Steckbrief: Rocky Mountain Instinct Powerplay C70
Einsatzbereich | Trail, All-Mountain, Enduro |
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Federweg | 140 mm/140 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Motor | RM Powerplay |
Akkukapazität | 672-1002 Wh |
Gewicht (o. Pedale) | 23,2 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.bikes.com |
Mit dem Instinct Powerplay hat Rocky Mountain ein E-All-Mountain der Nobelklasse im Programm. Ausgestattet ist dieses 140-mm-E-MTB mit einem schnörkellosen und schlanken Carbon-Rahmen, dem kraftvollen hauseigenem Dyname™ 3.0 Motor-System und 672-Wh-Akku, großen 29″-Laufrädern von Race Face und einem Fox-Fahrwerk. Kaufinteressanten müssen sich aber darauf einstellen, dass das Instinct Powerplay – typisch für Rocky Mountain – kein Preis/Leistungs-Killer ist, sondern dass man hier auch ein Stück weit die Marke mit bezahlt, denn für die von uns getestete Ausstattungsvariante C70, mit Shimano XT-Schaltung & -Bremsen, sind 7.600 € (UVP) fällig. Für Reichweiten-Fans dürfte folgendes Produkt ziemlich interessant sein: das Rocky Mountain Overtimepack, denn mit diesem – optional erhältlichen – 330-Wh-Zusatzakku wächst die Gesamtkapazität auf enorme 1002 Wh.
Hier findest du weitere E-Mountainbike Vergleichs- oder Einzeltests von eMTB-News.de
Bei diesem Modell stellt sich uns die elementare Frage:
Was kann der exotische Motor auf dem Trail?
Geometrie
Manche Hersteller favorisieren beim E-MTB die gleiche – oder eine sehr ähnliche Geometrie, wie beim motorlosen MTB. Macht dies wirklich Sinn? Die Sitzposition ist in der Realität doch sehr unterschiedlich und die Lastverteilung – speziell im Uphill – ist eine gänzlich andere. Wahrscheinlich muss die Geometrie von E-MTBs neu gedacht werden …
Rocky Mountain pries das erste Powerplay-Modell damals mit markigen Worten an, in denen es die Geometrie herauslobte und nicht müde wurde zu betonen, dass die Geometrie des E-Bikes und die des motorlosen MTBs identisch sind. Hier hat mittlerweile eine gewisse Entwicklung stattgefunden, denn beim 2020er Instinct Powerplay gibt es kleine Unterschiede zum Instinct ohne Motor. Wichtigster Unterschied: die Kettenstrebenlänge, die beim Instinct Powerplay 443 mm misst und eine gute Kletter-Performance verspricht. Das Cockpit allerdings bleibt in beiden Welten gleich hoch (621 mm bei Rahmengröße L). Hier könnte die elektrische Variante etwas mehr vertragen, da die Sitzposition auf dem E-Bike aufrechter sein darf.
Treu bleibt Rocky Mountain dem patentierten Ride-9-System, mit dessen Hilfe es möglich ist, Lenk- und Sitzwinkel in drei Positionen (flach, neutral, steil) zu verändern. In Summe variieren die Einstellungen um +/- 1°. Rocky Mountain verwendet hierfür einen Flip-Chip, der es ermöglicht, dieses E-All-Mountain an den eigenen Fahrstil oder das bevorzugte Terrain anzupassen. In der Realität würden uns zwei Einstellungen – LOW/HIGH – vollkommen ausreichen, denn diese extrem feinen Unterschiede merkt wahrscheinlich nur ein absoluter Profi.
