Der Veranstalter Bike Project lud zu den jährlichen Ritterspielen nach St. Moritz ein. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wer schon einmal bei einem Event um Thomas Schlecking und seinem eingespieltem Team dabei war, der weiß um die gute Organisation und die kulinarische Umsorgung, die dort stets an den Tag gelegt wird. Daher war es für uns ein Fest, bei diesem witzigen „Rennformat“, bei dem es um Kreativität und Geschicklichkeit auf dem Bike ging teilzunehmen.
Rocky Mountain Trail Games St. Moritz
Die Regenjacke bleibt im Auto!
Circa 80 tapfere Teilnehmer stellten sich in den verschiedenen Gruppen (2er und 3er Teams, Männlein/Weiblein gemischt, E-Bike oder Normal) den denkbar schwierigen Raffinessen, die ihnen erst kurz vor dem Start am Freitag Nachmittag gestellt wurden.
Nach einem kurzen Blick in den Himmel der Engadin Mountains und der Entscheidung die Regenjacke im Auto zu lassen ging es am Freitagmittag mit der Signalbahn hoch zur Chantarella, wo nach einem kurzen Briefing der Startschuss der Trail Games 2018 fiel.
Losss jetzt, Trails ballern!!! – dachte ich mir… Doch ich konnte noch nicht, denn meine Teampartnerin Franzi Meyer hetzte gerade noch rechtzeitig von ihrer Arbeit zu mir und den letzten Startgruppen im Feld. „High Five“ und dann ging’s auch schon los. Es war spannend für uns, da wir bisher noch nie miteinander gefahren sind und keiner wusste, wie der jeweils andere so am Gashahn hängt. Es ging in einigen Spielen wie „Flow Brother“ nämlich darum, die gleiche Zeit wie der Teampartner zu fahren. Wie gut oder auch nicht gut das ganze zwischen uns beiden harmoniert hat, erfahrt ihr gleich…
Freitag – Stage 1: Need to repeat!
„Welche Strategie macht wohl am meisten Sinn? Vollgas natürlich!“
Nach einem kleinen Uphill Transfer ging es schon zum ersten Spiel. „Need to Repeat“ war angesagt. Man musste eine Zeit den Hügel hinunterbrennen und diese dann im Anschluss wieder möglichst genau treffen. Das schwierige dabei war, den zweiten Run hatten wir erst am Sonntag. Das war gar nicht so einfach sich zu merken, wie schnell man jetzt eigentlich war. Unsere Strategie fühlte sich jedenfalls sehr spaßig an, denn mit Vollgas schürten wir den flowigen Trail mit Traum- Aussicht in Richtung Finish.
Stage 2: Ride Togehter
„Hallo Gebüsch, hallo Flatterband“
Nachdem wir auf coolen Zwischen- Transfers unsere Fahrkünste das erstmal gegenseitig beschnupperten war es klar, Team Franzi und Oli hat das Potenzial ordentlich auf den Putz zu hauen! In der Challenge Ride Together fuhren wir gemeinsam einen knackigen Single Trail auf Sicht – dieser hielt fieße Spitzkehren für uns bereit, bei denen man ordentlich den Anker schmeißen musste. Unsere Strategie: Ich fahre vor und checke die besten Linien aus, Franzi hinterher – ging sich auch gut aus bis ich über eine der engen Kehren hinausschoss. „GOGOGO!!!“, rief ich zu Franzi „zieh vorbei“ – dann krabbelte ich wieder aus dem Gebüsch und schoss mit Vollgas zurück zu meiner Teampartnerin. Im Ziel waren wir dann wieder hintereinander und konnten dennoch eine gute Zeit mit wenig Differenz erzielen.
