Specialized Butcher und Eliminator 2021 – Infos und Preise
Neben leichten Änderungen am Profil sind vor allem die neuen Gummimischungen sowie Karkassen und deren nun deutlich verständlichere Bezeichnungen ein großes Novum in der Specialized MTB-Reifen-Palette. Neben den XC-Karkassen S-Works und Control werden nun auch Grid XC, Grid Trail und Grid Gravity angeboten, deren Einsatzzwecke bereits im Namen stecken. Außerdem kann man zwischen verschiedenen Gummimischungen wählen, die mit aufsteigender Nummerierung immer weicher und griffiger werden. Die Reifen sind in den Breiten 2,3″ und 2,6″ sowie den üblichen Laufradgrößen 27,5″ und 29″ erhältlich und kosten in der Grid Trail-Version knapp 60 €, als Grid Gravity-Reifen 70 €.
- Laufradgrößen 27,5″/29″ (getestet)
- Reifenbreiten 2,3″ (getestet) / 2,6″
- Gummimischungen T5, T7, T9 (zw. ShA 48–52)
- Karkassen S-Works, Control, Grid XC, Grid Trail, Grid Gravity
- Gewichte (gewogen in 29″/2,3″)
- Grid Gravity: Eliminator – 1.296 g | Butcher – 1.302 g
- Grid Trail: Eliminator – 982 g | Butcher – 1.044 g
- www.specialized.com
Preise 69,90 € (Grid Gravity, UVP) / 59,90 € (Grid Trail, UVP) | Bikemarkt: Specialized Butcher kaufen | Bikemarkt: Specialized Eliminator kaufen
Im Detail
Auch wenn die Profile von Specialized Butcher und Eliminator den Vorgängern auf den ersten Blick stark ähneln, hat sich hier laut Hersteller vor allem beim Butcher einiges getan. Die Schulterstollen sind jeweils etwas breiter geworden und sollen so besser abgestützt sein, um auf harten Böden nicht zu leicht wegzuknicken. Außerdem soll der Übergang auf die nach innen gerückten Seitenstollen nun etwas sanfter sein, wozu laut Specialized auch die versetzt angeordneten Mittelstollen beitragen. Der Butcher bleibt jedoch ein aggressiver Reifen für eher lockere und steinige Böden. Er setzt auf ordentlich hohe, recht scharfkantige und teilweise abgeschrägte Mittel- und ebenso wuchtig wirkende Seitenstollen.
Etwas feingliedriger als der grobe Butcher präsentiert sich weiterhin der Specialized Eliminator. Dieser setzt in der Mitte auf kleinere und flachere Stollen und soll so einen geringen Rollwiderstand mit viel Biss im Gelände vereinen. Auffällig am Design sind vor allem die zwei sehr kleinen, eng und schräg hintereinander angeordneten Stollenpaare, die sich in der Lauffläche mit zwei klassischen, je einmal eng und breit nebeneinander liegenden, größeren Stollenpaaren abwechseln. Vermutlich sollen diese die Lauffläche etwas geschlossener halten und gleichzeitig bei Bremsmanövern ordentlich Dreck schaufeln.
Spannend sind aber natürlich neben den neuen Gummimischungen die überarbeiteten Karkassen. Statt Grid und Blck Dmnd gibt es für Abfahrts-Liebhaber nun Grid Trail und Grid Gravity. Die Grid Trail-Reifen sind vor allem für Trail- und Enduro-Bikes gedacht und pendeln sich zirka bei einem Gewicht von 1 kg ein. Sie sollen dank Polyamid-Schutzschichten an der Seite und in der Lauffläche einerseits ausreichend Pannenschutz für einen aggressiven Fahrstil bieten, andererseits jedoch flexibel genug sein, um sich dem Trail gut anzuschmiegen.
