Rotwild R.G+ Ultra 36 im Test: Downhill-Gene und ein Fahrwerk, das mit satten 200 Millimetern am Heck aufwartet – so zeigt sich das hübsche Rotwild. Wie fährt sich dieser E-Freerider auf dem Trail? Braucht man für dieses eMTB einen Bikepark? Sind 200 mm Federweg nicht ein wenig viel? Wir sind diesen Fragen auf den Grund gegangen und haben die Antworten für euch.
Im Test: Rotwild R.G+ Ultra 36
Fox-Fahrwerk für die ganz harten Einsätze
Optisch steht das Rotwild R.G+ Ultra 36 in seinem Mix aus Weiß und Signalorange, beides natürlich in angesagtem mattem Finish, ziemlich gut da. Die Rohrformen wirken modern und die Verarbeitung ist auf Rotwild typischem hohen Niveau. Bei diesem Modell haben die Mitarbeiter von Rotwild ihr E-Downhillbike als Basis genommen, pflanzten anstatt der massiven Fox 40 mit Doppelbrücke eine schlankere Fox 36 mit 180 mm Federweg ein und fertig war der E-Freerider. Der Dämpfer blieb unangetastet und somit bleiben auch beim R.G+ Ultra 36 am Heck 200 mm Federweg.
Bestückt ist dieses E-Bike mit allem, was im Gravity-Bereich derzeit angesagt ist. Gebremst wird mit einer Shimano Saint, geschaltet mit Shimano XT 11-fach und die haltbaren DT Swiss FR1950 sind mit schlanken Continental Kaiser in 2,4″ bereift. Gerade letzteres dürfte auf dem Trail für ein sehr direktes Fahrverhalten sorgen, denn die Reifen von Continental verfügen ein sehr griffiges Profil und durch die Dimension von 2,4″ fahren sie sich sehr direkt und präzise.
Der Preis liegt bei 7.999 € (UVP) | Bikemarkt: Rotwild R.G+ Ultra 36 kaufen
Geometrie
Erhältliche Rahmengrößen: M, L
Gemessene Überstandshöhe: 755 mm (Rahmengröße L)
Gewicht: 22,48 kg (Rahmengröße L)
Hier findest du die Geometrietabelle
M | L | |
---|---|---|
SATTELROHRLÄNGE | 430 mm | 450 mm |
OBERROHRLÄNGE | 602 mm | 629 mm |
STEUERROHRLÄNGE | 120 mm | 130 mm |
HINTERBAULÄNGE | 450/462,5 mm | 450/462,5 mm |
TRETLAGERHÖHE | 350 mm | 350 mm |
STEUERROHRWINKEL | 64.5° | 64.5° |
SITZROHRWINKEL | 74.5° | 74.5° |
RADSTAND | 1243 mm | 1272 mm |
STANDOVER | 774 mm | 772 mm |
REACH | 430 mm | 455 mm |
STACK | 619 mm | 628 mm |
Ausstattung
Frame | Rahmen | Aluminium / Carbon IPU / Gravity Tubeshape |
Fork | Gabel | Fox 36 Float 180 3-POS FIT4 LSC Factory Kashima |
Shock | Dämpfer | Fox Float X2 |
Shifter | Schalthebel | Shimano XT |
Derailleur | Schaltwerk | Shimano XT 11speed |
Cassette | Kassette | Shimano XT 8000 11-46T |
Cranks | Kurbel | E13 TRS+ 165 mm |
Brakes | Bremse | Shimano Saint 200/180 mm |
Wheels | Laufräder | DT Swiss FR1950 |
Tires | Reifen | Continental Kaiser Projekt 27.5x2.40 |
Seat | Sattel | Ergon SME30 |
Seatpost | Sattelstütze | Crankbrothers Highline Ø31,6 x 160 mm |
Bar | Lenker | PRO Tharsis 9.8 AL7075 20/800 mm |
Stem | Vorbau | PRO Tharsis TRAIL 45 mm |
Motor | Motor | Brose Drive-S (Rotwild tuned) |
Display | Display | Marquardt Remote 4311 |
Battery | Akku | IPU.500 CARBON |
Weight | Gewicht | 22,48 kg |
Price (RRP) | Preis (UVP) | 7.999 € |
Motor & Akku
Mit Wechselakku wäre dieses Modell der Hammer!