Stage 3: Enduro Team
„No Pedals and keep pushing“
Eine super witzige Idee und Challenge – man musste, ohne den Teampartner zu sehen eine möglichst identische Zeit fahren. Ganz schön schwierig, wenn man noch nicht oft mit seinem Teampartner Trails fahren war. Doch bei uns stimmte die Harmonie und wir konnten aus dem vorherigen Spiel, bei dem wir direkt hintereinander fuhren schon gut abschätzen, wie wir das am dümmsten anstellen würden. Nach dem Motto „No Pedals and keep pushing“ dachten wir, möglichst gleich schnell auf dem Trail unterwegs zu sein. Das ging sich dann auch ganz gut aus, bis eine Passage kam, bei der man fast stehen geblieben ist. Intuitiv entschieden wir uns dann beide dafür ein paar Pedalkicks einzuleiten um nicht komplett dahinzuschleichen oder gar stehen zu bleiben. Hat aber perfekt funktioniert – High Five Franzi!
Ein mega Tag auf den Trails rund um St. Moritz neigt sich dem Ende und beim gemeinsamen Abendessen ließen wir bei einem Glas Wein den Tag nochmal Revue passieren.
Samstag – Stage 4: Catch the Time!
„Ziellinie?! Was, das wars schon?!“
Nach einem reichhaltigen Frühstück im Cresta Palace Hotel ging es dann ganz nach oben. Auf dem Piz Nair mit über 3000 Höhenmetern wartete nach einem hochalpinen Warm-up Transfer schon die erste Challenge auf uns. Man hatte die Wahl zwischen 3, 5 und 7:30 Minuten – es ging darum einen unbekannten Trail in der zuvor ausgewählten Zeit zu fahren. Keine Ahnung!!! Woher sollen wir wissen, wie lang der Trail ist und so weiter. Ein kleiner Tipp von der Rennleitung war, das Cornelius, ein Kollege der zügig unterwegs ist die Zeit mit den 3 Minuten vorgelegt hat. Hieß natürlich für uns als Vollblutracer – das ist unser Ding! Wir entschieden uns also für die 3 Minuten und geißelten ordentlich den Trail nach unten, am Anfang technisch und dann sauschnell ging es mit Wahnsinns Panorama in Richtung Ziellinie. „Ziellinie?! Was, das wars schon?!“ – dachten wir uns als wir diese überquerten und gefühlt niemals 3 Minuten dafür gebraucht hatten. Danach erfuhren wir von Cornelius, dass er die Stage entspannt runtergerollt wäre. Wir lachten und dachten uns: Mist! Voll verkackt! Wir waren viel zu schnell!
Über einen technischen Uphill Transfer machten wir uns schon mal für die nächste Challenge bereit.
Stage 5: No Foot Zone
Nachdem wir beide das inzwischen noch als einzig übrig gebliebene E-Duo Team unterwegs waren (die Konkurrenz ist leider schon am ersten Tag verletzungsbedingt ausgeschieden) kosteten wir die Vorteile unserer E-Bike aus und tänzelten so richtig lässig die Uphill- Sektion nach oben. Hier hatten einige unmotorisierte Teilnehmer ordentlich Probleme, die Trittfrequenz aufrechtzuerhalten und so zu timen, dass man nicht mit dem Pedal am Boden hängen bleibt. Wer den Fuß abgesetzt hat, bekam Strafpunkte.
Weiter über einen hochalpinen Singletrail mit epischer Aussicht ging es dann zu nächsten Challenge, wo wir unsere Team- Harmonie wieder unter Beweis stellen mussten.
Stage 6: Enduro Team …
Das Team Franzi und Oli läuft wie ein Schweizer Uhrwerk!
