Stages der Extraklasse, wunderbares Wetter und sympathische Leute – das beschreibt die Enduro One in Wildschönau am Besten. Vergangenes Wochenende fand in Österreich der dritte Lauf der Enduro One statt. Wir waren selbstverständlich am Start und haben alle Informationen für euch.
Kurz & knapp
Bereits zum dritten Mal war der Rennzirkus der Enduro One zu Gast in der Wildschönau / Österreich (hier unser Bericht von 2016). Die Gegend liegt nur etwa 120 km südlich von München und ist in ca. 1,5 Stunden von dort aus zu erreichen. Hier gibt es hohe Berge, schmale Trails, steile Hänge, grüne Wiesen und dunkle Tannenwälder. Ein Ort, der perfekt für ein Enduro-Rennen ist. Das denken sich die Veranstalter der Enduro One wohl auch, denn warum sonst sollten man dreimal in Folge hierher kommen?
Wieder stand samstags der E-Bike-Prolog – die berühmte Uphill-Stage – auf dem Programm und am Sonntag dann 6 Stages, die es echt in sich hatten. Ein Glück, dass es zum Start der ersten Stage mit der Gondel hinauf ging.
Prolog – Uphill-Stage für E-Bikes
Die Rampe am Ende war einfach brutal.
Wieder gab es für die E-Bikes eine Uphill-Stage als Prolog. Diesmal ging es ca. 1,1 Kilometer wellig nach oben. Treten, treten, treten! Immer nahe an der Kotzgrenze. Bis der Trail eine harte Linkskurve machte und man sich vor einem der “Destroyer” wieder fand: Eine endlose Rampe die mit dicken nassen Steinen übersäht war. Wer hier nicht die richtige Linie fand, musste absteigen und schieben. Oben angekommen fiel ich vom Rad und war unfähige mich und das eMTB aus dem Weg zu hieven, so “blau” war ich. Allerdings muss ich sagen, dass das die beste Uphill-Stage war, die wir bis dato bei der Enduro One hatten. Technisch bergauf – so muss das.
Sabika, Teilnehmerin in der E-Bike-Wertung, stand mit einem brandneuen Rocky Mountain Altitude Powerplay 70 am Start. Sie fährt schon einige Jahre im All Mountains Racingteam Wiesbaden und bekam diesen schniecken Hobel für das Rennen in der Wildschönau vom Radladen ihres Vertrauens (All Mountains Wiesbaden) zur Verfügung gestellt. Nach dem Prolog rang sie nach Luft und sagte uns folgendes über die letzten Meter den “Destroyer” hoch:
“Mir war schnell klar, dass ich die optimale Line nehmen muss, sonst bleibe ich hängen und es geht gar nichts mehr. Bloß nicht durch die Mitte, hier waren die Brocken am größten. Ich bin ganz links gefahren, weil hier der Trail besser zu fahren war. Ich sagte selbst zu mir: Richtiger Gang, ganz cool bleiben Blondi, du kannst das, immer schön gleichmäßig weiter treten, das schaffst du schon.”
Stage 1
Trails in 30 cm tiefen und 50 cm breiten Gräben
Die Stage 1 war vollkommen neu und für jeden Starter unbekannt. Hoch oben war das Startgatter aufgebaut und man konnte vor der Action nochmal einen Blick über das weite Land erhaschen und die Bergkulisse tief in sich aufsaugen. Vom Start weg ging es flach und eher etwas bergauf los. Der Puls war sofort da, der Beastmode leider noch im Bett. Nach knapp der Hälfte bog die Stage auf eine Weide ab und folgte ausgetretenen Kuhpfaden. Für wen das jetzt romantisch klingt, den muss ich leider enttäuschen, denn diese Pfade hatten es in sich. Bestimmt 30 cm tief waren diese Gräben und wer zu nah an den Rand fuhr, den hebelte es aus. Die letzten 100 Meter verlief der Graben-Trail auch noch im engen Zick-Zack den Berg hinunter, was ein schnelles, kontrolliertes Fahren kaum möglich machte.
Stage 2
Lang, rutschig und schnell
Am Start der zweiten Stage wusste ich, dass es sich hier um den Trail der dritten Stage von 2016 handelte. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was da so kommt … doch verdammt, ich konnte mich an keine Einzelstelle mehr erinnern – nur daran, dass diese Stage ziemlich lang war. Und genau war es dann auch. Es ging vom Startgatter weg eine nasse Wiese hinunter. Wer hier zu schnell war, verzockte sich beim Bremsen. Danach folgten Stein- und Wurzelpassagen und einige schnelle Meter den Trail hinunter. Für mich eigentlich die schönste Stage in Wildschönau.
