Der bekennende Spruch „It’s raining, you’re training!“ machte uns auf die Spatz Wear GRAVLR Überschuhe aufmerksam. Die wadenlange Form schafft Vertrauen, dass an dem Versprechen etwas dran ist. Geregnet hat es viel, und wir haben das Wetter für einen Spatz GRAVLR Test genutzt.
Spatz GRAVLR Überschuhe: Infos und Preise
Das Prinzip „Wadenwickel“ auf Überschuhe angewandt. So könnte man die hochspezialisierten Überzieher für Bike-Schuhe von Spatz kennzeichnen, nur dass über die Waden hier nicht die Körpertemperatur herunter, sondern hochgehalten werden soll, um an kalten Trainingstagen die Füße warmzuhalten. Das richtige Accessoire für die Rapha Festive 500 und ähnlich gelagerte Rennradtouren. Wir haben mit den Spatz GRVLR die Gravel-Version der Über-Überschuhe praktisch erprobt. Die Eckdaten des Produktes:
- Überschuh mit Waden-hohem Schaft
- Für Gravel- und MTB-Schuhe mit 2-Loch-Bindung (z.B. Shimano SPD, Time, Crankbrothers)
- Wind- und wasserdicht
- Größen 38-42 (S), 43-45 (M, Test), 46-49 (L-XL)
- Gewicht 357 g / Paar (gewogen, M)
- Material Neopren (90 %), Polyamid (10 %)
- https://bikespell.de/marken/spatzwear/
- Preis ca. 100 € bis 135 €
Im Detail
Spatz Wear kommt aus Australien und hat sich besonders auf Accessoires fürs Radfahren bei widrigen Wetterbedingungen spezialisiert. Insbesondere Radüberschuhe, Fahrradhandschuhe, Fahrradunterhemden sowie Radwesten entwickelt die Firma. „It´s raining you´re training!“, lautet das Motto der Marke, die auch offizieller Ausrüster des Team Alpecin Deceuninck mit seinen Männer- und Frauen-Cyclocross-Teams ist.
In der Hand
Eine vielversprechende Ausgangslage für einen Überschuh für die kalte und nasse Jahreszeit also. Aber auch ein hoher Preis. Mit Online-Preisen um 120 € kostet der Spatz Wear Überschuh fast so viel wie einfache Winter-Rennrad-Schuhe. Wann und für wen sich die Anschaffung lohnt, sollte der Praxistest klären.
In der Hand fällt zunächst die sehr robuste Machart der Spatz Wear GRAVLR-Überschuhe auf. Das Material ist dicker als gewöhnlich bei Rad-Überschuhen – auch als bei Exemplaren für den Winter. Alle anfälligen Stellen sind hervorragend geschützt: wo der Überschuh beim Gehen mit dem Terrain in Kontakt kommt oder sich ungewollt am Vorderrad aufreiben kann. Alle Nähte sind zudem haltbar ausgeführt. Besser geht es kaum. Silikonbesatz hält den Überschuh zusätzlich am Radschuh fixiert.
Auch der Klett, mit dem die Überschuhe unter dem Radschuh fixiert werden, ist robuster gestaltet. Kleiner Kritikpunkt: Hier könnte das Material gerne dünner und die Überlappung größer sein, um Bodenkontakt zu vermeiden. Generell sind „Kletts“ unter den Überschuhen, die auch fürs Gehen geeignet sein sollen, meiner Erfahrung nach anfällig dafür, sich zuzusetzen oder vorzeitig zu zerfasern – ich warte hier immer noch auf eine geniale Lösung.
Nicht zuletzt sind die hellen Flächen groß und nutzen die riesige Wadenfläche aus, sodass für Sichtbarkeit im Verkehr gesorgt ist, denn nicht alle Gravel Wege beginnen vor der Haustüre. Allerdings handelt es sich nicht um echte Reflexemente.
Anziehen
Ein durchgehender, gut abgedeckter Reißverschluss macht es recht einfach, die Spatz GRAVLR überzustreifen. Dennoch ist es auf jeden Fall nötig, die Überschuhe vor den Schuhen anzuziehen. Das Schließen des Reißverschlusses verlangt leicht erhöhten Krafteinsatz, weil die Passform doch recht eng ausfällt (1,80-Meter, 75 kg, Größe M/L, mit Winter Bib-Tights getragen). Wer öfter bei Regen und Nässe fährt, sollte den Reißverschluss dennoch regelmäßig reinigen, sonst kann jeder RV irgendwann blockieren. Hier war es nicht der Fall.
