eMTB-News.de

Rennbericht Klinovec
Chris Rothenbach in Tschechien

Unser Edeltester Chris Rothenbach war auf einem Rennen unterwegs und schaut diesmal, was es außerhalb Deutschlands noch alles so zu erleben gibt. Er macht einen Ausflug nach Tschechien und eins ist sicher: Es wird brutal krass!

Vollständigen Artikel lesen …

Am letzten Juni Wochenende besuchte ich zum ersten Mal ein Rennen, dass schon lange kein Geheimtipp mehr ist. Genauer gesagt ging es zum Klinovec. Schon einige Male war ich dort im Bikepark und schon lange steht dieses Rennen auf meiner to do Liste. Ich hab viel gehört: brutal, geil, krass und heavy. Bisher habe ich es nie geschafft, da es immer Terminüberschneidungen gab.

Kurzes, allgemeines Update vorne weg:

Leider begann die Rennsaison nicht wie gewünscht und ich musste aufgrund einer komplizierten Armverletzung alle Rennen im Frühjahr sausen lassen. Dann traf mich Anfang Mai noch eine Lungenentzündung und damit war ich erst mal komplett raus aus dem Game. Mit viel Mühe und vielen Rückschlägen ging es dann Mitte Juni zur E1 nach Trieb. Mein erstes Rennen dieses Jahr und ich konnte dort auch gleich den Sieg einfahren. Ein gelungener Einstand und mit viel Motivation entschloss ich mich dann eben besagtes Rennen in Tschechien zu fahren.

Warum kommt der Bericht erst jetzt? Ich wollte unbedingt mal von etwas anderem berichten als von den üblichen Rennen aber im Sommer überschlugen sich dann die Ereignisse und ich habe erst danach beschlossen, von diesem geilen Rennen zu berichten. Ich bitte um Verständnis, sicher wird der Bericht deshalb nicht weniger interessant.

Ab gehts!

3 h Autofahrt, kein Verkehr, keine Maut. So nah und so einfach kann es sein. Dort angekommen werden wir Freitag Abend vom Veranstalter empfangen und bekommen einen Campingplatz zugewiesen. Sehr professionell und ein super erster Eindruck.

Freitag wäre auch schon ein Training möglich, da ich aber bis Mittags arbeiten musste, geht es sich bei mir nicht aus. Viele Fahrer sind heute schon gefahren und das Fahrerlager ist voll. Das muss ich beim nächsten Mal auch so machen.

# Pink macht flink - Custom Handguards by AVS.
Diashow: Rennbericht Klinovec:
Diashow starten »

Samstag – Traing und Powerstages

Samstag früh holen wir die Startunterlagen pünktlich um 9:00 und alles verläuft komplett reibungslos. Numberplate an die Karre und los gehts ins Training. Es wird ein harter Samstag. 6 Downhill Stages und zwei Powerstages müssen wir trainieren. Danach werden dann die zwei Powerstages auf Zeit gefahren und im Anschluss noch eine Superstage für uns Ebiker. Heavy!

# Es ist frisch hier am Klinovec.

Es hatte die Nacht über stark geregnet und unser Training startet holprig. Es ist kalt und nass, gefühlt kann ich kein Rad mehr fahren. Mein Selbstvertrauen fällt in den Keller. Die Strecken werden seit mehreren Jahren immer wieder gleich gefahren und dementsprechend sind sie zerbombt. Überall liegen Wurzeln frei und es ist durch die Nässe wirklich höchst anspruchsvoll.

Auf Stage 5 hab ich dann einen unschönen Sturz und spätestens ab jetzt war mir klar: Survivalmode! Die fehlende Bikezeit und meine bescheidene Fitness machen dieses Rennen noch schwerer als gedacht. Mit der geänderten Einstellung komme ich dann doch besser zurecht und es kommt wieder etwas Vertrauen auf. Zum Schluss des Trainings geht es zur Stage 1. Die vielleicht krasseste Stage ever und das gleich morgen zu Beginn. Uff
Einer meiner Kumpels stürzt dann schwer und verletzt sich das Knie. Er muss abbrechen.
Mein Kopf und meine Arme machen komplett zu und es wird morgen sicher spannend hier. Die einzige Hoffnung die bleibt ist, dass die Stages stark abtrocknen über Nacht.

# Krasses Zeug hier!

Die einzelnen Stages erkläre ich im Rennverlauf. Jetzt geht es erstmal zu den beiden Powerstages (Uphill). Diese sind sau geil!

Powerstage 1

Sau technisch, sau steil und sau geil. Hier kommt worldcup flair auf. Ich komme gut durch und kann alles bis auf eine Stelle fahren. Durch die Nässe und die extreme Steigung ist das hier echt Limit. Kurz und knackig ist diese Stage nach gut Einer Minute bei über 190 bpm vorbei.

# Absätze hoch mit 108 Nm.

Powerstage 2

Die wahrscheinlich geilste Ebike Stage, die ich bisher gefahren bin. Rauf und runter, über Absätze hoch und durch einen Fluss runter. Mamamia macht das hier Bock! Dickes Lob an die Streckencrew, die ein solches Sahnestück gezaubert haben.

Von hier geht es direkt zur Superstage aka Prolog. Komisch, dass nur wir Ebiker eine Superstage fahren. Die Bio Biker nicht, das war die letzten Jahre anders, hab ich mir sagen lassen.

