SRAM GX Eagle AXS im ersten Test: Gut zwei Jahre nach der Vorstellung der X01 Eagle AXS präsentiert SRAM mit der SRAM GX Eagle AXS-Gruppe eine robuste Funkschaltung zum erschwinglichen Preis. Alle Informationen zur neuen SRAM GX Eagle AXS sowie einen ersten Testeindruck gibt’s hier.
SRAM GX Eagle AXS: Infos und Preise
Nachdem SRAM im Februar 2019 mit der Einführung der ersten kabellosen Schaltung für ordentlich Furore in der Mountainbike-Welt gesorgt hat, machen die Amerikaner das Funk-Schaltsystem nun der breiten Masse zugänglich. Die neue SRAM GX Eagle AXS-Schaltgruppe teilt sich alle Funktionen und Details mit den hochpreisigen Gruppen XX1 und X01 Eagle AXS, wandert aber für einen deutlich schmaleren Taler über die Ladentheke. Für das Upgrade-Kit bestehend aus Schaltwerk, Schalthebel, Ladegerät und Akku ruft SRAM einen Preis von 620 € (UVP) auf. Damit ist die GX AXS ganze 430 € günstiger als das X01-Pendant.
Selbstverständlich ist die neue GX Eagle AXS-Gruppe auch mit den übrigen Komponenten des AXS- und des Eagle-Systems kompatibel. Dem Schaltwerk ist es völlig egal, ob es mit einer X01-, GX- oder NX-Kassette gefahren wird oder ob das größte Ritzel des Zahnkranzes 50 oder 52 Zähne trägt. Die neue GX AXS-Komponenten sind ab sofort erhältlich und können entweder als Upgrade-Kit oder einzeln erworben werden.
- Anzahl Gänge 12
- Besonderheiten kabellose, batteriebetriebene Funkschaltung; kann mit allen anderen SRAM AXS-Komponenten interagieren, per App einstellbar
- Bandbreite 500 % / 520 % (je nach Kassette)
- Freilaufkörper XD
- Akku-Laufzeit 25–40 Stunden (reine Fahrzeit) / Knopfzelle Controller: 2–3 Jahre
- Konnektivität AXS-Netzwerk, ANT+, Bluetooth
- Wasser- und staubgeschützt IP69K Standard
- Gewicht 535 g (Schaltung, Schalthebel, Akku)
- Verfügbarkeit ab sofort
- www.sram.com
Preise
Preis (UVP) | |
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SRAM GX AXS Eagle Schaltwerk (Lieferung ohne Akku) | 385 € |
SRAM GX AXS Eagle Controller (inkl. Klemmschelle) | 155 € |
SRAM GX AXS Upgrade-Kit (Schaltwerk inkl. Akku, Controller mit Klemmschelle, Ladegerät, Chain Gap Tool) | 620 € |
Protektion-Cover für Akku | 20 € |
SRAM GX Eagle AXS – im Detail
Zahlreiche brandneue Komponenten sucht man bei der GX Eagle AXS-Gruppe vergeblich, lediglich das Schaltwerk und der Schalthebel sind gänzlich neu. Spezifische Kassetten, Ketten oder Kurbeln gibt es nicht. Dafür gibt es allerdings auch absolut keinen Grund: Genau wie schon die X01 Eagle AXS harmoniert auch die GX AXS nämlich perfekt mit allen Komponenten des Eagle-Ökosystems. So kann man bedenkenlos seine bewährten und farblich perfekt passenden GX-Komponenten oder auch andere Eagle-Varianten mit der neuen AXS-Schaltung kombinieren. Dies alles soll das Upgrade auf den kabellosen Antrieb so einfach wie möglich machen.
Schaltwerk
Klammert man die wuchtige Akku-Abdeckung und den dezenten GX-Schriftzug aus, so wird es relativ schwer, das neue GX Eagle AXS-Schaltwerk als solches zu erkennen. Zu klein sind die optischen Unterschiede zwischen dem hochpreisigen X01-Modell und dem preiswerteren Geschwisterchen. Und das hat auch einen triftigen Grund: Die beiden Schaltwerke sind, was Funktion, Präzision und Technik angeht, absolut identisch. Der geringere Preis der GX-Gruppe ergibt sich lediglich aus dem Einsatz nicht ganz so hochwertiger Materialien und anderer Oberflächen-Finishs. So kommt beim GX AXS-Schaltwerk beispielsweise ein Stahl- statt eines Carbon-Käfigs zum Einsatz und auch bei den Kugellagern setzt man auf Stahl, statt auf Keramik zurückzugreifen. Dies macht sich zwar beim Gewicht bemerkbar, soll die Schaltperformance jedoch in keinster Weise negativ beeinflussen.