Im Rotwild R.G+ Ultra 36 arbeitet ein Brose Drive S der neuesten Generation. Der hochwertige Motor arbeitet flüsterleise und entkoppelt oberhalb der 25 km/h komplett. Hier ist kein Widerstand zu spüren, der bei der Fahrt stört oder unangenehm auffällt. Die jüngste Generation dieses Motors liefert spürbar mehr Drehmoment, wenn das E-Bike beschleunigt werden muss. Dies wird beispielsweise beim Herausfahren aus Kurven – bei deren Einfahrt man vorher abgebremst hat – sehr deutlich. Hier schiebt der Drive S ordentlich ohne dabei wie ein E-Moped zu wirken, denn bei Brose gilt das Credo, dass man sanft unterstützen und nicht anschieben möchte. Dies gelingt mit dem leisen Brose Drive S sehr gut, denn bei E-Bikes die mit diesem Motor bestückt sind kann ein sehr natürliches Fahrgefühl erzeugt werden.
In der Carboneinheit – bei Rotwild nennt man sie „IPU.500 CARBON“ – sitzt ein Akku mit einer Kapazität von 518 Wh. Das Unterrohr ist schlank und wirkt nicht so wuchtig, wie bei vergleichbaren E-Mountainbikes, hat aber einen entscheidenden Nachteil: der Akku ist fest verbaut und kann – wenn überhaupt – nur in einer Fachwerkstatt ausgebaut und/oder getauscht werden. Wem die 518 Wh für eine ausgedehnte Tour ausreichen, der ist hiermit gut bedient. Wer aber gern einen Wechselakku dabei hat, der hat bei diesem Modell leider keine Chance. Auch das Thema Nachladen gestaltet sich mitunter als schwierig. Denkt doch bloß einmal daran was passiert, wenn man keine Steckdose im Keller hat und das eMTB zum Aufladen immer mit in die Wohnung getragen werden muss. In einem Mietshaus in der Stadt ein ziemlicher Kraftakt, dass könnt ihr euch sicher vorstellen. Praxisfremd würden wir es bezeichnen und deshalb unsere Bitte an die Ingenieure bei Rotwild: Konstruiert auch für dieses Modell eine neue IPU, die Platz für einen Wechselakku schafft. Eine neue IPU ähnlich der IPU.660.R, die Lutz Scheffer für euch designed hat, denn damit erhöht sich der Mehrwert und die Anwenderfreundlichkeit dieses Boliden deutlich.
Beim Display hat Rotwild wohl auf uns gehört, als wir im letzten Jahr das mickrige unlesbare Bloks-Display angemahnt haben (hier geht’s zum Test) und ein Marquardt Remote 4311 verbaut. Das übersichtliche Display von Marquardt liefert alle Informationen und ist auch während der Fahrt sehr gut lesbar. Die Tasten für die Unterstützungsmodi liegen gut erreichbar neben dem Ergon Griff. Es verfügt über Bluetooth, USB-Schnittstelle und kann via App mit dem Smartphone kommunizieren. Mit einem kleinen Joystick kann man sich durch das Menü klicken und allerhand nützliche Informationen abrufen.
- Motor: Brose Drive S (Rotwild tuned)
- Akku: IPU.500 CARBON mit 518 Wh (Rotwild)
- Leistung: max. 250 Watt
- Display: Marquardt Remote 4311
Tatsächliche Reichweite
35,10 km / 815 hm
1 h 29 min
Laborwerte sind gut und schön, aber in der Realität sieht es leider oftmals anders aus. Deshalb fahren wir einen ganz eigenen Testzyklus für euch. 35,1 km / 815 hm – diese Daten ermittelten wir in Testfahrten, bei denen wir immer in der maximalen Unterstützungsstufe fahren bis der Akku komplett leer ist. Bitte beachtet, dass diese ermittelten Werte nur als Richtwert zu verstehen sind und in keinster Weise die Ergebnisse aus einem genormten Labortest widerspiegeln. Wenn dieses E-Bike in niedrigeren Unterstützungsstufen gefahren wird, erhöht sich die Reichweite deutlich.
Hier gibt es die Details der Testrunde mit dem Rotwild R.G+ Ultra 36.
Auf dem Trail
Uphill
Bitte keine engen Uphill-Passagen!
