Rotwild R.X275 im ersten Test: Die Dieburger Edelschmiede wagt den Schritt in leichtgewichtige Sphären und bringt mit dem neuen R.X275 das bis dato leichteste und kurzhubigste Geländerad ihres Portfolios. Das am Heck mit 120 mm Federweg ausgestattete Super-Light-E-MTB wird vom neuen TQ HPR50-Motor inklusive 250-Wh-Batterie unterstützt. Der Clou – ein eigens entwickelter Boost Button, der kurzzeitig bis zu 300 Watt zur Verfügung stellt. Wir hatten die Möglichkeit, uns einen ersten Eindruck vom neuen Rotwild zu verschaffen – hier gibt’s unsere Test-Eindrücke.
Rotwild R.X275 – Neuheit 2023
Die Innovationen
✅ neuer Rahmen mit nur 2.350 Gramm
✅ Gesamtgewicht Top-Ausstattung nur 15,3 kg
✅ eigens entwickelter 250 Wh mit 1.400 Gramm
✅ Boost Button für volle 300 Watt Leistung
✅ optionaler Range-Extender mit 160 Wh
✅ 2 Flaschenhalter (bspw. Range-Extender + Flasche)
✅ 130/120 mm Federweg
Infos und Preise
Einsatzbereich | Trail |
---|---|
Federweg | 130 mm/120 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Motor | TQ-Systems |
Akkukapazität | 250-410 Wh |
Gewicht (o. Pedale) | 15,3 kg |
max. Systemgewicht | 130,0 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: L und XL) |
Website | www.rotwild.com |
Preisspanne | 9.499 Euro - 12.499 Euro |
Uffpasse, die Hesse komme! Denn mit dem neuen R.X275 erweitern die Dieburger von Rotwild das bisherige Portfolio um ein weiteres Modell ihrer Aggressive Series (RX genannt) und unterbieten nebenbei noch aktuelle Light-E-MTB’s wie das erst kürzlich vorgestellte Scott (hier gehts zum Scott Lumen im Test). Mit den angegebenen 15,3 Kg (Größe M) liegt das R.X275 sogar ganze 4 kg unter dem nächstgrößerem Geschwisterchen, dem R.X375. Diese Differenz bildet sich natürlich ebenfalls in Akkukapazität, Motorenkonzept und Federweg ab.
Das R.X275 setzt auf den neuen TQ HPR50-Motor, welcher durch seine kompakte Bauform sowie dem geringen Gewicht perfekt in das minimalisierte Leichtbaukonzept passt. Grundsätzlich handelt es sich beim neusten Rotwild-Spross um einen Eingelenker, der über Flexstreben verfügt und mit 130 mm Federweg an der Front sowie 120 mm am Heck im Vergleich zum 375er-Modell mit 20 mm weniger angreift. Dabei knüpft die Linienführung an die schlanke Silhouette der bisherigen Plattform an, was in Kombination mit dem kleinen Bauraum des TQ-Motors dazu führt, dass man es auf den ersten Blick kaum als E-MTB zu identifizieren vermag.
Die Konzeption eines superleichten, motorisierten Mountainbikes ist sicherlich nicht neu. Beim Rotwild R.X275 wurde dieses Konzept jedoch um eine raffiniertes Gadget herum entwickelt: dem Boost Button! Dabei handelt es sich um einen in das Cockpit integrierten Ring, über dessen Betätigung zusätzlicher Schub abgerufen werden kann. Sobald der Button betätigt und gehalten wird, stehen für maximal 30 Sekunden, die ganzen 300 Watt-Motorleistung zur Verfügung. Was es laut Rotwild möglich machen soll, die richtige Balance zwischen biologischer Kraft und Unterstützung zu finden.
