Schwalbe Tacky Chan – Infos und Preise
Es ist kein Geheimnis, dass Downhill-, aber auch Enduro-Strecken immer schneller und härter werden. Darauf will Schwalbe nun mit der Einführung eines neuen Reifens – kein alltägliches Event bei den Reifen-Spezialisten – reagiert haben. Der neue Tacky Chan wurde in Zusammenarbeit mit dem Commencal/Muc-Off-Team im Downhill World Cup entwickelt und hat dort bereits Siege eingefahren. Er ist als 27,5″ oder 29″-Version in der Breite 2,40″ in der Trail-, Gravity- und Downhill-Karkasse erhältlich. Preislich liegt er bei 68,90 € bis 74,90 €.
- Laufradgrößen 27,5″, 29″
- Reifenbreiten 2,4″
- Gummimischung Soft, Ultra Soft
- Karkasse Super Downhill, Super Gravity, Super Trail
- Gewicht 1.336 g (Super Downhill, 29″, gewogen)
- www.schwalbe.com
Preis: 68,90 € (Super Trail) | 74,90 € (Super Gravity & DH, alles UVP) | Bikemarkt: Schwalbe Tacky Chan kaufen
Im Detail
Auch wenn der neue Schwalbe Tacky Chan ebenfalls in Super Trail und Super Gravity-Karkasse verfügbar ist, fand die Entwicklung in den vergangenen drei Jahren im Downhill World Cup statt. Besonders eng hat man mit dem Commencal/Muc-Off-Team rund um Superstar Amaury Pierron zusammengearbeitet. Die Idee: Ein Reifen, der besonders gut auf modernen, harten und schnellen Strecken funktioniert und die Lücke zwischen dem Allrounder Magic Mary und dem aggressiven Hinterreifen Big Betty schließen kann.
Los ging es 2020 mit ersten Versuchen: Steifere Schulterstollen, schräge Mittelstollen für den geringen Rollwiderstand und breitere Bremskanten als am Magic Mary waren vorgesehen. Weil es schnell gehen musste, entstanden die ersten Prototypen aus beschnittenen Big Betty-Reifen – ganze 12 Modelle will Schwalbe hieraus entwickelt haben. Diese wurden in den Saisons 2021 und 2022 im World Cup getestet und sollen unter anderem unter Amaury Pierron und Myriam Nicole bereits 11 Siege errungen haben.
Die fertige Version wurde laut Schwalbe gegenüber den ersten Prototypen verbessert. Geblieben sind die breiten Bremskanten und schrägen Mittelstollen. Die L-förmigen Seitenstollen haben zwei kleine Rillen bekommen, die einen guten Mix aus Steifigkeit und Grip liefern sollen. Eine zu steife Stolle würde sich einfach nicht ausreichend an den Untergrund anschmiegen.
Der Tacky Chan gibt mir ein sehr direktes Fahrgefühl. Es ist einzigartig, einen Reifen zu haben, dem man voll vertrauen kann, wenn man ihn auf der Kante fährt, und der gleichzeitig noch mehr Geschwindigkeit aufnimmt.
Myriam Nicole, Commencal/Muc-Off-Team
Gegenüber dem Magic Mary soll der Tacky Chan nicht nur einen etwas geringeren Rollwiderstand aufweisen, sondern tatsächlich auch aerodynamischer sein – was bei heutigen Highspeed-Strecken durchaus eine Rolle spielen kann. So schließen die Schulterstollen etwa ziemlich gerade mit der Seitenwand ab. Zudem soll der Übergang von Mittel- auf Schulterstollen besonders gut geglückt sein, da diese über einen anderen Radius verfügen und relativ früh eingreifen sollen.
Auch wenn der Reifen im Downhill World Cup entwickelt wurde und natürlich als Super Downhill-Version sowie in der extrem weichen Ultra Soft-Mischung erhältlich ist, soll er auch auf dem Hometrail gut funktionieren. Schwalbe bietet die 29″ Super Trail und die 27,5″ Super Gravity-Version auch in der härteren Soft-Gummimischung an.
Auf dem Trail
Wir konnten den Schwalbe Tacky Chan bereits zwei Tage lang auf der extrem harten Downhill-Strecke am Klinovec testen. Diese bietet genau das, was Schwalbe wohl bei der Entwicklung im Kopf hatte: harten Böden und hohe Geschwindigkeiten! Wir sind vorn und hinten 29″-Reifen in Super Downhill-Karkasse und Ultra Soft-Mischung an einem Specialized Demo gefahren. Montiert wurden die Reifen auf den neuen Laufrädern von DT Swiss (DT Swiss FR1500 Test) mit 30 mm Innenweite.
Erschwert wurde der Test durch extreme Trockenheit, die für viel Staub und tiefe Löcher auf der Highspeed-DH-Strecke am Klinovec sorgte. Zwei Tage ersetzen auch keinen gründlichen Reifen-Test, allerdings konnten wir dennoch einige spannende erste Eindrücke sammeln. Bereits beim Aufziehen fühlen sich die Reifen etwas weicher als etwa ein Magic Mary oder Big Betty an – obwohl sie laut Schwalbe auf derselben Super Downhill-Karkasse basieren. Entsprechend sind wir leicht im Luftdruck nach oben gegangen auf 1,6 bar vorn und 1,7 bar hinten, was sich als gute Idee herausstellen sollte. Im Nachhinein wurde uns dies von Schwalbe auch empfohlen. Die Karkasse soll tatsächlich dieselbe sein, durch die Form des Reifens kann man allerdings etwa 0,1 bar mehr Druck fahren.
