Verschwommene Bilder, flaue Farben, krisselige Optik und überhaupt ist das ganze Bild unscharf: Vor gar nicht allzu langer Zeit konnte man mit Smartphones im Wald rein gar nichts anfangen. Aber mit immer größer werdenden Sensoren, besserer Elektronik und lichtstärkeren Objektiven können heutige Smartphones ganz schön viel! Wir möchten euch in diesem Artikel einige Tipps geben, wie ihr mit eurem Mobiltelefon coole Fotos während der Tour macht. Und wer noch mehr Beispiele haben will, sollte sich unbedingt mal das Forumsthema „Mobil knipsen – eure besten Handyfotos“ anschauen.
Licht ist das A & O
Wir steigen beim vielleicht größten Schwachpunkt aller Kameras ein, die nicht mehrere tausend Euro kosten – die fehlende Lichtstärke. Hochwertige, digitale Kameras haben neben einem weitaus größeren Sensor, der das Licht aufnimmt, auch meist ein lichtstarkes Objektiv verbaut und sind für waldige Action, in welcher der Biker in der Unschärfe niedergeht, am besten geeignet. Wie aber gehen wir vor, wenn wir nur mit einem Smartphone im Wald unterwegs sind und keine kiloschweren Objektive dabei haben?
Lichtung statt tiefer Nadelwald
Dichte, dunkle Wälder fallen am ehesten aus der Wahl, wenn es um eine geeignete Foto-Umgebung mit Trail geht. Sucht euch auf eurem Wunschtrail so offene, lichte Stellen im Wald oder am Berg wie möglich – so kann die Kamera im Smartphone eine möglichst kurze Belichtungszeit wählen und euer Foto wird schön scharf.
Komposition des Bildes
Die Drittel-Regel
Viele von euch haben bestimmt schon mal das Gitter im Smartphone bemerkt, das sich meist zusätzlich aktivieren lässt. Dieses ist weniger dafür da, ein paar hübsche Linien zur Bilddekoration darzustellen, sondern vielmehr als Hilfe für die sogenannte Drittel-Regel gedacht.
Kurz und knapp gesagt: Mit dieser Regel kann man ein Foto harmonischer gestalten. Legt man das Motiv auf eine der Gitterkreuzungen oder entlang der Linien, kann dies das Bild spannender werden lassen – achtet mal bei Mountainbike-Fotos darauf! Fast alle guten Mountainbike-Fotos orientieren sich an der Drittel-Regel.
Auch Fotos mit Meereshorizont oder sonstigen horizontalen Linien kann man gut an den Gitterlinien ausrichten. Allerdings lohnt es auch, sich mal bewusst gegen die Drittel-Regel zu entscheiden: Wenn beispielsweise die Aussicht phänomenal ist und dann auch noch Linien gegeneinander laufen, können sich spannende Perspektiven ergeben – so wie hier auf dem Top Of The World-Trail in Whistler.
Kreative Bildausschnitte
Nichts ist langweiliger, als sich neben den Trail zu stellen und einfach den Auslöser zu drücken. Sucht euch Motive im Wald, die den Biker einrahmen können oder wirkungsvoller darstellen lassen. Lasst den Trail nur als Detail stehen und stellt das Smartphone in einen Baumstumpf, aus dem nur ein kleiner Spalt den Blick auf den Biker ermöglicht! Die Möglichkeiten sind in einem Wald oder am Berg nahezu endlos und es lohnt sich, hier ein paar Minuten länger herumzuprobieren, denn so kann ein Foto viel spannender wirken.
Vordergrund macht Bild gesund
Diesen Spruch hat wohl jeder Fotograf schon einmal gehört: Bezieht man den Vordergrund mit ein, kann dies dem Bild mehr Tiefe verleihen. Das können Felsen, Blumen, Bäume, Moos oder Gräser, aber – beispielsweise im Bikepark – auch Rampen oder vorangegangene Kurven sein, die verschwommen im Vordergrund zu sehen sind. Aktuellste Smartphones verfügen zusätzlich über einen Bokeh-Effekt, der – entweder mechanisch oder elektronisch – nähere Objekte freistellt und so einen unscharfen Hintergrund erzeugt.
Bitte nicht zoomen
Einige von euch werden es wissen: Die meisten „Zooms“ an Smartphones sind keine wirklichen Zooms – es sei denn, euer brandaktuelles Telefon verfügt über eine zusätzliche Tele-Linse. Ist dies nicht der Fall, sollte man vermeiden, zu zoomen: Dieser Effekt vergrößert nur die vorhandenen Bildpunkte und sorgt damit nicht gerade für bessere Qualität – ganz im Gegenteil.
