Simplon Steamer Carbon im Test
Komfortables Trailbike für den Toureneinsatz

Simplon Steamer Carbon im Test: Ein massiver Carbon-Rahmen, in dessen Unterrohr der Shimano-Akku versteckt wurde, so zeigt sich das Steamer Carbon. Wie fährt sich das E-Trailbike mit dem kraftvollen Shimano Steps E8000-Motor und seinen 150 mm Federweg? Wir haben es für euch getestet.

Im Test: Simplon Steamer Carbon

An diesem auffällig gestalteten E-Bike kommt niemand vorbei

Das Erste was einem auffällt, wenn man das Simplon Steamer Carbon sieht, ist der voluminöse Rahmen. Das Unterrohr, auf dem in großen Lettern SIMPLON steht, ist extrem hoch, denn der integrierte Shimano-Akku wurde kurzerhand komplett im Unterrohr versenkt. Die farbliche Gestaltung ist auffällig und etwas schrill. Man muss die laute Optik und die Farbgestaltung mögen. Handwerklich ist der gut gemachte Rahmen über jeden Zweifel erhaben. Die Formen und Übergänge sind fließend gestaltet und wirken sehr modern.

Bei der Ausstattung ist unser Test-Modell ziemlich weit vorn, denn Simplon hat uns einige Zusatzoptionen spendiert. Somit kommt das Test-E-Bike mit einer RockShox Pike RC-Federgabel, einem RockShox Deluxe RT-Dämpfer, Magura MT 7-Scheibenbremsen, Shimano XT Di2 Schaltung und DT Swiss Hybrid XM1501 in 30 mm Breite mit uns auf die Trails.

Der Preis liegt bei 8.249 € (UVP) | Bikemarkt: Simplon Steamer Carbon kaufen

Geometrie

Erhältliche Rahmengrößen: S, M, L, XL
Gemessene Überstandshöhe: 730 mm (Rahmengröße L)
Gewicht: 21,7 kg (Rahmengröße L)

Hier findest du die Geometrietabelle

Ausstattung

Motor & Akku

Die Kurve der Leistungsentfaltung ist kraftvoll, aber homogen.

Der Shimano Steps E8000-Motor wurde 2016 vorgestellt und ist mittlerweile an unzähligen E-Bikes zu finden. Das 2,8 Kilogramm leichte Aggregat gehört zu den leichteren Motoren auf dem Markt und ist in Kombination mit den ergonomischen Schalthebeln von Shimano ein sehr intuitiv zu bedienender Motor. Auf dem Siegeszug des Shimano-Motors half, neben der sauberen Unterstützungs-Performance, sicherlich auch das konstruktionsbedingte Merkmal des kleinen Einbauvolumens. Durch die kompakte Bauform lassen sich agile Geometrien und Kinematiken generieren. Kettenstreben müssen nicht unnötig verlängert werden, weil die Kurbeln beinah mittig im Motor sitzen, sondern können ähnlich kurz wie bei einem unmotorisierten MTB ausfallen. Dazu kommt eine sehr gute Ergonomie an den Pedalen, denn beim Shimano Steps E8000-Motor ist der Q-Faktor mit 175 mm geringer als bei manchem Mitbewerber.

Mit den Unterstützungsstufen ECO, TRAIL und BOOST deckt die Software alle erdenklichen Aufgabenfelder ab, die man an einen Motor stellt. Der Eco-Modus reduziert die Power, erhöht aber dafür die Reichweite. Mit dem progressiven Trail-Modus kommt Dynamik ins Spiel, denn dieser Modus liefert nicht stoisch 60% der maximalen Power, sondern liefert die passende Power zur jeweiligen Anforderung. Die Software analysiert die Leistung des Fahrers und gibt genau die passende Unterstützung dazu, wie gerade benötigt wird. Das Pedalieren fühlt sich hier besonders natürlich an. Hier liegt die Kombination zwischen Unterstützungspower und Reichweite am höchsten. Boost ist klar, hier wird immer Vollgas gegeben. Der Shimano Steps E8000-Motor liefert in der Spitze 70 Nm Drehmoment und ist in Sachen Hitzeanfälligkeit komplett unauffällig.

