RockShox Zeb – MY2021: Der Federgabel-Pionier und Branchenprimus RockShox schließt die Lücke zwischen Lyrik und Boxxer und präsentiert die Zeb! Eine langhubige Singlecrown-Gabel, die mit 38er Standrohren und allerlei technischen Finessen aufwarten kann und im Bereich Super-Enduro/Freeride punkten will. Wir haben die RockShox Zeb Ultimate bereits getestet und können einen ersten Eindruck geben. Alle Infos zur RockShox-Neuheit Zeb findet ihr hier.
Video: RockShox Zeb
RockShox Zeb – kurz & knapp
RockShox schließt die Lücke zwichen Lyrik und Boxxer und stellt die flammneue Zeb vor. Gleich zu Beginn der Präsentation fragten wir Maximilian Topp von SRAM, woher der Name „Zeb“ genau kommt. Seine Antwort:
Das Headquarter von Rockshox sitzt am Fuße des Pikes Peak, ein 4300 Meter hoher Berg der Rocky Mountains, in Colorado / USA. Wahrscheinlich kennen einige den Berg aus diversen Videos, in denen Walter Röhrl mit dem Ur-Quattro die knapp 20 Kilometer lange Rennstrecke mit insgesamt 156 Kurven, untermalt von brachialem Sound, hinauf prescht und sich den Sieg holt.
Dieser Gipfel – übrigens der höchste Gipfel der Welt, den man mit dem Auto befahren kann – stand schon bei unserer Pike-Serie Pate und gab ihr den Namen. Zeb ist die Abkürzung von Zebulon, denn nach dem US-amerikanischen Offizier und Entdecker Zebulon Montgomery Pike wurde dieser Berg benannt. Jetzt wäre der Name Zebulon natürlich viel zu lang für eine Gabel, außer wir bauen eine mit 300 mm Federweg, weshalb wir uns entschlossen, den Namen zu kürzen und Zeb als Produktname für unsere neue Gabel zu verwenden. Klingt doch knackig, oder?
Mit der vollkommen neu konstruierten Zeb hat RockShox jetzt eine Federgabel im Programm, die mit Singlecrown – einfacher Gabelbrücke – im Sektor Enduro, Super-Enduro und Freeride punkten will. Der Hersteller bietet die Zeb für 29″ und 27,5″ ab 150 mm Federweg an und endet bei satten 190 mm! Somit sind auch kleine Downhiller bestens mit der Zeb bedient. Die Gabel verfügt über eine neu konstruierte Stand- und Tauchrohreinheit, ein neues Innenleben sowie über eine steife Gabelkrone, welche die Ingenieure von RockShox auch völlig neu erschaffen haben.
Das Thema Flex stand ganz weit oben im Lastenheft. Hier galt es, den guten Flex – in Längsrichtiung – zu bewahren und den schlechten Flex – Torsion, Verwindung – zu minimieren. Ist die Gabel torsional nicht steif, dann verlieren wir Lenkpräzision, ist sie aber in Längsrichtung zu steif, verlieren wir Komfort und ermüden schneller. Enduro kommt von Endurance, das heißt Enduro-Rennen sind lang und da braucht man eben nicht die steifste Gabel des Planeten, sondern neben einer Top-Performance auch einen gewissen Komfort. Ermüdung ist hier nämlich ein Problem. Ist die Gabel zu steif, ermüden die Hände und Arme schnell. Hier hilft der passende Flex in Längsrichtung. Hier wurde gegenüber einer Lyrik nur um 2 % zugelegt. Somit kann die Gabel ausreichend flexen, wenn sie beispielsweise einen direkten Schlag von vorne bekommt.
