Die Schweiz: Sehnsuchtsort vieler Mountainbiker – wäre da nur nicht dieser vermaledeite Franken mit einem Umrechnungskurs, der sich gewaschen hat und jedem Geldbeutel einen Schauder über den Nacken jagt. Doch bei genauerer Beschäftigung mit der Thematik bieten die Eidgenossen einige Schlupflöcher, wie man beim Genießen der alpinen Bilderbuchlandschaft noch den ein oder anderen Rappen sparen kann. Hier im Artikel findest du die besten Tricks und Kniffe für Sparfüchse!
Der Hinweis vorab:
Dieser Artikel nennt bewusst keine konkreten Angebote, sondern nur allgemeine Aspekte, die dir vielleicht helfen können, trotz der aus unserer Sicht üblichen hohen Preise einen preislich einigermaßen akzeptablen Bike-Urlaub in der Schweiz verbringen zu können. Die Angebote und Möglichkeiten variieren von Gebiet und Kanton teils erheblich. Wichtig ist allerdings, über diese zumindest einigermaßen Bescheid zu wissen und sie so bei Möglichkeit nutzen zu können. Den Tipps angehängt ist teilweise noch der ultimative Schwaben-Spartrick, der dann wirklich in die Vollen geht, den Sparzwang zugegebenermaßen etwas auf die Spitze treibt und mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist. Ich selbst als (bayerischer) Schwabe weiß da natürlich Bescheid.
Doch beginnen wir erst einmal mit ein paar Bildern von Daniel Eiermann, geschossen im Wallis und dem Berner Oberland, die deinen Speichelfluss aktivieren und dich somit motivieren sollen, früher oder später in die Schweiz zu fahren. Und selbst wenn keiner der Tipps bei deinem Urlaub konkret hilfreich ist, sollen diese Bilder dir zeigen: Auch bei allem Geiz der Welt, ein Besuch in der Schweiz lohnt sich immer! Erlebnisse sind nicht durch Geld zu ersetzen – dieses ist zwar leider oftmals zumindest zu einem Teil Voraussetzung für das Erlebnis, gerade als Mountainbiker, doch das ist eine andere Geschichte.
Lust bekommen? Dann kannst du dich ja jetzt durch die folgenden Tipps hindurch ackern und anschließend deinen Bike-Urlaub für 2020 planen. Und noch einmal: Geiz ist für mich keine besonders schöne Eigenschaft und dieser Text soll diesen wahrlich nicht schön reden. Doch schon öfters habe ich gehört:
„In die Schweiz fahre ich nicht, da ist alles viel zu teuer!“
Stimmt ja, aber es ist dort eben auch verdammt schön und die Trails so verflucht gut zu fahren. Deswegen diese Informationen, die dir vielleicht helfen können, einen finanziell akzeptablen Urlaub bei den Eidgenossen verbringen zu können.
SBB-App installieren und Sparpreise auschecken
Die Schweizer sind Weltmeister in Sparpreisen. Ständig gibt es verschiedene Angebote, was Züge, Bergbahnen, Postbusse und übrigens auch Elektroartikel angeht. So bekommt man etwa manchmal noch ein zweites Gratisticket dazu und kann sich folglich den Preis mit seinem Bikekumpanen teilen. Hilfreich hierfür ist die App oder Homepage der Schweizerischen Bundesbahn (SBB), mit der du die Sparangebote checken und dann zuschlagen kannst. Zugfahren kann so recht kostengünstig werden, zumal oftmals noch Lift- und Postbustickets integriert sind. Aus Bikersicht sind so gleich drei Fliegen mit einer Klatsche zu schlagen: An- und Abreise sowie Shuttle zu recht fairen Preisen.
Übrigens sind die Waggons der SBB recht gut ausgestattet, was den Biketransport angeht. Wichtiger Hinweis für Gruppenreisende: Wollt ihr einen Postbus nutzen, solltet ihr diesen auf Grund der beschränkten Kapazitäten unbedingt vorher reservieren. Informationen dazu findest du hier.
Allgemeine Angebote auschecken
Wie gesagt: Schweizer stehen auf Sparangebote. Viele Destinationen bieten immer wieder separate Angebote für Touristen. Etwaige Angebote sind zum Teil leider gerade als Fremder etwas schwer zu überblicken. Eine Google-Recherche kann aber bares Geld sparen. Zu empfehlen sind hierzu insbesondere die Websiten der Orte, der Touristeninformationen und der Unterkünfte. Wichtig ist dabei, dies rechtzeitig zu tun. Denn viele Touristendestinationen bieten nur ein bestimmtes Kontingent an Sparpreisen, Eile ist also geboten. Einen groben Überblick findest du hier.