Die Kraft für den zusätzlichen Boost-Schub steckt im selbst entwickelten 21.700-Zellen-Akku, welcher 250 Wattstunden liefert und fest in das Unterrohr integriert ist. Natürlich kann die Akkukapazität mittels Range-Extender um 160 Wh erweitert werden und soll damit auch auf längeren Touren ausreichend Saft zur Verfügung stellen. Dank zwei Flaschenhalter-Aufnahmen am Unterrohr muss nicht auf kostbares Nass verzichtet werden, sobald man den Range-Extender in Betrieb nimmt. Die von uns getestete Topversion namens „Ultra“ verfügt zudem über ein voll integrierte Lenker-Vorbau-Kombination, welche auch aus der eigenen Dieburger Feder stammt. Ebenfalls erwähnenswert ist das erstmalig verbaute UDH-Schaltauge, was im Falle des Falles die Ersatzteilbeschaffung deutlich erleichtern und in Zukunft auch den Einsatz der neuen SRAM AXS MTB-Schaltung ermöglichen kann.
- Rahmenmaterial Carbon
- Federweg 130 mm (vorne) / 120 mm (hinten)
- Laufradgröße 29″
- Besonderheiten geringes Gesamtgewicht, fest verbaute Batterie, voll integriertes Cockpit, 2 Flaschenhalter, neuartiger Boost-Button
- Gewicht 15,3 kg (Größe M, Herstellerangabe)
- Max. Systemgewicht* 130 kg (Herstellerangabe)
- Rahmengrößen S, M, L, XL
- Motor TQ HPR50
- Akkukapazität 250 Wh (+160 Wh via optionalen Range-Extender)
- Verfügbar ab sofort
- www.rotwild.com
- Preis (UVP) ab 9.499 € | Bikemarkt: Rotwild R.X275 kaufen
Das maximale Systemgewicht begrenzt für ein Fahrrad, E-Bike oder E-MTB, wie schwer Fahrende inklusive Kleidung, Ausrüstung und Gepäck laut Hersteller sein dürfen. Dieser Wert ist – gerade bei E-Bikes – oft niedriger als erwartet und kann so für Verdruss sorgen. Wir gehen auf diese wichtige Kenngröße in unseren E-MTB-Tests und Neuvorstellungen ein und fragen bei Herstellern nach, falls diese Angabe fehlt.
Wie diese Angabe ermittelt wird, wer sicherstellt, dass da niemand mogelt und was eine ASTM-Klasse ist, erfahrt Ihr in unserem ausführlichen Artikel:
Rotwild R.X275 Preise (UVP)
Rotwild R.X275 Ultra 12.499 € | Rotwild R.X275 Pro 9.499 €
Geometrie
Bei der Geometrie geht das neue R.X275 keine großen Experimente ein. Man vertraut – gemessen an der Kategorie Trail Bike – auf leicht zurückhaltende 66° Lenkwinkel in Kombination mit zeitgemäßen 485 mm Reach in Größe L. Die vier Größen (S bis XL) verfügen damit über eine Reach-Spannweite von 430 (Größe S) hin zu 510 mm (Größe XL) und sollten damit den Großteil der Käuferschaft abdecken. Gepaart wird das Ganze mit einem Stack von 636 in Größe L, was für das angestrebte Einsatzgebiet durchaus angemessen ist. Bei den Kettenstreben geht man nun einen anderen Weg, insofern man das R.X375 als Ausgangsbasis heranzieht. Denn im Gegensatz zum um 10 mm angewachsenen Reach, misst der Abstand zwischen Tretlager und Hinterradachse nur 437 mm über alle Größen hinweg.
Im Vergleich: das R.X375 verfügt über 450 mm-Kettenstreben, was natürlich auch dem Vortrieb des EP8-Motor zuzuschreiben ist. Der Sitzwinkel mit seinen 75,5° liegt eher auf dem flacheren Seite heutiger Sitzpositionen, geht aber mit dem Gesamtkonzept konform und trägt zu einer sportlichen, etwas nach vorn gestreckten Körperhaltung bei.
Wusstet ihr eigentlich, dass ihr im Geometrics – unserer Datenbank für Fahrrad-Geometrien – viele aktuelle E-Bikes miteinander vergleichen und auf den ersten Blick die Unterschiede sehen könnt? Probiert’s mal aus!
