RockShox Reverb AXS: Infos und Preise
Die neue RockShox Reverb AXS ist nicht nur eine reguläre Reverb, die statt Hydraulikleitung über einen Funkempfänger verfügt – stattdessen wurde das Konzept der Variostütze von RockShox nochmal ganz von vorne gedacht. Maßgeblich entscheidend dafür ist nicht nur die Auslöse-Technologie via Funk, sondern auch der Bedienhebel, ein neues Innenleben und nicht zuletzt die Möglichkeit, die Variostütze innerhalb weniger Sekunden selbst entlüften zu können. Eine weitere Besonderheit findet sich an der Sattelklemmung, die uns schon beim Prototyp im MTB World Cup aufgefallen war: Diese beherbergt nicht nur den AXS-Akku, sondern ist gänzlich anders aufgebaut als bisher gewohnt.
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- Verstellweg 100 mm, 125 mm, 150 mm, 170 mm
- Fernbedienung kabelloser Funk-Controller
- Durchmesser 30,9 mm / 31,6 mm / 34,9 mm
- Kabelführung keine
- Kompatibilität kein Versatz; für runde (7 mm) und ovale (7 x 9 mm) Sattelgestelle; mit Matchmaker oder schmaler Lenkerklemme
- Akku SRAM AXS-Akku (Stütze), CR2032-Knopfzelle (Controller)
- Akkulaufzeit rund 40 Fahrstunden (Stütze) / mehrere Jahre (Controller)
- Länge 340 mm, 390 mm, 440 mm, 480 mm
- Gewicht ab ca. 570 g (340 mm Gesamtlänge, 30,9 mm Durchmesser, 100 mm Verstellbereich), ca. 50 g mehr als bisherige Reverb
- Preis 800 € (UVP)
- www.rockshox.com
Im Detail
Warum eine Funk-Variostütze? Möchte SRAM einem gewissen Mitbewerber aus Bad Urach den Markt der Funkstützen nicht alleine überlassen? Das scheint zumindest nicht der primäre Grund für die Entwicklung der RockShox Reverb AXS gewesen zu sein. Vielmehr ist es denkbar, dass SRAM zusammen mit RockShox ein Funk-Pendant zur neuen SRAM Eagle AXS-Schaltung herstellen wollte – mit einem ebenso leicht funktionierenden Auslösehebel als zusätzliches, persönlich konfigurierbares Produkt innerhalb des AXS-Netzwerks. Möglich ist auch, dass man der mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen Reverb neues Leben einhauchen möchte, denn immerhin ist RockShox mit seiner hydraulischen Ansteuerung der Variostütze komplett alleine auf weiter Flur – umgeben von dutzenden, gut funktionierenden mechanischen Variostützen.
Mit der neuen Reverb AXS verbannt RockShox nun nicht nur hydraulische, sondern direkt sämtliche Kabel und steuert die Stütze ausschließlich per Funk an.
Aufbau der neuen RockShox Reverb AXS
Die neue RockShox Reverb AXS sieht schon auf den ersten Blick sehr ungewöhnlich aus. Besonders der Klemmmechanismus ist ein gänzlich anderer als bekannt: Nicht nur aufgrund des am Heck geklemmten AXS-Akkus, auch die Sattelaufnahme ist neu aufgebaut. Statt zwei Schrauben, die mithilfe einer Ober- und einer Unterschale die Sattelstreben klemmen, hat sich RockShox an seitlich klemmenden Mechanismen aus dem Rennradbereich orientiert. Damit reicht es aus, den Sattel mit einer einzigen Schraube in kürzester Zeit zu fixieren. Und das ganz ohne herunterfallende Klemmschalen oder Muttern.
Die Feinabstimmung der Sattelneigung übernimmt eine weitere Schraube an der Front: Mithilfe weniger Drehungen stellt man hier – der Sattel ist bereits fest geklemmt – die Neigung ein.
Das Innenleben der neuen RockShox Reverb AXS wurde vollständig überarbeitet. Im Inneren befindet sich ein schwimmender, reibungsreduzierender Trennkolben, der laut RockShox nicht nur schneller auslösen, sondern zum Versenken auch weniger Druck auf den Sattel benötigen soll. Damit ist laut RockShox die schwergängige Funktion in den eisigen Wintermonaten beseitigt worden – durch das Wegfallen sämtlicher Hydraulik-Fernbedienungen? soll eine schnelle Geschwindigkeit auch bei frostigen Temperaturen gewährleistet sein.