Erhältliche Rahmengrößen: S, M, L, XL
Gemessene Überstandshöhe: 808 mm (Rahmengröße L)
Gewicht: 23,2 kg (Rahmengröße L)
Framesize | Rahmengröße | S | M | L | XL | ||||||||
RIDE-9™ Position | RIDE-9™ Position | Slack | Neutral | Steep | Slack | Neutral | Steep | Slack | Neutral | Steep | Slack | Neutral | Steep |
Seat Tube Length [mm] | Sitzrohrlänge [mm] | 394 | 394 | 394 | 432 | 432 | 432 | 470 | 470 | 470 | 508 | 508 | 508 |
Top Tube Length [mm] | Oberrohrlänge [mm] | 575 | 573 | 572 | 599 | 597 | 596 | 625 | 624 | 622 | 656 | 654 | 653 |
Head Tube Length [mm] | Steuerrohrlänge [mm] | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 110 | 110 | 110 | 120 | 120 | 120 |
Reach [mm] | Reach [mm] | 407 | 412 | 418 | 432 | 437 | 443 | 455 | 460 | 466 | 482 | 487 | 493 |
Stack [mm] | Stack [mm] | 611 | 608 | 604 | 611 | 608 | 603 | 621 | 617 | 612 | 630 | 626 | 621 |
Head Tube Angle [°] | Lenkwinkel [°] | 66 | 66,5 | 67,1 | 66 | 66,5 | 67 | 66 | 66,5 | 67 | 66 | 66,5 | 67 |
Seat Tube Angle [°] | Sitzwinkel [°] | 74,7 | 75,2 | 75,7 | 74,7 | 75,3 | 75,8 | 74,6 | 75,1 | 75,6 | 74,6 | 75,1 | 75,6 |
Chainstay Length [mm] | Kettenstrebenlänge [mm] | 443 | 442 | 441 | 443 | 442 | 441 | 443 | 442 | 441 | 443 | 442 | 441 |
Wheelbase [mm] | Radstand [mm] | 1162 | 1161 | 1160 | 1187 | 1186 | 1185 | 1214 | 1213 | 1212 | 1245 | 1244 | 1243 |
Ausstattung
Das Rocky Mountain Instinct Powerplay ist in insgesamt 7 unterschiedlichen Ausführungen zu bekommen, von denen drei auf einen Carbon-Rahmen setzen. Wir hatten das Instinct Powerplay C70 im Test, bei dem ein Fox-Elite-Fahrwerk für Ruhe sorgt, Shimano XT-Scheibenbremsen für ordentlich Verzögerung und eine passende Shimano XT-Schaltung 12 unterschiedliche Gänge zur Verfügung stellt. Abgerundet wird die Ausstattungsliste durch Laufräder von Race Face, die mit Maxxis-Reifen bestückt sind. Am Hinterrad hat Rocky Mountain leider das Modell Rekon aufgezogen, das zwar im Trockenen gut funktioniert, im Nassen aber auf einem E-Mountainbike absolut nichts zu suchen hat.
Auffällig sind die günstigen Shimano RT-66-Bremsscheiben, die an einem Modell dieser Preisklasse eigentlich auch nichts zu suchen haben und die Performance der eigentlich sehr guten Bremse negativ beeinflusst. Hochwertige IceTec-Bremsscheiben stünden diesem E-MTB sicherlich besser.
