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SRAM Eagle Powertrain E-Bike Motorsystem – alle Infos
Für die kommende Saison präsentiert SRAM ein eigenes Motorsystem. Herzstück des Eagle Powertrain Systems ist ein Brose Drive S Mag-Motor mit einer eigenen Software. Als besondere Highlights würden wir die Schalt-Modi bezeichnen, denn die Features haben es in sich!
- Auto-Shift – vollautomatisches Schalten
- Coast-Shifting – Schalten im Rollen, ohne, dass die Kurbel gedreht werden müssen
Seit 2020 entwickelt SRAM am Eagle Powertrain Motorsystem. Hierfür wuchs das Team des Test Labs in Schweinfurt kontinuierlich und nimmt mittlerweile einen hohen Stellenwert in der Entwicklung ein. Da sich solch ein komplexes System, bei dem es um weitaus mehr geht als nur um Motor, Akku, Display und Peripherie, nicht mal eben „über Nacht“ entwickelt, hat sich SRAM hierbei auf seine Kernkompetenz Schaltung konzentriert und bringt ein komplexes Motorsystem, bei dem die Schaltung ein elementarer Bestandteil und vielleicht sogar die große Neuheit ist.
Ihr könnt euch übrigens freuen, denn SRAM hat gleich vier Bikehersteller als Partner im Boot, die E-Bikes mit Eagle Powertrain vorstellen werden. Folgende Marken sind dabei:
Wer sich dafür genauer interessiert und einen ausführlichen Einblick in die Entstehung des SRAM Eagle Powertrain haben möchte, für den haben wir hier den passenden Artikel:
SRAM Egale Powertrain – die Entwicklung
Was ist neu?
✅ neu entwickelte Software für die Motorcharakteristik
✅ Bridge-Display
✅ zwei Unterstützungsmodi – Rally und Range
✅ volle Integration von Eagle AXS Transmission
✅ Auto-Shift – automatisches Schalten
✅ Coast-Shifting – Gangwechsel, ohne zu pedalieren
✅ zwei unterschiedliche Akkus (630/720 Wh)
✅ Range Extender (250 Wh)
✅ Kompatibel mit AXS App
AXS Transmission-Schaltung mit Auto- und Coast-Shifting
Da sich SRAM nicht damit begnügt, ein Motorsystem auf Motor, Akku und die notwendige Peripherie zu reduzieren, sondern es als eine harmonisch aufeinander abgestimmte Gesamtheit versteht, geht es beim SRAM Eagle Powertrain natürlich um viel mehr, als um einen Motor. Es geht quasi um nichts Geringeres als um eine Schalt-Motor-Einheit! Hier wird die Schaltung nämlich mit einbezogen, weshalb wir als ersten Punkt auf diese eingehen möchten, denn sie birgt wichtigste Features, die es ohne Transmission so wahrscheinlich nicht geben würde und bis dato, jedenfalls bei SRAM, noch nie gab. Dank der im Frühjahr 2023 vorgestellten SRAM Eagle AXS Transmission-Schaltung mit den neuartigen Schalthebeln – von SRAM als Pod bezeichnet – sind neue Technologien wie Auto- und Coast-Shifting überhaupt erst möglich.
Im Ingenieursteam von SRAM sieht man den Motor als einen Baustein in einem komplexen System aus Schaltung, Fahrwerk, Navigation, Luftdruck-Tools und anderen Dingen, sie sich im hauseigenen AXS-Kosmos bewegen. Die Funktechnologie macht es ohne Kabelsalat möglich, unterschiedliche Komponenten miteinander kommunizieren zu lassen und erlaubt eine einfache Erweiterung. So ist es wenig verwunderlich, dass im neuen SRAM Eagle Powertrain Motorsystem das Thema Automatikschaltung einen hohen Stellenwert einnimmt, denn hier sieht man ein enormes Potenzial.
Ein elementarer Baustein ist Auto-Shift, bei dem die Gänge automatisch eingelegt werden. Bikende müssen sich also nicht mehr ums Schalten kümmern und die Gangwechsel manuell initiieren, denn dies geschieht ab jetzt vollautomatisch und wird von einem Algorithmus gesteuert.
Dazu kommt noch Coast-Shifting, das es ermöglicht, die Gänge ohne Pedalumdrehungen zu wechseln. Dies geschieht zum einen automatisch, beispielsweise, wenn man die Geschwindigkeit langsam verringert, weil man auf eine Ampel zufährt oder aber auch manuell, weil man einen Trail bergabrollt und passend zum Gegenanstieg, der sich vor einem aufbäumt, schon mal den passenden kleineren Gang einlegen möchte, dabei aber nicht pedalieren kann.
Wie funktioniert Auto-Shift am SRAM Eagle Powertrain?
