Der BUND Bayern behauptet in seiner Presseeinladung zum 18.10.2019 „Bergsport darf kein Motorsport werden“. Dabei wird auf Pedelecs Bezug genommen, welche rechtlich Fahrrädern gleichgestellt sind. Gegenüber Fahrrädern zeichnen sich Pedelecs lediglich durch eine zusätzliche Trethilfe aus, die bis 25 km/h mit maximal 250 Watt unterstützt. Damit ist eine eindeutige Abgrenzung zu zulassungspflichtigen Kraftfahrzeugen gegeben.
Mit Schreiben des Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit vom 22.08.2012 wurde diese Sichtweise besonders im Zusammenhang mit dem Naturschutzrecht bekräftigt: „Entscheidender Grund für den Ausschluss von „Fahrzeugen mit Motorkraft“ in Art. 28 Abs. 1 Satz 1 BayNatSchG dürften insbesondere die mit solchen Fahrzeugen verbundene Lärm- und Emissionsbelastung, die Nutzungsintensivierung sowie Fragen der Verkehrssicherheit und des Eigentumsschutzes gewesen sein. Pedelecs sind unter diesen Gesichtspunkten unproblematisch; sie sind nahezu geräuschlos, emissionsfrei und durch die Begrenzung der Tretunterstützung bis maximal 25 km/h auch von der Verkehrssicherheit her ähnlich wie klassische Fahrräder zu beurteilen.“
Auch die Bundesplattform Wald – Sport, Erholung, Gesundheit (WaSEG), eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Spitzenverbände aus Forst, Waldbesitz, Jagd, Wandern und Sport, formuliert dies deutlich. Das lesenswerte Empfehlungspapier, das Bundesministerin Julia Klöckner überreicht wurde, steht auf der Webseite der WaSEG zum Abruf bereit.
Mit der Formulierung Motorsport stellt der BUND Bayern die rechtliche Gleichstellung von Pedelecs mit Fahrrädern in Frage. Unbeachtet bleibt hierbei jedoch, dass dies gravierende Auswirkungen überall dort hätte, wo mit Pedelecs in der Natur gefahren wird. Betroffen wären unter anderem auch beliebte Flussradwege und Freizeit- und Pendlerrouten, denn auch diese verlaufen über weite Strecken oftmals auf nicht gewidmeten Feld- und Waldwegen.
Soweit der BUND Bayern in seiner Argumentation Naturschutzgründe anführt, sind diese aus zweierlei Sicht nicht haltbar. Zum einen sind Wildtiere an Wege, an die auch Radfahrer gebunden sind und die durch sie genutzt werden, gewöhnt. Nur eine Nutzergruppe von diesen Wegen auszuschließen und ansonsten weiter die gleichen Wege nutzen zu lassen, bringt für den Lebensraum der Wildtiere keine nennenswerten Vorteile. Zum anderen ist auch beim Blick auf das Thema Bodenerosion durch eine Feldstudie der International Mountain Bicycling Association belegt (Link zur Studie), dass Pedelecs keine höhere Bodenerosion als klassische Fahrräder aufweisen, die wiederum vergleichbar mit der von Fußgängern ist.
Wer sensible Hochlagen beruhigen will, muss über die allgemeine Wegführung, vorhandene Liftanlagen oder das Hüttenwesen nachdenken. Radfahrer mit Pedelecs kommen selten in diese Regionen, da dies sehr gute Kondition und entsprechendes Fahrkönnen voraussetzt sowie die Akkukapazität begrenzt ist. Oft finden sich im hochalpinen Raum auch Tragepassagen, die mit den schweren Pedelecs kaum zu bewältigen sind. Eine Zunahme des Verkehres mit Pedelecs ist hingegen in den unteren Hanglagen ab dem Talboden zu erwarten. Diese Regionen werden jedoch heute schon durch die Alm- und Forstwirtschaft intensiv genutzt. Weder für Pedelecs noch klassische Mountainbikes besteht in der Fläche die Notwendigkeit neu zu schaffender Infrastruktur. Die vorhandenen Wege können mitgenutzt werden für die zumeist ab der Haus- oder Hoteltür beginnenden Touren. Damit wird der Naturraum vom Kfz-Verkehr entlastet. Das Pedelec ist damit ein wichtiger Baustein zum angestrebten naturverträglichen Ganzjahrestourismus.
Soweit der BUND Bayern soziale Konflikte anführt, liegt er damit im Widerspruch zu den Wander- und Bergsportverbänden. Tourismusverbände, DAV und DIMB sehen nur ein geringes Konfliktpotential und werben für das gemeinsame Miteinander, wie zahlreiche Kampagnen zeigen. Auch der Deutsche Wanderverband sieht Pauschalverbote nicht als zielführend an. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass das Konfliktpotential in der Regel auf wenige Wochenzeiten an beliebten Hotspots beschränkt ist. Pedelecs können hier sogar für eine Entzerrung sorgen, da damit die Hotspots leichter umfahren werden können. Die überwiegende Mehrzahl der Fahrer von Pedelecs sind erfahrene Umsteiger vom normalen MTB, so dass es kaum eine Erhöhung der Nutzerzahlen in der Summe gibt. Für Neueinsteiger empfehlen wir Kurse, damit diese die grundlegenden Fahrtechniken erlernen können.
33 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumGenau. Der Wald ist halt Erholungs- und Freizeitraum für uns Deutsche. Man sollte auch immer daran denken, dass die Forst- und Landwirtschaft im erheblich Maße mit Steuermitteln gefördert wird.
Siehe: Extensive Landwirtschaft, Wegebau, Aufforstung, Flurbereinigung, Ökolandbau ...
Bin heute bei meiner Tour mit einem Anwohner einer schmalen Privatstraße ins Gespräch gekommen, der in der dort anliegenden Hofschaft wohnt.
Er sprach von immer wieder durchrasenden Biker-Gruppen, von denen er sich auch noch beschimpfen lassen muss, wenn er um vorsichtiges fahren bat.
Wenn also solche Idioten (ich kann es nicht anders benennen) mit nicht situationsgerechter Geschwindigkeit und rüpelhaftem Auftreten auch in hochfrequentierten Bereichen (wie z.B. den Alpen) unterwegs sind, ja dann geht das nicht lange gut.
Idioten fehlt es nicht nur an Rücksichtnahme, sondern auch an Weitblick.
Hallo,
ich glaube zu wissen welche Umgehung da gemeint ist. Wenn ich in die fränkische Schweiz zum Biken fahre ärgere ich mich auch immer über den fehlenden Autobahnanschluss in FO Süd. Manchmal fahre ich auch über diejenigen Dörfer DIE hauptsächlich gegen die Umgehung sind, (leicht an den großen DemoSchildern zu erkennen) die würde nämlich an ihnen vorbei führen.
Das ist eigentlich das grundlegende Problem, Egoismus. So nach dem Motto: Hl. Sankt Florian verschone mein Haus, zünd andere an.
Gruß
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