Welchen Reifen soll man im Winter aufs E-MTB ziehen? Reichen grobstollige Reifen? Muss man überhaupt spezielle Reifen montieren? Warum nicht gleich Spike-Reifen aufziehen? Diese und andere Fragen stellen sich sicherlich viele von euch. Wir haben den Selbstversuch gewagt und haben zwei Kandidaten in den Schnee und auf die Eispiste geschickt.
Bei den Winter-Rallyes sieht man sie oft und einige Freaks montieren sie auch auf ihrer Moto-Cross Maschine, um damit über gefrorene Seen oder durch Schneefelder zu pflügen – die Rede ist von Spike-Reifen. Man hört auch immer wieder, dass einige Leute diese mit Metallkrallen versehenen Reifen auf die Felgen ihrer E-MTBs ziehen, um im Winter mehr Grip und Sicherheit zu haben. Doch ergibt das wirklich Sinn oder ist ein grobstolliger, weicher Matschreifen nicht viel sinnvoller? Wir haben uns mit dem Schwalbe Ice Spiker Pro und dem Schwalbe Dirty Dan zwei Vertreter dieser Gattungen auf unser E-Mountainbike montiert und sind diverse Testkilometer durch die verschneite Winterlandschaft gefahren, um euch einen Tipp geben zu können.
Diese Reifen haben wir ausprobiert:
Einsatzbereich | Gewicht | Preis (UVP) | |
---|---|---|---|
Schwalbe Dirty Dan | Regen, Matsch, Schnee | 1450 g (29" x 2,35") | ab 62,90 € |
Schwalbe Ice Spiker Pro | Eis & Schnee | 1170 g (29" x 2,25") | ab 68,90 € |
Schwalbe Dirty Dan
Diesen Reifen sieht man oft beim Downhill World Cup oder der Enduro World Series – meist wenn es Hunde und Katzen schüttet und sich der Waldboden in eine einzige klebrig-rutschige Matschpiste verwandelt hat. Der Schwalbe Dirty Dan ist als Matsch- und Regenreifen konzipiert, funktioniert am E-Bike aber auch im Winter ganz ausgezeichnet. Sein aggressives, offenes Profil prädestiniert ihn für den Einsatz auf weichen Untergründen, wie Schnee und Matsch, und die Bremstraktion ist dank der großen Stollenzwischenräume extrem hoch. Der Dirty Dan ist in der Addix Ultra Soft-Gummimischung und als Draht- oder Faltreifen erhältlich.
- Gummimischung Addix Ultra Soft, Addix Speedgrip
- Karkasse Super Gravity, LiteSkin
- Einsatzbereich Downhill, Matsch, Schnee, lose Böden
- Verfügbare Dimensionen
- Faltreifen 60-584 (27,5″ x 2.35″) / 50-622 (29″ x 2,00″)
- Drahtreifen 60-584 (27,5″ x 2,35″) / 60-622 (29″ x 2,35″)
- www.schwalbe.com
- Preis: ab 62,90 € (UVP)
Schwalbe Ice Spiker Pro
Der Ice Spiker Pro von Schwalbe ist ein Spike-Reifen für den Einsatz in Schnee & Eis. Dieser Reifen krallt sich mit über 400 Metallspikes auf eisigen Böden fest. Dank der verwendeten Spike-Körper aus Aluminium wiegt der Ice Spiker Pro nur knapp über 1 kg und rollt relativ leichtfüßig durch den Schnee.
- Gummimischung für Wintertemperaturen optimiert
- Karkasse RaceGuard, LiteSkin
- Einsatzbereich Schnee, Eis
- Verfügbare Dimensionen
- Faltreifen 57-584 (27,5″ x 2,25″) / 65-584 (27,5″ x 2,60″) / 57-622 (29″ x 2,25″)
- Drahtreifen 54-559 (26″ x 2,10″) / 57-584 (27,5″ x 2,25″) / 57-622 (29″ x 2,25″)
- www.schwalbe.com
- Preis: ab 68,90 € (UVP)
Dirty Dan vs. Ice Spiker – der Praxistest
Im kalten Winter und bei Eisglätte ist der Grat zwischen Grip und Abschmieren manchmal extrem schmal. Deshalb montieren wir in den Wintermonaten gerne andere Reifen auf unser E-Mountainbike, als in den restlichen Monaten des Jahres. Den Schwalbe Dirty Dan kennen und nutzen wir schon lange. Bei diversen Rennen hatten wir immer einen Satz im Auto liegen, damit wir auch für Regenwetter und Schlammtrails bestens gewappnet sind. Da er auch auf lockeren, weichen Böden sehr gute Führungseigenschaften aufweist, haben wir ihn teilweise bereits im Herbst als Vorderreifen genutzt. Der Dirty Dan funktioniert eigentlich überall, wo es nass, lose und rutschig ist. Im Vergleich zum Schwalbe Ice Spiker Pro ist der Einsatzbereich deutlich größer und der Zeitraum, in dem man den Reifen nutzt, deutlich länger. Gerade in Zeiten, wenn die Winter in Mitteleuropa immer kürzer und milder werden, reduziert sich die nutzbare Zeit des Spike-Reifens auf ein Minimum.
