Focus Bold² Plus Pro – kurz & knapp
Federleicht und sprintfreudig
Nicht alle Fahrer wünschen sich ein kompliziertes, vollgefedertes E-Bike. Dies haben Focus auch erkannt und haben das Bold² als ungefederten Bruder des Focus Jam² Plus auf den Markt gebracht, das mit 120 mm Federweg an der Front und laufruhigen Plusreifen aufwartet. Erstaunlicherweise kann man mit diesem Rad jedoch mehr unternehmen, als man zunächst denken würde. In technischem Gelände wird es vermutlich keine Preise einheimsen, aber dafür ist es auch nicht gemacht. Das Komplettrad wiegt lediglich 18,9 kg und beschleunigt dank des steifen Hecks schneller auf 25 km/h als jedes andere Rad, das wir dieses Jahr unter uns fanden. Die Verarbeitungsqualität und Integration des Akkus macht einen sehr hochwertigen Eindruck – von Beginn an bekommt man den Eindruck, auf dem Bold² eine Menge Neuland entdecken zu können.
Der Preis liegt bei 5.899 € (UVP) | Bikemarkt: Focus Bold² Plus Pro kaufen
Focus Bold² Plus Pro – Technische Daten
Geometrie
Gemessene Überstandshöhe: 720 mm (Rahmengröße L)
S | M | L | XL | ||
---|---|---|---|---|---|
A | Rahmengröße | 410 mm | 440 mm | 470 mm | 500 mm |
B | Oberrohr | 593 mm | 603 mm | 623 mm | 643 mm |
C | Lenkwinkel | 67,5° | 67,5° | 67,5° | 67,5° |
D | Sitzwinkel | 74° | 74° | 74° | 74° |
E | Kettenstreben | 460 mm | 460 mm | 460 mm | 460 mm |
F | Tretlagerabsenkung | 60 mm | 60 mm | 60 mm | 60 mm |
G | Steuerrohr | 100 mm | 110 mm | 130 mm | 150 mm |
H | Federgabellänge | 531 mm | 531 mm | 531 mm | 531 mm |
I | Federgabel Rake | 51 mm | 51 mm | 51 mm | 51 mm |
J | Radstand | 1156 mm | 1170 mm | 1192 mm | 1215 mm |
K | Stack | 626 mm | 635 mm | 654 mm | 672 mm |
L | Reach | 410 mm | 420 mm | 435 mm | 450 mm |
Ausstattung
Frame | Rahmen | 6066 Aluminium |
Fork | Gabel | RockShox Yari RC, 120 mm |
Shifter | Schalthebel | Shimano Deore XT Di2 8050 |
Derailleur | Schaltwerk | Shimano Deore XT Di2 |
Cassette | Kassette | Deore XT 8000, 11–46 T |
Cranks | Kurbel | Shimano Steps E8000, 34 T |
Brakes | Bremse | Shimano XT 8000, 200/180 mm |
Wheels | Laufräder | DT Swiss XM 1501, 148 x 12 mm / 110 x 15 mm |
Tires | Reifen | Schwalbe Nobby Nic, 27.5" x 2.8" |
Seat | Sattel | fi'zi:k Tundra M5 |
Seatpost | Sattelstütze | RockShox Reverb Stealth, 125 mm |
Bar | Lenker | Pro Koryak Di2, aluminium, flat, 760 mm |
Stem | Vorbau | Concept Trail 31.8 mm |
Motor | Motor | Shimano Steps E8000 |
Display | Display | Shimano Steps |
Battery | Akku | Custom 380 Wh Internal |
Power | Leistung | 250 W |
Weight | Gewicht | 18.9 kg |
Price (RRP) | Preis (UVP) | 5,899€ |
Motor & Akku
Details zum Focus Bold²
Ein absolutes Spaßbike …
Das Focus Bold² Plus Pro basiert auf dem beliebten Shimano Steps E8000-Motor. Allerdings haben Focus sich entschieden, zugunsten einer schlankeren Integration, geringem Gewicht und einer fließenden Rahmenform eine selbstentwickelte Batterie zu benutzen. Diese ist mit lediglich 380 Wh Kapazität leider eher klein, was sich insbesondere für schwerere Fahrer als Nachteil erweisen könnte. Es gibt jedoch eine Lösung: Focus bieten die Möglichkeit, eine zweite Batterie im Rahmen zu befestigen. Auch das mag nicht jedem gefallen, da es die formschöne Integration etwas zerstört und zusätzliche Kosten erzeugt. Mit der 380 Wh Batterie konnten wir circa 80 % unserer Standard-Runden problemlos abfahren. Bei der Produktvorstellung 2016 schlugen Focus uns vor, auf sehr langen Ausfahrten die integrierte Batterie zu nutzen, um zu den Trails zu kommen, diese dann auf der Zusatzbatterie abzufahren und den Transfer zurück wieder auf der Rahmenbatterie zurückzulegen. Unser jüngster Test zeigte, dass man mit zwei Batterien über 70 km weit kommt, was definitiv eine Hausnummer ist. Die Kosten für die Zusatzbatterie liegen bei satten 499 € – Fans langer Ausfahrten sollte es jedoch in Betracht ziehen.