- Federgabel Fox 36 Elite FIT4 (140 mm)
- Dämpfer Fox Float DPS (140 mm)
- Schaltung Shimano XT
- Bremsen Shimano XT / 203 mm
- Motor Dyname 3.0
- Akku/Kapazität 672 Wh
- Display iWoc Trio
- Reifen Maxxis Minion DHF 29 x 2.6 / Maxxis Rekon 29 x 2.6
- Cockpit Rocky Mountain AM (780 mm) / Rocky Mountain 35 AM
- www.bikes.com
Frame | Rahmen | Carbon-Rahmen, Alu-Hinterbau, Ride-9-System, 140 mm Federweg |
Fork | Gabel | Fox 36 Float EVOL FIT4 Performance Elite / 140 mm / 44 mm Offset |
Shock | Dämpfer | Fox Float DPS EVOL Performance |
Shifter | Schalthebel | Shimano XT |
Derailleur | Schaltwerk | Shimano XT |
Cassette | Kassette | Shimano XT 10-51T |
Cranks | Kurbel | Race Face Aeffect Cinch 34T |
Brakes | Bremse | Shimano XT Trail 4 Piston / Shimano RT66 203mm |
Wheels | Laufräder | |
Wheel front | Vorderrad | |
Wheel rear | Hinterrad | |
Tires | Reifen | |
Tire front | Vorderreifen | Maxxis Minion DHF EXO+ Maxx Terra Tubeless Ready 29 x 2.6 |
Tire rear | Hinterreifen | Maxxis Rekon Maxx Terra EXO+ Silk Shield Tubeless Ready 29 x 2.6 |
Rims | Felgen | Race Face AR 35 |
Hubs | Naben | Rocky Mountain Sealed Boost 15 mm vorne / DT Swiss Hybrid 370 Boost 148 mm hinten |
Seat | Sattel | WTB Volt Race 142 |
Seatpost | Sattelstütze | Race Face Turbine R (by Fox) |
Bar | Lenker | Rocky Mountain AM 780 mm |
Stem | Vorbau | Rocky Mountain 35 AM |
Motor | Motor | Dyname 3.0 |
Display | Display | iWoc Trio |
Battery | Akku / Kapazität | 672 Wh |
max. Torque | Max. Drehmoment | 108 |
Weight | Gewicht | 23,2 (L) |
Price (RRP) | Preis (UVP) | 7.600 € |
Motor & Akku
Der Dyname 3.0-Motor leistet beeindruckende 108 Nm maximales Drehmoment und macht aus dem Rocky Mountain Instinct Powerplay C70 ein Power-E-MTB. Die Power, die hier in der Spitze anliegt, beflügelt das relativ leichte E-MTB – es wiegt knappe 23 Kilogramm – und lässt es zu einem wahren Sprintstar mutieren. Schnell und kraftvoll lässt sich dieses E-Bike beschleunigen und über den Trail fahren. Auch oberhalb der 25 km/h passt der Motor gut, denn die Entkopplung ist nahezu 100 %.
Ob unter Last, bei hohen oder niedrigen Trittfrequenzen – der Dyname 3.0-Motor arbeitet sehr leise. Ein Summen oder Surren ist ab und an nur ganz leicht zu vernehmen. Klingt sensationell? Ist es auch, wäre da nicht die Kette … Denn diese hört man unentwegt! Da sie – bauartbedingt – über mehrere Ritzel umgelenkt wird, rasselt sie permanent und erzeugt eine ganz typische Geräuschkulisse. Wer dies nicht kennt, für dessen Ohren kann es tatsächlich störend sein.
Mit Strom wird das 108-Nm-Aggregat von einem fest verbauten, vollintegrierten 672-Wh-Akku versorgt. Wer möchte, kann diese Kapazität noch auf 1002 Wh erhöhen, denn Rocky Mountain bietet einen 330-Wh-Overtimepack an. Dieser Zusatzakku ist optional erhältlich und kann problemlos auf dem Unterrohr montiert werden.
Die Remote-Einheit iWoc TRIO – schon früher ein Kritikpunkt – ist noch immer unverändert kompakt gestaltet und liefert sämtliche Infos nur durch verschiedenfarbige LEDs. Uns fehlt hier eine klare Anzeige, wie viel Saft noch im Akku ist! Denn unter weiß-bläulich, grün, gelb, rot, rot langsam blinkend oder rot schnell blinkend können sich nur wenige Menschen etwas vorstellen. 5 Balken – fertig! Das wäre definitiv einfacher.
- Motor: Dyname™ 3.0
- Akku: 672 Wh
- Leistung: max. 250 Watt
- Max. Drehmoment: 108 Nm
- Display: iWoc TRIO
Das Dyname 3.0-Motor-System wurde in Kanada entwickelt und befindet sich bereits in der dritten Generation. Es kam im Jahre 2010, eingebaut in City-E-Bikes, auf den Markt und wird seitdem kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert. Durch das im Rahmen integrierte Tretlagergehäuse bleiben die Pedalkräfte vom Antriebssystem isoliert, was unnötiges Knarzen vermeiden und die Lebensdauer erhöhen soll.