Sattel ein wenig runter, vor auf die Sattelnase rutschen und schon kurbeln wir die Rampen und Uphill-Sektionen hinauf. In extrem steilen Bergauf-Passagen fehlt es dem Brose Drive S zwar ein wenig an Power, aber in Terrain mit moderaten Steigungen haben wir keinerlei Probleme und hinauf zu schrauben. Dank der langen Kettenstreben (bis zu 462,5 mm) und dem daraus resultierenden Radstand bleibt das Vorderrad immer brav am Boden und steigt wirklich nur in extrem steilem Gelände. Auch in verblocktem Gelände können wir mit den 165 mm kurzen Kurbeln von E13 gut pedalieren und müssen keine Angst davor haben, irgendwo mit dem Pedal aufzusetzen.
Downhill
Mach mal Platz da vorne!
Downhill – hier ist das Rotwild R.G+ Ultra 36 in seinem Element. Mit einer Geometrie die jeden Worldcup-Fahrer glücklich machen würde können wir – wenn es der Platz auf dem Trail zulässt – mit Mach 3 den Berg hinunter ballern, denn dieses eMTB ist ein wahrer Vollgas-Bolide. Das satte Fahrwerk aus Fox 36 Float-Federgabel an der Front und massivem Fox Float X2-Dämpfer am Heck bügelt alles glatt und verleitet dazu, die Ellenbogen noch etwas weiter nach außen zu drücken, den Kopf ein wenig tiefer zu nehmen und mit Topspeed über den Trail zu fliegen. Dank des flachen Lenkwinkels von 64,5° liegt dieses E-Mountainbike wie ein Brett auf dem Trail. Unruhige Front oder Instabilität bei hohen Geschwindigkeiten – Fehlanzeige! Hier zappelt nichts und die generierte Laufruhe ist phänomenal.
Über jeden Zweifel erhaben sind die DT Swiss FR1950-Laufräder. Egal ob wir durch verblockte Steinfelder hämmern, mit wenig Luftdruck über nasse Wurzelteppiche krachen – die Felgen stecken alles mit einem müden Lächeln weg und die montierten Continental Kaiser Projekt-Reifen in 27,5″ x 2,4 bieten sehr viel Grip und eine Lenkpräzision der Oberklasse. Für versierte Fahrerinnen und Fahrer stellt diese Bereifung im Downhill ein perfektes Setup dar, vorausgesetzt die gewählte Linie stimmt.
Einzig die unterdimensionierte Bremsscheibe am Heck trübt das Vergnügen. Klar, die Shimano Saint-Bremsen beißen zu wie das Ungetüm aus Steven Spielbergs Filmklassiker, aber mit einer größeren Bremsscheibe ginge es eben noch etwas besser. Hier wünschen wir uns die gleiche Bremsscheibe wie vorne, denn an E-Bikes gehören einfach Bremsscheiben mit 203 mm.
Trail
Irgendwie wie ein Rallye-Car auf der Go Kart Bahn!
Was im Downhill zu Freudentränen rührt, treibt einem auf dem Trail echte Sorgenfalten auf die Stirn. Das Rotwild R.G+ Ultra 36 braucht viel Platz auf dem Trail und genau aus diesem Grund fühlen wir uns auf schmalen verwinkelten Trails nicht sonderlich wohl. Das Potenzial, das in diesem eMTB steckt, kann hier nicht ausgeschöpft werden, da die schiere Größe dieses E-Bikes ein zügiges Fahren mitunter ausbremst. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man mit einem ausgewachsenen Rallye-Auto auf einer Go Kart Bahn an den Start gehen. Kann man schon machen, ist aber irgendwie doof. Wer es auf dem Trail ganz so eilig hat und wessen Passion im sanften Dahincruisen und Trailsurfen liegt, der wird aber auch mit diesem eMTB seine Freude haben, denn nicht immer sind die Kurven extrem eng und die Trails sehr schmal.
Das ist uns aufgefallen
- Zu flach – mit 64,5° ist der Lenkwinkel extrem flach. Dies schafft Laufruhe, aber nimmt auch jedwede Agilität. Hier wäre eine Verstellmöglichkeit – FlipChip am Dämpfer oder justierbarer Steuersatz – eine Option und eine signifikante Verbesserung.
- Kleine Bremsscheibe – 180 mm Bremsscheiben gehören nicht an ein E-Freeridebike. Hier empfehlen wir den Umbau auf eine Bremsscheibe mit 200 mm Durchmesser.
eMTB-News-Fazit: Rotwild R.G+ Ultra 36
Mit dem Rotwild R.G+ Ultra 36 haben wir einen E-Freerider mit massig Federweg im Test. Die Verarbeitung ist ohne jegliche Mängel und bei den Fahreigenschaften setzt dieses Modell in Sachen Spurtreue neue Maßstäbe.