Focus‘ Detailverliebtheit zeigt sich auch in ihrem selbst entwickelten An-/Aus-Knopf, der im Dunklen leuchtet. Auch in ausgeschaltetem Zustand glüht er auf, sobald man das Focus Bold² bewegt. In Kombination mit dem auf der Bremsscheiben montierten Geschwindigkeitssensor macht das Bold² in Hinsicht auf die elektrischen Systeme einen sehr innovativen Eindruck.
- Motor: Shimano Steps E8000
- Akku: 380 Wh
- Zweitakku: 500 Wh
- Leistung: max. 250 Watt
- Display: Shimano Steps E8000
Tatsächliche Reichweite
20,4 km /583 hm 1 h 05 min
Laborwerte sind gut und schön, aber in der Realität sieht es leider oftmals anders aus. Deshalb fahren wir einen ganz eigenen Testzyklus für euch. 20,4 km / 583 hm – diese Daten ermittelten wir in Testfahrten, bei denen wir immer in der maximalen Unterstützungsstufe fahren bis der Akku komplett leer ist. Bitte beachtet, dass diese ermittelten Werte nur als Richtwert zu verstehen sind und in keinster Weise die Ergebnisse aus einem genormten Labortest widerspiegeln. Wenn dieses E-Bike in niedrigeren Unterstützungsstufen gefahren wird, erhöht sich die Reichweite deutlich. Hier gibt es die genauen Details der Testrunde.
Focus Bold² Plus Pro in der Hand
Qualitativ hochwertig, fairer Preis
Das Focus Bold² Plus Pro ist in allen Aspekten ein Qualitätsprodukt – insbesondere Design und Konstruktion machen einen sehr detailverliebten Eindruck. Focus waren die erste bekannte Fahrradmarke, die auf einen Shimano-Motor setzten. Am Bold² Plus Pro kommt zudem die elektrische Shimano XT Di2-Schaltung zum Einsatz, die sich perfekt mit dem Shimano-Motor kombinieren lässt. In Sachen Systemintegration und Technik ist das Bold² dadurch auf einem sehr hohen Level – dennoch (oder grade deshalb?) fühlt es sich sehr simpel und leicht zu bedienen an. Das qualitative Finish und die hochwertige Ausstattung rechtfertigt in unseren Augen den hohen Preis. Durch bloßes Studieren und Untersuchen können wir am Focus keinerlei Mängel feststellen. Vom Design über Features wie die Lüftungsöffnungen für die Batterie wirken alle Details sehr durchdacht.
120 mm Federweg und voluminöse Plusreifen sollten dem Focus Bold² Plus Pro ordentliche Offroad-Fahreigenschaften bescheren. Das Vorhandensein einer RockShox Reverb-Variostütze und robuster Laufräder verlocken dazu, das Bold² in deutlich anspruchsvolleres Gelände zu entführen und sportlicher zu bewegen, als es eigentlich vorgesehen oder möglich ist. Dennoch sprechen die zentrale Fahrposition und der breite Lenker für ein sehr stabiles Fahrverhalten, was von der gut einstellbaren RockShox-Federgabel unterstrichen wird. Unser Testrad in Größe L zeigte sich als sehr anpassungsfähig und vielseitig einsetzbar.
Focus Bold² Plus Pro auf dem Trail
Uphill
Blitzschnell die Berge hoch
Das Fehlen jeglicher Federung am Heck bedeutet in den meisten Fällen, dass man sich vermutlich nicht in extrem technischem und anspruchsvollem Gelände bewegt. Unserer Erfahrung nach fühlt sich das Focus Bold² Plus Pro am wohlsten, wenn es über sanfte Singletrails oder Kieswege bergauf bewegt wird. Auf eher verblockten Uphill-Trails hatten wir das Gefühl, dass es weniger Grip generiert als vollgefederte Modelle. Allerdings spürt man sofort, wie effizient und schnell es auf smoothem Gelände nach oben schießt. Durch die sehr schnelle und präzise Shimano XT Di2-Schaltung begünstigt, beschleunigt man in kürzester Zeit auf 25 km/h. Das Bold² reagiert schnell auf jeden Fahrerinput und fliegt dadurch geradeso um enge Kurven oder über kurze Steilanstiege und Sprints. Obwohl es uns nicht möglich war, eine Messung vorzunehmen, würde es uns sehr interessieren, ob dies eine deutliche Auswirkung auf die Reichweite und den Batterie-Verbrauch hat?
