Formula Cura-E – Kurz & Knapp
Zwei bärenstarke Kolben
Wenige Komponenten am Rad haben sich in den letzten Jahre so verbessert wie die Bremsen. Schuld daran ist sicherlich auch der sich ausbreitende Enduro-Trend, dank dessen immer mehr Fahrer sich lange und anspruchsvolle Abfahrten herunterstürzen, die Power, Hitzemanagement und Feinfühligkeit fordern. Unserer Erfahrung nach benötigt die ideale Bremse nicht nur Biss, sondern muss auch gleichmäßig dosierbar bleiben – am E-Bike gilt dies natürlich umso mehr. Denn mit dem höheren Systemgewicht und der höheren Durchschnittsgeschwindigkeit steigen auch die Anforderungen an die Bremsen.
Die Formula Cura-E setzt auf einen starken Bremssattel mit zwei ovalen Kolben in Kombination mit einem ergonomisch geformten Bremsgriff, was sie zu einer der bissigsten Bremsen macht, die wir je gefahren sind. Zudem kann man die Cura-E an das System eines E-Bikes anschließen, wodurch beispielsweise die Tretunterstützung ausgeschaltet werden kann, wenn man bremst. Dies richtet sich jedoch eher an günstigere Motoren ohne Drehzahlmesser am Hinterrad.
Formula Cura-E – Technische Daten
- 2 ovale Bremskolben (ø = 24 mm)
- Aluminium-Bremsgriff mit Reichweitenverstellung
- Bremsbeläge: Sinter
- MixMaster kompatibel (SRAM/Shimano Schaltgriffe)
- Speed Lock-System erlaubt Entfernen der Leitung ohne Entlüften
- Leitungen: 100 cm vorne, 165 cm hinten
- PM160-Bremszange
- elektronisch kompatibel mit allen verbreiteten Motorsystemen
- Gewicht: 359 g (85 cm Leitung, 160 mm Rotor, Adapter)
- Preis: 149 € (pro Bremse, ohne Scheibe und Adapter)
Formula Cura-E in der Hand
Das Finish ist qualitativ hochwertig.
Da E-Bikes unter anderem über ein höheres Systemgewicht verfügen, ist man gesetzlich verpflichtet, Bremsen zu verbauen, die den EN 14764-Standard erfüllen. Die meisten Bremsen schaffen das zwar, allerdings sollte man sich, wenn man gerne schnell in anspruchsvollem Geländer unterwegs ist, durchaus Gedanken über ein Upgrade machen. Normalerweise empfehlen wir an dieser Stelle eine kräftige 4-Kolben Downhill-Bremse oder deren E-Bike Pendant – es wäre jedoch ein ziemlicher Fehler, die Formula Cura-E wegen ihrer 2 Kolben abzutun.
Die Cura-E nimmt am Lenker wenig Platz ein und sollte gut zu den meisten E-Bike-Cockpits passen. Zudem ist sie dank des Speed Lock-Systems einfach und schnell zu verlegen, denn dies erlaubt einem, die Leitung von der Bremszange zu trennen, ohne Öl raus oder Luft rein zulassen. Dadurch muss die Bremse nicht zwangsweise entlüftet werden, wenn man sie intern verlegen möchte. Es ist jedoch Vorsicht geboten, denn der relativ große Speed Lock-Adapter passt nicht durch alle internen Leitungsführungen. Der axiale Bremszylinder ist parallel zum Lenker ausgerichtet, mit dem Übergang zur Bremsleitung an einem Ende, was Formula erlaubt hat, ihn aus einem Stück zu schmieden und so Gewicht und Kosten zu sparen. Außerdem sorgt es für ein sehr natürliches Bediengefühl. Die einzige Einstellmöglichkeit ist die Reichweitenverstellung des Hebels, die durch eine kleine, unter dem Hebel versteckte Schraube erfolgt, was dem Griff ein sehr schlankes, sauberes Aussehen verleiht. Zudem sinkt dadurch die Wahrscheinlichkeit, bei einem Sturz irgendetwas zu beschädigen. Lager und Entlüftungspunkte wirken qualitativ hochwertig und sinnvoll positioniert.