In schnellen Kurven mit viel Druck auf dem Reifen neigen die Stollen nicht zum Wegknicken – ein Phänomen, das beim Magic Mary durchaus vorkommen kann. Gleichzeitig fühlen sich die Reifen nicht extrem steif an, im Gegenteil: Auch mit minimal mehr Luftdruck vermitteln sie ein gedämpfteres Gefühl, als wir es von Schwalbe gewohnt sind. Wir konnten auch kein unvorhersehbares Verhalten in Kurven oder beim Anbremsen feststellen, wobei die Testbedingungen hier schwer eine genaue Aussage zulassen. Insgesamt vermitteln die Reifen ein sehr intuitives Gefühl – trotz der harten Bedingungen haben wir kaum über die neuen Reifen nachdenken müssen.
Das ist uns aufgefallen
- Luftdruck Man kann den Schwalbe Tacky Chan mit etwas mehr Luftdruck als einen Magic Mary oder Big Betty fahren.
- Pannenschutz Auch wenn sich die Reifen etwas weicher anfühlen, scheinen sie nicht weniger widerstandsfähig als andere Super Downhill-Reifen zu sein. So hatten wir mehrere Durchschläge, eine komplett defekte Felge und eine ordentliche Delle zu beklagen, ohne dass einer der Reifen einen sichtbaren Schaden davongetragen hätte.
- Reiner Trockenreifen? Laut Schwalbe nein – der Tacky Chan soll gute Selbstreinigungseigenschaften haben. Allerdings geben die Produktmanager an, dass der Reifen am besten funktioniert, wenn man sich traut, aktiv zu fahren. Wir sind ihn bisher nur bei knochentrockenem Boden gefahren.
- Verschleiß Nach zwei Downhill-Tagen mit etwa 20 Runs sind die Bremskanten am Hinterreifen etwas angefressen, was wir als normalen bis geringen Verschleiß bezeichnen würden. Es lässt sich keine Neigung zur Rissbildung oder vorzeitigem Verschleiß erkennen.
Fazit – Schwalbe Tacky Chan
Nach zwei Tagen auf der brutalen Highspeed-Strecke am Klinovec können wir dem Schwalbe Tacky Chan sehr intuitive Fahreigenschaften bescheinigen. Der Reifen vermittelt viel Gegenhalt in schnellen Kurven und den gewohnt hohen Pannenschutz bei gleichzeitig guter Dämpfung.
Testablauf
Schwalbe hat uns einige Wochen vor der Veröffentlichung einen Satz Schwalbe Tacky Chan-Reifen in Super Downhill-Version zugeschickt. Wir konnten diese an zwei Tagen auf der harten Strecke am Klinovec an einem Downhill-Bike testen.
Hier haben wir Schwalbe Tacky Chan getestet
- Klinovec, Tschechien: Extrem schnelle, ausgebolzte und steinige Downhill-Strecke, die Mensch und Material ziemlich fordert. Zusätzlich gibt es eine langsamere, aber noch ruppigere Strecke im Wald sowie verschiedene, technisch höchst anspruchsvollere Secret-Trails mit Stein- und Wurzel-Passagen.
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- ausbalanciert, Gegenhalt über die Feder, Druckstufe sehr offen, schneller Rebound
- Vorlieben bei der Geometrie
- eher kurz, hoher Stack, ausgewogener Sitz- und Lenkwinkel
5 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumHat diesen Reifen schon jemand probiert?
Evtl auch auf einer 35er Felge?
Ich ziehe ihn morgen aufs Hinterrad mit 35mm Felge für den Schlecht Wetter Einsatz,
fahre sonst den 2.6er Magic Mary hinten, werde berichten
Bin in am We im Park vorne Gefahren. Finde den richtig gut.
Kurzes Fazit zum TC. Nachdem ich jetzt im Sommer den TC auf dem Pivot AM gefahren bin,
wird dieser jetzt durch einen MM 2.6 ultrasoft am Vorderrad und einen MM 2.6 soft am Hinterrad ersetzt.
Der TC ist ein schneller Reifen, der für mich auf festen Böden richtig gut funktioniert und mit seinen 2.4" recht wendig ist. Bei aktiver Fahrweise hat er auch in Kurven massiven Grip und auf einigen Strecken war ich noch nie so schnell. Aber:
Für mich bietet er in verblockten Trails (Steine, Wurzelteppiche etc.) deutlich weniger Sicherheit als ein 2.6 Reifen. Trifft man die Linie perfekt, ist man sehr schnell unterwegs, trifft man mal nicht so gut, verzeiht er die schlechte Linie aber auch nicht so einfach.
Auf angelegten/geshapeten Strecken würde ich ihn immer wieder fahren, auf verblockten Naturwegen bietet mir der MM2.6 mehr Sicherheit, was aber sicher zum großen Teil an meinen Fähigkeiten liegt.
(Wer Interesse an zwei TC Supertrail 29x2.4 soft/ultrasoft hat, PN)
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