Wie haben die Ingenieure von RockShox das Mehr an Flex generiert? Zum einen durch die 38er Standrohre, die neue CNC-gefräste Gabelkrone, das neu konstruierte Casting (Tauchrohreinheit) und durch ein vergrößertes Bushing-Overlap. Diese Verbindung zwischen der Tauchrohreinheit und den Standrohren wurde vergrößert, um die Torsionssteifigkeit zu erhöhen. Durch die größer dimensionierten Bushings haben wir hier eine vergrößerte Fläche, damit sich die Einzelkomponenten besser gegeneinander abstützen können. Dazu kann man auch noch – typisch für RockShox-Gabeln – Torque Caps verwenden, die die Verbindungsfläche zwischen Gabel und Vorderrad/Achse zusätzlich erhöhen und für ein Quäntchen mehr Steifigkeit sorgen. Die beiden I-Tüpfelchen sind natürlich die CNC-gefräste Gabelkrone – welche es in zwei Dimensionen geben wird – und das Casting. Beide Bestandteile machen die Gabel optisch zu einem echten Hingucker und zahlen im Detail sehr positiv auf die Steifigkeit der Zeb ein. Auffällig sind die „Verstrebungen“ im oberen Bereich des Castings, die für weniger Gewicht bei höherer Steifigkeit sorgen. In Summe deutet alles darauf hin, dass die Zeb sehr präzise zu steuern ist.
Auch neu und interessant ist die Luftseite. Während die Dämpfung unverändert bleibt, hat man die Luftfeder-Einheit überarbeitet und neu gestaltet. Wichtigste Neuerung: Die Positiv- und Negativkammer auf der Luftseite stehen in neuem Verhältnis zueinander. Damit soll die Zeb höher im Federweg stehen. Das war aber nicht alles an der Luftfeder, denn auch der TopOut-Endanschlag wurde optimiert.
Interessant ist, dass man bei der Zeb als kleinste Bremsscheibe eine 200-mm-Scheibe nehmen muss, denn diese Gabel setzt auf PM 200 – sie lässt also keine 180-mm-Bremsscheiben zu. Wir begrüßen dies, denn an einem schweren E-Mountainbike mit derart viel Federweg und dem anvisierten Einsatzzweck montieren wir am liebsten 220-mm-Bremsscheiben.
Besonderes Schmankerl: RockShox bietet die Zeb auch mit Dual Position an. Hier kann für eine bessere Uphill-Performance die Gabel von 180 auf 150 mm herunter getravelt werden, was ein niedrigeres Cockpit und verbesserte Klettereigenschaften generiert.
- Modelljahr 2021
- Produktvarianten Ultimate, Select +, Select, eMTB DebonAir, eMTB Dual Position Air
- Standrohrdurchmesser 38 mm
- Laufradgrößen 27,5″ & 29″
- Federweg 150 – 190 mm
- Federung DebonAir, Dual Position Air
- Dämpfung Charger 2.1 RC2, Charger R
- Farben Slab Grey (Signature-Serie), glänzend schwarz, mattschwarz
- Achsmaß Boost 110 x 15 mm, kompatibel mit Torque Caps
- Achsen RockShox Maxle, RochShox Maxle Stealth
- Offset 37 mm, 44 mm (27,5″); 44 mm (29″)
- Fender optional erhältlich
- Einsatzbereich E-Mountainbike, Enduro, Super-Enduro, Freeride
- Gewicht 2.245 g (29″, 170 mm)
- Verfügbar ab sofort
RockShox Zeb – Preise
Preis (UVP) | |
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RockShox Zeb | 759 € |
RockShox Zeb Dual Position | 869 € |
RockShox Zeb Select | 869 € |
RockShox Zeb Ultimate | 1.089 € |
RockShox Zeb Ultimate – im Test
Gleich nachdem wir die Gabel in der Hand hatten, den Namen „Zeb“ lasen, schauten wir rüber zu Max und fragten ihn, wieso die Gabel nicht „Totem“ heißt. Lachend antwortete er:
Ganz einfach: Neue Dinge brauchen neue Namen. Die Totem war eine brachiale Freeride-Gabel, die der Zeb in keinster Weise gerecht werden würde. Genau aus diesem Grund kam der „alte“ Name für uns auch nicht in Frage.
Was uns neben der reinen Optik der RockShox Zeb auch sehr gut gefällt ist der Bremsadapter. Die Ingenieure haben der Gabel nämlich, passend zum anvisierten Einsatzzweck, eine PM-200-Aufnahme verpasst. Bedeutet, Scheiben mit 200 mm Durchmesser benötigen keinen zusätzlichen Adapter, und wer 220-mm-Scheiben für noch mehr Bremspower fahren will, der benötigt nur einen 20er Adapter.