Rahmengröße | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 430 mm | 460 mm | 485 mm | 510 mm |
Stack | 618 mm | 627 mm | 636 mm | 645 mm |
STR | 1,44 | 1,36 | 1,31 | 1,26 |
Lenkwinkel | 66° | 66° | 66° | 66° |
Sitzwinkel, effektiv | 75,5° | 75,5° | 75,5° | 75,5° |
Oberrohr | 590 mm | 622 mm | 649 mm | 677 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 110 mm | 130 mm | 140 mm |
Sitzrohr | 400 mm | 430 mm | 460 mm | 490 mm |
Überstandshöhe | 738 mm | 738 mm | 738 mm | 738 mm |
Kettenstreben | 437 mm | 437 mm | 437 mm | 437 mm |
Radstand | 1.174 mm | 1.207 mm | 1.237 mm | 1.266 mm |
Tretlagerabsenkung | 37,5 mm | 37,5 mm | 37,5 mm | 37,5 mm |
Tretlagerhöhe | 337,5 mm | 337,5 mm | 337,5 mm | 337,5 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Federweg (vorn) | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm |
Ausstattung
Das neue Rotwild R.X275 wird in zwei Ausstattungsvarianten angeboten und mit den Modellnamen „Pro“ und „Ultra“ unterschieden. Die Pro-Variante für 9.499 € kommt mit Fox Performance Elite Fahrwerk, samt Fox Float DPS-Dämpfer und Fox 34 Float FIT3-Gabel. Dazu gesellt sich die Fox Transfer SL Vario-Sattelstütze mit bis zu 150 mm Hub. Geschaltet wird per Shimano XT-Antrieb in Kombination e*thirteen Plus Kurbeln und TRS Plus-Kettenführung. Übertragen wird die Kraft auf DT Swiss HX1700 LS Spline Laufräder, die mit Schwalbe Nobby Nic und Wicked Will-Pneus ausgestattet sind. Zu guter Letzt gibt es einen Rotwild Carbonlenker der am hauseigenen Alu-Vorbau montiert wird.
Die edle Ultra-Version kommt ebenfalls mit Fox-Fahrwerk, das jedoch über den Beinamen Factory verfügt. Dazu gibt es ein elegantes, voll integriertes RIC280-Cockpit, welches eine Neuentwicklung seitens Rotwild darstellt. Die Kraftübertragung wird per XTR-Schaltgruppe im Duett mit e*thirteen Race Carbon-Kurbeln übernommen. Auch bei den Laufrädern wird es kohlefaserig. Hier rollen schicke DT Swiss HXC1501 Carbon-Laufräder auf der bereits benannten Schwalbe-Konstellation. Gethront wird bei beiden Modellen auf Ergon SM Pro-Sätteln, welcher bei der 12.499 € teuren Ultra-Version mit Kohlefaser-Rails glänzt. Außerdem bekommt auch die Fox Vario-Sattelstütze ein güldenes Factory Update spendiert.