… hieß es mal wieder. Ein rutschiger Singletrail mit offenen Kurven, bei denen man nicht so recht wusste, ob Fuß raus und kontrollierter Drift oder lieber Hinterrad umsetzten. So hatten wir damit zu kämpfen, wieder möglichst gleichmäßig und fehlerfrei nach unten zu kommen. Wir wollten beide nicht nur dahinrollen, sondern unseren Kisten schon die Sporen geben. Ich drosselte meinen Raketenantrieb etwas und Franzi ließ es gut stehen. Das ging sich auch super aus, wieder ohne zu Pedalieren aber mit fokussierter Fahrweise schafften wir es im Ziel bis auf ein paar Sekunden Differenz eine nahezu identische Zeit einzufahren. „Yeeeewwwww Franzi!!!“
Gut gestärkt sattelten wir nach dem Mittagessen wieder die Hühner und machen uns auf den Weg zur nächsten Challenge. Über einen ordentlich langen Transfer, bei dem man gerne mal den Blick schweifen ließ, ging es dann in Richtung Prontesina. Der gepflegte Radweg durch die offenen Wälder war richtig idyllisch und erinnerte mich irgendwie an die Rocky Mountains rund um den Banff Nationalpark. So langsam wurde es für mich dann auch ein bisschen sportlicher, denn der Ladezustand meines Akkus neigte sich schon dem Ende zu. Na gut, dann schalt ich halt mal auf Eco Mode…
Stage 7: Trail Scrabble
Ey, jetzt beherrsch dich mal!
Komplett im Ballermodus waren wir beide. Ein mega spaßiger Flowtrail war Austragungsort eines weiteren witzigen Spiels, bei dem es eigentlich nicht darauf ankam, möglichst schnell nach unten zu kommen. Denn man musste beim Abrollen dort versteckte Buchstaben entdecken, sich diese Merken, und daraus im Ziel angekommen das richtige Lösungswort herausgefunden haben. Das war gar nicht mal so leicht, denn wir waren beide wieder gut am heizen und hatten dadurch einen Buchstaben übersehen.
„Ich glaube, wir waren zu schnell…“
N-D-I-A-G-E!“ – hääää?! 7 Buchstaben hätten es sein sollen, shit Franzi wir haben was übersehen! Du warst wieder zu hart am heizen!“ – im Ziel hatten alle gelacht und wir stotterten und irgendwelche nicht existierenden Wörter zurecht… Doch dann hatte ich eine Idee – wie heißt das Gebiet nochmal in dem wir uns gerade befinden?! Fotograf Filip fing schon an zu grinsen und nickte verlegen… „ENGADIN!“ – Yeeessss, das war es, Challenge bestanden!
Stage 8: Gin Challange
Gin for the win!
Jetzt war Geschicklichkeit und Geduld gefragt. Den teuersten Gin, den es zu kaufen gibt bekamen wir in einen Plastikbecher gefüllt und mussten diesen mittels Kabelbinder am Lenker befestigen. Ziel war es, den Becher unten angekommen noch möglichst voll auf die Wage zu bekommen. Alles was ausgeschappt war, gab Punktabzug. Wir entschieden uns dafür, den Becher an Franzis Lenker zu zurren – Frauen können mit sowas behutsamer umgehen. Ich hätte den Gin noch mit einer Gurke verfeinert und ehe ich losgefahren wäre lieber ausgetrunken.
Unsere Taktik ging sich auch gut aus, ich checkte schon mal die Linien aus, das Franzi möglichst wenig Erschütterungen abbekam und heizte ihr bei einem recht spaßigem Stück Trail um die Ohren, ich wollte ja schließlich sicher gehen, dass sie auch die beste Linie erwischt – sowas nennt sich Arbeitsteilung. Franzi musste dann langsam vor sich Hin eiern und hatte dabei bestimmt auch viel Spaß.
Stage 9: Pumptrack Challenge
Letzte Aufgabe für heute – Pump dich durchs Ziel und dann ab zum Barbecue! Nochmal kurz Pumpen und Pushen und dann wartete auch schon das lang ersehnte Feierabendbier. Beim gemeinsamen BBQ chillten dann alle gemütlich miteinander und waren nach diesem langen Tag auch sichtlich geschafft.
