Worum handelt es sich beim Patent?
Ein neu angemeldetes Patent von SRAM deutet darauf hin, dass das vor sechs Jahren vorgestellte Quarq ShockWiz demnächst ein umfassendes Update bekommen könnte. Wie zunächst von pinkbike.com berichtet, zeigt das Anfang November angemeldete US-Patent 20230348007 A1 ein Suspension Component Analysis Tool (SCA), das auf verschiedene Arten sowohl in Federgabeln als auch in Dämpfern integriert werden kann. Das Analyse-Gerät soll das Verhalten des Fahrwerks analysieren und in Kombination mit einer App Empfehlungen für eine optimales Setup liefern.
Im Patent werden verschiedene Möglichkeiten beschrieben, auf welchen Daten basierend das SCA die Performance des Fahrwerks beurteilen kann. Dazu zählen neben Veränderungen im Luftdruck auch beispielsweise optische Messwerte oder auch eine Wirbelstromprüfung. Im öffentlich einsehbaren Patent sind dazu mehrere Methoden angegeben – generell ist es bei solchen Patent-Anträgen nicht unüblich, gleich mehrere Methoden zur Ermittlung der Daten zu beschreiben.
Auf eine ähnliche Art und Weise funktioniert das ShockWiz-Tool von der SRAM-Marke Quarq, das 2017 vorgestellt worden ist und 2018 erste Verbesserungen erhielt (Quarq ShockWiz: Mehr Funktionen, günstigerer Preis). Das ShockWiz wird mit Kabelbindern am Dämpfer oder der Federgabel befestigt und mit einem kleinen Schlauch mit der Luftkammer verbunden. Mit bis zu 100 Messungen pro Sekunde registriert das ShockWiz Veränderungen im Luftdruck im Federelement und analysiert diese Daten, um in einer App Vorschläge und Tuning-Möglichkeiten zur optimalen Abstimmung des Fahrwerks zu liefern.
ShockWiz: Zukünftig vollständig integriert?
Beim nun zum Patent angemeldeten Ansatz könnte es sich also um eine neue Version des ShockWiz-Systems handeln. Der wohl wichtigste Unterschied zum aktuellen ShockWiz liegt in der System-Integration: Im angemeldeten Patent wird unter anderem eine Ausführung gezeigt, bei der das SCA-Messgerät in die luftseitige Top Cap der Federgabel integriert ist. Das wäre eine deutlich elegantere Lösung als das jetzige ShockWiz, das relativ rudimentär mit Kabelbindern am jeweiligen Federelement befestigt wird. Eine vollständig integrierte Lösung am Dämpfer wird im Patent nicht gezeigt – es sind allerdings Ausführungen abgebildet, bei der die SCA-Unit zumindest teilintegriert am Ausgleichsbehälter des Dämpfers sitzt.
Interessant ist auch die Tatsache, dass im Patent beschrieben wird, dass das SCA-Tool mit anderen Analyse-Geräten am Fahrrad kombiniert werden kann, etwa Sensoren an der Sattelstütze oder einem Luftdruck-Prüfer an den Reifen. Letzteres findet sich mit dem TyreWiz-Gerät an einigen High End-Laufrädern der SRAM-Marke Zipp. Der Luftdruck-Prüfer kann in seiner jetzigen Form nicht nur via App den aktuellen Luftdruck in den Reifen anzeigen, sondern beispielsweise auch per LED anzeigen, wenn der Luftdruck einen voreingestellten Bereich unterschreitet.
ShockWiz und Flight Attendant
Vor allem aber im Zusammenspiel mit dem RockShox Flight Attendant-System könnte sich eine extrem interessante Kombination ergeben. Dieser Fall wird im Patent zumindest grob angerissen, wenn die Rede davon ist, dass das Gerät lernen kann, wenn man bergauf fährt und in der Folge das Fahrwerk so effizient wie möglich eingestellt werden sollte, oder wenn man für eine Abfahrt eine maximale Fahrwerk-Performance benötigt. Genau hier setzt allerdings das Flight Attendant-System bereits an, indem es automatisch und kabellos das Fahrwerk an den jeweiligen Untergrund anpasst und vermutlich über verschiedene Beschleunigungs- und Neigungs-Sensoren entscheidet, in welchem Modus sich Dämpfer und Federgabel befinden sollten. Eine auf den XC Race-Bereich spezialisierte Form des Flight Attendant-Systems ist in der abgelaufenen Saison bereits mehr oder weniger offensichtlich von einigen SRAM-Profis getestet worden.
Insofern ist unklar, ob das neue ShockWiz-System – sofern es sich denn tatsächlich darum handelt und es auch so in Serie gehen soll – das Flight Attendant-System um Funktionen erweitern könnte, oder ShockWiz wie bislang in erster Linie praktische bis nerdige Daten liefern soll, um das Fahrerlebnis zu verbessern. Eine in die Federgabel und den Dämpfer integrierte Version wäre in jedem Fall eine deutlich zeitgemäßere Lösung als das aktuelle ShockWiz-Werkzeug, das auch aufgrund des hohen Preises nie so wirklich Fuß gefasst hat. Dass SRAM generell sehr interessiert daran ist, elektronische Bauteile und Gadgets an Mountainbikes und E-Bikes zu integrieren, ist jedenfalls kein Geheimnis. Das vollständige Patent in englischer Sprache ist hier einzusehen.
Was haltet ihr von einem integrierten ShockWiz im Fahrwerk?
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