- Federgabel Fox 34 Float FIT4 3-POS Factory (130 mm)
- Dämpfer Fox Float DPS 3-POS Evol Factory (120 mm)
- Motor TQ HPR50
- max. Drehmoment 50 Nm
- Akkukapazität 250 Wh (+160 Wh mit Extender)
Modell | Rotwild R.X275 Pro | Rotwild R.X275 Ultra |
Rahmen | Carbon-Rahmen mit Carbon-Hinterbau | 120 mm Federweg | Carbon-Rahmen mit Carbon-Hinterbau | 120 mm Federweg |
Gabel | Fox 34 Float FIT4 3-POS Performance / 130 mm | Fox 34 Float FIT4 3-POS Factory Kashima / 130 mm |
Dämpfer | Fox Float DPS 3-POS EVOL Performance | Fox Float DPS 3-POS EVOL Factory |
Schalthebel | Shimano XT | Shimano XTR |
Schaltwerk | Shimano XT | Shimano XTR |
Kassette | Shimano CS 7100 10-51T. 12-Speed | Shimano CS 9100 10-51T. 12-Speed |
Kurbel | e*thirteen Plus | e*thirteen Race Carbon |
Bremse | Shimano XT | Shimano XTR |
Laufräder | DT Swiss HX1700 LS Spline | DT Swiss HXC1501 LS Spline One Carbon |
Vorderreifen | Schwalbe Nobby Nic Evo / Super Ground / TLE / 29x2.40 | Schwalbe Nobby Nic Evo / Super Ground / TLE / 29x2.40 |
Hinterreifen | Schwalbe Wicked Will Evo / Super Race / TLE / 29x2.40 | Schwalbe Wicked Will Evo / Super Race / TLE / 29x2.40 |
Sattel | Ergon SM Pro | Ergon SM Pro Carbon |
Sattelstütze | Fox Transfer SL / Performance Elite / Ø31.6 mm / 125 / 125 / 150 / 150 | Fox Transfer SL / Factory Kashima / Ø31.6 mm / 125 / 125 / 150 / 150 |
Lenker | Rotwild B220 Carbon / Ø35 mm / 15 mm rise / 780 mm | Rotwild RIC280 Carbon / 15 mm rise / 780 mm / integrated Stem/Bar |
Vorbau | Rotwild S140 AL7075 / Ø35 mm / 50 mm | |
Motor | TQ HPR50 | TQ HPR50 |
Display | TQ Center | TQ Center |
Akku / Kapazität | IPU275 / 250 Wh | IPU275 / 250 Wh |
Max. Drehmoment | 50 Nm | 50 Nm |
Gewicht | nicht bekannt | 15,3 (Rahmengröße M) |
Preis (UVP) | 9.499 € | 12.499 € |
Motor & Akku
Beim Motor des Rotwild R.X275 hat man sich für die neuste Kreation aus dem Hause TQ entschieden. Denn mit dem TQ HPR50-Motor lässt sich das Konzept eines sehr leichten und schlank gezeichneten motorunterstützten Trail Bikes gut umsetzen. Der geringe Bauraum und das Gewicht von nur 1.850 Gramm spielen hier eine entscheidende Rolle. Mit 50 Nm und einer maximalen Leistungsabgabe von ca. 300 Watt vollbringt man zwar keine Wunder am Berg, jedoch ist das auch nicht der Anspruch des R.X275.
Zusammen mit dem neuartigen Boost-Button von Rotwild will man insgesamt eine sehr sanfte und natürliche Kraftentfaltung und Unterstützung erreicht haben, die bei Bedarf die ganzen 300-Watts des TQ-Motors gewürzt werden kann.
- Motor TQ HPR50
- Akku TQ Internal
- Akkukapazität 250 Wh (+160 Wh mit Range Extender)
- Leistung 300 Watt
- Max. Drehmoment 50 Nm
- Display TQ HPR
Hier findest du mehr Informationen zu aktuellen E-Bike-Motoren.
Gespeist werden Motor samt Boost-Button vom neuen IPU275-Akku, welcher versteckt im Unterrohr fest integriert wurde. Mit seinen 21.700 Zellen soll er ein leichtes, kompaktes Layout darstellen und dank seines ausgeklügelten Energiespeicher-Management die Batteriekapazität verlängern. Durch sein geringes Gewicht von 1.400 Gramm, spielt er eine wichtige Rolle in Bezug auf das Gesamtgewicht des Bikes. Wer noch ein Stückchen weiter fahren möchte, der hat die Möglichkeit den optionalen Range-Extender an einer der beiden Flaschenhalterungen zu verbauen. Hiermit werden nochmals 160 Wh zusätzlich freigegeben. Sinnvolles Detail dabei, es wird zuerst die Kapazität des Range-Extenders verbraucht, bevor es an den integrierten Akku geht. So könnte man bspw. den Zusatzakku demontieren, nachdem er aufgebraucht ist und sich damit fast 1 kg zusätzliches Gewicht für die restliche Fahrt sparen.