Besonderen Gefallen fanden wir daran, wie einfach es ist, die Bremsbeläge zu tauschen. Dazu muss man nicht mal die Räder ausbauen – es benötigt lediglich ein reguläres Minitool. Im Übrigen handelt es sich um andere Bremsbeläge als beim regulären Cura-Modell. Sie bestehen zu größeren Teilen aus Sintermetall, während die normalen Beläge mehr organische Anteile haben. Das soll dazu führen, dass sie trotz des höheren Systemgewichts auch auf langen Abfahrten die gewünschte Performance liefern. Die Bremszange verfügt über den verbreiteten PM160-Standard und lässt sich gut einstellen, auch wenn es manchmal etwas Geduld benötigt.
Das Design der Bremszange ist nicht wirklich neu, sondern kam bereits bei einigen Formula-Bremsen zum Einsatz. Es besteht aus zwei ungewöhnlichen ovalen 24 mm Kolben, die dank ihrer vergrößerten Oberfläche eine ähnliche Kraft wie 4-Kolben-Bremsen entwickeln sollen. Wie so oft üblich, besteht der Körper aus zwei geschmiedeten Teilen, die in der Mitte zusammengeschraubt werden – allerdings lässt sich der Austrittswinkel der Leitung nicht verstellen. Diese ist jedoch relativ flexibel und gut positioniert, weshalb das an den meisten E-Bikes nicht zu Problemen führen sollte.
Bei unserem Test setzten wir auf Formulas Standard-Bremsscheiben. Das Lochmuster soll die laterale Steifigkeit um bis zu 40 % erhöhen und Geräusche und Vibrationen dämmen, wozu wir während unseres Tests jedoch keine wirklich aussagefähigen Daten sammeln konnten. Einmal eingebremst, hatten wir allerdings absolut keine Probleme damit. Da zugegebener Maßen nicht jeder Bremsen und Scheiben wechseln möchte, haben wir auch Scheiben anderer Hersteller probiert und damit ebenfalls gute Erfahrungen gesammelt
Die meiste Zeit waren wir auf den gesinterten, E-Bike-spezifischen Bremsbelägen unterwegs. Diese konnten uns vor allem durch ihre Langlebigkeit und Power, egal ob in nassen, trockenen, schlammigen, staubigen, heißen oder kalten Bedingungen, beeindrucken. Wir haben auch die organischen Beläge getestet, die insbesondere bei nassen und schlammigen Bedingungen gut funktionierten.
Die elektronische Anbindung an den Motor wurden nicht von uns getestet, da wir es an unserem E-Bike nicht benötigten. Allerdings ist es sehr einfach zu installieren und wird gut geschützt in den Entlüftungsstutzen auf der Rückseite des Hauptzylinders angeschlossen.
Formula Cura-E auf dem Trail
Trail
Konstanz, Konstanz und nochmals Konstanz!
Das Erste, was man auf regulären, auf und ab führenden Trails bemerkt, ist, wie konstant die Formula Cura-E bleibt. Ohne exzessive Hitzebildung und optimal eingestellt und entlüftet, bleibt die Bremspower und das Bremsgefühl immer absolut identisch. Wir stellten den Druckpunkt ziemlich nah am Hebel ein, was durch den gleichbleibenden Druckpunkt kein Problem war. Der Hebel vermittelt extrem viel Kontrolle: Man kann sogar den genauen Moment erfühlen, in dem die Beläge die Scheibe berühren – und das ist gut so, denn Bremsen sollte kein Ratespiel sein. Nachdem wir die Bremsen einmal mit einem Tool ordentlich eingestellt hatten, mussten wir sie nie wieder anfassen – nein besser: Wir mussten nie wieder daran denken! Das können wir von den Bremsen anderer Marken nicht unbedingt behaupten.