Was den Gewichtsnachteil gegenüber dem X01-Schaltwerk angeht, so reden wir hier über rund 80 g, die das GX AXS-Schaltwerk mehr auf die Waage bringt. Davon entfallen gut 10 g auf die neue Akku-Abdeckung. Diese wird allerdings in einem laufendem Update auch an allen zukünftig vom Band rollenden X01 und XX1 AXS-Schaltwerken verbaut. Wer bereits im Besitz eines AXS-Schaltwerks ist und die Abdeckung nachrüsten möchte, kann diese für einen Preis von 20 € erwerben. Zwar gab es laut SRAM in der Vergangenheit keinerlei Probleme mit verlorenen Akkus oder Defekten an dieser Stelle, sodass hier eine Abdeckung erforderlich sein würde – trotzdem will man dem Kunden durch den extra Schutz das Gefühl geben, dass ihr hoch technisiertes Schaltwerk bestmöglich geschützt ist. Außerdem erschwert dies etwaigen schadenfrohen Akku-Dieben im Freundeskreis ihre Streiche.
Doch die Abdeckung ist bei Weitem nicht die einzige Funktion, welche die Langlebigkeit des GX AXS-Schaltwerks sicherstellen soll. So sorgt der Overload Clutch genannte Mechanismus dafür, dass das Schaltwerk im Falle eines seitlichen Schlags automatisch blitzschnell nach innen ausweicht und anschließend wieder seine vorherige Position einnimmt. Zudem weist das AXS-Schaltwerk gegenüber seinem mechanischen Konterpart einen ganzen Zentimeter zusätzlicher Bodenfreiheit auf und baut außerdem auch noch ein bisschen schmaler. Dadurch ragt das Schaltwerk weniger weit über die Kettenstreben heraus, was die Gefahr eines ungewünschten Kontakts minimiert. Last but not least ist das AXS-Parallelogramm aufgrund des starken Motors deutlich stabiler ausgelegt als bei den mechanischen Eagle-Schaltwerken.
Unter der bereits behandelten Abdeckung versteckt sich der Akku, der dem Schaltwerk die nötige Power liefert. Laut SRAM soll die kleine Batterie ausreichend Kapazität für 20 bis 40 Stunden reiner Fahrzeit mitbringen. Über den aktuellen Ladestand klärt eine ins Schaltwerk integrierte LED auf. Grünes Licht heißt, dass der Akku fast voll ist, während rotes Licht einen Ladestand von rund 50 % anzeigt. Blinkt das Schaltwerk rot, beträgt die Akku-Kapazität unter 20 % und aufladen ist angesagt. Eine präzisere Ladestands-Anzeige bekommt man darüber hinaus, wenn man das AXS-Schaltwerk via Bluetooth mit der dazugehörigen Handy-App koppelt. Wenn das Fahrrad im Keller steht und nicht bewegt wird, schaltet die GX AXS in einen Stromsparmodus. Erweckt wird das Schaltwerk aus diesem Dornröschen-Schlaf, sobald es eine Erschütterung wahrnimmt – beispielsweise ein leichtes Aufdotzen des Hinterrads.
Schalthebel
Fallen die Unterschiede zwischen X01 Eagle AXS und GX Eagle AXS bereits beim Schaltwerk nicht besonders groß aus, so sind sie beim Schalthebel nochmals geringer. Form sowie Funktion sind absolut identisch und im Inneren arbeitet genau die gleiche Technik. Neben dem kleinen GX-Schriftzug lässt sich der Schalthebel lediglich durch den schwarz-lackierten statt silbern eloxierten Aluminium-Ausleger unterscheiden. Dementsprechend sollte es nicht verwundern, dass die beiden Schalthebel auch im Gewicht gleichauf liegen. Beide bringen um die 70 g auf die Waage.
Einen entscheidenden Unterschied gibt es allerdings: Während der GX Eagle AXS-Schalthebel lediglich mit der bekannten AXS-Schaltwanne ausgeliefert wird, kann man beim X01- oder XX1-Schalthebel zwischen der Wanne und dem sogenannten SRAM AXS Rocker Paddle wählen. Dieses ist allerdings ebenfalls separat für einen Preis von 20 € erhältlich und lässt sich selbstverständlich auch am GX-Schalthebel nachrüsten. Anders als das Schaltwerk wird der Schalthebel nicht per Akku, sondern mit einer klassischen CR2032-Batterie betrieben. Diese soll laut SRAM ausreichend Saft für ungefähr zwei Jahre liefern. Wie bei SRAM üblich, kann der Schalthebel entweder per Matchmaker oder per Schelle am Lenker montiert werden. Zwei Gewinde-Positionen ermöglichen darüber hinaus, die Entfernung vom Schalthebel zum Griff zu justieren.