Natürlich kann auch beim neuen Rotwild per TQ-App an den Motoreigenschaften herum-konfiguriert werden. So ist man im Handumdrehen in der Lage, die drei verfügbaren Standard-Profile individuell anzupassen. Es können bspw. die maximale Leistungsausgabe, die jeweilige Unterstützung sowie die Motor-Reaktion auf den eingeleiteten Pedaldruck eingestellt werden. Das kleine, zentral im Oberrohr integrierte Display, lässt sich nicht wie gewohnt per Lenker-Fernbedienung bedienen, sondern nur per Einzelbutton am Display selbst. Teil des Rotwild-Konzepts ist es, zu Anfang der Fahrt einen Modi zu wählen und diesem treu zu bleiben. Der Boost-Button soll für den Extraschub sorgen, sobald er gebraucht wird. Rotwild will damit den Fokus auf den Trail legen und ein etwas natürlicheres Gesamtfahrerlebnis erzeugen.
Rotwild R.X275 im ersten Test
Im Rahmen der diesjährigen Bike Connection im italienischen Massa Marittima, sowie einer kurz darauffolgenden Trailrunde am lokalen Hausberg hatten wir die Chance das neuste Topmodell der Aggressive Series mit dem Namen R.X275 Ultra anzutesten. Dabei ging es über Feldwege, Waldautobahnen, schottrige Pisten sowie gröbstes Geläuf bergauf. Des Weiteren hatten wir die Möglichkeit, das hessische Leichtgewicht über einen speziell angelegten Bergauf-Trail mit dem passenden Namen Spaghetti-Uphill zu bewegen. Bergab war alles dabei von steinig verblockt bis flowig und verspielt. Auch der ein oder andere Sprung wurde dem 120 mm-Bike vergönnt. So viel vorab – umfahren wurde mit dem R.X275 keines der angetroffenen Features.
Bevor es auf den Trail ging, war Bike-Setup angesagt. Das Fox Factory Fahrwerk stellt hier keine große Herausforderung dar, einzig die FIT4-Kartusche der Fox Float 34 hat für kurzes Grübeln gesorgt. Doch die FIT4-Gabel hat mit ihrer etwas strafferer Grundcharakteristik (im Vergleich zur gewohnten Grip2-Dämpfung) für keinerlei Unmut auf dem Trail gesorgt und ihren Dienst völlig souverän abgeliefert. Den Sag am Fox Float DPS Factory mit seinem Einbaumaß von 190 x 45 habe ich mit ca. 27,5 % angesetzt, was ca. 12,5 mm Negativfederweg bedarf. Praktisch sind die drei Positionen am Dämpfer, welche es ermöglichen, für lange ebene Auffahrten im „Firm“-Modus der Dämpfung zu verharren und damit noch mal etwas Energie zu sparen. Wirklich notwendig ist dies jedoch nicht, da der Hinterbau nur wenig Bewegung geniert beim Treten.
Vorab muss gesagt sein, ich hatte zuerst nur die Möglichkeit die Größe XL zu testen, welche mir trotz meiner 1,94 m Körpergröße zu lang erschien. Zudem konnte durch das vorinstallierte Rotwild Cockpit weder Stack noch Lenker-Rise angepasst werden. Was mich in eine etwas ungewohnte, eher gestreckte Position zwang. Beim zweiten Ausritt auf meinen Hometrails konnte ich mich an der Rahmengröße L probieren, welche meinen persönlichen Sweetspot von 485 mm Reach aufweist und noch einen extra Spacer unter dem Mono-Cockpit für mich bereithielt. Hierauf fühlte ich mich nochmals wohler.
Aufgesattelt und ab dafür! Auf meinen ersten Metern im italienischen Trail-Gebiet ging es natürlich erst mal bergauf. Was mich sofort irritierte, war die Geräuschkulisse des Motors. Diese ist sozusagen nicht vorhanden, vor allem wenn weitere Umgebungsgeräusche dazu kommen. Dazu ist das Einsetzen des TQ HPR50-Motors kaum spürbar (vor Abfahrt wurde das Setting per TQ-App auf Werkseinstellung zurückgesetzt). Das initiale Gefühl unterscheidet sich stark von einem klassischen E-Bike mit Shimano EP8 oder bspw. einem Bosch-Aggregat. Man hat das Gefühl, selbst zu treten, ohne wirklich groß unterstützt zu werden. Ein Blick auf das Display im Oberrohr verrät einem jedoch prompt, wie viel Watt Eigenleistung man gerade ins System gibt und was der TQ-Motor noch zusätzlich draufpackt. Erstaunlich, wie natürlich sich die Unterstützung anfühlt und einem suggeriert, man würde die Leistung selbst erzeugen.
