für Schritt zum optimalen Luftdruck an euren Bikes

Seid ihr als versierte Fahrer auf der Suche nach dem Maximum an Grip, dann haben wir, ausgehend von unseren Empfehlungen oben, noch folgenden Ablauf zum perfekten Reifendruck:

  1. Sucht euch eine Strecke, die euer Fahrkönnen nicht auf die Probe stellt und die ihr flüssig fahren könnt. Beginnt mit einem höheren Luftdruck (+0,4 Bar / 5,8 psi) als den, den wir empfohlen haben.
  2. Jetzt fahrt ihr Test: Achtet auf dem Trail darauf, wie sich euer E-Bike mit dem höheren Luftdruck in Kurven, auf Wurzeln und an rutschigen Stellen anfühlt. Gab es Durchschläge auf der Teststrecke? War das E-MTB holprig, hart und rutschig? So könnt ihr die Unterschiede erfahren!
  3. Reduziert bei der nächsten Fahrt den Reifendruck um jeweils 0,2 Bar / 3 psi und versucht die Unterschiede zu spüren. Gibt es jetzt harte Durchschläge auf die Felge? Wenn nicht, könnt ihr dieses Prozedere so lange wiederholen, bis es ernsthafte harte Durchschläge gibt oder der Reifen zu stark zur Seite walkt und ein schwammiges Fahrgefühl als Feedback gibt.
  4. Habt ihr bei eurer Testfahrt einen Durchschlag oder empfindet den Reifen als zu weich, dann empfiehlt es sich den Reifendruck wieder etwas zu erhöhen.

So, jetzt heißt es für euch ab auf den Trail und den richtigen Reifendruck wählen, damit ihr das Maximum an Grip und Traktion habt. Ach ja, eins noch, falls ihr eure Laufräder nicht Tubeless fahrt, dann legen wir euch ans Herz diese – wenn möglich – umzubauen. Tubeless erhöht die Pannensicherheit enorm und erlaubt niedrigere Reifendrücke. Hier findest du eine einfache Anleitung um auf tubeless umzubauen.

Wie viel Bar fahrt ihr in euren Reifen?

 Text & Fotos: Rico Haase

Tipp: mit diesen Luftdruckprüfern kannst du schnell und einfach den Luftdruck prüfen

156 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Ihr müsst auf die Lauffläche drücken oder fahrt ihr auf den Reifenflanken?

    Das ist mal ein echter Experten Tipp ☝️🤣🤣🤣
  2. Das ist mal ein echter Experten Tipp ☝️🤣🤣🤣
    Bin mir ziemlich sicher, Du bist der erste der das Heute ausprobiert. 🙂
  3. Da muss man dann aber wie ein Sack Kartoffeln auf dem Bike liegen damit das passiert.
    Naja, kommt halt auch auf die Anzahl der Steine, Größe der Steine und Geschwindigkeit an 😉
    Nie geglaubt, aber auch mal geschafft bei 2 Bar und maxxis DD ne Delle in die Felge gefahren.
    War gar irgend n derbes Steinfeld wo es mit Knallgas durch ging 🤷‍♂️
    Reifendruck ist halt sehr individuell und steckenabhängig.
  4. Touren, S1/S2 Stufen, Wurzeln, Tables:
    Felge: Bontrager Alu 30mm
    Reifen: Magic Mary/ Big Betty 2,4
    Ventile: MucOff Milch: Schwalbe
    Gewicht: 77kg
    Vo: 1,5 Hi: 1,6
    Platten: 0

  5. Macht am Ende aber auch nur Sinn, wenn wenigstens die Karkasse dabei steht.
    Ist ja nen Unterschied, ob man die schusssichere Variante fährt. Oder eben die Ritex-Variante.




    Sascha

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