Auto-Shift ist eine automatische Schaltfunktion, die nur in Kombination mit einem SRAM Eagle AXS Transmission-Schaltwerk (Test findest du hier) funktioniert. Abhängig von Trittfrequenz, Kurbelgeschwindigkeit, Speed, gewähltem Ritzel und eingeleiteter Kraft auf dem Pedal – was permanent überprüft wird – wählt das System, mithilfe von einem ausgeklügelten Algorithmus den jeweils passenden Gang und legt ihn ein. Der Algorithmus kennt die Geschwindigkeit, weiß auf welchem Ritzel die Kette ist, welche Trittfrequenz und Kraft an der Kurbel anliegen. Vorteil: Es werden alle Ritzel der Kassette genutzt, was sich positiv auf die Haltbarkeit auswirkt und den Verschleiß reduziert. Nachteil: Extreme Spitzen und plötzlich wechselnde Trittfrequenzen werden mitunter mit einem Schaltvorgang quittiert, den man so gar nicht haben wollte.
Mithilfe einer Feinjustierung lässt sich das Schaltverhalten der eigenen Fahrweise und der bevorzugten Trittfrequenz anpassen.
Was bewirkt automatisches Schalten am E-Bike?
Die automatische Schaltung ermöglicht es, sich ganz auf das Fahren und weniger auf das Schalten zu konzentrieren. Die Schaltautomatik überwacht die Trittfrequenz und versucht, diese konstant zu halten, indem sie das Hoch- und Runterschalten der Kassette steuert, ohne dass der oder die Fahrerin die Schaltvorgänge am AXS-Pod eingeben muss.
Kann ich Auto-Shift an meinen persönlichen Fahrstil anpassen?
Das automatische Schalten kann individuell an den persönlichen Fahrstil und die bevorzugte Trittfrequenz angepasst werden. Das System bietet sieben verschiedene Stufen (-3, -2, -1, MID, +1, +2, +3), sodass alle ihren Sweetspot finden können. Über den Pod lässt sich die Einstellung einfach am Display vornehmen.
Was ist Coast-Shifting am SRAM Powertrain?
Mit Coast-Shifting kann man schalten, ohne in die Pedale zu treten. Das System kann das Kettenblatt unabhängig von den Kurbeln drehen, um beim Beschleunigen oder Verlangsamen, beim Bremsen oder bei Geländeveränderungen die Gänge zu wechseln. Dies ermöglicht ein intuitives Herunterschalten, wenn man sich einem Stopp nähert, oder ein schnelles und präzises Schalten bei einer Bergabfahrt, ohne das Risiko eines Pedalschlages. Und sogar vollautomatisch!
Führt die automatische Schaltung zu einer effizienteren Nutzung des Motors?
Auto-Shift, die automatische Schaltung, hält den oder die Biker*in in einer konstanten und komfortablen Trittfrequenz, was die Effizienz von Fahrerinnen und Fahrern mit niedriger Trittfrequenz verbessern kann. Außerdem ist das Startritzel bei aktivierter Schaltautomatik wahrscheinlich größer, was zu einer geringeren Leistungsaufnahme bei einem Start mit hohem Drehmoment und niedrigen Drehzahlen führen würde.
Lässt sich Auto-Shift steuern?
Das Feature Auto-Shift beim SRAM Eagle Powertrain lässt sich steuern. Man kann zum einen die Schaltfreudigkeit über die Anpassung des Pedal-Speeds (ähnlich der Trittfrequenz) im Bereich -3, -2, -1, MID, +1, +2, +3 auswählen und somit den Moment wann geschaltet werden soll bestimmen. Zum anderen ist das System so programmiert, dass man zu jeder Zeit manuell schalten kann. Hier lässt sich Auto-Shift quasi kurzzeitig überschreiben.
Kann man, trotz Auto-Shift, manuell schalten?
Ja, dies ist zu jeder Zeit und in jede Richtung möglich.
Ist es möglich, im Stand zu schalten?
Nein. Für den Schaltvorgang muss sich das Hinterrad bzw. die Kassette drehen. Schalten im Stand ist auch mithilfe von Coast-Shifting nicht möglich. Allerdings kann ohne zu pedalieren geschaltet werden.
SRAM Eagle Powertrain – der Motor
Beim Motor handelt es sich um einen guten alten Bekannten, den wir über einige Jahre echt zu schätzen gelernt haben. SRAM setzt, was die reine Hardware angeht, auf einen Brose Drive S Mag der neuesten Generation. Damit verlässt man sich auf einen Motor, der für seine kraftvolle Leistungsentfaltung, den flüsterleisen Betrieb und eine hohe Hitzebeständigkeit bekannt ist. Das war es dann aber auch schon mit Altbewährtem, denn softwaremäßig haben wir es wiederum mit einem SRAM-Motor zu tun. Die Software der Modulation und Charakteristik ist eine komplette Eigenentwicklung und macht, ähnlich wie bei einem Specialized Turbo Levo, den Brose Drive S Mag zu einem eigenen Motor. SRAM kitzelt aus dem Aggregat auch etwas mehr maximale Leistung heraus und entlockt dem Motor in der Spitze 680 W Leistung.