Jetzt ging es von eher steilen und schroffen Schotterwegen auf den Spaghetti-Uphill-Trail. Mir wurde vorab dazu geraten, denn Boost-Button primär beim Beschleunigen aus Kurven und kurzen Steilstücken anzuwenden. Ich war gespannt, denn meine vorherige Fahrt fand auf einem 900-Wh-Aggregat mit 85 Nm statt. Der direkte Vergleich war somit gegeben. Schon bei der ersten etwas steileren Hürde wird klar, hier schiebt einen kein Mofa den Berg hoch, es ist etwas mehr Eigenleistung gefragt. Dafür fühlt man sich deutlich spritziger und agiler auf dem rund 15 kg leichten Light-E-MTB. Sobald man sich mit der Bedienung des Boost-Button angefreundet hat, geht die nötige Daumenbewegung schnell in Fleisch und Blut über und schiebt einen souverän, mit spürbaren 300 Watt, die nächste Steilstelle hoch oder lässt mich elastisch aus der nächsten Kurve beschleunigen. Im Vergleich dazu, ist man beim Performance-E-MTB mit rund 85 Nm auf der eher engen winkligen Strecke damit beschäftigt, die Kraft zu kontrollieren und mit der Hinterradbremse einzufangen. Keine Frage, dies hat auch seinen Reiz, ist aber ein völlig anderer Ansatz als der des R.X275.
Kurzum, das Konzept des Rotwild R.X275 wird Boost- oder sogar Power-E-MTB-Pilotinnen wohl nicht glücklich machen. Das angestrebte Klientel ist ein anderes. Man muss schon deutlich mehr Kraft investieren und die Fahrt fühlt sich der einer auf reiner Muskelkraft beruhenden MTB-Fahrt deutlich näher. Dennoch verschafft man sich in steilen Segmenten oder aus der Kurve heraus einen klaren Vorteil per Boost-Button. Auch wenn dieser maximal 30 Sekunden am Stück genutzt werden kann, um dann kurz innezuhalten, und zu regenerieren. Zudem schafft es die Boost-Funktion Sektionen zu überwinden, in denen man sonst zusätzlich schalten müsste, da einem die Kraft ausgeht oder man in der Kadenz einbricht. Was in meinen Augen der größte Vorteil gegenüber anderen Light-E-MTB-Konzepten darstellt, welche sich nur auf die standard Kraftausgabe eines kleinen TQ-Motors verlassen müssen.
Sitzposition und Agilität sind im direkten Vergleich zu erwähnten EP8-Gerät deutlich sportlicher. Denn nicht selten sieht man E-Bike-Fahrerinnen in einer doch etwas eigenwilligen Haltung kombiniert mit einem schweren Gang am Anstieg zum Trail. Frei nach dem Motto – der Motor wirds schon richten. Anders beim Rotwild, hier nimmt man durch eher geringe und natürlich wirkende Unterstützung automatisch eine sportlichere Haltung ein, mit optimaler Sitzhöhe zum Pedalieren. Das geringe Gewicht verleiht einem obendrein das Gefühl auf einem normalen Trail Bike zu sitzen und lässt spontane und zackige Manöver zu, wie man sie auch ohne Motor im Rahmendreieck durchführen würde. Hierfür sind auch die kurzen Kettenstreben verantwortlich, welche mit 437 mm schnelle Richtungswechsel zulassen. Eine etwas höhere Wheelie-Neigung ist nur in sehr steilen Segmenten zu spüren gewesen. An dieser Stelle muss die verbaute Fox Transfer SL genannt werden, welche sich nur in zwei Positionen fixieren lässt (voll aus- oder voll eingefahren). Was technische Kletterpassagen oder enge Kurven doch deutlich erschwert, da man hier für gewöhnlich den Sattel etwas tiefer stellt, um einen besseren Schwerpunkt zu generieren.