Beinah typisch für RockShox ist das kinderleichte Setup. Wir haben die Gabel eingebaut, mittels Luftdruck – hier bedarf es etwas Feingefühl, denn bereits 3 PSI Unterschied sind spürbar – und diversen Klicks abgestimmt und so eingestellt, wie wir es gewöhnt sind und dann ab auf den Trail.
Rico wiegt 90 Kilogramm und hatte folgendes Setup:
- Rebound 8 Klicks ab geschlossen
- Highspeed 1 Klick ab offen
- Lowspeed 3 Klicks ab offen
- Luftdruck 87 PSI
Unsere ersten Fahrten gingen über die Downhillpiste im Bikepark am Ochsenkopf. Schon auf den ersten Metern wunderten wir uns etwas, denn die Gabel arbeitet sich vehement durch den kompletten Hub, aber die Front tauchte nicht komplett ab. Fast könnte man meinen, dass unser Cockpit immer auf dem selben hohen Niveau blieb, obwohl die Zeb einen Brocken nach dem anderen wegbügelte. Dies gefiel uns vor allen auf steilen Downhill-Passagen sehr gut.
Die Ingenieure von RockShox haben das Thema Steifigkeit im Lastenheft ganz weit oben gehabt: Die Ergebnisse sind auf dem Trail zu spüren und verwandeln ein E-MTB mit Zeb-Gabel zu einem wahren Monster-Truck, äh, Monster-E-Bike. Diese Federgabel ist extrem verwindungs-/torsionssteif, aber flexibel in der Längsrichtung. Für jeden, der Zahlen mag, RockShox gibt hier im Vergleich zur Lyrik folgende Laborwerte* an:
Torsionssteifigkeit = 21,5 % steifer
Seitensteifigkeit = 7 % steifer
Steifigkeit in Fahrtrichtung = 2 % steifer
* im direkten Laborvergleich zwischen Lyrik und Zeb, beide Gabeln in 29 Zoll und 180 mm Federweg
Jetzt könnte man sich meinen, dass eine Gabel, die mit derart hohen Steifigkeitswerten performt, auf ruppigen Pisten die Hände ordentlich malträtiert. Aber in der Realität sieht dies anders aus. Auch lange Abfahrten quittierte die Zeb nicht mit Hand- oder Armschmerzen. Ein Zeichen dafür, dass die Längssteifigkeit passt und nicht jedes Quäntchen Komfort schluckt.
Auf Steinfeldern macht sich die enorme Torsionssteifigkeit deutlich bemerkbar, denn wohin man auch lenkt, das E-Bike fährt schnurstracks dorthin! Brettert man auf einen großen Stein zu und denkt noch: Bunny Hop oder drumherum? – dann hat man bis zur allerletzten Sekunde Zeit, sich zu entscheiden, denn wenn man auch erst knapp vor dem Stein einlenkt, wird man drumherum fahren. Hiermit erreicht die Zeb, gelinde gesagt, neue Singlecrown-Dimensionen!
Auf unseren Testfahrten haben wir ganz bewusst direkt auf größere Brocken gehalten, wählten die unsaubersten Linien und sind quasi ohne den Versuch, aktiv zu fahren, auch einfach „gegen“ die Steine gefahren – Ergebnis: die Zeb schluckt alles und bringt dich nicht aus der Ruhe! Die Lenkpräzision ist phänomenal und stellt für uns die neue Referenz bei Einfachbrücken-Gabeln dar.
Max zeigt uns auch die neu überarbeitete Luftfeder-Einheit, die den Endanschlag der Gabel dank neu gestaltetem Top-Out Bumper definierter und weniger schwammig machen soll. Bis dato haben wir dies nicht vermisst, aber wenn es die Performance verbessert und das Leben der Gabel verlängert, dann soll uns das recht sein.
Wer jetzt fragt, wie die Zeb im Vergleich zur Lyrik ist, dem möchten wir sagen, dass dieser Vergleich etwas hinkt. Die Zeb sollte man nämlich nicht mit einer Lyrik oder Boxxer vergleichen, sondern mit einer Fox 38, denn die 38 und die Zeb setzen auf den gleichen Standrohr-Durchmesser von 38 mm und wildern im gleichen Terrain.