- max. Drehmoment 90 Nm
- max. Leistung 680 W
- Nenndauerleistung 250 W
- Spannung 36 V
Die Unterstützungsmodi
Anwendungsfreundlichkeit und simple Bedienbarkeit stehen bei Produkten von SRAM immer im Vordergrund. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Powertrain-System mit nur wenigen Unterstützungs-Modi auskommt. Während andere Motorsysteme auf 4 oder 5 Fahr-Modi setzen, gibt es beim SRAM Powertrain nur zwei, Rally und Range, plus den Schiebe- oder Walk-Modus, der bei SRAM allerdings Push-Mode heißt.
Die Namen sagen es eigentlich schon, Rally steht vor volle Pulle, Vollgas, Ballern, maximalen Support. Range zügelt die Leistungsentfaltung in der Spitze etwas, verbessert die Effizienz und generiert so mehr Reichweite. Beide Modi lassen sich über die AXS-App natürlich individuell anpassen.
- Rally volle Leistung, für maximalen Fahrspaß
- Range reduzierte Leistung, für maximale Reichweite
- Push der Walk-Assist-Mode
Wie funktioniert die Schiebehilfe aka Push- oder Walk-Mode?
Der Push-Modus ist eine einfache „Drücken-und-Halten“-Funktion, die über den linken Pod-Controller und eine leichte Bewegung des Fahrrads aktiviert wird. Der Push-Modus ermöglicht es, das Fahrrad in steilem Gelände oder sogar auf Treppen mit Leichtigkeit zu schieben, indem er eine Motorunterstützung von bis zu 6 km/h liefert. Um ihn zu nutzen, muss der obere Button am Pod-Controller gedrückt und gehalten werden, während man das E-Bike entweder nach vorne schiebt oder es kurz nach hinten fallen lässt bzw. zurückschiebt. Sofort aktiviert sich die Schiebe-Hilfe mit einem sanften Schub.
AXS Bridge Display HMI
Optisch ist das AXS Bridge-Display recht nah an der Mastermind TCU vom Specialized Turbo Levo. Im Fachjargon spricht man gern von einem HMI. HMI steht für „Human Machine Interface“, was auf Deutsch „Mensch-Maschine-Schnittstelle“ bedeutet. Eine HMI ist eine Technologie oder eine Plattform, die es Menschen ermöglicht, mit Maschinen, Computern, Geräten oder Systemen zu interagieren. Ziel bei der Entwicklung der HMI ist es, die Interaktion zwischen Menschen und Maschinen so benutzungsfreundlich und intuitiv wie möglich zu gestalten. SRAM gelingt dies beim AXS Bridge Display gut, denn hier gibt es nur zwei Taster. Im Kunststoffgehäuse, das relativ hoch baut, befindet sich ein On/Off- und ein AXS-Button (mit dem AXS-Logo gekennzeichnet), über die das System gestartet, die Unterstützungs-Modi ausgewählt und man in die Service-Einstellungen wechseln kann.
SRAM ist für mich immer sehr buddylike. So in etwa: Hey, du willst biken? Mach mal, wir schauen dir über die Schulter und supporten dich mit unseren Produkten, damit dein Ride noch besser wird.
Beim Display fühle ich mich etwas fremdbestimmt, denn irgendwer gibt mir dogmatisch vor, was auf dem Display angezeigt wird. Diese „Friss-oder-stirb“-Methode bin ich von SRAM nicht gewöhnt. Ich möchte selbst entscheiden, was das Display an meinem Bike mir anzeigt, und sei es nur die Uhrzeit, die ich sehen will.
Das farbige Display ist, im Vergleich zu anderen hochmodernen E-Bike-Displays, relativ klein gehalten, lässt sich aber gut ablesen, da es sehr kontrastreich und knackscharf ist. Auf dem Screen, der leider nicht individualisierbar ist, werden lediglich vier Dinge angezeigt:
- Unterstützungsmodus
- Auto-Shift
- Pedal-Speed (Cadence-Support)
- Ladezustand des Akkus
Nicht angezeigt werden so grundlegende Dinge wie Geschwindigkeit, Höhe, Durchschnittsgeschwindigkeit, gefahrene Strecke, Reichweite oder, etwas ganz Banales, die Uhrzeit. Auch eine Individualisierbarkeit oder die Möglichkeit, sich zusätzliche Screens anzeigen zu lassen, wurde nicht berücksichtigt. Es wirkt ein wenig so, als wollte man hier niemanden mit einem überfrachteten Display überfordern oder ablenken und deshalb zeigt man nur das absolut Notwendigste an. Egal wie, wir würden uns hier mehr Nutzungsfreundlichkeit wünschen.
