Dennis und Tobi – Dreamteam vor und hinter der Kamera
Dennis Stratmann, Freunde nennen ihn „Düse“, ist bekannt für seine fantastischen Fotos. Er sitzt fast länger im Sattel als er alt ist. Zunächst mit dem Downhillbike verwachsen als Profi durch Europa gezogen. Mittlerweile hat er die Downhill Karriere beendet und arbeitet seit ca. 15 Jahren als Fotograf für diverse Magazine und Firmen.
Tobias Woggon, hat keinen anderen Spitznamen als „Tobi“, ist aktiver Weltenbummler und beeindruckt mit seinem kompromisslosen Fahrstil. Seine Bike Karriere begann er als schneller Enduropilot. Mittlerweile ist auf der ganzen Welt unterwegs, sucht nach fantastischen Trails und bringt von überall spannende Geschichten mit, die er dann in Vorträgen einem breiten Publikum zeigt.
Wenn ihr mehr über die Jungs wissen wollt, dann besucht doch einfach mal deren Homepage. Dennis findet ihr unter www.proshooto.com und weitere Abenteuer von Tobi gibt’s auf www.tobiaswoggon.de.
Highlands und Whisky – die Reise beginnt
Rau, nass und kalt sind die Adjektive, die einem bei Schottland in den Sinn kommen.
Das Mondlicht spiegelt sich hell auf der nassen Straße wider, wenn die schnell dahinziehenden Wolken den klaren Himmel entblößen. Mit überhöhter Geschwindigkeit rast ein silberner Oldtimer auf den engen, von hohen kahlen Bergen umgebenen Straßen Richtung Norden. Ein paar Schafe stehen teilnahmslos am Rand der Straße in der feuchten morastigen Wiese und trotzen dem Wetter und der Kälte. Am Horizont erkennt man die Umrisse einer Mauer, die ein einfaches, aus Stein gemauertes Haus umgibt. In einem Fenster brennt Licht, was dieser rauen Stein- und Graslandschaft einen Hauch an Behaglichkeit gibt.
So oder so ähnlich stellen sich die meisten Menschen Schottland vor. Geprägt durch viele Kinofilme des schottischen Action-Helden mit dem Aston Martin oder durch den langhaarigen Schwertkämpfer Connor MacLeod. Rau, nass und kalt sind die Adjektive, die einem immer wieder beim Namen Schottland in den Sinn kommen. Doch das nördlichste Land des Vereinigten Königreichs hat so viel mehr zu bieten.
Whisky – „Wasser des Lebens“ oder einfach nur lecker.
Die größten Exportschlager der Schotten sind zum einen der hochprozentige Whisky, der nur durch diese besondere Natur seinen ganz eigenen Geschmack entfaltet und zum anderen Mountainbike-Trails, die durch die topografischen und natürlichen Beschaffenheiten einen ganz speziellen Charakter haben und mittlerweile in Deutschland und ganz Europa viele Nachahmer finden. So unterschiedlich wie sich das Land von Ost nach West, von der Spyside mit den grünen Grashügeln über die Highlands mit hohen Bergen und tiefen Tälern bis hin zu den rauen und windigen Islands entwickelt, so unterschiedlich ist auch der Whisky. Je weiter man nach Westen kommt, umso stärker und vor allem rauchiger wird das „Wasser des Lebens“ wie der Whisky auch genannt wird.
Als der Fotograf Dennis Stratmann und ich unsere E-Bikes im Glenlivet Trail Center südöstlich von Inverness auf die Trails fuhren, waren wir etwas überrascht. Aus vielen verschiedenen Quellen hatten wir gehört, dass Trails so weit oben in Schottland schlammig und technisch sehr anspruchsvoll sind. Doch davon war hier noch keine Spur. In flowigen Kurven, spaßigen Downhills und leichten Anstiegen bewegten wir unsere Bikes durch das Trail Center. Aufgrund aller Aussagen, hatten wir extra unsere E-Bikes mit gebracht, um bestens gerüstet zu sein. Aber hier, so weit östlich war noch nichts von unbefahrbaren Trailabschnitten und metertiefen Schlammpfützen zu sehen.
Also machten wir uns auf den Weg Richtung Westen und fuhren längs des Loch Ness immer weiter in Richtung der hohen Berge der Highlands. Wir durchquerten atemberaubende Landschaften immer mit einem Ziel vor Augen: Torridon!
Das kleine Dörfchen, mitten in den Highlands gelegen und umringt von hohen Bergen, besteht aus einem Hotel, einer Wildlife-Information, einem kleinen Pub und ein paar Häusern. Nichts was einen Touristen unbedingt hier herführen würde. Doch in den Bergen, oberhalb des Torridon Hotels, befindet sich der Torridon Circuit, ein 28 Meilen langer Trail, der vor einigen Jahren als „Trail of the Year“ im ganzen vereinigten Königreich ausgerufen wurde.
Links und rechts erheben sich majestätische Berge!