Auch um ein in der Vergangenheit öfter mal auftretendes Ärgernis hat sich RockShox bei der neuen Reverb gekümmert: Musste die Stütze bei ungewünschtem Einsinken bislang zähneknirschend ausgebaut und zum Service geschickt werden, lässt sich eine “squishy” gewordene Reverb – so nennt RockShox das Einsink-Verhalten – nun einfach selbst servicen. Wie genau das geschieht, lest ihr weiter unten.
Reverb AXS-Controller
Wie auch bei der SRAM Eagle AXS heißt es nicht mehr Trigger, sondern Controller: Der Bedienhebel der neuen Reverb AXS hat nur noch wenig mit einer regulären Variostützen-Fernbedienung zu tun. Statt eines mechanischen Hebels verfügt der Controller nur noch über ein flaches, kleines Paddel, das mit einem Tippen aus dem Sleep-Modus erwacht und sofort einsatzbereit ist. Für Energie sorgt, wie auch bei der Schaltung, eine CR2032-Knopfzelle, die mit einer Ladung viele Jahre halten soll.
Vent Valve-Technologie
Wie bereits oben kurz angesprochen, verfügt die RockShox Reverb AXS mit dem “Vent Valve” über eine Technologie, mit der das Entlüften der Stütze denkbar einfach gemacht wird. RockShox weist zwar klar darauf hin, dass das Problem, dass Luft in den Ölkreis gelangt, durch das verbesserte Innenleben noch seltener geworden sein soll – sollte es dennoch geschehen, kann der Endverbraucher die Stütze nun selbstständig entlüften. Hierzu wird diese entnommen und auf den Kopf gestellt – im Anschluss wird mit dem Daumen oder dem Vent Valve-Tool das Ventil auf der Reverb-Unterseite gedrückt. Nun wird die gesamte Stütze soweit komprimiert, bis sie spürbar verhärtet – und die Entlüftung war erfolgreich.
Video: RockShox Reverb AXS selbst entlüften
SRAM AXS: Das neue SRAM-Funknetzwerk
“Okay, die Funkverbindung heißt also AXS. Und?”, mag sich der geneigte Leser fragen. Ganz so profan ist es allerdings nicht, denn mit AXS möchte SRAM ein gänzlich neues Kapitel aufschlagen, das mit den neuen Schaltgruppen und der neuen Reverb noch lange nicht zu Ende gelesen ist.
Was ist AXS?
In erster Linie ist AXS die elektronische Schnittstelle zwischen Controller, Schaltwerk und Variostütze. Sie sorgt mithilfe des “Airea” genannten Funkprotokolls für unmittelbaren Funkkontakt in einem geschlossenen System. Alle, die sich für eine mögliche Manipulationsgefahr interessieren: Die Funkverbindung von außen zu stören oder gar zu kontrollieren, soll unmöglich sein. SRAM dazu:
“SRAM AXS verwendet ein vollständig verschlüsseltes, sicheres und geschütztes SRAM-Funkprotokoll, das sich in der Praxis in unseren Anwendungen für den Rennrad-Sport und in jüngster Zeit auf dem XC WM-Kurs bewährt hat.”
Die Inbetriebnahme des Systems ist dabei ähnlich simpel wie die Verbindung vom Mobiltelefon zur Bluetooth-Box: Mithilfe der Buttons an Controller, Schaltwerk und der Reverb AXS lassen sich die Komponenten verbinden. Einmal eingebunden, kann man jetzt alles nutzen. Das ganze System ist jedoch noch etwas größer, als man es sich vielleicht vorstellt, was vor allem Technik-Spezialisten interessieren dürfte. Für alle, die schon beim Wort “App” in Verbindung mit Fahrradkomponenten mit den Augen rollen, sagen wir es vorab: Jetzt geht’s um die App. Und alle, die auch nur ein bisschen Technik-motiviert sind, dürfen jetzt sehr gespannt sein.
Die AXS-App
Ganz zu Beginn: Die AXS-App ist kein Muss, sondern eine zusätzliche Option für Leute, welche die Schaltung und Sattelstütze noch mehr auf sich anpassen möchten oder schlichtweg an entsprechenden Daten der Komponenten interessiert sind. Denn mit der App lassen sich praktische Dinge anstellen. Nachdem man seine Komponenten in der App registriert hat, hat man verschiedene Möglichkeiten:
- Registrierung & Akku-Anzeige
Am meisten Möglichkeiten bietet die AXS-App, wenn man das gesamte Konglomerat der Komponenten nutzt. Sprich, wenn neben der Reverb AXS auch die SRAM Eagle AXS-Schaltung zur Ausstattung gehört. Ohne Schaltung, nur mit der Reverb lassen sich viele Funktionen der App zudem nicht nutzen. In der App lassen sich unendlich viele Bikes und Komponenten speichern – bei der Suche werden mögliche Komponenten in der Nähe angezeigt, die im Anschluss nach Bestätigung hinzugefügt werden können. Sind die Komponenten einmal registriert, lässt sich unter anderem die Akku-Anzeige ablesen.