Du interessierst dich für die richtig nerdigen Themen rund um die RockShox Zeb? Dann ist Kollege Jens von MTB-News der richtige Ansprechpartner für dich. Er hat der Zeb in diversen Testfahrten ordentlich auf den Zahn gefühlt. Den Artikel auf mtb-news.de gibt’s hier: RockShox Zeb im Test
Fazit: RockShox Zeb Ultimate
„Krass, wie präzise und komfortabel die Zeb ist!“
RockShox gelingt mit der Zeb aus dem Stand der große Wurf. Diese Federgabel passt optisch perfekt zu den voluminösen Rahmen aktueller E-Bikes und liefert eine ausgezeichnete Performance auf dem Trail. Steif und dennoch komfortabel! Während Gabeln, die so torsionssteif wie die Zeb sind, in der Regel eine Doppelbrücke besitzen und bei uns auch gern mal für schmerzende Handgelenke sorgen, kann die neue RockShox Zeb mit genau der richtigen Kombination aus Torsions- und Längssteifigkeit punkten! Lange Abfahrten werden nicht mit Schmerzen und verkrampften Händen quittiert, sondern mit dem Wunsch nach dem nächsten Trail!
Aktive FahrerInnen, die beispielsweise eine RockShox Lyrik gewöhnt sind, müssen sich bei krassen Fahrmanövern etwas umstellen, denn die Zeb gibt den vollen Hub großzügiger frei und saugt alles weg. Bunny Hops zum Beispiel brauchen etwas mehr Vehemenz, damit man das E-MTB hoch in die Luft bekommt.
Die Abstimmung ist kinderleicht, aber es ist wichtig zu wissen, dass bei derart großen Luftkammern bereits 3 PSI beim Luftdruck das Zünglein an der Waage sein können.
In Summe hat uns die RockShox Zeb ziemlich begeistert und wir sind uns sicher, dass diese Gabel in Zukunft sehr oft auf dem Trail zu sehen sein wird.
Pro / Contra
Pro
- extrem präzise durch hohe Torsionssteifigkeit
- komfortabel durch passende Längssteifigkeit
- sattes Fahrgefühl und starke Performance
- optisch sehr ansprechend und zum E-MTB passend
- 200 mm Postmount
- leicht abzustimmen und anwenderfreundlich
- Preis
Contra
- nicht ganz leicht
- manche Fahrmanöver erfordern etwas mehr Vehemenz
Wie gefällt euch die neue RockShox Zeb? Ist dies ein passender Kandidat für euer E-Mountainbike?
Testablauf
Auf den Testrunden fahren wir fast ausschließlich mit der maximalen Unterstützungsstufe. Mindestens einmal fahren wir den Akku komplett leer und dokumentieren dies auf unserem Strava-Account.
Hier haben wir die RockShox Zeb getestet:
- Bamberg/Bad Kreuznach, Deutschland: Hier gibt es schmale, enge Trails die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills.
- Bikepark am Ochsenkopf, Deutschland: Auf der Downhillstrecke gibt es diverse Steinfelder und flächendeckende Sektionen mit groben Wurzeln, die ein Fahrwerk an seine Grenzen bringen können.
I ride everything: E-Enduro, E-Trailbikes, hardtails, downhill, road – I enjoy it all, whether it’s E-assisted or not. I’ll admit that I do quite like having a motor on the uphills though. There’s lots to love about flowing trails; natural or built. The only thing I hate – switchbacks. I am 1.83 m tall and ride in 99% of cases frame size L – my sweet spot is between 470 and 480 mm Reach.
- Fahrstil / Riding style
- Verspielt und flowig / Flowing and playful
- Ich fahre hauptsächlich / I mainly ride
- E-Enduro, E-Trailbike, aber auch XCO, DH und Road / E-Enduro, E-Trailbike but also XCO, DH and road
- Vorlieben beim Fahrwerk / Preferred suspension setup
- Straff und schnell – ich möchte wissen, was unter mir passiert / Firm and reactive – I like feedback from the trail
- Vorlieben bei der Geometrie / Preferred geometry
- Langer Reach, kurzer Vorbau, breiter Lenker / Long reach, short stem, wide bars
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