# Powerstages mit 1 bar gefahren, jetzt muss wieder Luft rein.
# Es ist schon richtig finster im Wald.

Superstage

Gefahren wird die Stage 2 als Superstage. Lang, technisch und mega ausgefahren bin ich hier zu vorsichtig und zu wenig aggressiv unterwegs. Ich merke auch beim Fahren, dass ich ziemlich fertig bin nach diesem sehr langen Tag. Unser Training begann um 9:30 und jetzt ist es 18:00. Surivalmode bis runter. Die Arme dick wie Bolle versuche ich mit wenig Aufwand durchzurollen. Keine gute Zeit und direkt 20 Sekunden verloren.

Endlich Feierabend für heute. Bikewash, Bike checken und alles frisch machen.

# Alles muss glänzen.

Sonntag – Das Rennen

Sonntag morgen fühl ich mich wie überfahren. Das Wetter aber ist gut und die Strecken sollten ziemlich abgetrocknet sein. Noch eine Physiobehandlung von Basti und ich bin mehr oder weniger startklar fürs Race. 6 Stages, 1200 hm und 1600 tm stehen auf dem Programm.

# Let's go racing!

Die Transfers sind mit dem E-Bike angenehm, und wir können uns auf dem Weg zur Stage 1 gut aufwärmen. Vor uns starteten alle Hobbyklassen, diese lassen Stage 1 aus. Wir sind dann als erste Starter bei unserem heutigen Endgegner.

# Fährste quer, siehste mehr!

Stage 1 (4)

Ich starte oben mit Zug und versuche im flachen Teil so gut es geht Zeit reinzufahren. Nach ca. 1/3 wird die Stage verdammt steil und technisch. Hier nehme ich raus und will sauber durchfahren und runterkommen. Die Karre schiebt extrem und ich hänge ständig auf der Bremse. Komplett im Tunnel finde ich einen guten Rhythmus und kann ohne größere Fehler durchfahren. Ich bin froh, dass das so gut klappt und der Rest sollte ab jetzt auch gut gehen.

# Ok, es ist einfach finster im Wald.

Stage 2

Kennen wir schon aus der Superstage gestern. Die Strecke ist stark ausgefahren und überall liegen Wurzeln frei. Ich verpasse zwei Linien und fahre eher etwas zu aggressiv. Auf den flachen Stücken versuche ich zu pushen und kann nicht wirklich einen Rhythmus finden. Ich bin froh als diese Stage zu Ende ist. Einfach nicht meine Strecke.

# Hobbyfuß war noch nie so schnell.

Stage 3

Sehr ähnlich zu Stage 2 – genau nebenher eigentlich. Auch hier ist die Strecke komplett fertig und sowohl die Hände als auch die Arme machen Probleme. Es ist wirklich kein Zuckerschlecken hier in Tschechien. Aber es ist ein sehr gutes Training, um sein eigenes Können zu entwickeln.

# DSC00970

Stage 4

Kurz und schnell! Der obere Tail des Baron Trails. Hier gehts ordentlich zur Sache durch hohe Geschwindigkeiten. Technisch heute die leichteste Stage. Ich bin noch zu vorsichtig bei solchen schnellen Strecken und verliere verhältnismäßig viel Zeit. Das war nichts.

Stage 5

Für mich die Stage, die mir wohl am ehesten in die Karten spielt. Sehr lang und eher flach versuche ich hier gut zu pushen um wieder Zeit aufzuholen. Aber auch hier schleichen sich wieder einige Fehler ein und ich finde mich einmal im Flatterband wieder. Die vielen nassen Stellen sind extrem ausgefahren und mich dreht es auf einer dicken Wurzel, die gestern noch nicht da war. Zum Glück nichts passiert aber ich konnte leider keine Zeit gut machen.

# Hier knallt es im Steinfeld.

Stage 6

Eine Bikeparkstrecke die ordentlich knallt. Unten dann sogar auf die Downhill-Strecke mit dem dicken Steinfeld und einigen Sprüngen. Geil. Sowas vermisse ich öfters in Enduro-Rennen. Meine Performance hier ist wieder nur durchschnittlich. Keine größeren Fehler, aber ich finde keine Pace und muss mehr gegen die Strecke kämpfen, als dass ich mich aufs Pushen konzentrieren kann.

# Mehr war nicht drin in CZ.

Ergebnis- 4ter

Unterm Strich war das Rennen wirklich spitze. Die Orga war super und es gab keinerlei Zwischenfälle. Die Strecken sind geil aber extrem ausgefahren und es war – vor allem im Nassen – für meinen aktuellen Stand doch etwas too much. Gut war es trotzdem und ich kann wirklich jedem ambitionierten Racer einen Ausflug zum Rennen am Klinovec empfehlen!

Es herrscht ein deutlich höheres Streckenniveau, das Fahrerniveau ist sehr hoch und es ist ein super Training für Worldcups oder andere größere Rennen wie z.B. 3-Länder-Enduro. Dazu kommt, dass die Startgebühren niedrig sind und es eine 1A Verpflegungsstation gibt.

# Top Racing. Ich komme wieder.

Tschechien hat Mountainbiking einfach drauf und auch alle anderen Rennen der CZ Enduro Series werden stets gelobt. Und direkt neben dem Klinovec gibts ja dann auch direkt den neuen Geheimtipp …

Was sagt ihr zu Chris Ausflug nach Tschechien?

Text und Bilder: Chris Rothenbach
Die mobile Version verlassen