Etwas versöhnlich ist, dass das AXS Bridge Display ANT+-fähig ist und mit diversen Fahrradcomputern von Hammerhead, Garmin oder wahoo gekoppelt werden kann. So hat man – zwar über einen Umweg, aber immerhin – wenigstens die Chance, sich ein passendes Display für sein E-Mountainbike zusammenzuklicken.
SRAM Eagle Powertrain-Akku mit 630 bzw 720 Wh
Für das SRAM Eagle Powertrain Motorsystem sind zwei unterschiedliche Akkus erhältlich, die beide über die moderne 21700er-Zelltechnologie verfügen. Beide Akkus unterscheiden sich in der Kapazität. Der kleinere wiegt 3100 Gramm, hat eine Kapazität von 630 Wh und eignet sich hervorragend für Rahmenkonstruktionen, bei denen der Akku einfach aus dem Unterrohr entnehmbar sein soll. Der größere wiegt 4100 Gramm, eignet sich gut für feste Einbauten und hat eine Kapazität von 720 Wh.
Beide Akkus gibt es als c-förmige Clip-In- oder Slide-In-Modelle. Wer den Akku aus dem Rahmen entnehmen möchte, braucht hierfür nur einen Inbusschlüssel. Zum leichteren Entnehmen wurde ein kleiner „Wimpel“ am Akku angebracht, an dem sich der Akku einfach aus der Fassung ziehen lässt und unnützes Gefummel, bei dem vielleicht auch die Fingernägel abbrechen, überflüssig macht.
- 630 Wh / Gewicht 3100 g
- 720 Wh / Gewicht 4100 g
- www.sram.com
Kann man mit leerem Akku noch schalten?
Wenn der Ladezustand des Akkus 0 % beträgt, bietet er immer noch genug Kapazität für ca. 2 Stunden nicht unterstütztes Fahren mit Licht und Schaltung.
Range Extender für SRAM Eagle Powertrain
Natürlich haben die Ingenieur*innen von SRAM auch an einen Range Extender gedacht. Dieser verfügt über 250 Wh und wird mithilfe einer cleveren Halterung, die auch als Trinkflaschenhalter fungieren kann, einfach am Unterrohr befestigt.
- Kapazität 250 Wh
- Gewicht 1,43 kg
- www.sram.com
- Preis 599 € (UVP)
4A-Ladegerät
Um den Akku vom SRAM Powertrain-E-Bike schnell wieder aufladen zu können, hat der Hersteller ein 4A-Ladegerät entwickelt. Der Eagle Powertrain Charger ermöglicht eine zügige und sichere Aufladung und ist mit den 630Wh und 720Wh Eagle Powertrain Akkus kompatibel. Die benötigte Ladezeit von 0 % auf 100 % Kapazität variiert je nach Akkumodell und liegt zwischen 4,5 und 5 Stunden.
Aufladezeiten von 0 auf 100 %:
- 720 Wh-Akku ca. 5 Stunden
- 630 Wh-Akku ca. 4,5 Stunden
- Range Extender ca. 2 Stunden
- Weitere Informationen: www.sram.com
Wie lange dauert es, das Powertrain-System zu laden?
Ladezeiten mit dem Standard-4A-Ladegerät von 0 bis 100 %:
- 720-Wh-Akku ca. 5 Stunden
- 630-Wh-Batterie ca. 4,5 Stunden
- 250-Wh-Range-Extender ca. 2 Stunden
SRAM AXS App
Natürlich lässt sich das SRAM Eagle Powertrain auch über eine App konfigurieren. Hierfür wurde aber keine neue App programmiert, nein, SRAM nutzt die bekannte AXS-App und erweitert sie um Motor und Akku. Mit der App lässt sich das gesamte System individuell anpassen. Wie man es bereits von AXS-Schaltungen kennt, fungiert die bekannte SRAM AXS-App als Schnittstelle zwischen Smartphone und E-Bike. Neu kommen allerdings die Einstellmöglichkeiten vom Motor dazu. Hier lassen sich die unter anderem die beiden Unterstützungsmodi Rally und Range in ihrer Charakteristik und Leistungsentfaltung einstellen. Zudem kann beim Schaltwerk Multi-Shift aktiviert werden oder man hat die Möglichkeit, die Taster der Pods individuell zu belegen.
