Shimano – Elektrisch unterstützte Bremsen im Anmarsch?
Technik-Blogger Dan Bacon ist erneut über ein interessantes Patent gestolpert und berichtet auf seiner Website Wheelbased ausführlich darüber: Das am 30. April 2024 veröffentlichte US-Patent von Shimano mit der Nummer 11,970,237 deutet auf die Entwicklung neuer, elektrisch betätigter Bremssysteme am Fahrrad hin. Bereits im Mai 2019 eingereicht und ursprünglich in Japan im Jahr 2018 beantragt, zeigt dieses Patent Shimanos Forschung und innovative Ansätze im Bereich elektrisch betätigter Fahrradbremsen.
Das Patent beschreibt verschiedene Konzepte, darunter ein hybrides Bremssystem, das sowohl hydraulische als auch elektrische Komponenten nutzt, sowie ein vollständig elektrisch betriebenes System.
Drei Hauptkonzepte aus dem Shimano-Patent
- Hybrides Bremssystem: Kombination aus hydraulischen und elektrischen Komponenten
- Vollständig elektrisch betriebenes Bremssystem
- Mechanisch-elektrisches Hybridsystem mit Bowdenzug
Hybrid-Bremssystem: elektrisch und hydraulisch motiviert
Das hybride Bremssystem nutzt sowohl hydraulische als auch elektrische Komponenten. Bei Betätigung des Bremshebels wird hydraulischer Druck erzeugt, der in ein elektrisches Signal umgewandelt wird. Dieses Signal aktiviert dann einen kleinen Motor und ein Getriebesystem, das den hydraulischen Druck auf die Bremsbeläge überträgt. Das System ermöglicht es, zwischen einem elektrischen Modus und einem traditionellen hydraulischen Modus umzuschalten. Die Umschaltung erfolgt über einen speziellen Schalter, der den Fluidfluss entsprechend lenkt.
Vollständig elektrisches Bremssystem
Ein weiteres Konzept beschreibt ein vollständig elektrisch betriebenes Bremssystem, bei dem der Bremshebel ein elektrisches Signal an den Bremssattel sendet. Der Sattel wandelt dieses Signal in hydraulischen Druck um, wodurch die Bremsbeläge betätigt werden. Dieses System kommt ohne hydraulische Leitungen vom Bremshebel aus und setzt vollständig auf elektrische Steuerung.
Mechanisch-elektrisches Hybridsystem
Ein drittes Konzept kombiniert mechanische Bowdenzüge mit elektrischen Komponenten. Der Bremshebel überträgt die Kraft über einen Bowdenzug zu einem Controller im Bremssattel, der das Signal elektrisch verstärkt und den Bremsvorgang auslöst. Dieses System nutzt die bewährte Mechanik von Bowdenzügen und verbindet sie mit moderner elektrischer Steuerung.
Potenzielle Vorteile und Herausforderungen
Bereits elektronische Schaltungen sollen in der Welt bekanntlich nicht nur Freunde haben. Die Folgen des Versagens oder einer Fehlfunktion einer elektronisch gesteuerten Bremskomponente wären ohne Zweifel von ganz anderer Tragweite. Warum also bewährte Systeme derart verkomplizieren? Die Antwort nach dem „Warum“ bleibt uns auch dieses Shimano Patent letztlich schuldig.
Denkt man einmal darüber nach, bietet die Integration elektronischer Signale in Bremssysteme offensichtliche Vorteile, wie zum Beispiel die Möglichkeit, moderne Assistenzsysteme wie ABS (Antiblockiersystem) direkter und besser als bisher in vollhydraulische Systeme zu implementieren.
Ein weiterer Vorteil könnte in der einfacheren Anpassung auf verschleißende Bremsbeläge liegen. Elektrische Motoren könnten die Beläge automatisch nachstellen, wenn sie sich abnutzen, was die Wartung vereinfacht.
Auch könnte ein elektrisch angesteuertes „Brake-by-wire“-Bremssystem unter bestimmten Voraussetzungen das Verlegen von Bremsleitungen unnötig machen – was beim Design von Fahrradrahmen oder etwa Lastenrädern sicherlich einige Restriktionen beiseite räumen würde.
Eine große Sorge bleibt jedoch unübersehbar: Was passiert, wenn die Batterie leer ist? Shimano scheint dieses Problem berücksichtigt zu haben, indem das hybride System auch im traditionellen hydraulischen Modus funktioniert, um den Fahrer oder die Fahrerin auch mit leerem Akku sicher nach Hause zu bringen.
Insgesamt deutet das neue Patent darauf hin, dass Shimano die Zukunft der Fahrradbremsen aktiv mitgestaltet und bereit ist, neue Technologien einzuführen, die sowohl die Leistung als auch die Sicherheit von Fahrrädern verbessern könnten. Wir sind gespannt, wann und in welcher Form diese Konzepte ihren Weg in die Marktreife finden.
Das Shimano-E-Bremsen-Patent im Volltext
Elektrisch bremsen am Fahrrad – Wo siehst du die Einsatzmöglichkeiten?
21 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumPatent hin Patent her, bis zur Seriebreife dürften noch ein paar Jährchen vergehen. Nach 20 Jahren ist das Patent dann Geschichte.
Aber bitte mit Bremsassi, Abstandsregler und automatischer Unfallmeldung
Mir wurde in all den Jahren noch nie ein Fahrrad gestohlen, dafür im Frühjahr ein Fox Dämpfer während ich Wasser kaufen war in einem Supermarkt. Keine 15 min. weg gewesen.
Verbandsmäppchen wichtig!
Und das auch noch bei einem Leihradl
Irgendwann kommt brake-by-wire genauso wie shift-by-wire jetzt schon volle Akzeptanz geniesst.
Dass das was wir hier sehen nur ein "Reservierungs-Patent" ist kann man annehmen.
Dringend brauchen tu ich es derzeit nicht, aber wenn so ein System erst mal Marktreife hat, warum nicht.
Der eigentliche Vorteil bei so einem Bremssystem ist, dass die Übersetzung der Bremskraft variabel gesteuert werden kann. Also dass z.B. bei langsamer Fahrt und Hebelkraft X der Bremsdruck progressiv aufgebaut wird und bei schneller Fahrt dann degressiv. Das Ganze in Verbindung mit einem ABS.... da glaube ich schon, dass uns faszinierendes bevorsteht.
Das alles gibts ja schon in unseren Autos und nennt sich Bremsassistent. Warum nicht am Radl auch?
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