Schon als wir von der Straße, die das Gebiet durchquert, ins Gelände abbogen war klar, hier ist eine ganz andere Art von Trail angesagt. Der schmale Pfad verläuft zuerst im moderaten Anstieg immer leicht oberhalb eines aus den Bergen kommenden Flusses. Links und rechts erheben sich majestätische Berge und obwohl wir bei strahlendem Sonnenschein unterwegs waren, waren wir im Handumdrehen durchnässt und uns lief das Wasser aus den Schuhen. Sind wir von Deutschland gewöhnt, dass Wasser meist von oben kommt, scheint hier das erfrischende Nass entgegen der Schwerkraft zu arbeiten und von unten nach oben zu fallen. Immer wieder wirbelten unsere Reifen Wasser auf, das auf dem Weg herunterlief, und spritzten es uns gegen Beine, Gesäß und Rücken.
Nach einiger Zeit erreichten wir eine Hochebene mit einem kleinen See. Der Trail verlief immer einige Meter über dem Ufer des braunen Wassers und wir mussten einige Pfützen durchqueren. Auf einmal gab es einen Aufschrei von Dennis, der einige Meter vorausgefahren war. Als ich zu ihm aufschloss, sah ich, dass sein gesamtes Vorderrad in einem Schlammloch steckte. Irgendwie aber hatte Dennis sich noch davor bewahren können, mit seinem ganzen Körper inklusive Rucksack nach vorne in die Pfütze zu kippen. Doch egal wie fest er am Lenker zerrte und zog, alleine würde er das Bike wohl nicht aus dem Matschloch bekommen, ohne nicht komplett selbst einzusinken. Mit vereinten Kräften bekamen wir sein Rad wieder frei und die Fahrt konnte weiter gehen. Das sind also diese metertiefen Pfützen, vor denen wir gewarnt worden sind.
Nach einem grandiosen Downhill zurück nach Torridon war klar, dieser Trail ist nicht zu vergleichen mit dem Trail Center im Osten. Wer hier fährt, sollte schon etwas härter unterwegs sein und keine Angst vor nassen Füßen haben. Sollte es etwa so sein, dass die Regel mit der Intensität und dem Rauch des Whiskys auch auf die Trails anzuwenden ist? Steht uns wohl auf den Inseln eine Überraschung bevor?
Als wir die Skye Bridge über das Loch Alsh überquerten, prasselten uns schon die ersten Tropfen Regen gegen die Scheibe. Je weiter wir die Straße Richtung Portree fuhren, um so zerklüfteter wurde die Landschaft. Hier ragten schroffe Felsformationen in den Himmel, dort endete das Land und fiel senkrecht bis ins Meer hinab. Mitten in der grauen Felswüste, gleich hinter einer steinernen Brücke, über die sicher schon die Kutschen zur Zeit des Empires gefahren sind, steht einzeln das Sligachan Hotel. Von hier aus sollte uns unser Trail zwischen zwei bedrohlich wirkenden Bergen bis hin zur westlichen Küste der Insel führen.
Schon als wir die Türe öffneten, um die Bikes auszuladen, schlug uns ein harter kalter Wind entgegen und die Regentropfen platzten auf unserer Kleidung wie kleine Wasserbomben bei einem Kindergeburtstag. Bei so einem Wetter würde man sonst keinen Hund vor die Türe setzen, doch was bitte hatten wir erwartet bei einem Trip auf den inneren Hebriden. Nur die Sache mit dem Akku des E-Bikes und dem vielen Wasser von oben nach unten und anders herum, machte uns noch einige Sorgen. Sind die Dinger eigentlich wirklich wasserdicht?
13 Kilo Schlamm am Rad und ein Schwimmbad in den Schuhen.
Nach einigen Kilometern querte ein Fluss den Trail und hier waren wir uns nicht mehr so sicher, ob Fahren wirklich eine gute Idee ist. Also schulterten wir unsere Räder und wateten durch das knietiefe eiskalte Wasser. Wie bitte kann man bei so einem Wetter von Sommer reden? Nach gefühlten 20 Flussdurchquerungen, 13 Kilo Schlamm am Rad und einem halben Schwimmbad in den Schuhen erreichten wir die Westküste der Insel und somit auch das Ende unserer Reise. Nur wenige hundert Meter von hier erstreckt sich das Gebäude der Talisker Distillery, der ältesten und wohl berühmtesten Distillery auf der Isle of Skye.
Was gibt es Schöneres, als nach einem Tag auf dem Rad den Abend mit einem Glas Whisky ausklingen zu lassen. Und noch während der starke und rauchige Whisky in meinem Mund seinen vollen Geschmack entfaltete wurde klar: Ja, man kann wirklich vom Whisky auf die Trails schließen! Wer hier auf den Inseln unterwegs ist, der darf weder bei den Trails noch beim Wetter und schon gar nicht beim Whisky zimperlich sein.
Fotostory von Dennis und Tobi
Was passiert, wenn zwei Fotobegeisterte zusammen losgelassen werden? Richtig, sie knipsen und knipsen und knipsen. Hier haben wir noch viele tolle Fotos die euere Lust auf Schottland entfachen könnte, wäre da nicht das Thema mit dem Wasser von allen Seiten.
Wie sieht es bei euch aus? In welchem Land wart ihr schon mit eurem E-Bike?
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