Für alle, die ihre Daten am Rechner checken wollen, bietet SRAM mit AXS Web die Möglichkeit, sich nach der Fahrt Daten vom Schaltwerk anzuschauen und das Schaltverhalten zu analysieren. Hierfür muss das Schaltwerk mittels ANT+ mit einem Fahrradcomputer – Hammerhead, Garmin oder wahoo – gekoppelt werden.
Download SRAM AXS App
Servicestruktur dank Service-Hub in Deutschland
Für Hersteller moderner E-Bikes steht und fällt ein neues Motorsystem, neben den qualitativen Ansprüchen, auch mit dem Service. Was passiert, wenn mal etwas kaputtgeht? Wer kümmert sich? Wird der Fachhandel passend supportet? Gibt es eine Service-Struktur, auf die man sich verlassen kann? All diese Fragen, und viele mehr, schwirren bei der Entscheidung, ob man auf ein neues Motorsystem setzt oder nicht, mit.
Im Falle des SRAM Eagle Powertrain kann man sagen, dass das Thema Service bestens geregelt und man hier sehr gut aufgestellt ist. Sämtliche Servicefälle werden über den vorhandenen Service-Hub in Schweinfurt abgewickelt. Um aber nicht jedes E-Bike vom Händler zugeschickt zu bekommen, wurde zusätzlich ein Service-Tool entwickelt, das dem Fachhandel dabei helfen soll, Reparaturen und kleinere Servicethemen selbstständig durchführen zu können.
SRAM Eagle Powertrain im Test
SRAM holte uns schon frühzeitig mit unserer Erfahrung und umfangreichen Expertise im Bereich E-Bike-Motorsysteme ins Boot, wir durften den Entwicklungsprozess ein gutes Stück weit begleiten und hier und da Tipps geben. Kein Wunder also, dass wir das SRAM Eagle Powertrain System schon einige Wochen und viele Kilometer vor der offiziellen Präsentation getestet haben.
Dass SRAM irgendwann mit einem eigenen Motorsystem kommen wird, war zu erwarten. Dass im ersten Schritt der Hauptfokus auf speziellen Features bei der Schaltung liegt, wäre uns so nicht in den Sinn gekommen. Aber letztlich ist es logisch, denn genau hier liegt die absolute Kernkompetenz der US-amerikanischen Marke. Schaltung, Integration und nutzungsfreundliche, kinderleichte Anwendung – genau darum geht es letztlich.
Ganz am Anfang ging es mir ähnlich, wie es euch im Augenblick wahrscheinlich gehen muss, denn schon beim ersten Kontakt ploppte in meinem Kopf die Frage auf: „Ähm, mit einem Brose-Motor? Wie jetzt?!“ Diese Frage stellte ich natürlich auch ganz unverblümt dem Entwicklungsteam in Schweinfurt und bekam meine Frage mit einer Gegenfrage beantwortet, denn man sagte: „Ja, warum denn nicht?“
Ja, okay, warum eigentlich nicht? Der Brose Drive S Mag ist, auch wenn er schon einige Jahre auf dem Buckel hat und relativ groß baut, ein ausgezeichneter Motor mit einer enormen Kraftentfaltung, sehr kultivierter Charakteristik, niedrigem Geräuschpegel und einer guten Hitzestandfestigkeit – jedenfalls in der aktuellen Version, also dem Modell, welches 2022 diverse Updates im Inneren bekommen hat.
Die Eckdaten des Motors:
- 2,9 Kilogramm schwer
- 36 V Spannung
- 90 Nm maximales Drehmoment
- 680 W Spitzenleistung
Doch bevor ich zur Automatikschaltung komme, möchte ich das cleane Cockpit loben, das mit diesem Motorsystem möglich ist. Hier reduzieren sich nämlich die Leitungen und Kabel am Lenker auf minimale zwei Stück! Da die Remote-Einheit, ein herkömmlicher Pod, mit AXS-Technologie funktioniert und kein Kabel für die Kommunikation mehr benötigt wird, reduzieren sich die Leitungen auf die zwei Bremsleitungen, die am Lenker entlanglaufen, und die sich, wenn man es geschickt macht oder vielleicht sogar die SRAM-Bremsen mit Stealthdesign verbaut, ganz herrlich integrieren lassen. Übrig bleibt ein extrem cleanes Cockpit. Wunderschön!
Bei SRAM besinnt man sich auf das Wesentliche und reduziert die Unterstützungs-Modi auf zwei. Richtig gelesen, zwei! Rally – der Vollgas-Modus mit maximaler Unterstützung und bester Performance – und Range – der auf eine höhere Effizienz und mehr Reichweite abgestimmt wurde. Auf dem Trail funktionieren beide Modi, die sich über die App natürlich individuell anpassen lassen, souverän. Schon der Range-Modus hat reichlich Power, um auch im Uphill Spaß zu machen. Kein Wunder, denn der Motor leistet hier bis zu 580 W Leistung (im Vergleich: ein Bosch Performance CX leistet im Turbo-Modus maximal 600 W). Im Rally-Mode stehen dann bis zu 680 W und 90 Nm max. Drehmoment zur Verfügung, die schon bei einer niedrigen Trittfrequenz anliegen. Der Motor schiebt quasi schon „aus dem Keller“ heraus sehr kraftvoll. Dabei ist er, wie man es von einem Brose Drive S Mag gewohnt ist, sehr kultiviert, nicht sehr laut und lässt sich auch ohne Unterstützung gut pedalieren.