- Zählen der Schalt- und Hub-Vorgänge
Das Schaltwerk jeder AXS-Schaltung stellt das elektronische Rechenzentrum dar – von hier gehen nicht nur alle Informationen aus, von hier wird auch zur App hin- und zurück kommuniziert. Außerdem wird im Schaltwerk jeder entsprechende Schaltvorgang gespeichert, optional auch jede Hub-Bewegung der Reverb. Während des Pressecamps blieben uns entsprechende Ansichten in der App noch verwehrt, zum Marktstart sollen diese Statistiken allerdings verfügbar sein. Eine mögliche Erweiterung sieht SRAM beispielsweise in der Verbesserung des Services: Die Reverb wurde x-tausend Mal hoch- und runterbewegt? Das Schaltwerk hat schon unzählige Schaltvorgänge durchgeführt? Vielleicht ist ein Kettentausch oder ein Reverb-Service nötig. Ist man mit seiner SRAMid angemeldet, können nach Bedarf auch automatische Wartungsaufforderungen verschickt werden.
Auf Nachfrage führt SRAM konkret an, dass man die Daten weder personenbezogen sammeln noch sie mit GPS-Daten oder weiteren Variablen verknüpfen möchte, zumal das auch nicht das Ziel der Schaltung darstellen würde. Genauere Informationen und Screenshots konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen – bislang war die Funktion noch nicht freigeschaltet.
- Personalisierung der Controller
Mit drei möglichen Buttons (Button 1 und 2 des Eagle-Controllers, Button 3 am Reverb-Controller) lassen sich die Funktionen belegen, wie man möchte. Links Reverb, rechts hoch- und runterschalten? Oder links runterschalten, rechts unten hochschalten, rechts oben Reverb? Geht alles! Ebenfalls möglich ist die Anzahl der durchzuschaltenden Gänge, wenn der Controller länger gedrückt wird: Soll die Kette ratatatatat-mäßig bis aufs letzte Ritzel springen oder reichen 2 oder 3 Gänge? Diverse Optionen sind möglich und mithilfe der App schnell programmierbar.
Auf dem Trail
Einen der größten Vorteile der Funk-Reverb “dürfen” wir gar nicht nutzen. Mechaniker-Guru Carsten hat sich dafür im Vorfeld extrem darüber gefreut: die Montage. Denn die ist in wenigen Minuten geschehen: Controller an den Lenker schrauben, Sattel montieren, Stütze in den Rahmen schieben, die Verbindung herstellen – fertig. Eine für Mechaniker durchaus lohnenswerte Zeitersparnis, wenn man es mit intern zu verlegenden Hydraulikkabeln vergleicht.
Aber kommen wir zur Funktion: Mit einem Tipp auf das Controller-Paddel wird die Reverb AXS aus dem Schlaf erweckt und ist einsatzbereit. Der Tipp auf das Paddel erzeugt einen spürbaren, kontrollierten Klick und sorgt dafür, dass die Reverb AXS ohne Verzögerung nach oben schnellt. Die generelle Bedienung funktioniert so, wie man es von Variostützen kennt: Klicken, Stütze fährt hoch, gedrückt halten und aufsitzen, Stütze fährt runter. Da bei der Reverb AXS weder ein Hebelweg noch mechanischer Druck nötig ist, um das Ventil zu aktivieren, reagiert die Stütze sogar noch schneller als bisher von irgendeiner Stütze gewohnt – das ist beeindruckend. Auch SRAM zufolge fährt die Stütze schneller aus als bisherige Varianten der Stütze. Ohne Vergleich vor Ort können wir das so nicht bestätigen – extrem schnell ist die Reverb AXS aber definitiv.
Wer denkt, dass es mit der Funkbedienung nur ein digitales “On/Off”-Gefühl geben würde, hat einerseits recht, andererseits aber auch nicht: Tatsächlich kann man mit dem Tastendruck nicht mit der Geschwindigkeit herumspielen, wie es der eine oder andere von halb durchgedrückten mechanischen Remotes kennt: Die Geschwindigkeit ist grundsätzlich immer gleich schnell. Aber, und das ist ein großes Aber: Der Motor, aktiviert durch das Funksignal, öffnet und schließt das Ventil derart schnell, dass man die gewünschte Höhe noch präziser einstellen kann als mit einer herkömmlichen Stütze. Per Tipp kann man, wenn gewünscht, jeden Millimeter einzeln einstellen.