So gut der Dirty Dan auf losen Untergründen funktioniert, so wenig mag er harte Böden. Im Sommer hat man das Problem auf ausgetrockneten Bikepark-Strecken, im Winter leider auf Eis! Hier schlägt die Stunde des Schwalbe Ice Spiker Pro. Mit seinen Alu-Spikes krallt er sich förmlich ins Eis, erlaubt enge, schnelle Kurvenfahrten und bietet genug Traktion, um mit dem E-Bike mühelos weiter fahren zu können. Auf dem Trail, beispielsweise bei schlammigem, aufgeweichtem Boden, verliert er aber deutlich gegen den Dirty Dan, denn sein Profil ist weniger aggressiv und durchdacht gestaltet. In ruppigem Gelände kommen dann leider nicht nur das Profildesign und die Gummimischung an die Grenzen, sondern auch die Karkasse. Während der Dirty Dan mit einer extrem stabilen SG-Karkasse aufwartet, kommt der Ice Spike Pro nur mit LiteSkin daher. Die dünne Karkasse drückt zwar das Gewicht, erhöht aber die Pannenanfälligkeit deutlich.
Fährt man auf Eis, ist der Schwalbe Ice Spiker Pro-Reifen eine Macht – leider konnte er uns jedoch weder auf Asphalt noch auf dem Trail überzeugen. Auf Asphalt ist er laut, rollt seltsam und fühlt sich beim Bremsen eigenartig an. Im Trail-Einsatz kommt er in Sachen Kurvengrip und Performance nicht an das heran, was wir von normalen eMTB-Reifen gewöhnt sind. Hier punktet der Schwalbe Dirty Dan deutlich vor dem Ice Spiker Pro. Dank der steifen Karkasse und der griffigen, weichen Addix Ultra Soft-Gummimischung bringen wir den Dirty Dan nur ganz selten an seine Grenzen und fahren problemlos über nasse Wurzeln, durch tiefe Schlammböden, über Felsen, Steinfelder oder verschneite Wiesen. Einzig der Akku müht sich mit den weichen Pneus etwas ab und verbraucht mehr Energie als beispielsweise mit einem Allround-Reifen wie dem Schwalbe Nobby Nic.
Fazit – Schwalbe Dirty Dan vs. Ice Spiker Pro
Auf die Frage, ob man am E-Bike Spike-Reifen braucht, antworten wir mit einem klaren: Nein! Der grobstollige Schwalbe Dirty Dan hat im direkten Vergleich die Nase deutlich vorn, denn der Einsatzbereich dieses Reifens ist viel breiter, als der des Schwalbe Ice Spiker Pro. Mit dem Dirty Dan hat man einen griffigen Reifen für die ungemütlichsten 8 Wochen im Jahr. Der Ice Spiker Pro hingegen funktioniert eigentlich nur auf harten Eisflächen – und die findet man auf dem Trail dann doch eher sehr sehr selten!
Sind wir doch mal ehrlich: Wer von uns ist denn wirklich auf Eis unterwegs? Im Schnee? Ja. Im Matsch? Ja. Auf Eis? Ähm, eher nein. Zum sehr engen Einsatzbereich kommt der fehlende Grip beim Bremsen auf Asphalt, kaum Traktion auf Felsen und die nervige Geräuschkulisse der Metallkrallen. Mit einem grobstolligen Matschreifen wie dem Schwalbe Dirty Dan ist man im mitteldeutschen Winter deutlich besser bedient – für den Schwalbe Ice Spiker Pro benötigt man schon sehr harte Winter!
Was haltet ihr von Spike-Reifen? Liebäugelt ihr auch mit Metallkrallen am E-Bike?