Zwei Modi sind cool, aber … kleines Manko: Ich vermisse ein akustisches Signal, wenn ich den Rally-Mode gewählt habt. Andere Systeme haben jeweils eine Plus-/Minus-Taste, somit kann man im Eifer des Gefechts einfach einige Male auf den Plus-Button drücken und sich sicher sein, die maximale Unterstützung gewählt zu haben. Anders beim SRAM Powertrain! Hier werden die Modi auf einer Taste am Pod gewechselt, und zwar hin und her und hin und her und … Man muss also auf das Display schauen, um zu wissen, in welchem Modus man sich befindet.
Kommen wir jetzt aber zu den speziellen Schaltmodi, denn dies dürfte euch am meisten interessieren. Beginnen möchte ich mit dem Auto-Shifting, denn eine Automatikschaltung am E-Bike dürfte für einigen Zündstoff sorgen. Für die einen wird es einfach eine immense Erleichterung sein, denn sie haben schlichtweg kein Interesse daran, richtiges Schalten zu lernen und für die anderen wird es der Super-GAU sein, denn wenn man nicht mehr selbst schaltet, was bleibt denn dann noch übrig?
Ich sehe diese Technologie als Fortschritt und kann mir gut vorstellen, dass es viele Nutzerinnen und Nutzer gibt, die mithilfe von Auto-Shift mehr Spaß am Biken haben werden und sich letztlich mehr aufs Fahren konzentrieren können. Und da wäre noch Coast-Shifting … Aber langsam, alles der Reihe nach.
Dank Auto-Shift wird in Zukunft auch der größte Schaltmuffel alle Ritzel seiner Kassette nutzen. Auch im Radladen wird man happy sein, denn vorbei ist die Zeit, in denen E-Bikes in die Werkstatt geschoben werden, bei der Kette und Kassette getauscht werden müssen, obwohl nur die untersten drei Ritzel verschlissen sind.
Auf die Frage, welches Feature – Auto- oder Coast-Shifting – ich persönlich an meinem E-Bike besser fände, wäre meine Antwort: Beide! Oder mindestens Coast-Shifting. Klar, wer schalten kann, also die gesamte Bandbreite der Gänge nutzt, sie im richtigen Moment einlegt und nicht nur auf den unteren vier Ritzeln rumjuckelt, kann auf Auto-Shift verzichten, aber wer mal ein paar Runden mit Coast-Shifting unterwegs war, will dieses Feature nicht mehr missen!
Wie fährt sich Auto-Shift am E-Bike?
Für die Antwort möchte ich die Anwendung in zwei Segmente teilen. Segment 1 wäre das komfortable Cruisen und Touren fahren auf jedweden Wegen, Segment 2 wäre Mountainbiken auf Trails.
Bei Segment 1 sehe ich in Auto-Shift nur Vorteile. Einmal den Pedalspeed auf -2 oder sogar -3 getrimmt und schon cruist man mit einer niedrigen Trittfrequenz entspannt dahin. Bei einer gleichbleibenden Kurbelgeschwindigkeit schaltet das System souverän in die passenden Gänge und nimmt sich dabei spürbar zurück. Egal, ob man in der Ebene fährt oder einen Berg hoch, man hat eigentlich immer den passenden Gang eingelegt. Gerade hier sehe ich große Vorteile in der Anwendung.
Bei Segment 2, also auf dem Trail, wird es kniffliger. Hier variiert die Trittfrequenz mitunter stark und es kann durchaus passieren, dass in die falsche Richtung geschaltet wird. Hier hilft nur ein Umgewöhnen der eigenen Trittgewohnheiten. Ein Beispiel: Ich fahre auf einem flachen Trail und biege nach links ab. Vor mir steigt eine steile Rampe an, weshalb ich die Trittfrequenz plötzlich um ein Vielfaches erhöhe. Hier errechnet der Algorithmus, leider falsch, dass ein schwererer Gang benötigt wird und schaltet aufs falsche Ritzel. Diese Situation lässt dich nur meistern, indem man entweder a) mit einer gleichbleibenden Trittfrequenz weiter pedaliert und der Algorithmus anhand der größeren Kraft am Pedal den richtigen Gang einlegt oder b) manuell den passenden Gang einlegt. Nach wenigen Tagen auf einem Powertrain-Bike hatte ich meinen Gewohnheiten beim Pedalieren so umgewöhnt, dass ich die Frequenz in solchen Situationen nicht mehr erhöht, sondern stoisch weiter pedaliert habe.