Unterstützungs-Modi
- Eco-Modus (grün)
- Trail-Modus (gelb)
- Ludicrous-Modus (rot)
- Walk (weiß)
Der flüsterleise, bürstenlose Drei-Phasen-Motor schiebt homogen und kraftvoll an und lässt sich auch über 25 km/h sehr gut beschleunigen und pedalieren. Dank integriertem Drehmomentsensor fühlt sich das Fahrerlebnis sehr natürlich an. Wenn man ein Pedal im Stand belastet, spürt man allerdings, wie der Motor schon anschieben will – das ist etwas „unrund“ und stört mitunter ein wenig.
Tadellos funktioniert die Walk-Funktion, für die man die Pfeil-Runter-Taste gedrückt halten muss, bis die LED weiß blinkt und der Motor sanft schiebt.
Technische Daten
- Bürstenloser Drei-Phasen-Motor
- Max. Drehmoment 108 Nm
- Integrierter Drehmomentsensor
- Geräuscharm
- Kompakt und kraftvoll
- Nenndauerleistung: 250 W
Die Remote-Einheit heißt iWoc TRIO, wirkt haltbar und besitzt drei Tasten. Credo bei der Entwicklung war hierbei anscheinend „weniger ist mehr“, denn jegliche Information wird nur über pastellfarbenen LEDs angezeigt. Immer zu sehen ist der Ladezustand des Akkus. Verändert man den Unterstützungsmodus – was übrigens mit einer leichten Vibration am Taster quittiert wird – dann wird die jeweilige Modus-Farbe kurz angezeigt und wechselt dann wieder in die Akku-Anzeige.
Der Ladezustand wird wie folgt angezeigt:
- Weiß 75 – 100 %
- Grün 50 – 75 %
- Gelb 25 – 50 %
- Rot 10 – 25 %
- Rot blinkt 5 – 10 %
- Rot blinkt schnell ≤ 5 %
Bei direktem Sonnenlicht sind die unterschiedlichen Farben manchmal kaum zu unterscheiden und wir empfehlen hierfür die Verwendung der Ebikemotion-App, die – unter anderem – den Ladezustand des Akkus prozentgenau anzeigt.
Download Ebikemotion-App
Hier findest du noch mehr Informationen zu aktuellen E-Bike-Motoren.
Tatsächliche Reichweite
38,2 km
711 hm
1 h 43 min
Hier gibt es die genauen Details der Testrunde mit dem Rocky Mountain Instinct Powerplay C70.
Laborwerte sind gut und schön, aber in der Realität sieht es leider oftmals anders aus. Deshalb fahren wir einen ganz eigenen Testzyklus für euch. 38,2 km / 711 hm – diese Daten ermittelten wir in Testfahrten, bei denen wir immer in der maximalen Unterstützungsstufe fahren, bis der Akku komplett leer ist. Bitte beachtet, dass diese ermittelten Werte nur als Richtwert zu verstehen sind und in keinster Weise die Ergebnisse aus einem genormten Labortest widerspiegeln. Wenn dieses E-Bike in niedrigeren Unterstützungsstufen gefahren wird, erhöht sich die Reichweite deutlich.
Dich interessieren auch die Reichweiten anderer E-Mountainbikes und E-Bikes? Dann empfehlen wir dir unsere ausführliche Reichweitentabelle: Hier geht’s zur ultimativen Reichweitentabelle von eMTB-News.de
Auf dem Trail
Uphill
Um technische Uphills richtig souverän zu meistern, fehlt es dem Rocky an Biss. Zwar schiebt der Motor mit ordentlich Bums, aber irgendwie flowt die Geo nicht 100 Prozent im Uphill. Ein Kletterkönig wird dieses E-MTB nicht, denn nur mit Mühe kann das Vorderrad daran gehindert werden, den Bodenkontakt frühzeitig zu verlieren.