Sonntag – Stage 10, 11 und 12: Heute nochmal Eiern und Ballern
In der Eierlauf-Challenge war ein ruhiges Händchen und ein kühles Köpfchen gefragt. Bei diesem witzigen Spiel ging es darum, ein rohes Ei den Trail heil nach unten zu bekommen, und das ganze noch möglichst schnell. Jetzt denkt man sicher – easy, das pack ich einfach in meinen weich gepolsterten Rucksack… Fehlanzeige! Man hatte nur diese Utensilien zu Verfügung:
- kurzes Stück Flatterband
- Kabelbinder
- Eierkarton
- einen Fitzel Panzertape
Das ganze musste dann irgendwie am Lenker befestigt und heile nach unten gebracht werden – um so schneller – umso mehr Punkte gab es am Ende.
Zügig in Richtung Tal donnern – genau unser Ding!
Heute warteten nochmal 3 Challanges auf uns, die nach unserem Geschmack genau das Richtige waren. Wir entschieden uns nämlich die „Need to Repeat“ Stage vom Freitag wieder genauso zügig Talwärts zu donnern. Damit konnten wir auf dem megaspaßigen Corviglia Flow Trail, welchen wir direkt im Anschluss auch zweimal gefahren sind nochmals Punkte sammeln. Wir konnten uns gegen unsere Konkurrenten (und zwar keine) durchsetzten und landeten somit wohlverdient auf Platz 1. Wer hätte das gedacht, hehe. Wir hatten jedenfalls eine richtige Gaudi und so war auch die allgemeine Stimmung aller Teilnehmer.
Im Gespräch mit Event-Manager Thomas Schlecking interessierte es uns dann dennoch. Wir sind die Trail Games mit unseren E-Bikes mitgefahren und hatten dabei eine rießen Gaudi. Das verwunderliche und schöne dabei war, das wir auch nur ganz wenig Gehänsel oder Gegenwind von den anderen Teilnehmern zu spüren bekamen. Es scheint als würde sich das Thema E-Bike im Wettkampf so langsam auch Akzeptanz finden.
Auf die Frage, ob sich der Trailtrophy-Gründer vorstellen könnte, bei solchen Events, wo es wirklich auf schnelle Zeiten ankommt auch E-Biker an den Start zu lassen, erklärte uns Thomas:
Sicher macht es einen riesen Spaß auch mit elektrifizierten Bikes an einer Rennveranstaltung teil zu nehmen. Doch es ist schwierig, diese Gruppe Racer einfach in unser bestehendes Rennformat zu integrieren. Es benötigt einfach andere Regeln und Stages, um den Besonderheiten beim E-Biken seinen Reiz zu bewahren. Damit geht natürlich auch ein erheblich größerer Mehraufwand einher, den wir mit unserem Team auch nicht decken könnten. Es hat uns aber gefreut, dass wir bei euch bei den Trail Games als E-Bike Team am Start hatten und hoffen, dass es nächstes Jahr vielleicht ein paar mehr Anmeldungen in dieser Startgruppe gibt.
Diesem Statement konnten wir in allen Punkten zustimmen und hoffen dennoch, das sich der junge Sport eines Tages noch zu einem größeren Beliebtheitskreis entwickelt.
Besonderen Dank an die freundliche Belegschaft im Cresta Palace – unser Hotel vor Ort.
Video von Team Franzi und Oli
Fazit @eMTB-News.de
Es muss nicht immer Vollgasgehämmer sein um Spaß zu machen. Die Rocky Mountain Trail Games 2018 waren genau wie wir uns es vorgestellt haben. Wir hatten Mega Spaß und sind dabei einige epische Trails der Engadin Mountains abgefahren. Ums Leibliche Wohl war auch bestens gesorgt und somit war es einfach ein cooles Bike-Wochenende mit vielen coolen und entspannten Teilnehmern.
Wir hatten eine zünftige Gaudi auf den Trails rund um St. Moritz! Wer war schonmal dort?
Kommentare
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