SRAM AXS App und Web
Auch die neue GX Eagle AXS-Schaltgruppe lässt sich bei Bedarf über die für Apple und Android erhältliche SRAM AXS-App individuell konfigurieren. Zwar ist die App für das Betreiben der Schaltung nicht nötig – wenn man sie benutzt, profitiert man jedoch von einigen zusätzlichen Vorteilen des AXS-Systems. So kann man beispielsweise die Funktion des Schalthebels ganz nach dem eigenen Belieben konfigurieren. Du möchtest mit dem unteren Hebel hoch- statt runterschalten? Kein Problem! Auch Crossover-Belegungen mit der eventuell ebenfalls vorhandenen Reverb AXS sind möglich.
Außerdem kann man in der App einstellen, ob das Schaltwerk bei längerem Halten des Hebels ein, zwei oder gleich mehrere Gänge durchschalten soll – SRAM bezeichnet dies als Multishifting. Ab Werk wird ist der Controller so eingestellt, dass immer ein Gang geschaltet wird. Last but not least dient die App nebenbei dazu, die Komponenten regelmäßig mit neuen Firmware-Updates zu versorgen.
Wichtig: SRAM empfiehlt am E-MTB One-Click und weist ausdrücklich darauf hin, dass bei Verwendung von Multishift die Garantie erlischt.
Mit AXS Web bietet SRAM Daten-Nerds zusätzlich die Möglichkeit, interessante Fahrdaten ihres Schaltwerks zu sammeln. Dafür kann man das eigene AXS-Schaltwerk einfach via ANT+ mit seinem Garmin- oder neuerdings auch Wahoo-Gerät koppeln und bekommt im Gegenzug beispielsweise aufgezeichnet, wie lange man in welchem Gang gefahren ist oder wie oft man geschaltet hat.
Montage & Einstellung
Die Montage der SRAM GX Eagle AXS-Schaltung gestaltet sich denkbar einfach. Die Umrüstung auf die elektronische Schaltung gelingt in gut 3 Minuten. Nerviges Zugverlegen gehört der Vergangenheit an. Stattdessen sind lediglich zwei Schrauben nötig, um Schaltwerk und Schalthebel am E-MTB zu befestigen. Im Anschluss muss nur noch die richtig abgelängte Kette durchs Schaltwerk geführt werden. Schon ist man fertig, einfacher geht es wirklich nicht.
Im nächsten Schritt müssen Schaltwerk und Schalthebel gekoppelt werden. Dafür hält man den Knopf am AXS-Schaltwerk gedrückt, bis die kleine LED anfängt, grün zu blinken. Daraufhin wiederholt man diese Prozedur am Schalthebel und die beiden Komponenten sind gekoppelt. Ein weiterer kurzer Klick auf den Schaltwerks-Knopf beendet den Koppel-Vorgang – fertig.
Nun muss das AXS-Schaltwerk genau wie seine mechanischen Geschwister eingestellt werden. Hier fängt man selbstverständlich bei der Umschlingung an: Dafür schaltet man in den zweithöchsten Gang und stellt den Abstand zwischen Kassette und oberem Schaltröllchen mithilfe des im Lieferumfang enthaltenen Chaingap-Tools präzise ein. Hierfür ist es praktisch, einen Unterstützer dabei zu haben, da diese Einstellung bei vollgefederten Fahrrädern im SAG vorgenommen werden muss.
Der nächste Schritt unterscheidet sich dann doch recht deutlich vor der gewohnten Herangehensweise bei mechanisch angesteuerten Schaltwerken: Statt mit der Zugspannung herumzuspielen, hält man die AXS-Taste am Schalthebel gedrückt und kann dann durch das Betätigen der Schaltwippe nach oben oder unten feinste Einstellungen vornehmen. So justiert man das Schaltwerk auf dem kleinsten, größten und mittlerem Ritzel und ist in Windeseile fertig. Zwar verfügt auch das AXS-Schaltwerk zusätzlich über zwei mechanische Anschlagschrauben, die im Nachgang noch kurz eingestellt werden müssen. Diese haben aber keine direkte Funktion für die Schaltperformance, sondern dienen hauptsächlich der Sicherheit. Insgesamt geht der Montage- und Einstell-Prozess bei der SRAM GX Eagle AXS-Schaltung deutlich einfacher und schneller vonstatten als beim mechanischen Konterpart.
Auf dem Trail
Die Präzision, mit der die GX Eagle AXS die Gänge wechselt, ist phänomenal. Ein Tipp auf die Schaltwippe am Controller und – klack! – ist der Gang gewechselt.