Auf dem Blatt Papier liefert das Motor-System in diesem E-MTB – der Motor ist der hauseigene Dyname 3.0 – beeindruckende Leistungsdaten. Mit bis zu 108 Nm maximalem Drehmoment positioniert es sich satt in der Kategorie der Power-E-MTBs, wiegt dabei aber um einiges weniger als diverse Mitstreiter in dieser Klasse. Der Motor schiebt sehr kraftvoll auch bei niedriger Trittfrequenz den Berg hinauf und technisch wenig anspruchsvolle Sektionen, wie Forststraßen oder breite Trails, sind damit beinah geräuschlos zu erklimmen.
Wird der Uphill technischer, braucht das Instinct Powerplay eine erfahrene Hand, denn dieses E-MTB bügelt Fahrfehler nur schwer aus, im Gegenteil, mitunter potenzieren sie sich hier. Klar, kann das Rocky Mountain Instinct Powerplay C70 Uphill, aber ein Kletterkönig wird es nicht, denn wenn es richtig steil wird, steigt das Vorderrad früher als bei anderen Modellen und man muss extrem viel Gewicht auf den Lenker bringen, um dies zu verhindern. Mitunter kann in engen Kehren das Vorderrad sogar „ausbrechen“, weil just im falschen Moment der Motor schiebt und das Rad in die Höhe steigt.
Downhill
Wenn es richtig zur Sache geht und wir fiese Downhill-Sektionen befahren, dann kommt die verspielte Geo zum Tragen. Wurzelteppiche werden zu Spielwiesen und jedwede Bodenunebenheit wird zum Kicker. Ein Spaßgerät erster Kajüte!
Im Downhill fühlt sich dieses E-All-Mountain wohl, so lange es verspielt-flowig bleibt, und es nicht um Highspeed-Passagen geht. Das straff abgestimmte Fahrwerk arbeitet gut und verleitet, dank passendem Pop, zum Spielen. Wurzeln, Baumstümpfe oder Steinbrocken werden nicht umschifft, sondern als kleiner Kicker genutzt. Auf jedem Meter wollen wir noch ein wenig mehr stylen und spielen. Wenn es um harte Bremsmanöver geht, treibt es uns aber hin und wieder Angstschweiß auf die Stirn, denn der zahnlose Maxxis Rekon-Reifen am Heck kann die Bremskraft der Shimano XT-Bremse kaum auf den Boden übertragen und kommt frühzeitig ins Rutschen. Mit einem profilierterem Reifen wären die Bremsmannöver präziser und sicherer.
Sehr schnelle Sektionen mag das Instinct Powerplay hingegen weniger. Hier resultiert aus der verspielten Geometrie eine gewisse Unruhe. Nicht tragisch, aber dennoch wollen wir es erwähnen.
Trail
Die verspielte Geometrie macht dieses E-MTB zu einem echten Kurvenräuber mit Suchtpotential, der sich dank brachialer Power – der Motor leistet 108 Nm maximales Drehmoment – kraftvoll und flüssig beschleunigen lässt.
Über Trails heizen, Kurven mit Höchstgeschwindigkeiten nehmen, durch Anlieger wühlen und über Wurzelteppiche spielen – dabei fühlt sich das Rocky Mountain Instinct Powerplay extrem wohl. Wir haben selten ein derart spaßiges E-All-Mountain gefahren. Der spritzige Motor unterstützt immer passend zum jeweiligen Terrain, beschleunigt tadellos und lässt sich auch über 25 km/h leicht und flüssig pedalieren. Die Kombination aus straffem Fahrwerk, großen 29-Zoll-Laufrädern und der verspielten Geometrie machen dieses E-MTB zur ersten Wahl, wenn wir richtig Spaß haben wollen. Dieser quicklebendige Kurvenräuber fühlt sich auf dem Trail sehr agil und lebhaft an.
Negativ fiel uns auf, dass die Kette permanent rasselt, denn wenn der Motor – der sehr leise arbeitet – sich dreht, dann muss die Kette über diverse Ritzel und erzeugt dabei den typischen Rassel-Sound einer Kette, die eben über mehrere Ritzel läuft. Dies kann man mögen, in unserem Fall war es aber eher störend. Last but not least, die Motor-Charakteristik im Stand: Wer stehen bleibt und den Fuß auf dem Pedal lässt, dem wird dies mit einem einem gewissen Zucken quittiert, denn der sensible Motor mit Drehmomentsensor merkt nicht, dass man gerade nicht fährt, sondern steht, und will natürlich immer los. Vielleicht können die Ingenieure von Rocky Mountain dies in der Zukunft etwas abschwächen oder irgendwie in den Griff bekommen, denn an sich ist das Dyname 3.0 Motor-System fantastisch!
Das ist uns aufgefallen
- Sündhaft schöner Carbon-Rahmen Qualitativ ist der Hauptrahmen über jeden Zweifel erhaben. Die Formensprache ist modern und sehr schlüssig, die Dimensionen gut proportioniert und schlank, der Lack hochwertig verarbeitet.
- Dyname 3.0-Motor Während der Fahrt ist dieser Motor ein absolutes Gedicht. Der Motor schiebt gut moduliert, unterstützt kraftvoll und homogen. Dabei ist dieser Motor – auch bei höheren Frequenzen – kaum zu hören und verrichtet nahezu geräuschlos seinen Dienst. Geräuschloser Motor? Nicht ganz, denn leider ist das Rasseln der Kette – die über mehrere Ritzel läuft – permanent zu hören.
- Unkultiviert im Stand Im Stand gefiel uns die Charakteristik weniger gut, denn hier wirkt dieser Motor rauhbeinig und wenig feinfühlig. Steht der Fuß auch nur mit dem eigenen Gewicht auf dem Pedal – wohlgemerkt im Stand – dann kann es sein, dass dieses E-MTB zu zucken beginnt und nicht realisiert, dass man steht und nicht fährt. Dieses Phänomen kennen wir von älteren Motoren und haben es auch damals negativ bemängelt.
- Ride-9–System Eine Option, die Geometrie den eigenen Vorlieben anzupassen, finden wir super. Aber warum so kompliziert? Wer braucht derart viele Einstellungen? Ein Flip-Chip mit Low und High gern, aber die Vorzüge und Unterschiede vom Ride-9-System dürften nur ganz ganz wenige auf dem Trail herausfahren. In der Realität ist weniger oftmals mehr und hier würden uns zwei Einstellungen – Low/High – vollkommen ausreichen.
- Schlechtes Preis/Leistungsverhältnis Wer das Maximum an Ausstattung für das Minimum an Geld sucht, der ist bei Rocky Mountain an der falschen Adresse. Jeder, der die Marke kennt, weiß, dass die Kanadier in der Regel teurer sind als mancher Mitbewerber und man bei Rocky Mountain den Namen, das Image und die DNA mitbezahlt. So auch beim Instinct Powerplay C70. Ein E-MTB mit Fox-Elite-Fahrwerk, hauseigenen Alu-Parts bei Vorbau und Lenker, günstiger Vorderradnabe und billigen Shimano-Bremsscheiben … für 7.600 € … das ist wirklich viel.
- Lautes Ladegerät Da der Akku bei den Powerplay-Modellen zum Aufladen nicht ausgebaut werden kann, stehen diese E-Bikes auch gern mal in der Wohnung. Ähnlich dem Sound eines Computers von vor ein paar Jahren surrt der Lüfter des kleinen Ladegerätes ununterbrochen. In Zeiten von nahezu geräuschlosen Computern und Ladegeräten der Mitbewerber ist dieser Sound mittlerweile eher als störend zu bewerten. Unser Tipp: Im Keller laden oder die Zimmertür schließen.
- Traktionsarmer Hinterradreifen Der Maxxis Rekon ist leicht, aber verfügt über sehr niedrige Stollen. Am E-Bike verliert dieser Reifen frühzeitig die Traktion und besitzt zu wenig Grip, um die Motorpower auf den Trail zu bekommen. Hier würden wir uns ein grobstolligeres Modell wünschen.
- iWoc-Remote Smart gedacht, minimalistisch designt – auf dem Trail leider kaum zu gebrauchen. Die Vibrationen, mit denen das Umschalten der Unterstützungsstufen quittiert wird, sind nur im Stand zu spüren. Während der Fahrt spürt man hiervon nichts mehr. Die LEDs, die lediglich mit einem variierenden Farbton über Modus und Ladestand informieren, sind bei Sonnenlicht schwer zu differenzieren und machen aus der Info über den Ladezustand des Akkus ein regelrechtes Ratespiel. Wer auf winzige Remote-Einheiten steht und auf detailliertere Informationen verzichten kann, der wird die iWoc-Remote mögen, für unseren Geschmack macht diese Remote-Einheit aber wenig Sinn.
- Spaßgranate auf dem Trail Wer gern auf dem Trail spielt und für wen Kurven das Highlight sind, der wird mit dem Rocky Mountain Instinct Powerplay C70 seine wahre Freude haben, denn dieses E-MTB geht auf dem Trail ab wie die wilde Wutz! Würden wir Punkte für Uphill, Downhill und Trail vergeben, würde dieses Modell bei Trail die volle Punktzahl mit Sternchen absahnen.
Fazit: Rocky Mountain Instinct Powerplay C70
„Dieses All-Mountain rockt wie die wilde Wutz!“
Kein Kletterkönig, aber ein astreiner Kurvenräuber! Das Rocky Mountain Instinct Powerplay C70 hat uns auf dem Trail eine gehörige Menge Spaß bereitet und der exotische Motor konnte in Sachen Power und Sprintfähigkeiten vollends punkten. Das straff abgestimmte E-All-Mountain mit vollintegriertem – leider fest verbautem – Akku fährt sich spielerisch über jedwedes Terrain und bietet genug Reserven, wenn es gröber zur Sache geht. Im Uphill leistet es sich, aufgrund des früh steigenden Vorderrades, einige Patzer, macht dies bergab aber wieder wett, denn hier ist es eine wahre Freude, flott über Stock und Stein zu fliegen, äh, zu fahren. Würden wir Punkte für Uphill, Downhill und Trail vergeben, würde das Instinct Powerplay von Rocky Mountain bei Trail volle Punktzahl mit Sternchen absahnen.
Eins muss man vor dem Kauf aber bedenken: Entscheidet man sich für ein E-Bike von Rocky Mountain, wählt man ein sehr exotisches Motor-System, bei dem – falls es mal Probleme gibt – nur ein Rocky-Händler helfen kann.
Pro / Contra
Stärken
- verspielte Geometrie mit Spaß-Garantie
- kraftvoller, sensibler Motor mit Drehmomentsensor
- hochwertiger, toll verarbeiteter Rahmen
- gelungene Integration von Motor und Akku
- 330-Wh-Overtimepack (optional erhältlich)
Schwächen
- fest verbauter Akku
- gewöhnungsbedürftige Motor-Charakteristik im Stand
- iWoc-Remote kompliziert abzulesen
- relativ teuer
- Ladegerät mit Lüfter (laut)
Wer von euch fährt denn ein E-MTB der Marke Rocky Mountain? Wie sind eure Erfahrungen mit diesen E-Bikes? Postet doch einfach mal in die Kommentare.