Stage 3
Stage 3 war auch eine Highspeed-Stage. Es ging über technisch wenig anspruchsvolle Passagen hinunter. Zum Ende kam der “Destroyer” vom Vortag, bloß diesmal hinunter. Hier musste man die Linie etwas wählen, der Rest ging quasi von ganz allein.
Stage 4
Gegen den Motor treten und fast kotzen.
Diese Stage verlief größtenteils auf der Uphill-Stage vom Vortag, nur diesmal in umgekehrter Richtung. Es ging mit ganz leichtem Gefälle auf und ab bis zu einer engen S-Kurve, um die sich eine Menge Zuschauer versammelt hatten. Diese Kurve galt es zügig zu durch zirkeln und nochmal gen Ziel zu sprinten.
Stage 5
Mitch, wir wünschen dir gute Besserung!
Ein schwerer Unfall überschattete die 5. Stage. Michael Kuttler, Freunde nennen ihn Mitch, Führender in der Gesamtwertung stürzte so schwer, dass wir schon kurze Zeit danach die Rotorblätter des Rettungshubschraubers am Horizont sahen. Er wurde direkt nach Innsbruck geflogen. Mitch, unsere Gedanken sind bei dir! Alles Gute für dich. Werde schnell wieder gesund.
Die Stage selbst, war genau so wie 2016. Schmal, rutschig, wurzelig und ruppig. Mir hat sie gut gefallen, vor allem, weil der Boden gerade so feucht war, dass er nicht rutschte, sondern Grip hatte – absoluter Herodirt. Ich fand die Stage super!
Stage 6
Zwei Meter Drop kurz nach dem Start
Direkt oberhalb der Zielarea befand sich die Stage 6. Wie letztes Jahr auch ging es über eine gemähte Wiese hinunter. Durch den Regen war die Spur etwas matschig, aber letztlich gruben sich die Reifen gut in den Boden. Zu bemerken ist der Drop im oberen Teil. Der Absprung war knappe 1,50 Meter hoch und die Landung lag dann quasi perfekte 2 Meter darunter. Sah wild aus, fuhr sich gigantisch gut! Hier die Stage im Telegram-Stil: Wiese. Anlieger. Drop. Wiese. Speedjump. Anlieger. Speedjump. Wiese. Anlieger. Ziel. Die Schnellsten brauchten hier nur etwas über eine halbe Minute.
Walter Martinschitz, Ingenieur bei 360degrees Engineering GmbH in der Nähe von Rosenheim, war in der E-Bike-Wertung am Start und konnte diese auch gewinnen. Walter ist kein Unbekannter, er fuhr von 1998 bis 2009 aktiv Downhillrennen, startete mehrmals beim Worldcup und war zweimal österreichischer Staatsmeister. Er ist ein sehr sympathischer Sportler und findet mittlerweile das eMTB richtig cool. Auf unsere Frage, wie ihm die E1 in Wildschönau gefallen hat, sagte er:
“Sehr cooles Event. Lockere Typen, familiär und nicht zu verbissen. Die Stages waren ziemlich gut. Nur eines muss ich aus meiner Erfahrung heraus sagen: Bei einer EES beispielsweise, ist eine Stage so lang, wie hier alle 6 Stages zusammen. Hier könnte der Veranstalter noch etwas nachlegen.”
Meinung @eMTB-news.de
Das Rennen war einfach top. Tolle Stages, super Organisation und coole Streckenposten. Ein dickes Danke geht an die Helfer und Streckenbauer, die sich schon seit Tagen auf dieses Event vorbereitet haben. Wildschönau – wir kommen wieder!
Stärken: Die phänomenale Landschaft in der Wildschönau.
Kritikpunkte: Es gibt bis dato keine Tuningkontrollen. Dies öffnet Schummeleien Haus und Hof!
Kennt ihr die Wildschönau? Habt ihr Lust kommendes Jahr bei der E1 zu starten?
Weitere Informationen
Website: www.enduro-one.com
Text & Redaktion: Rico Haase | eMTB-News.de
Bilder: Nico Gilles, Rico Haase