Downhill
Sanfte, verschlungene Trails sind angesagt.
Beim Focus Bold² Plus Pro handelt es sich offensichtlich um kein extrem geländegängiges Downhill-Gerät. Es wird einen auch relativ technische Trails ohne Mucken heruntertragen, doch sobaldes dauerhaft steinig und grob wird, fehlen dem Bold² die Reserven. Mit Fahrtechnik, einer guten Haltung und Kraft kommt man dennoch ziemlich weit, muss das Rad jedoch viel bewegen und präzise platzieren, was sehr ermüdend ist.
Auf sanften, flowigen Trails macht das Focus Bold² Plus Pro eine gute Figur, wozu auch die solide Ausstattung mit guten Bremsen und Laufrädern beiträgt. Auch nach langen Abfahrten vermisst man keinen Grip oder Bremskontrolle. Das Bold² fühlt sich stabil an und wird den Fahrer nicht mit plötzlichem Zucken oder Aufschwingen überraschen – dank der zentralen und tiefen Schwerpunktlage fühlt es sich zudem fast nach einem unmotorisierten Trailbike an. Die breiten Reifen und stabilen Laufräder wirken sich extrem positiv auf die Abfahrtscharakteristik aus und kompensieren das zusätzliche Gewicht des Motors.
Trail
Auch über 25 km/h gut zu fahren.
Unserer Meinung nach liegen die Stärken des Focus Bold² Plus Pro vor allem im Tourenfahren und Erkunden. Es ist auch auf langen Ausfahrten sehr komfortabel und erlaubt viele unterschiedliche Einsatzbereiche. Während des Tests verbrachten wir viel Zeit auf eher versteckten Trails auf Feldern oder entlang Tälern, da das eMTB uns ermöglichte, unsere üblichen Routen zu verändern oder bisher unbekannte Transfer-Trails zu erkunden. Dadurch, dass es sich so effizient und spritzig fährt, können sogar Schotterstraßen Spaß machen. Selbst über 25 km/h fühlt sich das Focus nicht schwerfällig an – tatsächlich ist es eines der ersten E-Bikes, bei dem wir signifikant viel Zeit im Eco-Modus unterwegs waren. Das hilft den üblichen Aktionsradius zu vergrößern und beschert dem Focus Bold² Plus Pro beinahe ein pures “Mountainbike-Gefühl”.
Tuning-Möglichkeiten
Wir empfehlen allen Fans langer Ausfahrten das Upgrade des Zusatzakkus. Dieser lässt sich leicht auf dem Rahmen anbringen (ansonsten ist dort übrigens Platz für eine Trinkflasche) und stellt weite 500 Wh Kapazität zur Verfügung. Wenn einen das zusätzliche Gewicht nicht stört und man eben 499 € zu viel auf dem Konto hat, kann man seine Reichweite dadurch extrem erhöhen und neues Gelände erkunden. Zudem stellte unser Tester fest, dass das Bold² eines der wenigen Räder ist, an dem er Klickpedale bevorzugt, da sie das spritzige und effiziente Gefühl des eMTBs weiter unterstützen.
Test-Fazit zum Focus Bold² Plus Pro
Das Focus Bold² Plus Pro hat uns durch seine Vielfältigkeit wirklich beeindruckt. Mit dem richtigen Reifendruck und Federungs-Setup können Hardtails erstaunlich komfortabel sein und ermöglichen es zudem lange Distanzen zurückzulegen und neues Gelände zu erkunden. Das Bold² wird keine Preise für seinen Downhill-Eigenschaften gewinnen – wohl aber für seine spaßigen Erkundungs-Fähigkeiten.
Stärken
- hochwertiges Finish
- geringes Gewicht
- spritzig in Anstiegen
Schwächen
- geringe Kapazität der integrierten Batterie
- relativ teuer
Testablauf
Wir waren mit dem Focus Bold² Plus Pro rund um die Toskana in Italien unterwegs. Dort haben wir alle Arten von Gelände unter die Stollen genommen: von flowig, sanft über enge Uphill-Trails bis zu kupiertem Gelände und sanften Abfahrten die Täler entlang.