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Testablauf
Auf den Testrunden fahren wir fast ausschließlich mit der maximalen Unterstützungsstufe. Mindestens einmal fahren wir den Akku komplett leer und dokumentieren dies auf unserem Strava-Account.
Unsere Testrunden haben alles, was ein E-Bike braucht:
- enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
- flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
- kurvige, flowige Downhills
- lange Schotterpisten bergauf und bergab
Jedes E-Bike wurde mehrfach auf dieser Runde gefahren und im Anschluss sorgfältig beurteilt.
Hier haben wir das Rocky Mountain Instinct Powerplay C70 getestet
- Bamberg/Bad Kreuznach/Fichtelgebirge, Deutschland: Hier gibt es schmale, enge Trails die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills.
I ride everything: E-Enduro, E-Trailbikes, hardtails, downhill, road – I enjoy it all, whether it’s E-assisted or not. I’ll admit that I do quite like having a motor on the uphills though. There’s lots to love about flowing trails; natural or built. The only thing I hate – switchbacks. I am 1.83 m tall and ride in 99% of cases frame size L – my sweet spot is between 470 and 480 mm Reach.
- Fahrstil / Riding style
- Verspielt und flowig / Flowing and playful
- Ich fahre hauptsächlich / I mainly ride
- E-Enduro, E-Trailbike, aber auch XCO, DH und Road / E-Enduro, E-Trailbike but also XCO, DH and road
- Vorlieben beim Fahrwerk / Preferred suspension setup
- Straff und schnell – ich möchte wissen, was unter mir passiert / Firm and reactive – I like feedback from the trail
- Vorlieben bei der Geometrie / Preferred geometry
- Langer Reach, kurzer Vorbau, breiter Lenker / Long reach, short stem, wide bars
Testinfos kompakt
Rocky Mountain Instinct Powerplay C70
> 90 Nm
≥ 500 Wh
- XC:
- 0 bis 120 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- Trail:
- 100 bis 150 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- All-Mountain:
- 120 bis 150 mm Federweg (Full-Suspension)
- Enduro:
- 150 bis 180 mm Federweg (Full-Suspension)
- Downhill:
- über 180 mm Federweg (Full-Suspension)
13 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumAlso für mich eine schöner Werbetestbericht , aber man sollte auch mal die andere Seite der Medaille bei Rocky betrachten. Ich habe nach 4500 km einen Motorschaden erleiden müssen und dann die behäbigkeit von RM erfahren dürfen. Nach 3 Monaten endlich einen Ersatzmotor mit neuem I-woc !! In dieser Zeit habe ich bei meinem RM Händler mitbekommen / gesehen Rahmenbrüche am neuen 2020 Model im Bereich der Sattelstütze ,Motorschäden , Drehmoment Arm gebrochen (sehr häufig) .
Weitere Schwachpunkte sind :
- Schlechte Kommunikation von RM über Bike Sports zum Händler, Kunde ist der letzte der Info´s bekommt.
- Tretlager schwach ausgelegt ( breitere Lager nachträglich eingebaut)
- Tretlagerfreilauf schlecht abgedichtet ( habe ich ebenfalls tauschen müssen )
- sehr Service intensiv , sollte nach jeder Schlammfahrt unter der Antriebsabdeckung gereinigt werden
- Kette ebenfalls danach neu schmieren ,am besten mit dickem Getriebeöl (geräuschdämmend)
- Positiv ist bemerken das RM die Gewährleistung für die 2018/19 Modelle verlängert hat .
Trotz allem macht das Bike richtig spass beim fahren und ich hoffe ich werde den Winter gut überstehen.
Der neue Motor ist gefühlt kräftiger als der alte, das I-woc ist wie von R.H. beschrieben sehr gewöhnungsdürftig.
Ich kann mit meinen beiden E8000 problemlos verblockt bergauf die Pedale sortieren und wieder antreten, ohne
daß ich Probleme durch eine Kraftunternrechung bekomme. Software ist 4.5.1 bzw. 4.8.
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