Fehlfunktionen oder sonstige Auffälligkeiten gab es während des kurzen Testzeitraums keine – der Dauertest folgt, sobald die RockShox Reverb AXS für uns verfügbar ist.
Fazit – RockShox Reverb AXS
Mit der neuen RockShox Reverb AXS katapultieren sich die Variostützen-Pioniere wieder schlagartig bis ganz nach oben. Egal ob Geschwindigkeit, Modularität, Montage oder Ergonomie: Die Funktion der RockShox Reverb AXS ist nach dem ersten, zweitägigen Eindruck momentan mit Abstand das Beste, was man bisher mit einer Variostütze erfahren konnte. Allerdings ist die Funktion nicht das Einzige, was bei der neuen Reverb AXS schlagartig ganz an die Spitze geschnellt ist: Bei einem Preis von 800 € für die neue Stütze inklusive Akku und Controller müssen potenzielle Käufer ganz, ganz stark sein.
Pro / Contra
Stärken
- Sehr schnelle Funktion
- Schnellere Remote-Reaktion als bei mechanischen Variostützen
- Keine Kabelmontage nötig
- Entlüftung in kurzer Zeit selbst durchführbar
Schwächen
- Preis
Testablauf
Getestet wurde die Schaltung an zwei Tagen im Rahmen des SRAM-Pressecamps in Tucson, Arizona/USA. Die Kosten für das Pressecamp wurden von SRAM getragen.
Hier haben wir die SRAM Eagle AXS getestet
- Tucson, Arizona/USA: Wellige, felsige und staubige Trails mit schnellen bis technischen Passagen
- Fahrstil
- verspielt und sauber
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trails, Pumptrack/Park/Street
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Progressiv, nicht zu soft, schnelle Zugstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- Eher kürzerer Hinterbau, Lenkwinkel nicht extrem flach, die Front darf gern etwas höher
Wäre die neue funkgesteuerte Reverb etwas für dich?
66 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDer Sachverhalt ist das ich Frage und Antwort aus dem IBC in meinem Beitrag hinterlegt hatte. Wenn Du aber zu faul bist mit der Maus auf den Spoiler zu klicken, es nach einem "neckischen" Hinweis immer noch nicht kapiert hast, kann ich Dir auch nicht weiter helfen!
Das Thema ist für mich hiermit erledigt!
Das mache ich mit meiner Magura-Stütze im Moment auch. Da ich mir manchmal eine etwas flottere Reaktion auf den Tastendruck wünschen würde, habe ich mich schon lange auf die RockShox Stütze gefreut. Aber 800.- Euro? Da kann ich ja alle Räder mit guten konventionellen Stützen ausrüsten. Und eine Ersatzstütze mit außen verlegtem Kabel benötige ich, zumindest nach meinen Erfahrungen mit Magura, auch noch. Mir ist außerdem nicht recht klar, welche Raketentechnik in der neuen RockShox Stütze verbaut sein soll, um diesen Preis zu rechtfertigen.
Muss mal einen Monat drüber schlafen.
Beste Grüße,
KalleAnka
Da fällt mir noch etwas ein, was die Befestigung des Remoteschalters angeht. Bei Magura ist der Knopf mittels Gummiring in 5 Sekunden von einem Bike zum nächsten gewechselt. Wie läuft das bei RockShox? Wenn ich das richtig sehe, ist die Remoteeinheit am Bremshebel. Nun habe ich aber keine SRAM Bremshebel und zudem beim Bio-Bike auf beiden Seiten Shifter am Bremshebel. Geht das dann überhaupt?
Beste Grüße,
KalleAnka
Hier brauchst du eine Schelle, die schnell ab- und hingeschraubt ist. Natürlich sieht SRAM hier eine Systemintegration vor und hat hier für die Matchmaker-Schellen. Hier muss eine Schraube auf- und wieder zugeschraubt werden.
Die Gummibandlösung von Magura kenne ich, finde ich am MTB aber nicht sinnvoll, da die remote-Einheit nie wirklich fest am Lenker sitzt.
Hallo Rico,
danke für die Info. Ist die besagte Schelle im Lieferumfang enthalten und, viel wichtiger, kann ich das Ganze denn zusätzlich zum Shifter installieren? Das sieht mir nämlich gar nicht so aus.
Die Magura-Lösung hat auf mich zuerst auch nicht den wertigsten Eindruck gemacht, lässt sich aber immer und überall anbauen und hat bisher im Fahrbetrieb, was die Befestigung angeht, keinerlei Kummer bereitet. Ähnlich der Gummibefestigung am Lupine Rotlicht. Da habe ich auch zuerst gedacht, das kann zu dem Preis ja wohl nicht sein. In der Praxis hat sich aber auch das echt bewährt.
Beste Grüße,
KallAnka
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