Übernachtungen
So seltsam es klingt: in der Schweiz ist eine Übernachtungen plus Biken teilweise billiger als nur Biken. Hintergrund sind Angebote von Campingplätzen, Jugendherbergen und Hotels, bei denen bei einer Buchung oftmals Liftkarten gratis mit inbegriffen sind und man nur noch für das Velo zahlen muss. Bei Tageskartenpreisen von teilweise über 50 Franken lohnt sich das schnell. Man munkelt sogar, dass der ein oder andere den Biketag beim Einchecken auf dem Campingplatz beginnt und nach der Tour wieder heimfährt.
Oftmals sind bei den Gästekarten auch noch reduzierte Preise bei Restaurants mit inbegriffen. Wichtig ist deshalb, vor dem Urlaub stets eine kleine Recherche zu betreiben, was die allgemeinen und aktuellen Angebote eurer Unterkunft sind.
Selbst ist der Koch
Essen gehen in der Schweiz ist tatsächlich purer Luxus: 25 Franken für eine Pizza Margherita, acht Franken für einen Espresso und gleich noch einmal so viel für ein Bier – ganz übliche Preise, nicht nur auf der Flaniermeile in Zürich. Besonders in einsameren bzw. weiter oben gelegenen Hütten wird zudem einfach mit einem 1:1 Euro-Franken Kurs gerechnet – egal, wie der aktuelle Tageskurs steht. Wer dann gerne noch etwas exquisiter speist, befindet sich schnell im dreistelligen Euro-Bereich. Feinschmecker, deren Portemonnaie eher schmaler bestückt ist, sollten ihre Ader folglich lieber in Italien ausleben. Die Schweiz dagegen schmeißt einen direkt wieder zurück in Schüler-/Studentenzeiten: auf zu Pasta und Pesto!
Denn Standardlebensmittel wie Nudeln und Tomatensauce sind im Supermarkt auch bei den Eidgenossen für akzeptable Preise erhältlich. Zur groben Einschätzung: Im Migros in der Schweiz zahlst du in etwa soviel wie im Alnatura in Deutschland. Sprich: Viel, aber noch im Rahmen. Die ganz klare Empfehlung in der Schweiz ist also: Selber einfache Gerichte kochen.
Schwaben nehmen einfach noch Lebensmittel aus Deutschland mit und kochen diese, respektive belegen sie ihr Vesperbrötchen für die Tour. Wasser füllen sie einfach an den Brunnen am Berg auf.
Halbtax
Du hast zufällig einen in der Schweiz wohnhaften Kollegen? Wunderbar, denn dieser ist Voraussetzung für Tipp Numero 5: Schweizer besitzen im Normalfall das Halbtax-Ticket, welches in etwa einer BahnCard 50 entspricht, allerdings auch bei Bergbahnen und Postbussen die Preise deutlich reduziert. Und jetzt das Beste: oftmals können Besitzer eines solchen Tickets ganz offiziell eine zweite Person für den selben Preis mitnehmen. Auch hier empfiehlt sich das Checken der SBB-App, denn mit Halbtax gibt es die ganz besonders guten Sparangebote. Quasi die Hälfte vom Sparpreis, da bleibt beim Schwaben kein Auge trocken!
Wer öfters in der Schweiz verweilen möchte, sollte sich zudem hier über das Halbtax genauer informieren und über eine Anschaffung nachdenken.
Tageskarten vs. Einzelfahrt
Einzelfahrten mit Liften sind in der Schweiz meistens extrem teuer. Besser ist die Anschaffung einer Tageskarte, besonders, da oftmals ein ganzes Gebiet und verschiedene Transportmittel mit der selben Tageskarte zu benutzen sind. Bei zwei, drei Fahrten hat man schnell den Preis drin, was meistens durchaus machbar ist.
Hardcore-Schwaben sitzen dann natürlich in der ersten Gondel, essen ihr selbstmitgebrachtes Vesper im Lift und fahren pausenlos durch bis Ultimo, das Ticket will ja schließlich genutzt werden. Wehe dem, der Defekt fährt!
Die Verpackung macht’s
Die Schweiz ist tatsächlich recht fortschrittlich, was den öffentlichen Nahverkehr angeht. Manche Täler sind durch Eisenbahntunnel sogar deutlich schneller erreichbar als im individuellen VW-Bus des deutschen Standardbikers. Und jetzt das Beste: ein verpacktes Fahrrad zählt als Gepäckstück und kann gratis transportiert werden. Besonders sinnvoll natürlich in Kombination mit einem Sparticket der SBB. Dazu kann man sich einfach eine leichte Tasche besorgen, die auf Tour dann im Rucksack verschwindet. Das Klima freut sich zudem, wenn ihr mit dem ÖPNV unterwegs seid.
Für den ultimativen Schwaben tut es etwa auch eine Schicht Frischhaltefolie (über die Nachhaltigkeit dieses Tipps sprechen wir jetzt mal lieber nicht): Laufräder raus, Rad umwickeln und ab in den Zug in Richtung Trail. Sich selbst in Frischhaltefolie einwickeln hilft allerdings nicht wirklich. Dein eigenes Ticket solltest du unbedingt bezahlen, denn Schweizer Schaffner sind recht fleißig und nicht gerade knausrig, was Bußgelder angeht.