Egal in welcher Anwendung, die Gänge werden größtenteils unauffällig gewechselt. Gerade Coast-Shifting ist während der Fahrt nicht zu hören oder zu spüren. Man vermisst es erst, wenn man es plötzlich nicht mehr hat.
Um dem Algorithmus eine ungefähre Orientierung der persönlichen Frequenzvorlieben an die Hand geben zu können, lasst sich die über die Einstellung der Kurbelgeschwindigkeit der Zeitpunkt des Gangwechsels variieren. Komfortorientierte Tourenfans wählen eher -2 oder -3, sportlicher Orientierte nehmen wohl +1 oder sogar +2. Ich bewege mich kontinuierlich zwischen -1/MID/+1 und stelle dies auch während der Fahrt gern um.
Auto-Shift lässt sich bei Bedarf auch deaktivieren. Dann schaltet man wie gewohnt manuell, kommt aber dennoch in den Genuss des Coast-Shiftings.
Im Rollen, ohne zu pedalieren, die Gänge wechseln, das wär’s doch, oder? Coast-Shifting macht genau das. Wer kennt es nicht? Man hat einen dicken Gang aufgelegt, rollt einen Trail hinunter und sieht schon, wie sich vor einem eine steile Rampe aufbäumt. Um direkt in der Senke den passenden Gang eingelegt zu haben, müsste man bei einer hohen Geschwindigkeit in einen passenden Gang schalten und hätte dabei wahrscheinlich eine Stakkato-Trittfrequenz. Anders mit Coast-Shifting! Hier werden die passenden Gänge, entweder automatisch – hilft beispielsweise beim Heranrollen an eine Ampel –, oder manuell gewechselt, was in diesem Beispiel sinnvoll wäre, ohne, dass man die Kurbel drehen muss. Dies funktioniert so unauffällig, dass man es unter der Fahrt kaum spürt, es aber sofort vermisst, wenn man wieder auf einem normalen E-Bike ohne diese Technik sitzt.
Für mich persönlich ist Auto- und Coast-Shifting revolutionär und funktioniert sehr gut. Man muss allerdings seine Schaltgewohnheiten etwas verändern oder sich vielmehr etwas an den Algorithmus gewöhnen, weil er doch auf andere Art schaltet, als man es bisher kennt oder tun würde. Versierten, sportlichen Fahrerinnen und Fahrern – denen ich empfehlen würde, auch mal ohne Auto-Shift zu fahren, manuell zu schalten, dabei aber nicht auf die Vorzüge von Coast-Shifting zu verzichten – wird dies auffallen, anderen eher nicht. Ein großer Vorteil des automatischen Schaltens ist es, dass wirklich alle Gänge benutzt werden, was sich positiv auf den Verschleiß auszahlt und in einer höheren Lebensdauer bemerkbar ist.
Abschließend möchte ich noch auf das Bridge-Display eingehen, welches im Oberrohr sitzt und dessen Kunststofffassung gute 3 Millimeter aus dem Rahmen ragt, und leider nicht State of the Art ist. Zum einen ist es ziemlich klein, zum anderen lassen sich keine verschiedenen Screens programmieren. Es ist leider nicht möglich, selbst zu bestimmen, was man angezeigt haben möchte. SRAM gibt hier vor, dass vier Daten angezeigt werden und das war’s dann. So was Banales wie die Uhrzeit oder die gefahrene Geschwindigkeit wird genauso wenig angezeigt, wie die Durchschnittsgeschwindigkeit, die aktuelle Höhe, die Kadenz oder die Leistung, die gerade ins Pedal geht. Dies ist in meinen Augen nicht so benutzerfreundlich, wie ich es von SRAM-Produkten gewohnt bin. Eigentlich ist hier immer alles irgendwie sehr „buddylike“, quasi: SRAM schaut dir über die Schulter und gibt dir dabei das Gefühl, hey, mach einfach mal, wir unterstützen dich dabei. Bei dem Display fühlt es sich aber extrem fremdbestimmt an, à la: „Diese vier Angaben reichen für dich und deine Tour. Fertig.“ Das finde ich nicht gut und ist mein größter Kritikpunkt am SRAM Eagle Powertrain Motorsystem.
Klar, Powertrain hat keine Kamera und Auto-Shift kann somit auch nicht nach vorne auf den Trail blicken, ihn scannen, die Gegebenheiten, die vor einem liegen, analysieren und dann passend reagieren. Hierfür braucht es noch immer den Menschen hinter dem Lenker und dieser hat jederzeit die Option sich bewusst für einen Gangwechsel zu entscheiden.