Je nach Schuhform kann es schwer werden, die eher kurzen Kletts unter dem Schuh zu schließen. Aber für breite, eher an Touren orientierte SPD-Rad-Schuhe hat der Spatz GRAVLR ohnehin nicht die richtige Passform.
Im Test
Wann habe ich den Spatz Wear GRAVLR getragen? Zu Beginn natürlich öfter, auch bei nur regnerischem und kühlen Herbstwetter. Aber dafür lohnt sich das doch etwas langwierigere Anziehen und Beanspruchen des Spezial-Überschuhs eigentlich nicht.
Denn der Clou des Spatz GRAVLR ist eigentlich die abgeschirmte und vorgewärmte Wade, die tatsächlich länger für warme Füße sorgt – und ich bin ganz sicher jemand, der schnell kalte Füße bekommt (im Wortsinn!). Absolute Voraussetzung dafür ist, dass der Fuß im Schuh nicht eingeengt wird, sondern im Gegenteil, eher zu viel Platz hat, sonst entstehen Kältebrücken. Ist man nicht im Besitz solcher Schuhe, lohnt sich auch der Spatz Überschuh nicht, denn Wunder kann auch er nicht vollbringen.
Damit ist eigentlich schon gesagt, für wen sich der Spatz Wear GRAVLR wirklich lohnt: Radfahrende, die auch bei 5°C, Regen und Kälte noch lange Trainingsrunden drehen. Auch bei starker Kälte und Trockenheit empfand ich den Spatz als echten Gewinn und habe ihn hier den (vorhandenen) Winterschuhen vorgezogen. Unterm Strich blieb als Einsatz-Regel: „Je extremer das Wetter, desto besser mit Spatz“.
Anfängliche Sorgen, dass die Wade zu sehr eingeengt wird, zerstreute das Tragegefühl vollkommen. Man vergisst nach einer Zeit, wie eingepackt man ist. Die Hoffnung auf vollkommen trockene Füße wurde allerdings auch nicht erfüllt. Denn man muss sich darüber klar sein, dass (jedes) Neopren-Material nicht atmungsaktiv ist und ausdampfende Körperflüssigkeiten deshalb im Inneren kondensieren. Man steht nicht in Wasser, aber Socken werden feucht. Deshalb ist es auch ratsam, den Überschuh mit Socken mit Wollanteil zu kombinieren, die auch feucht noch gut wärmen.
Abnutzungserscheinungen beschränken sich bis jetzt auf die Beschichtung des Neoprens.
Bleibt noch anzumerken, dass das Modell Spatz Wear GRAVL anscheinend ausläuft, aber noch erhältlich ist. Das macht den Test nicht weniger aussagekräftig, denn das Prinzip „Wadenwärmer“ verfolgen auch die anderen Schuhe des Hauses. Und dies hat sich hervorragend bewährt, ebenso wie die Verarbeitung. Das Nachfolgemodell ist der Spatz Wear Tufr. Es verzichtet dem Anschein nach auf einen Reißverschluss und ist an der Zehenbox noch besser vor Abrieb geschützt – beides Verbesserungen nach meinem Dafürhalten.
Fazit Spatz GRAVLR
Die Spatz GRAVLR Überschuhe halten, was sie versprechen. Sie spielen in ihrer eigenen Überschuh-Liga, wenn es um Kälte- und Nässeschutz geht und hielten mich dank dem hohen Schaft vor allem spürbar besser warm. Auch die Robustheit ist Spitzenklasse, aber zaubern kann auch Spatz nicht und gewisser Verschleiß lässt sich unter extremen harten Einsatz-Bedingungen nicht vermeiden. Ob es sich lohnt, den sehr hohen Preis für das Funktionsplus zu zahlen, hängt vor allem von einem ab: Wie oft man bei wirklich schlechtem Wetter mit Temperaturen deutlich unter 10°C und/oder großer Nässe gravelt oder Rennrad fährt, denn nur hier spielen sie ihre Stärke richtig aus. Randnotiz: Für den Pendel- und Alltagseinsatz ist die enge Passform nicht gemacht.
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