Leider ist der Einsatzbereich dieses eMTBs relativ begrenzt, denn auf dem normalen Trail wirkt es immer ein wenig zu lang, zu flach und zu groß. Manchmal erscheint es so, als sei man mit einem Rallye-Car auf einer Go-Kart Piste unterwegs. Kann man schon machen, ist aber irgendwie uncool. Gibt man diesem hochwertigen E-Mountainbike aber genug Platz und geht auf breite Strecken, wie sie beispielsweise im Bikepark oder manchem Trailcenter zu finden sind, dann verwandelt sich das Rotwild R.G+ Ultra in einen Vollgas-Boliden der Oberklasse.
Für eine breiteres Einsatzgebiet hätten wir uns einen Flipchip am Hinterbau gewünscht, um den Lenkwinkel etwas steiler zu bekommen, um damit diesem eMTB mehr Leben und Agilität einzuhauchen. Vorwerfen kann man das den Rotwild-Ingenieuren aber nicht, da sie ja schließlich einen reinrassigen E-Freerider entwickeln wollten und genau das ist ihnen sehr gut gelungen.
Pro / Contra
Pro
- tolle Verarbeitung
- Brose Drive S schiebt sehr smooth
- solide Laufräder
Contra
- fest verbauter Akku
- wirkt etwas träge auf engen Trails
- 180 mm Bremsscheibe hinten
Was haltet ihr vom Rotwild R.G+ Ultra 36? Braucht ihr 200 mm Federweg am Heck?
Testablauf
Auf den Testrunden fahren wir fast ausschließlich mit der maximalen Unterstützungsstufe. Mindestens einmal fahren wir den Akku komplett leer und dokumentieren dies auf unserem Strava-Account.
Unsere Testrunden haben alles, was ein E-Bike braucht:
- enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
- flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
- kurvige, flowige Downhills
- lange Schotterpisten bergauf und bergab
Jedes E-Bike wurde mehrfach auf dieser Runde gefahren und im Anschluss sorgfältig beurteilt.
Hier haben wir das Rotwild R.G+ Ultra 36 getestet
- ORT: Auf den Trails rund um Bamberg und Bad Kreuznach (Deutschland).
Hier gibt es schmale, enge Trails die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills. In Spanien waren die Trails mit großflächigen Steinpassagen und sandigem Untergrund gewürzt.
I ride everything: E-Enduro, E-Trailbikes, hardtails, downhill, road – I enjoy it all, whether it’s E-assisted or not. I’ll admit that I do quite like having a motor on the uphills though. There’s lots to love about flowing trails; natural or built. The only thing I hate – switchbacks. I am 1.83 m tall and ride in 99% of cases frame size L – my sweet spot is between 470 and 480 mm Reach.
- Fahrstil / Riding style
- Verspielt und flowig / Flowing and playful
- Ich fahre hauptsächlich / I mainly ride
- E-Enduro, E-Trailbike, aber auch XCO, DH und Road / E-Enduro, E-Trailbike but also XCO, DH and road
- Vorlieben beim Fahrwerk / Preferred suspension setup
- Straff und schnell – ich möchte wissen, was unter mir passiert / Firm and reactive – I like feedback from the trail
- Vorlieben bei der Geometrie / Preferred geometry
- Langer Reach, kurzer Vorbau, breiter Lenker / Long reach, short stem, wide bars
Rotwild R.G+ Ultra 36
60 – 90 Nm
≥ 500 Wh
- XC:
- 0 bis 120 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- Trail:
- 100 bis 150 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- All-Mountain:
- 120 bis 150 mm Federweg (Full-Suspension)
- Enduro:
- 150 bis 180 mm Federweg (Full-Suspension)
- Downhill:
- über 180 mm Federweg (Full-Suspension)
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Steckbrief zum Rotwild R.G+ Ultra 36
Rotwild R.G+ Ultra 36
60 – 90 Nm
≥ 500 Wh
- XC:
- 0 bis 120 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- Trail:
- 100 bis 150 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- All-Mountain:
- 120 bis 150 mm Federweg (Full-Suspension)
- Enduro:
- 150 bis 180 mm Federweg (Full-Suspension)
- Downhill:
- über 180 mm Federweg (Full-Suspension)
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