Deutlich schwerer sind die Reifen mit Grid Gravity-Karkasse – sie bringen etwa 1,3 kg auf die Waage. Dafür setzen sie auf eine waschechte 2-ply-Seitenwand und sollen nicht nur perfekt für Enduro-Racer oder E-Biker sein, sondern auch ausreichend Pannenschutz für den besonders harten Downhill-Einsatz bieten. Im Vergleich zum Blck Dmnd-Vorgänger wurde vor allem die Lauffläche wieder deutlich verstärkt und soll nun um einiges stabiler sein – schließlich treten hier Specialized zufolge auch am ehesten Schäden auf. Verhindern soll das die Verstärkung mit 60 tpi sowie ein Apex-Seitenwandschutz aus Gummi.
Kommen wir zum Gummi: Die neuen Mischungen werden bei den MTB-Reifen nun mit T5, T7 oder T9 bezeichnet und werden mit steigender Nummerierung immer weicher, dämpfender und griffiger – verfügen allerdings natürlich auch über einen höheren Rollwiderstand und verschleißen schneller. Spannend für die von uns getesteten Enduro- und Gravity-Reifen sind daher vor allem die beiden weichsten Mischungen T7 und T9, während T5 den XC-Reifen vorbehalten ist. Je nach Karkasse und Profil – und damit Einsatzzweck – sind die neuen Specialized-Reifen bis auf eine Ausnahme (Butcher Grid Trail) in nur einer Gummimischung erhältlich. Grid Gravity-Reifen nutzen logischerweise meist weiches T9-Gummi, Grid Trail-Reifen hingegen häufig T7.
Auf dem Trail
Specialized hat uns jeweils einen Satz 29″ x 2,3″ Reifen, bestehend aus Butcher (vorne) und Eliminator (hinten) mit Grid Trail-Karkasse für das Enduro-Bike sowie Grid Gravity-Karkasse für den Downhiller zur Verfügung gestellt. Generell kann man die Reifen jedoch kombinieren, wie man möchte – mit der von uns gefahrenen Kombination liegt man laut Reifen-Entwickler Wolf Vorm Walde jedoch nicht falsch. Sie bietet sich auch an, da der Butcher in beiden Fällen auf weiches T9-Gummi setzt, der Eliminator in der Trail-Version jedoch auf T7, in der Gravity-Version auf einen Mix aus T7 in der Mitte und T9 an den Seitenstollen. Wir sind die Reifen tubeless bei 1,7 bis 1,9 bar auf verschiedenen Alu- oder Carbon-Felgen von 25 mm bis 30 mm Innenbreite gefahren.
In der Trail-Version fällt der Rollwiderstand bei 1,8 bar Druck vorne und hinten nicht gerade gering, aber akzeptabel aus. Auf Asphalt wird man bei jedem Tritt von einem an- und abschwellenden Brummen begleitet, im Gelände haben wir die Reifen hingegen schnell vergessen, was in aller Regel ein sehr gutes Zeichen ist. Positiv fällt hingegen das Gewicht auf – wer dicke Brummer à la Maxxis Double Down oder Schwalbe Super Gravity gewohnt ist, der wird sich über die nun dazu gewonnene Spritzigkeit freuen. In technischen Uphills bietet der Specialized Eliminator Grid Trail zudem viel Grip für kurze Antritte – ein durchdrehender Hinterreifen hat uns nie aufgehalten.
Ein Blick auf die recht brachialen Profile der Reifen offenbart jedoch, wozu sie wirklich gemacht sind: Abfahrt! Auf den von Nadelwäldern umsäumten Trails in unserem Testgebiet im Thüringer Wald stellt sich schnell ein Aha-Effekt ein. Egal ob leicht feucht oder knochentrocken – solange der Boden halbwegs lose ist, grippen die Specialized-Reifen sensationell. Vor allem in Offcamber-Passagen oder Kurven mit sehr wenig Gegenhalt kann man sich auf die prominenten Seitenstollen verlassen. Der Grip-Abriss kündigt sich recht spät an, hat uns allerdings auch selten wirklich überrascht – vor allem, weil wir schon viel eher damit gerechnet hätten. In trockenen Bedingungen verzögert der Specialized Eliminator am Heck solide, der Butcher an der Front sehr gut. Das hat dazu geführt, dass wir mit vergleichsweise mutiger Geschwindigkeit in steile Waldpassagen reinhalten konnten – man kann nämlich noch bremsen, wo andere Enduro-Reifen bereits ins Schwimmen geraten. In feuchten Bedingungen glänzen die Reifen mit guten Selbstreinigungseigenschaften und rutschen an nassen Wurzeln nicht übermäßig dolle ab.
Während des Tests mussten sich die Grid Trail-Reifen auch im Schweizer Luftkurort Davos in hochalpinem Gelände beweisen. Auf den teilweise sehr kargen, gerölligen Strecken zeigten die Reifen wenige Schwächen, konnten uns allerdings auch nicht so sehr begeistern wie auf losem Waldboden. Specialized Butcher und Eliminator fühlen sich hier recht vorhersehbar an, grippen auf lehmigem Boden gut und rutschen trotz der recht großen Stollen nicht zu stark an felsigen Passagen ab. Bei hohen Geschwindigkeiten und ruppigen Untergründen fällt die Dämpfung der Karkasse nicht übermäßig stark aus, was bei dem Gewicht allerdings kaum überraschen dürfte.
Hier wird jetzt die Grid Gravity-Karkasse interessant. Diese fällt – zumindest unserer Erfahrung nach – tatsächlich wesentlich stabiler als die bisherige Blck Dmnd-Version aus. Wir haben ein Specialized Demo damit ausgerüstet und waren unter anderem auf der extrem materialmordenden Strecke in Spicak unterwegs. Im Gegensatz zu den Blck Dmnd-Reifen, die nur wenige Kurven überstanden haben, konnten wir auch mit 1,7 bar Luftdruck keine Defekte provozieren – obwohl die Felge am Ende des Tages verdellt war und die Speichenspannung mehrmals korrigiert werden musste. Problematisch – wenn auch nicht in Sachen Haltbarkeit – wird es erst in schnellen und steilen Bikepark-Anliegern. Hier können sich die hohen Stollen nicht eingraben und knicken auch gerne mal weg, was in einem sehr abrupten Gripverlust mündet. Vor allem in stark ausgebauten Bikeparks wie Morzine oder Chatel wurde das so störend, dass wir nach zwei Tagen die Reifen gewechselt haben. Für hohe Geschwindigkeiten auf Hardpack-Untergründen würden wir zu Reifen mit weniger hohen und scharfkantigen Stollen wie beispielsweise dem Maxxis Minion DHF/DHR raten.
Das ist uns aufgefallen
- Verschleiß Wir sind die Grid Gravity-Reifen etwa vier Tage im Bikepark und die Grid Trail-Reifen drei sehr intensive Tage in Davos mit insgesamt 18.000 Tiefenmetern sowie auf mehreren längeren Ausfahrten auf unseren Hometrails gefahren. Den Verschleiß würden wir als normal bezeichnen – vor allem am Eliminator zeigen sich jedoch die sehr kleinen Stollen-Paare als Schwachstelle. Bei beiden Reifen sind hier teilweise tiefe Risse vorhanden, die die Stollen recht instabil werden lassen. Ansonsten sind die Bremskanten etwas rund, angerissene Seitenstollen oder dergleichen hatten wir nicht zu beklagen.
- Pannensicherheit Wir hatten in Davos einen Durchschlag samt Panne am Eliminator Grid Trail. Der Riss war etwa 5 bis 6 mm lang und ließ sich nicht mit einer Maxalami verschließen. Um unseren Test fortsetzen zu können, haben wir abends einfach einen regulären Tiptop-Schlauchflicken von innen vor den Riss geklebt und konnten so problemlos einen weiteren Tag tubeless in den Alpen fahren. Im Vorjahr hatten wir am selben Ort und mit demselben Luftdruck mit den Michelin Wild Enduro-Reifen gleich mehrere Platten. Die Grid Gravity-Reifen hingegen leisteten sich keinerlei Schwächen.
- Tubeless-Setup Die Reifen tubeless zu montieren, ging extrem leicht vonstatten. Sowohl auf DT Swiss EX471, FR 1950, EXC 1200 Spline oder Bontrager Line Elite-Felgen saßen die Reifen stramm, ließen sich aber mit etwas Geschick von Hand aufziehen und mit einer einfachen Standpumpe tubeless aufpumpen. Die Grid Trail-Reifen haben wir sogar mit einer OneUp-Handpumpe ohne Schwierigkeiten wieder tubeless bekommen.
- Reifen-Kombination Wir würden auf lockerem Boden dazu tendieren, vorne und hinten den etwas weicheren und grobstolligeren Butcher zu fahren. In der Trail-Version ist er sogar mit härterer T7-Mischung für weniger Verschleiß am Heck erhältlich.
Fazit – Specialized Butcher/Eliminator 2021
Vor allem was die Übersicht und Verständlichkeit angeht, heißen wir Neuerungen in der Mountainbike-Reifenpalette von Specialized mehr als willkommen: Besonders auf Natur-Trails mit eher lockerem Untergrund konnten uns der neue Butcher und Eliminator sowohl in der Grid Gravity- als auch in der Grid Trail-Mischung überzeugen – Kurven- und Bremsgrip liegen auf einem sehr hohen Niveau, gleichzeitig geht der Rollwiderstand absolut in Ordnung. Nur für Ausflüge auf schnelle Hardpack-Strecken im Bikepark oder auf Flowtrails würden wir uns etwas weniger scharfkantige Stollen wünschen.
Pro / Contra
Stärken
- viel Grip auf Waldboden
- gute Selbstreinigung
- hohe Pannensicherheit für das Gewicht
Schwächen
- wegknickende Stollen in Bikepark-Anliegern
Was sind eure aktuellen Lieblingsreifen fürs bergab Fahren?
Testablauf
Wir sind die neuen Specialized-Reifen mehrere Wochen lang sowohl in der Gravity-Version auf dem Downhill-Bike im Park, als auch in der Trail-Version auf dem Enduro-Bike auf Naturtrails gefahren. Die Untergründe reichten dabei von lehmigem Hardpack bis zu lockerem Nadelboden mit Top-Loam-Wertung. Neben sehr trockenen, staubigen Tagen waren auch eher matschige Ausfahrten dabei.
Hier haben wir die neuen Specialized-Reifen getestet
- Thüringer Wald Naturbelassene, technische Enduro-Trails, größtenteils auf losem Nadelboden. Viele, gerne mal nasse Wurzeln und Steine, wenig Gegenhalt und häufig fiese Offcamber-Passagen.
- Spicak Technisch anspruchsvoller Bikepark in Tschechien mit einer der verwinkelsten Downhill-Strecken der Welt. Stark ausgefahrener Bodenbelag mit extrem vielen Felsen, Steinen und Wurzeln.
- Portes du Soleil Region in Frankreich mit stark lehmigem Boden, der bei Nässe zur Schmierseife wird. Außerdem viele sehr, sehr festgefahrene und steile Bikepark-Anlieger.
- Davos Erstklassiges Enduro-Gebiet in der Schweiz mit typisch hochalpinen Bedingungen: oben sehr geröllig/kiesig mit vielen Felsüberfahrten, ab der Baumgrenze dann häufig extrem wurzelig und technisch anspruchsvoll. Hier testet man nicht nur den Grip, sondern vor allem auch die Haltbarkeit eines Reifens.
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, eher progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- ausgewogen, nicht zu lang, Lenkwinkel nicht zu flach
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