Beim Stöbern durch Patent-Websites sind wir vor einigen Tagen auf einen interessanten Patent-Antrag aufmerksam geworden: Specialized möchte die Konfiguration ihres neuen FSR-Downhill-Hinterbaus leicht abändern. Die Änderungen und eine beigelegte Zeichnung könnten dafür sprechen, dass das System seinen Weg in ein Gravity-lastiges E-Bike, zum Beispiel ein neues Kenevo, finden könnte.
Seit 2019 setzt Specialized am Downhill-Racebike Demo und dem nicht-motorisierten Enduro-Modell auf einen modifizierten FSR-Hinterbau. Es handelt sich weiterhin um einen klassischen Viergelenker mit Lagerpunkt kurz vor dem Ende der Kettenstrebe. Allerdings wurde die Anordnung durch zwei weitere Links erweitert. Nun zieht die obere Umlenkung über einen beinahe senkrecht eingebauten Zug-Link an einem unteren Hebel, der den Dämpfer ansteuert. Das sorgt zum einen für einen wesentlich tieferen Schwerpunkt – der Dämpfer kann tief und liegend im Rahmen verbaut werden –, zum anderen kann man so beispielsweise die Raderhebungskurve und das Hebel-Verhältnis getrennt voneinander beeinflussen.
Im Test bei MTB-News konnte das System sowohl am Specialized Demo 29 als auch am Enduro bereits überzeugen: Es vereint ausreichend Progression mit einem zentralen Schwerpunkt, sanftem Ansprechverhalten, ausreichend Gegenhalt und einer stark nach oben führenden Raderhebungskurve. An E-Bikes der US-Amerikaner hingegen kommt weiterhin das reguläre FSR-System zum Einsatz, bei dem der Dämpfer über ein Yoke vom oberen Umlenkhebel betätigt wird. Ein Grund dafür könnte der benötigte Bauraum beim E-Bike sein.
Bisher vereint das System mehrere Lagerpunkte in einer Achse. So werden Sattelstrebe, Zughebel und oberer Umlenkhebel in derselben Achse verschachtelt gelagert, aber – viel wichtiger – auch die Kettenstreben und der untere Umlenkhebel am Hauptrahmen. Dieser Lagerpunkt liegt deutlich vor dem Tretlager, wodurch die Kettenstreben quer durch den Motor laufen müssten. Das neue Patent nun möchte erreichen, dass man die Lager verschieben kann und beispielsweise die Kettenstreben wie bisher knapp über/hinter dem Motor lagert und den Link weiterhin knapp davor. Dem Patent-Antrag liegt ein Bild bei, das genau dieses Szenario abbildet.
Die gelagerte Kettenstrebenlänge wird dabei allerdings natürlich deutlich kürzer – bisher sind die langen Streben der Hauptgrund für die neue, sehr stark nach oben zeigende Raderhebungskurve des Demos oder Enduros und sicherlich mitverantwortlich für die löblichen Fahreigenschaften. Allerdings verschieben sich die Präferenzen und Fahreigenschaften am E-Bike ohnehin etwas, weshalb man hier keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte. Bisher handelt es sich zudem nur um einen Patent-Antrag und neben dem E-Bike Einsatz beschreibt Specialized auch verschiedene Konfigurationen für Non-E-Bikes. Ob eines Tages also tatsächlich ein Turbo Kenevo mit Demo-Hinterbau kommt, werden wir leider abwarten müssen. Allerdings scheint sich Specialized relativ gut im Bilde zu sein, wie man dies umsetzen könnte.
Wer von euch hätte Interesse an einem Kenevo mit tief gelagertem Dämpfer und Downhill-Fahrwerk?
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