Revolute: Vor über zwei Jahren hat ein Team aus Ingenieuren aus Kassel mit der Entwicklung der Revolute-Getriebenabe begonnen – und damit auf den Markt der Cargo-E-Bikes, E-Bikes und Mountainbikes abgezielt. Geräuscharmer Betrieb, schalten unter Last und im Stand sowie eine hohe Belastbarkeit standen im Pflichtenheft der Entwickler zur neuen Getriebenabe. Wir haben die Fakten zur Revolute Nabenschaltung.
Die Köpfe hinter der Nabe bieten als Revolute GmbH Ingenieursdienstleistungen im Automotive-Bereich an – darunter auch Getriebelösungen für den Einsatz bspw. in Hybrid-Fahrzeugen.
Auf einer Radtour war der Gründer Daniel Schlereth von der konventionellen Schaltung an seinem Bike genervt, sodass die Idee aufkam, die Lösung, mit der man täglich im Auto-Umfeld arbeitete auf das Fahrrad zu adaptieren.
Video: alles zur Revolute E-Bike Nabenschaltung
Revolute E-Bike Nabe: Kurz und knapp
- Nabenschaltung mit 400 % Übersetzung
- 6 Gänge
- Ansteuerung der Nabe über Drehgriff
- Gewicht: die aktuelle Version wiegt knapp 2.000 g, das Zielgewicht liegt bei ca. 1.800 g
- Schrägverzahntes Planetengetriebe
- Freilaufkörper Shimano HG kompatibel
- Preis noch unbekannt
- Verfügbarkeit als Nachrüstversion ab Ende des Jahres, Verhandlungen mit Bike-Herstellern laufen
- Website: Revolute.de
Features der Revolute-Getriebenabe
Schwerpunkt der Entwicklung lag auf dem geräuschlosen, zuverlässigem Betrieb, Schaltbarkeit unter Last, sowie dem Feature, dass ein mit der Nabe ausgestattetes Rad eine Art Sperre gegen Rückwärtsrollen am Berg haben sollte.
Geräuschloser und zuverlässiger Betrieb
Zum Einsatz im Planetengetriebe kommen schrägverzahnte Zahnräder aus Metall, diese ermöglichen einen geräuscharmen Betrieb und sind robuster als Kunststoff-Lösungen.
Das ist deshalb besonders wichtig, da man mit dem Getriebe auf die modernen E-Bike-Antriebe mit hohen Drehmomenten sowie auf die entsprechenden Cargo-e-Bikes abzielt. Sollten die eingeleiteten Kräfte doch zu hoch sein („Du musst bei einem E-Bike, dass am Berg steht, mit vollem Gewicht auf ein Pedal draufspringen“) sorgt ein Sicherheitselement dafür, dass das Getriebe keinen Schaden davonträgt. Laut Entwickler Daniel Schlereth rutscht das Pedal dann wohlgemerkt nicht einfach durch, man merkt nur leichten Schlupf und es geht nichts kaputt.
Schaltbarkeit unter Last und im Stand
Schaltbarkeit unter Last und im Stand haben die hellen Köpfe aus Kassel bereits für den Einsatz im Auto umgesetzt – die Technik hat ihren Weg auch in die Fahrrad-Variante geschafft.
Wir sind die Nabe kurz probegefahren und können bestätigen, dass sie wie beschrieben funktioniert. Aufgefallen ist uns neben der einfachen und leichten Bedienung nur das deutlich wahrnehmbare Schaltgeräusch unter Last, was aber noch dem nicht finalen Stadium geschuldet sein könnte.
Berghilfe – Rückrollstop
Die Revolute-Nabe hat einen Rückrollstopp am Berg, somit können beide Hände vom Lenker genommen werden, wenn man bspw. an einer Ampel steht. Um das Rad rückwärts schieben zu können, schaltet man mit dem Schalthebel in den neutralen Rangiergang.
Schaltung mit Drehgriff
Die Rasterung der Nabenschaltung befindet sich in der Nabe selbst, die Schaltung wird mit einem selbst entwickelten Drehgriff bedient, der mit zwei Zügen die Nabe schaltet. Neben den 6 Gängen kommt die Nabe mit einer Leerlauf-Einstellung, damit man das Rad rückwärts schieben kann. In diesen Rangiergang kommt man nur, wenn man am Drehgriff den blauen Knopf als Sicherung drückt und dann nach dem ersten Gang noch weiter herunter-schaltet.
Erster Eindruck zum Drehgriff: leichte Bedienung, ähnlich dem Pinion Getriebe wird für den Schaltvorgang relativ viel Weg am Schaltzug benötigt. Das resultiert am Drehgriff in relativ weiten Drehwinkeln zwischen den einzelnen Gängen. Ein Daumenschalter wie beispielsweise bei den Nabenschaltungen von Shimano wird zum Start nicht angeboten.
400 % Übersetzung mit 6 Gängen
Warum 400 % und warum 6 Gänge? „Es ist alles eine Abwägung“, erklärte Daniel – „mehr Gänge und eine größere Bandbreite sind natürlich technisch möglich – allerdings sind 400 % für den anvisierten Einsatz am E-Bike zusammen mit 6 Gängen eine sehr gute Kombination“.
Mehr Gänge würden größere Abmessungen der Nabe und ein höheres Gewicht bedeuten – für den Einsatz am E-Bike seien die Schaltsprünge mit 6 Gängen allerdings voll im grünen Bereich.
Mit den 400 % liegt man in der Mitte zwischen Rohloff und Shimano – was sicher nicht das verkehrteste ist.
Wie geht es weiter mit der Revolute-Nabe?
Man möchte Ende des Jahres mit ausgewählten Händlern auf dem Nachrüstmarkt starten. Dazu wird eine Drehmomentabstützung für verschiedene Bremsaufnahmen angeboten. Bei direkter Montage des Systems durch Bike-Hersteller als Erstausrüster werden diese dann aller Wahrscheinlichkeit nach direkte Aufnahmepunkte am jeweiligen Rahmen integrieren.
Ausgehend von diesen Ergebnissen ist das Gründer-Team zuversichtlich, was die erfolgreiche Markteinführung angeht. Erste Gespräche mit Fahrrad-Herstellern hätten bereits stattgefunden und das Feedback aus der Branche – auch im Umfeld der Eurobico – sei durchweg positiv.
Sobald verfügbar werden wir uns auf dem Trail selbst davon überzeugen, wie es um die versprochenen Schalteigenschaften bestellt ist und ob das Know-how auch auf dem Zweirad so gut funktioniert, wie im Auto.
Würdest Du ein E-Bike mit Nabenschaltung fahren?