Jetzt aber genug vom Uphill-Modus, denn schlussendlich wollen wir alle nur bergab fahren. Oben angekommen erwarteten mich wilde, zerklüftete und vor allem nasse Steinformationen, die einem förmlich davor warnten, auch nur ansatzweise ins Straucheln zu kommen. Kurzer Blick ins erste Steinfeld und eine Linie ausgespäht, dann konnte es losgehen. Die 66° Lenkwinkel waren für mich zuerst deutlich spürbar, da ich mich großteils auf Mountainbikes mit einem Steuerwinkel zwischen 63 – 65° bewege. Aber nach der ersten Abfahrt war dies schon fast vergessen. Mein initialer Gedanke galt wieder mal der Geräuschkulisse, jedoch bezogen auf den das Bike selbst. Leise und unauffällig bahnt es sich den Weg hinunter über wirklich schroffes Steinmaterial, weder Kettenschlagen noch Kabelgeratter ist zu vernehmen. Klasse!
Die Federelemente verrichten klaglos ihren Dienst, kein Grund für Beschwerden. Grundsätzlich liegt das Fahrgefühl auf der strafferen Seite der Gefühlswelt, jedoch nicht harsch oder unangenehm. Hätte ich die Wahl, würde diese wohl dennoch auf die Fox 34 mit Grip2-Kartusche fallen, wenn es Fox sein muss. Dennoch sollte man sich vor Augen halten, dass hier gerade mal 130 mm an der Front und 120 mm am Heck des R.X275 werkeln. Trotz der etwas widrigen Bedingungen mit feuchtem, rutschigem Erdboden und Stein-Felsformationen, die bei Nässe eher weniger Grip boten, kam ich auf Anhieb gut klar mit dem leichten Rotwild. Alle steilen und etwas grenzwertig wirkenden Trail-Features wurden in Angriff genommen und gemeistert, ohne dabei Blut und Wasser zu schwitzen.
Einzig die Reifenwahl würde ich hier als kleinen Bergab-Performance-Killer bezeichnen. Denn der gewählte gut 800 Gramm leichte Schwalbe Wicked Will mit dünner Karkasse und Speedgrip-Gummimischung konnte dem Versuch, das Maximum meiner persönlichen Fähigkeiten auszuloten, nichts abgewinnen. Spätestens zu Hause auf den Hometrails winselte er sehr lautstark um Gnade, sobald das Tempo erhöht wurde und etwas mehr Druck in den Kurven aufkam. Bei der Topversion sind sicherlich auch die steifen Carbonfelgen keine Hilfe, wenn es darum geht eintretende Kräfte zu kompensieren. Denn viel Kraft-absorbierenden Flex kann man von ihnen nicht erwarten. Grundsätzlich würde eine dickere Karkasse Sinn ergeben, um das Potenzial der Bikes auch vollends nutzen zu können. Denn haltmachen musste ich generell vor keinem Trail-Segment oder sogar Sprung, selbst die lokale Jumpline wurde ohne Murren oder metallisch schlagendes Feedback gemeistert. Natürlich muss man hier immer den Federweg und das angepeilte Einsatzgebiet des R.X275 in Relation setzen. Gleichwohl braucht man sich nicht scheuen, dem versierten Bike-Buddy auf seinem Enduro Bike zu folgen und kann je nach Streckenprofil und körperlichem Einsatz erstaunlich gut folgen. Das R.X275 folgt der vorgegebenen Linie trotz seinem straffen Grundsetup erstaunlich gut, ohne dabei übers Vorder- oder Hinterrad auskeilen zu wollen. Wer hierzu noch eine vernünftige Karkasse sein Eigen nennen darf, der kann auf Großwildjagd gehen am Hausberg.