Auf kurzen Anstiegen oder kurzen, steilen Downhill-Segmenten ist es mit der Formula Cura-E kein Problem, seine Geschwindigkeit präzise zu kontrollieren. Die Bremse macht nicht plötzlich zu, sondern lässt sich gut dosieren. Der Leerweg der Bremse, also der Weg, bis die Beläge beginnen zu schleifen, ist recht kurz, was wir als optimal empfinden – dies hängt jedoch stark von den eigenen Präferenzen ab. Greifen die Beläge, lässt sich die Bremskraft gut einstellen und nimmt sukzessiv zu. Dabei wird der Hebel nicht schwammig oder sehr hart, was sich negativ auf die Modulation auswirken kann und oft nach langen, harten Bremsmanövern auftritt.
Downhill
Kein Fading, tolle Dosierbarkeit
Beim E-Bike ist der Unterschied zwischen Downhill- und Trail-Einsatz geringer, da man dank der Motorunterstützung deutlich schneller beschleunigt, weshalb man auch auf flachen Trails öfter auf der Bremse hängt. Hat man es allerdings doch einmal mit einer langen, technischen Downhill-Passage zu tun, hat man mit der Formula Cura-E den idealen Begleiter dabei. Während unseres Tests konnten wir kein Überhitzen oder Fading provozieren – selbst auf den schnellen, kurvenreichen und schlammigen Trails im Bikepark Wales. Auch auf den typisch mediterranen, steinigen Abfahrten in Italien war die Cura-E eine der besten Bremsen, die wir je gefahren sind. Egal wann, egal wo – wir konnten uns immer auf ihre Bremskraft verlassen.
Test-Fazit zur Formula Cura-E
Bremsen waren immer und werden immer sehr von den individuellen Vorlieben abhängig sein. Allerdings müssen E-Bike-Bremsen aufgrund des höheren Systemgewichts, besonders bei schwereren Fahrer, mehr Bremskraft haben. Während unseres mehrwöchigen Tests in unterschiedlichsten Bedingungen zeigte sich die Formula Cura-E als ideale E-Bike-Bremse. Die Power ist auch in Extremsituationen konstant und lässt sich gut dosieren. Das Gewicht der Cura-E ist konkurrenzfähig und sie liegt im mittleren Preissegment – die Performance ist unserer Meinung nach jedoch exzellent!
Stärken
- konstant und kraftvoll
- schlanker Hebel
- einfacher Belagwechsel
Schwächen
- der Speed Lock-Adapter passt nicht durch alle internen Leitungsführungen
- nicht leicht schleiffrei und gerade einzustellen
Testablauf
Wir haben die Formula Cura-E-Bremse unter verschiedensten Bedingungen getestet:
- Punta Ala, Italien: Hier gibt es schmale, enge und steile Trails, die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills.
- Wales & Isle of Purbeck, GB: Eher feuchte Bedingungen mit sehr abwechslungsreichen Trails aller Schwierigkeitsstufen.
Testerprofil Alex Boyce
- Testername: Alex Boyce
- Körpergröße: 183 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 95 kg
- Schrittlänge: 88 cm
- Armlänge: 69 cm
- Oberkörperlänge: 67 cm
- Fahrstil: weich, gerne mit Sprüngen, jedes Terrain, Uphill im Turbo-Modus
- Was fahre ich hauptsächlich: E-Bike, Enduro, Gravel.
- Vorlieben beim Fahrwerk: gutes Ansprechverhalten und direkte Lenkung, Plusreifen
- Vorlieben bei der Geometrie: breiter Lenker (800 mm), langer Hauptrahmen, mittellange Kettenstreben
Welche Bremse fährst du an deinem E-Bike? Bist du damit zufrieden?
Weitere Informationen zur Formula Cura-E
Webseite: www.rideformula.com
Text & Redaktion: Alex Boyce | eMTB-News.de
Bilder: Alex Boyce, Cinzia Montemaggi
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