Kann man Auto-Shift am Specialized Levo nachrüsten?
Eine gute Frage, die leider mit einem klaren Nein beantwortet werden muss. Nachrüsten am Levo ist nicht möglich.
Fazit: SRAM Eagle Powertrain
SRAM liefert mit dem Eagle Powertrain Motorsystem eine komplex vernetzte Schalt-Motor-Unit, die mit smarten Details aufwartet. Auto- und Coast-Shifting wird vielen Bikenden die Fahrt erleichtern, Rally- und Range-Modus passen gut zum sportlichen E-Mountainbiken und sorgen für noch mehr Freude am Biken!
Bei aller Euphorie sollte man aber daran denken, dass hier ein alter Motor werkelt, denn hardwaretechnisch fußt dieses Motorsystem auf einem Brose Drive S Mag-Motor. Allerdings muss man das SRAM Powertrain Motorsystem als Gesamtheit betrachten, denn hier ist der Motor nur ein Bauteil. Die hauseigene Software und angepasste Modulation, der AXS-Kosmos und die cleveren Schaltmodi, dies alles macht das SRAM Powertrain Motorsystem zu einem besonders innovativen Gesamtsystem für E-Mountainbikes, bei dem der Fokus auf der Maximierung von Anwendungsfreundlichkeit, Fahrspaß, Integration und Haltbarkeit liegt.
Pro / Contra
Stärken
- Coast-Shifting ist phänomenal
- Auto-Shift erleichtert das Schalten um ein Vielfaches
- höhere Lebensdauer der Schaltung
- AXS-Kosmos eröffnet ungeahnte Möglichkeiten
Schwächen
- trifft nicht immer den richtigen Gang
- alte Angewohnheiten müssen angepasst werden
- sehr kleines Display ohne Individualisierbarkeit
Was haltet ihr davon, dass SRAM jetzt ins Motor-Business einsteigt? Würdet ihr am E-Bike gern automatisch schalten?
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148 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumFox am SRAM Bike .. auch interessant, bin gespannt ob der Konfigurator genau so umfangreich sein wird wie bei allen anderen Propains.
Irgendwie hat es SRAM schon geschickt gemacht, ich wäre mir jetzt aktuell nicht sicher ob ich eine Transmission bestellen würde, beim SRAM Powertrain machts Sinn es zumindest mal auszuprobieren.
Die AXS Sattelstütze würde ich auch nicht nehmen wollen. Propain bietet bei den anderen Bikes die Bikeyoke an.
Gibt auch unterschiedliche Halterungen für den Pod, da wirds doch hoffentlich auch eine Lösung geben.
https://www.sram.com/de/sram/models/ec-axs-pod-b1
Sehe ich das auf den Bildern richtig, dass der Rahmen des CF deutlich schlanker ist als der des EKANO 2 AL ?
Ich bin auch sehr gespannt auf den Konfigurator bei Propain, wenn es denn für das CF überhaupt einen geben wird.
Mich wundert es tatsächlich ein wenig, dass die Hersteller von Sram keine vertragliche Bindung an Sram-Produkte bekommen haben. Zumindest fürs erste.
Am liebsten wäre mir aber ehrlich gesagt gewesen, dass Ekano wäre ganz normal als Carbonversion in den aktuellen Konfigurator aufgenommen worden und das Sramdings wäre ein eigenes, neues Fahrrad geworden.
Das Ding ist (normaler Weise) extrem leise ... ja, leiser als ein Bosch ... das Ganze aber abhängig von der Temperatur des Motors und der Umgebung, sowie vom Alter des Motors. Im "Reiseflug" in hohen Gängen hört man generell überhaupt nix, unter hoher Belastung in kleinen Gängen ist der Motor hörbar, aber niemals unangenehm. Es gilt: wärmer = lauter. Einer meiner Motoren wurde nach ca. 5500 km deutlich lauter (nervig), deswegen dann aber auch diskussionslos ausgetauscht.
Nach meiner Erfahrung bester Motor (wenn alles gut läuft).
Ich habe eben meinen 2 Brosemotor nach Motorschaden und kann sagen, dass der Brose sowohl extrem leise als auch extrem laut sein kann. Im Specialized eher leise, in meinem wuchtigen Rotwildrahmen mit ordentlich Resonanzkörper kann der Motor auch mal deutlich lauter werden als aktuelle Boschmotoren. Zusätzlich war mein erster Motor etwas launischer mit quietschendem Riemen, komisches Pfeiffen nach einer Wasserdurchfahrt im Gebirge und ursprünglich strarkem Brummen (was sich beseiteigen lies, nachdem ich die Verschraubung zum Rahmen gelöst und neu angezogen hatte).
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