Mitzieher statt verwischte Bilder
Kommen wir noch einmal zum schlechten Licht zurück. Man steht im Wald, es wird langsam dunkel, aber ein Bild wäre trotzdem toll. Wie gehen wir vor? Ein Mitzieher sorgt optisch für Geschwindigkeit und Dynamik, selbst wenn das Subjekt eher langsam unterwegs ist. Das funktioniert grundsätzlich auch bei strahlendem Sonnenschein, nötig ist dann allerdings ein manueller Zugriff auf das Menü, um eine möglichst langsame Belichtungszeit einzustellen.
Die Schwierigkeit bei einem Mitzieher besteht darin, die Kamera in genau dem Tempo mitzuschwenken, das auch der/die Fahrer/Fahrerin drauf haben – nur dann „verschwimmt“ der Hintergrund, während gleichzeitig das Bike samt Besatzung scharf bleibt.
Trick 17: Der Burst-Modus
Fast alle aktuellen Smartphones können nicht nur Einzelbilder schießen, sondern sehr viele in sehr kurzer Zeit: Dies wird meist Rapid Fire oder Burst-Mode genannt. Diese Modi helfen insbesondere dann, wenn man in einer speziellen Bildsituation möglichst viel Auswahl haben will, um das perfekte Bild herauszusuchen. Speziell im Mountainbike-Bereich ist die Chance mit Burst-Modus höher, am Ende mindestens ein gutes Bild zu haben. Dauerhaft nutzen sollte man den Burst-Modus allerdings nicht – denn viele Bilder benötigen natürlich entsprechend viel Speicherplatz.
Sonne ins Bild!
Sobald es geht, versuchen wir bei unseren Fotos die Sonne mit ins Bild einzubeziehen. Mit ihr kommt erstens automatisch mehr Licht ins Bild, was gut für eine kürzere Belichtungszeit ist, zweitens wirkt nichts so episch, wie die Sonne, die im Wald – vielleicht sogar am nebligen Morgen oder im Abendlicht – durch die Bäume zwinkert.
Goldene Stunde nutzen
Wenn ihr ein paar schöne Fotos nebenbei schießen möchtet, nutzt bei Gelegenheit die Goldene Stunde – die letzte Stunde vor dem Sonnenuntergang. Das Licht wirkt orange-rötlich und die Sonne steht schön tief, sodass man sie nicht nur ins Bild einbeziehen kann, sondern so auch insgesamt ein harmonischeres Licht auf dem Foto produziert.
Bitte keine Mittagssonne!
Wenn es nicht anders geht, gilt es, Fotos bei senkrecht stehender Mittagssonne zu vermeiden. Glaubt uns – es sieht doof aus. Schatten, Lichtfarbe, einfach alles.
Herbstnebel ausnutzen
Es muss nicht immer Sonne sein: Oftmals gelingen auch im herbstlichen, nebligen Wald Fotos mit spannender Atmosphäre. Hier empfiehlt es sich aufgrund mangelnden Lichts, den Fahrer etwas entfernt zu fotografieren und die Umgebung mit einzubeziehen.
Nachträgliche Bildbearbeitung
Bitte ganz vorsichtig! Die meisten JPG-Fotos auf aktuellen Smartphones verfügen bereits über eine akzeptable Dynamik, oftmals lassen sich nur Feinheiten wirklich optimieren. Von größeren Bildbearbeitungsorgien mit Fotos im JPG-Format ist abzuraten – die meisten Effekte machen die bereits komprimierte Bilddatei eher kaputt. Solltet ihr im unkompromierten RAW-Format fotografieren (die kostenlose Mobil-Variante von Adobe Lightroom CC bietet dies beispielsweise an), hat man mehr Möglichkeiten, etwas aus dem Bild „herauszuholen“. Mit den mitgelieferten Android- oder iOS-Bildbearbeitungsprogrammen lässt sich ebenfalls herumspielen, aber auch hier gilt: Weniger ist mehr.
Der beste Lerneffekt: Immer wieder ausprobieren
Wir hoffen, dass euch unsere Beispiele die Thematik „Fotos auf dem Trail“ etwas näher bringen konnten und ihr vielleicht sogar etwas gelernt habt – besser beim Fotografieren mit dem Smartphone werdet ihr nur, wenn ihr immer wieder Neues ausprobiert und vielleicht hier und da mal einen Extra-Stopp einlegt, wenn ihr ein schönes Motiv oder eine tolle Lichtstimmung entdeckt. Was habt ihr für Erfahrungen mit Fotos im Wald gemacht? Habt ihr weitere Tipps? Schreibt sie in die Kommentare! Wir wünschen euch viel Spaß beim Ausprobieren.
Welches ist euer schönstes Handyfoto?
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