- ORT: Auf den Trails rund um Punta Ala und Florenz / Italien. Hier gibt es schmale, enge und steile Trails die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills.
Testerprofil Alex Boyce
- Testername: Alex Boyce
- Körpergröße: 183 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 95 kg
- Schrittlänge: 88 cm
- Armlänge: 69 cm
- Oberkörperlänge: 67 cm
- Fahrstil: weich, gerne mit Sprüngen, jedes Terrain, Uphill im Turbo-Modus
- Was fahre ich hauptsächlich: E-Bike, Enduro, Gravel.
- Vorlieben beim Fahrwerk: gutes Ansprechverhalten und direkte Lenkung, Plusreifen
- Vorlieben bei der Geometrie: breiter Lenker (800 mm), langer Hauptrahmen, mittellange Kettenstreben
Findet ihr den Preis gerechtfertigt für ein leichtes E-Hardtail? Seid ihr bereit, für Innovation mehr zu zahlen?
Weitere Informationen zum Focus Bold² Plus Pro
Webseite: www.focus-bikes.com
Text & Redaktion: Alex Boyce | eMTB-News.de
Bilder: Alex Boyce, Prisca Tozzi
Bold² Plus Pro
60 – 90 Nm
≥ 500 Wh
- XC:
- 0 bis 120 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- Trail:
- 100 bis 150 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- All-Mountain:
- 120 bis 150 mm Federweg (Full-Suspension)
- Enduro:
- 150 bis 180 mm Federweg (Full-Suspension)
- Downhill:
- über 180 mm Federweg (Full-Suspension)
Kommentare
» Alle Kommentare im ForumFocus Bold² Plus Pro im Test: Wir verbringen viel Zeit auf High-End Enduro-, All Mountain- oder Trail-E-Bikes – die Möglichkeit ein Tour-/XC-eMTB zu testen, war für uns also eine nette Abwechslung vom Alltag und führte uns wieder einmal vor Augen, wie vielseitig die Anforderungen an ein eMTB doch sein können. Das Focus Bold² ist ein vollausgestattetes E-Hardtail, das es seinem Besitzer ermöglichen soll, auch weit entfernte Trails zu erschließen und seinen Aktionsradius zu vergrößern. Wir haben es uns näher angeschaut und ergründet, was genau man mit einem eMTB-Hardtail alles unternehmen kann.
Den vollständigen Artikel ansehen:
Im Test: Focus Bold² Plus Pro – vielseitiges und innovatives E-Hardtail
...gestern hatte ich die Gelegenheit dieses MTP in Miltenberg bei einem Event mal Probe zu fahren. Die Trails von Miltenberg waren dafür das perfekte Testgelände. Ich war sehr positiv überrascht vom Handling und auch von der Geländegängigkeit dieses Hardtails. Die 2.8er Reifen geben eine hohe Sicherheit auf dem Trail. Es ist nicht das erste MTP Hardtail das ich gefahren bin, doch von der Trailperformance her, das Beste. Der Shimano-Antrieb war etwas Neues für mich. Er ist deutlich hörbar; mir als Brose-Verwöhntem, zu laut. Die ECO Stufe lässt sich angeblich nicht verstellen, und sie unterstützt für mein Gefühl zu stark. In der Folge wird dann auch mehr Strom verbraucht was bei dem, für konditionell gut aufgestellte Fahrer, 320Wh Akku dann doch zu schnellem Entleeren führt. Ein Mitfahrer, der die vorherige Tour mit einem Motortechnisch vergleichbarem Focus Jam Fully fuhr, und auf 40 Km die ganze Zeit den Eco Modus betrieb, hatte auf den letzten 1.000 Metern keinen Saft mehr. Der Trail-Modus soll sich irgendwie automatisch anpassen, ähnlich wie bei Bosch der E-MTB Modus (den ich noch nicht gefahren bin). Weder ich noch ein weiterer MTP erfahrener Mitfahrer konnten da irgendwas "Aufregendes" feststellen. Es war eben etwas stärker als Eco. Und Boost ist halt Boost. Da habe ich nur geschaut ob´s funktioniert. Weiterhin hatte es noch eine elektronische Schaltung. Diese schaltete (zumindest bei uns) immer nur eine Stufe, also ähnlich wie bei SRAM. Nicht mein Fall, wenn ich uphill "verhungere" und schnell ein großes Ritzel brauche. Die Idee einen Range Extender anzubringen finde ich klasse. So fährt man nur so viel Akku spazieren, wie man auch benötigt. So wie dieses Hardtail, stelle ich mir ein gutes Hardtail vor. Nicht alles ist immer perfekt.
[Bild]
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: