Neuer Specialized Butcher & Eliminator im ersten Test: Specialized unterzieht die hauseigene Reifenpalette einem großen Update. So wurden die beiden Trail und Enduro-Reifen Butcher und Eliminator überarbeitet und bieten noch größere Stollen für mehr Kontrolle bei harter Fahrweise. Wir konnten sie bereits fahren.
Specialized Butcher & Eliminator – Infos und Preise
Specialized ist zwar vor allem ein Fahrradhersteller, steckt jedoch auch seit einiger Zeit viel Aufwand in das hauseigene Reifen-Line-up – weshalb Specialized-Reifen mittlerweile nicht mehr nur an eigenen Modellen, sondern auch im Aftermarket häufig anzutreffen sind. Beliebt unter Trail-Bikern ist die Kombination aus Butcher an der Front und Eliminator am Heck, die nun überarbeitet wurde. Die Reifen sind nach wie vor in den beiden Karkassen Grid Trail und Grid Gravity erhältlich, dazu gibt’s die Gummimischungen T9, T9/T7 und T7. Änderungen gab’s hingegen am Profil: Beide MTB-Reifen verfügen nun über breiter abgestützte Stollen, was für ein Plus an Kontrolle sorgen soll. Wie das funktioniert, konnten wir bereits testen. Hier zudem unser erster Test der neuen XC-Reifen: Specialized Air Trak/Fast Trak-Test
- Laufradgrößen 27,5″, 29″
- Reifenbreiten 2,2″ (nur Butcher), 2,4″, 2,6″
- Gummimischung Eliminator: T7, T7/T9 | Butcher: T9
- Karkasse Grid Trail, Grid Gravity
- Gewicht Butcher: 1.071 g / Eliminator: 1.063 g (gewogen, beides Grid Trail, 29″ x 2,4″)
- www.specialized.com
Preise (UVP): 60 € (Grid Trail) / 70 € (Grid Gravity) | Bikemarkt: Specialized Butcher kaufen | Bikemarkt: Specialized Eliminator kaufen
Im Detail
Zuletzt wurden die beiden Trail- und Enduro-Reifen Butcher und Eliminator 2021 upgedatet. In der Zwischenzeit haben sie sich als gute Allround-Kombination bewährt – allerdings haben wir in unserem damaligen Test (Specialized Butcher Eliminator Test) bereits leichte Schwächen im Highspeed-Bereich auf harten Böden festgestellt. Hier will Specialized nun nachgebessert haben und setzt dafür vor allem auf größere, breiter abgestützte Stollen, die mehr Auflage und Gegenhalt bieten sollen. Relativ unverändert sind hingegen die Karkassen und Gummimischungen. Die Reifen sind weiterhin in der dünnen Grid Trail oder der Downhill-fähigen Grid Gravity-Karkasse erhältlich. Letztere wurde aufgrund von Feedback durch das Downhill-Team minimal angepasst und soll durch eine veränderte zweite Karkassenlage nun etwas nachgiebiger in der Mitte der Lauffläche sein.
Auch die Gummimischungen T7 und T9 behalten ihre Namen und wurden lediglich in der Mixtur leicht verfeinert. So ist die T7-Mischung durch ein verändertes Polymer etwas dämpfender und griffiger geworden und unterscheidet sich so stärker von der XC-Mischung T5. Noch geringere Änderungen gibt’s bei der T9-Mischung, die inzwischen ebenfalls etwas mehr Dämpfung bringen soll. Im Prinzip scheint Specialized hier jedoch mit dem bisher Erreichten zufrieden zu sein.
Während also die inneren Werte im Großen und Ganzen unverändert sind, hat sich am äußeren Gewand der Reifen so einiges getan: Die Stollen sind insgesamt etwas größer geworden – Specialized gibt 12 % mehr Auflagefläche am Butcher an – und zudem breiter abgestützt. Bei harter Fahrweise sollen die Reifen im Gegensatz zu den Vorgängern so spürbar mehr Gegenhalt bieten und nicht abknicken. Besonders offensichtlich wird das am Eliminator, der zwar immer noch auf eine relativ hohe Anzahl an Mittelstollen setzt, diese sind nun allerdings sichtbar größer geworden.
Zudem sind die zuvor flacheren Stollen jetzt genauso hoch wie am Butcher und nicht mehr vorn angeschrägt, was etwa bei technischen Uphills – insbesondere am E-Bike – für Grip sorgen soll. Die geschlossenere Lauffläche soll den Eliminator weiterhin mit guten Roll- und Bremseigenschaften ausstatten und so für die Verwendung am Hinterrad prädestinieren, während der Butcher in der Regel an der Front montiert wird und vor allem Grip liefern soll. Praktisch spricht natürlich nichts dagegen, den Butcher an Front und Heck zu fahren.
Auch die Seitenstollen wurden sichtlich vergrößert und laufen etwas schräger abgestützt in die Seitenwand der Karkasse rein. Laut Reifen-Entwickler Wolf vorm Walde kommt es allerdings vor allem auf das vergrößerte Volumen an, das für mehr Stabilität in der Kurvenlage sorgen soll. Optisch sind leichte Unterschiede im Design der Butcher- und Eliminator-Seitenstollen erkennbar, was allerdings vor allem dem Zusammenspiel mit den Mittelstollen geschuldet ist und keine unterschiedlichen Kurveneigenschaften erzeugen soll.
Auf dem Trail
Etwa zwei Wochen vor der offiziellen Vorstellung der neuen Trail-Reifen hat mich ein Set, bestehend aus Specialized Butcher T9 Grid Trail und Eliminator T7 Grid Trail, erreicht. In der Zeit konnte ich mehrere ausgiebige Trail-Touren bei wechselhaften Bedingungen unternehmen, was mir einen soliden Eindruck der Reifen verschafft hat, aber natürlich keinen echten Härtetest ersetzt. An meinen Specialized Stumpjumper Evo haben Butcher und Eliminator die bisher montierten Continental Kryptotal-Reifen (Test) in Super Soft-Mischung und DH-Karkasse an der Front sowie Soft-Mischung und Enduro-Karkasse am Heck ersetzt. Das Tubeless-Setup ging problemlos vonstatten: Die Reifen sitzen straff, lassen sich aber gut aufziehen. Ein Reifen ging mit Standpumpe drauf, für den anderen brauchte es das Druckluft-Reservoir. Die Reifen haben den Druck auch über mehrere Tage mit geringem Verlust gehalten und im Gegensatz zu früheren Specialized-Reifen ist keine Dichtmilch durch die Karkasse diffundiert.
Im ersten Moment fällt vor allem das geringe Gewicht der Trail-Reifen auf – mit unter 1.100 g geht’s spürbar spritziger voran als mit den 100–200 g schwereren Continental-Reifen. Der Eliminator rollt tatsächlich sehr ruhig und solide, am Butcher vorn brummt und vibriert es auf Asphalt etwas mehr. Insgesamt erscheint die Kombination jedoch eine sinnvolle Wahl für ausgedehnte Touren mit wechselndem, technischem Gelände. In technischen Anstiegen beißt sich der Eliminator erwartungsgemäß gut in den Boden und rutscht auch an Wurzeln und Steinen nicht übermäßig ab. Große Überraschungen gibt es hier nicht.
Gespannt war ich dafür auf die versprochenen Verbesserungen in der Abfahrt – allerdings war es in der ersten Woche ziemlich nass und aufgeweicht. Wie schon die Vorgänger-Reifen beißen sich der neue Specialized Butcher & Eliminator hervorragend in den Boden und bieten einen sehr intuitiven Übergang auf die Seitenstollen. Besonders positiv ist mir das Verhalten im Grenzfall aufgefallen: Der Grip ist nie plötzlich abgerissen, sodass man stets Zeit hat, zu reagieren. Trifft man eine feuchte, schräge Wurzel, gleiten die Reifen darauf zwar ab, beißen im Boden allerdings schnell wieder, was richtig dazu motiviert, das Grip-Limit auszutesten. Der Eliminator verzögert auf der Bremse sehr solide, zudem dürften die größeren Stollen etwas weniger Verschleiß-anfällig sein. Während meiner paar Fahrten ist zudem keinerlei Abbruch an der Bremskante erkennbar gewesen.
Dank der Wärmewelle Anfang März hatte ich dann auch die Gelegenheit, die neuen Reifen bei fast staubigen Bedingungen auf Hardpack-Untergründen zu testen – hier sollten ja schließlich die größten Verbesserungen spürbar sein. Und tatsächlich: Das Phänomen des plötzlich wegwalkenden Reifens ist zumindest im Trail- und Enduro-Einsatz nicht zu spüren gewesen. Für meinen Einsatzzweck würde ich allerdings definitiv zur dickeren Grid Gravity-Karkasse greifen, die mit ca. 1.330 g (Herstellerangabe) im für einen Enduro-Reifen völlig akzeptablen Bereich liegt. Durch die fehlende Dämpfung können die Grid Trail-Reifen bei sehr harter Gangart etwas verspringen – in weichem Erdreich oder Schlamm ist davon allerdings nichts zu spüren. Im Vergleich zum Vorgänger vermitteln die Reifen ein deutlich direktes und kontrollierteres Gefühl – auch etwa auf Felsen oder in Wurzelfeldern.
Fazit – Specialized Butcher & Eliminator
Die Nachbesserungen beim Specialized Butcher und Eliminator zeigen Wirkung: Die Reifen präsentieren sich in der Kombination weiterhin als eine gute Wahl für Trail- und Enduro-Biker, die gute Alleskönner für wechselhaftes Terrain suchen. Wer gerne hart am Gas hängt, wird mit spürbar mehr Kontrolle belohnt, sollte allerdings zur Grid Gravity-Karkasse greifen.
Specialized Butcher & Eliminator – Pro / Contra
Stärken
- gute Kombination aus Rollwiderstand & Grip
- mehr Gegenhalt & Kontrolle auf harten Böden
- kontrollierter Übergang auf Seitenstollen
Schwächen
- geringe Dämpfung mit Grid Trail-Karkasse
Was sagst du zu den Änderungen an den Specialized-Reifen?
Testablauf
Wir konnten den Specialized Butcher T9 Grid Trail und Specialized Eliminator T7 Grid Trail etwa zwei Wochen lang an einem Specialized Stumpjumper Evo auf unseren Hometrails testen.
Hier haben wir die Specialized-Reifen getestet
- Graz, Österreich: Lehmboden mit Laubwald und Kalkstein-Felsen – Hardpack im Trockenen, extrem rutschig, wenn es nass ist. Die meisten Trails sind eher wurzelig und benötigen viel Druck auf der Stolle, es gibt aber auch Loamer, wenn man sie zu finden weiß.
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 85,5 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 80 kg |
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Trail Bikes
- Vorlieben beim Fahrwerk
- ausbalanciert, Gegenhalt über die Feder, Druckstufe eher offen, mittelschneller Rebound
- Vorlieben bei der Geometrie
- eher kurz, hoher Stack, ausgewogener Sitz- und Lenkwinkel