Tagestouren und Raststätten
Die Schweiz liegt geografisch gar nicht so weit weg von Deutschland. Das bedeutet, dass sich viele Orte als Tagestour erreichen lassen. Glückliche Leute, die etwa in Lindau am Bodensee wohnen, sind beispielsweise in unter 60 Minuten in Chur und in knapp 1,5 Stunden in Bikehotspots wie Lenzerheide, Arosa, Flims und Laax. Teure Übernachtungen bei den Eidgenossen werden eher hinfällig.
Sollte die Anfahrt doch etwas länger sein und der Schlaf droht, dich zu übermannen, gibt es hier noch einen weiteren Tipp: Auf manchen Raststätten kannst du im Auto umsonst schlafen. In anderen Worten: Die Übernachtung kostet nichts. Nada, null. Das Beste daran – jeder, der Asterix bei den Schweizern gelesen hat, weiß es natürlich schon: Die Schweizer sind ein extrem reinliches Völkchen. Und das stimmt tatsächlich. Selbst Autobahnraststätten, die ansonsten ja nicht gerade für ihre Sauberkeit bekannt sind, blitzen und blanken, sodass das ein oder andere gebleachte Gebiss vor Neid erblassen würde.
Manche Raststätten und auch einige öffentliche Toiletten bieten dazu eine Duschgelegenheit. Umsonst und tatsächlich sehr sauber. Wenn du also das Glück hast, in deinem Auto/Bus schlafen zu können, kannst du so recht günstig deinem Schlafbedürfnis und der Körperpflege Genüge tun.
Doch Vorsicht: Es gibt in der Schweiz keine nationale Regelung, was das Übernachten im Bus/Wohnmobil angeht. Hier stehen ein paar weitere Informationen dazu. Kurz zusammengefasst solltest du dich kurz vorher informieren, wie es an deinem geplantem Übernachtungsort aussieht. Am schnellsten und sichersten ist ein kurzer Anruf bei der anvisierten Raststätte. So steht der legalen Gratisunterkunft nichts mehr im Wege.
Der Schwabe verbindet natürlich Tipp 8, 9 und 4. So werden bis auf Fahrtkosten keine weiteren Ausgaben fällig – und diese legt der Schwabe als kleiner Pfiffikus einfach auf seine Mitfahrer um.
Treten statt Shutteln
Auch schon erwähnt wurde, dass für Luxusartikel in der Schweiz wahrlich exorbitante Preise aufgerufen werden. Shutteln zähle ich da mal direkt mit darunter. Denn wirklich notwendig ist eine maschinelle Aufstiegshilfe ja nicht. Schön und angenehm ja, aber wenn du ehrlich bist, findest du wenig Argumente, die für ein teures Liftticket sprechen. Das gesparte Geld kann dann wiederum in Lebensmittel, Kaffee oder Sonstiges investiert werden.
Also Zähne zusammenbeißen und selber hochtreten bzw. Rad tragen bei manchen Gipfeltouren. Wenn das Laktat zu fetzen beginnt und dein Kopf langsam aber sicher farblich einer Rotlichtlampe ähnelt, denke einfach immer an die 50 – 60 Franken, die du durch deine sportliche Höchstleistung gerade sparst. Das motiviert. Und kein Gipfel fühlt sich so süß an wie der selbst aus eigener Kraft erzwungene. Sogar die Abfahrt ist danach noch schöner – kannst du mir ruhig glauben.
Hier findest du übrigens von den Kollegen vom Ride Magazin noch ein paar der schönsten Touren in der Schweiz. Manche mit Shuttleunterstützung, manche ohne.
Rico weiß, wie er Geld spart. Hör auf Rico.
Auch die Kollegen bei MTB-News.de und eMTB-News.de sind teilweise sehr skeptisch, was die Schweiz als Urlaubsland für Biketrips angeht. So hat unser Kollege unter Strom alias Rico Haase nicht nur das obige Klischee-Schweizerbild höchstprofessionell gephotoshoppt, sondern er hat auch den vermutlich einfachsten und effektivsten Tipp, wie du teure Preise in der Schweiz umgehen kannst: Fahre nach Italien. Oder bleibe einfach daheim.
Fazit
Die Schweiz – man muss sie für ihre Schönheit liebe. Ihre Eigenheiten kann man mögen oder nicht, aber für ihre Preise muss man sie eigentlich verfluchen. Es bleibt einem als Tourist einfach immer wieder die Spucke weg, möchte man kurz noch einen Kaffee trinken oder mal schnell eine Einzelfahrt auf den Berg kaufen. Dennoch lohnt sich der Besuch immer und mit etwas kluger Vorausplanung halten sich die Kosten im Rahmen. Zumal der Mountainbiker an und für sich erwiesenermaßen ja einer sehr zahlungskräftigen Gattung angehörig ist … In diesem Sinne: Hopp Schwyz!
Wo verbringst du am liebsten deinen Bikeurlaub? Und warum dort?
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