Das ist uns aufgefallen
- Ausstattung Das Rotwild R.X275 in der Ultra-Ausstattungsvariante für 12.499 € verfügt grundsätzlich über alles, was man benötigt. Schicke Spielereien wie eine elektronische Schaltung findet man trotz des hohen Preis jedoch nicht. Das Fahrwerk funktioniert einwandfrei, trotzdem könnte man aus Komfortgründen (auf längeren Trailetappen) die Grip2-Dämpfung vorziehen. Das voll integrierte RIC280 Cockpit gefällt und passt ins Konzept, auch der Komfort ist gelungen. Die Reifenwahl geht mit meinem Fahrstil und Körpergewicht nicht ganz konform. Hier würde ich direkt auf eine stabilere Karkasse umrüsten.
- Reichweite Während unseres ersten kurzen Tests war es nicht möglich eine Reichweitenfahrt durchzuführen. Bei mittleren Unsterstützung-Modi und ca. 100 kg Lebendmasse sollten 1000 hm jedoch kein Problem darstellen (ohne Reach-Extender). Wie immer kommt es hier jedoch stark auf die Umgebungsbedingungen und Boost-Einsatz an.
- Boost-Button Beim R.X275 dreht sich alles um diesen kleinen Power-Knopf, auf dessen Existenz das Konzept des neuen 15,3 kg leichten Rotwilds beruht. Er ist es, der ein sehr natürliches, mit leichter, fast unbemerkter Unterstützung gewürztes Fahrerlebnis ermöglicht, das, wenn es mal steil oder zu behäbig wird, mit einem ordentlichen Schub nach vorn versorgt wird. Dabei ist das Konzept umgekehrt zu einem Performance oder Power-E-Bike, denn hier ist man eigtl. immer dabei die Kraft zu kontrollieren und im Zaum zu halten an schwierigen Sektionen bergauf. Beim R.X275 setzt man die zusätzliche Boost-Power gezielt ein und versucht daraus einen Vorteil zu gewinnen. Ohne sich sonst im Mofa-Modus den Berg hochschieben zu lassen.
- Motorgeräusch Es ist wirklich ein neues Erlebnis für mich gewesen. Denn so einen leisen, motorisierten Ritt hatte ich bisher noch nicht erlebt. Natürlich ist dieser Ritt auch nicht mit einer 25 km/h Waldautobahn-Uphill-Fahrt zu vergleichen.
- Sattelstütze Die gewählte Fox Trasfer SL wäre weder am E- noch am Akkustik-Bike eine Option für mich. Es ist für verschiedene Gelegenheiten sinnvoll und nützlich, die Stütze um beliebig viele Zentimeter einfahren und fixieren zu können. Das ist mir der genannten Vario-Sattelstütze von Fox leider nicht möglich. Da diese nur voll eingefahren oder ausgefahren eingerastet werden kann.
Meinung @eMTB-News.de
Ist das neue Rotwild R.X275 der Leichtathlet unter den Light-E-MTBs? Handelt es sich dabei überhaupt noch um ein klassisches E-MTB, oder sollte man es eher, wie Rotwild selbst, als Trail Bike mit eAssist bezeichnen? Nach unserer Definition bleibt ein mit Motor ausgestattetes Mountainbike ein E-MTB, unabhängig davon, wie viel Leistung es ausgibt. Dennoch verfolgt Rotwild hier noch mal eine eigene Interpretation von Light-E-MTBs. Denn die natürliche Unterstützung des TQ-Motors, gepaart mit dem Gewicht eines normales Trail Bikes, führt zusammen mit dem neuartigen Rotwild-Boost-Button zu einem erstaunlich neuen Fahrgefühl. Es wird leidenschaftliche Boost-Pilotinnen wohl nicht abholen, aber das will es auch gar nicht. Es wendet sich eher an sportive Bikerinnen, die sich etwas Support auf einer anstrengenden Tour wünschen. Hier kann das Bike samt seinem Bergab-Potenzial glänzen und muss auch vor knackigen Trailsegmenten nicht Halt machen.
Was haltet ihr vom neuen super leichten und sportiven Konzept von Rotwild?
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