Offenbar plant das Bundesministerium für Verkehr unter Minister Volker Wissing (FDP), die Vorschriften für die Bremskraft von Fahrradbremsen zu verschärfen. Der Fahrradsachverständige Ernst Brust sprach sich in einer Stellungnahme gegen ein solches Vorhaben aus, womit nach der jüngsten Initiative zur Begrenzung des Gesamtgewicht von Fahrradanhängern erneut die Sicherheit der Fahrradtechnik statt der Infrastruktur im Fokus steht.
Noch stärkere Bremsen – noch mehr Sicherheit am Rad?
Nachdem bereits in der vergangenen Woche neue Pläne des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) zur Begrenzung des Gesamtgewichts von Fahrradanhängern hohe Wellen geschlagen hatten, plant die Behörde nun offenbar, auch die Vorschriften für Fahrradbremsen zu verschärfen. Das geht aus einer Stellungnahme des renommierten Fahrradsachverständigen Ernst Brust hervor.
Geplante Änderungen bei Fahrradbremsen
Das Ministerium plane, so Brust, die erforderliche Bremsverzögerung am Vorderrad von Fahrrädern in der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) von derzeit 3,4 Meter pro Quadratsekunde auf 5 Meter pro Quadratsekunde zu erhöhen. Der Experte, der seit 30 Jahren als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger auch zum Thema Fahrradbremsen arbeitet, kritisiert diese Erhöhung. „Die geplante Erhöhung der erforderlichen Bremsverzögerung am Vorderrad von Fahrrädern in der StVZO von derzeit 3,4 m/s² auf 5 m/s² halte ich für nicht sinnvoll“, erklärt Brust in einer Pressemitteilung.
Hauptargumente gegen die Erhöhung
„Aus meiner langjährigen Erfahrung und zahlreichen Tests weiß ich, dass die Überschlagsgrenze bei Fahrrädern, abhängig von deren Schwerpunkt, typischerweise bei Verzögerungen von über 6 m/s² liegt“, bringt Brust als Argument gegen eine Erhöhung der geforderten Bremskraft vor. „Besonders bei Fahrrädern mit einem höheren Schwerpunkt besteht ein erhebliches Risiko für den Fahrer, bei einer so hohen Verzögerung über den Lenker abgeworfen zu werden“, so Brust.
Die vorgesehene Erhöhung basiere zudem auf einem Vergleich von Motorrädern und Pkw, für die bereits höhere Verzögerungsvorgaben gelten. Allerdings hätten Motorräder und Autos im Vergleich zu Fahrrädern einen deutlich niedrigeren Schwerpunkt, stellt Brust fest. Dadurch sind sie stabiler und weniger anfällig für einen Überschlag bei starken Bremsungen. Ein direkter Vergleich der Bremsverzögerung von Fahrrädern mit diesen Fahrzeugen sei daher nicht angemessen.
Statt einer drastischen Erhöhung auf 5 Meter pro Quadratsekunde schlägt Brust vor, die erforderliche Bremsverzögerung auf 4 Meter pro Quadratsekunde bei Trockenheit zu erhöhen. „Eine moderate Erhöhung der erforderlichen Bremsverzögerung auf 4 m/s² unter trockenen Bedingungen wäre eine sicherere und vernünftigere Anpassung. Diese Erhöhung verbessert die Bremsleistung, ohne das Risiko eines Überschlags übermäßig zu erhöhen“, sagt Brust.
Weiterhin spricht sich der Experte für die Einführung von Anti-Blockier-Systemen (ABS) für Fahrräder aus, sollte dennoch eine effektivere Bremsverzögerung gefordert werden: ABS verhindert das Blockieren des Vorderrads bei starken Bremsungen und reduziert ebenfalls das Überschlagsrisiko.
Brust mahnt deshalb, „die geplanten Änderungen der StVZO sollten daher mit Bedacht vorgenommen werden, um die Sicherheit der Fahrradfahrer zu gewährleisten und das Risiko von Unfällen durch Überschläge zu minimieren“.
Für den deutschen Fahrradfahrer-Verein ADFC handelt es sich bei dem Vorhaben zunächst noch um „Gerüchte“, zu denen man noch nicht Stellung nehmen könne. Auch Zweirad Industrie Verband (ZIV) wollte noch keine Erklärung zu dem Thema abgeben.
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