Mit cleanem Cockpit geht es, wenn die SRAM GX Eagle AXS montiert ist, auf den Trail. Schon bei den ersten Schaltvorgängen ist der Unterschied gegenüber mechanischen Schaltungen deutlich zu spüren. Wenn die Schaltwippe betätigt wird, wird der Gang, begleitet von einem leisen Surren, mit absoluter Präzision gewechselt. Das Ganze fühlt sich allerdings etwas binär an, denn elektronische Schaltungen kennen nur 0 und 1 und wechseln das Ritzel eben, wenn gedrückt wird. Quasi wie ein Lichtschalter – drückt man drauf, geht das Licht an, fertig. Vorteil: Der Gangwechsel ist sehr fließend und geht schnell vonstatten. Nachteil: Smoothe Gangwechsel sind nicht möglich. Die Geräuschkulisse kann mitunter recht laut sein und den Wechsel mit einem gewissen Krachen quittieren.
Der Controller lässt sich sehr leicht bedienen und erfordert so gut wie keine Handkräfte. Bedienkraft und Hebelweg sind beim AXS-Controller auf ein absolutes Minimum reduziert und kaum spürbar.
Fans mechanischer Schaltungen könnten das bekannte Feedback vermissen. Wir erinnern uns an einen anderen namhaften Schaltungsriesen, der vor einigen Jahren eine elektronische Schaltung herausbrachte und viel Wert darauf legte, dass der elektronische Schalter sich vom Feedback beim Betätigen nicht vom mechanischen unterscheiden sollte. Bei der SRAM GX Eagle AXS hört man nur ein leises Surren des Schaltwerks und spürt nur am geänderten Übersetzungsverhältnis den gelungenen Gangwechsel.
Der Schalthebel mit der AXS-Schaltwippen-Konstruktion ist auch der einzige Punkt, der Grund zur Kritik an der GX Eagle AXS bietet und nicht so recht überzeugen konnte. Statt wie bei normalen Schaltungen je einen Hebel für das Hoch- und Herunterschalten zu haben, legt man bei der AXS seinen Daumen in die Schaltwanne und leitet den Gangwechsel durch ein Schieben des Kippschalters nach oben oder unten ein. Mit dieser Konstruktion muss man sich aber anfreunden und auf dem Trail klarkommen. Wir würden daher allen GX AXS-Käufer*innen empfehlen, die zusätzlichen 20 € für das aus unserer Sicht ergonomisch bessere AXS Rocker Paddle zu investieren.
Zwei Fragen, die, wenn es um die SRAM AXS-Schaltung geht, regelmäßig gestellt werden, sind die nach der Akku-Laufzeit – und ob man sein E-Bike trotz integrierter Elektronik ganz normal sauber machen kann. Hier können wir Entwarnung geben: Beim Putzen mit Wasserschlauch und Bürste haben wir keinerlei Rücksicht auf das nach IP69K-Standard wasser- und staubgeschützte Schaltwerk genommen und hatten in der Folge auch nicht mit unerwünschten Ausfallerscheinungen zu kämpfen. Einen Hochdruckreiniger sollte man allerdings genau wie bei allen übrigen Fahrradkomponenten nicht benutzen. Auch die Akku-Leistung konnte uns überzeugen. SRAM gibt hier eine Laufzeit von 20 oder mehr Fahrstunden an, was wir trotz teilweise ausgesprochen frostigen Bedingungen im Testzeitraum bestätigen können. Zur Dauerhaltbarkeit des Schaltwerks können wir zum aktuellen Zeitpunkt aufgrund des auf gut einen Monat begrenzten Testzeitraums noch keine Aussage treffen. Bislang hat das Schaltwerk lediglich ein paar Kratzer kassiert, steht aber ansonsten noch wie neu da.
Fazit @eMTB-News.de
Die neue SRAM GX Eagle AXS-Schaltung sorgt für eine aufgeräumte Optik und lässt sich mit wenig Fingerkraft spielend leicht bedienen. Die Performance und Präzision dieser elektronischen Schaltung ist herausragend. Derart blitzschnelle Gangwechsel bieten nur elektronische Schaltwerke. Dank der kinderleichten Montage ist ein Nachrüsten an bestehenden E-Bikes einfach und könnte vor dem nächsten Besuch im Fahrradladen angedacht werden.
Für uns stellt die robuste SRAM GX Eagle AXS eine Top-Schaltung zum moderaten Preis dar, die in auf dem Trail voll punkten kann.
Pro / Contra
Pro
- robust und haltbar
- einfache und schnelle Montage
- modernste AXS-Funktechnik für schnelle und präzise Schaltvorgänge
- moderater Preis
Contra
- Gangwechsel sind manchmal deutlich hörbar
- Ergonomie der Schaltwippe gewöhnungsbedürftig
SRAM macht die elektronische Schaltung für jede*n erschwinglich. Wie sieht es bei dir aus? Auch Lust auf die elektrische SRAM GX AXS oder gar schon Erfahrungen mit der AXS-Funktechnologie? Poste doch einfach in die Kommentare, wie du das neue GX AXS-Schaltwerk und die Technik dahinter findest.
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