Beim Display gibt es eigentlich nur ein Wort zu sagen und das richten wir direkt an die Entwickler bei Shimano: Chapeau! Das smarte Display ist klein, robust, wertig verarbeitet und geschützt hinter dem Lenker angebracht, genau so muss das sein! Egal ob auf dem Weg zur Eisdiele oder in ruppigstem Gelände, dank der knackigen Schärfe in Kombination mit den satten Farben ist es jederzeit möglich alle Informationen schnell zu erfassen und abzulesen. Die dynamische LCD-Anzeige zeigt an, in welchem Gang man sich befindet und macht mit unterschiedlichen Farben schnell erkennbar, welcher Unterstützungs-Modus gerade gewählt wurde. Mittels Smartphone-App und Bluetooth lassen sich diverse Einstellungen auf den jeweiligen Geschmack anpassen. Wer gern trainiert und dazu Daten braucht, der kann sich beispielsweise auch seine Trittfrequenz anzeigen lassen. In Summe ist dieser Mix aus kompaktem Motor, kraftvoller Unterstützung und dem unschlagbaren Display ein echter Tipp für jeden E-Bike-Interessierten.

Tatsächliche Reichweite

24,9 km / 924 hm
1 h 34 min

Laborwerte sind gut und schön, aber in der Realität sieht es leider oftmals anders aus. Deshalb sind wir für euch einen ganz eigenen Testzyklus gefahren. 24,9 km / 924 hm – diese Daten haben wir bei unserer Testfahrt ermittelt, bei der wir immer in der maximalen Unterstützungsstufe fahren bis der Akku komplett leer ist. Bitte beachtet, dass dieser ermittelte Wert nur als Richtwert zu verstehen ist und in keinster Weise das Ergebnis aus einem genormten Labortest widerspiegelt. Wenn dieses E-Bike in niedrigeren Unterstützungsstufen gefahren wird, erhöht sich die Reichweite deutlich.

Hier gibt es die genauen Details der Testrunde.

Auf dem Trail

Uphill

Dank der aufrechten Sitzposition behält man den Überblick

Das Simplon Steamer Carbon schiebt dank dem kraftvollen Shimano Steps E8000-Motor gut voran, wenn es wieder einmal steile Rampen und lange Uphills hinauf geht. Die Gewichtsverteilung ist gut, die Sitzposition sehr zentral, weshalb das Vorderrad auch in steilem Gelände den Bodenkontakt – wenn überhaupt – erst sehr spät verliert.

Enge Spitzkehren oder technisch anspruchsvolle Passagen lassen sich mit dem Simplon Steamer Carbon leicht meistern, da die aufrechte Sitzposition dem Piloten viel Überblick auf dem Trail verleiht.

Downhill

In schnellen Sektionen etwas überfordert

Was für Komfortsuchende Fahrer sinnvoll ist, lässt den Geschwindigkeitsfanatiker ein wenig schaudern – eine kurze Geometrie (Reach 439 mm – Rahmengröße L) und der Lenkwinkel von 67° machen das Simplon Steamer Carbon zwar verspielt, aber leider nicht sehr Spur-treu bei hohen Geschwindigkeiten. Schon nach wenigen Metern ist uns klar, dass dieses E-Mountaibike in die Kategorie Trail/All Mountain gehört, denn auf schnellen Downhill-Passagen fühlt sich dieses Modell nicht so wohl und verliert an Souveränität. Die Schwalbe Nobby Nic-Reifen geben ihr Bestes, können aber mit anderen Reifen bergab nicht mithalten. Der Grip am Vorderrad muss gut kontrolliert werden, damit es in schnellen Kurven nicht wegrutscht. Mitunter wirkt das Simplon Steamer Carbon etwas „wackelig“. Wir reduzieren die Geschwindigkeit auf Flowfeeling und haben somit wieder mehr Freude auf dem Trail.

Die Magura MT 7-Scheibenbremsen verzögern bärenstark und halten gewagte Manöver gut im Zaum. Einzig der Druckpunkt fühlt sich bei unserem Test-Modell etwas schwammig an.

Trail

Auf dem Trail fühlt sich dieses eMTB pudelwohl

Dank des massiven Federwegs und der sensibel arbeitenden Fahrwerks-Komponenten von RockShox macht das Fahren mit dem Simplon Steamer Carbon vom ersten Augenblick an Spaß. Hier muss sich kein Tester umgewöhnen oder vollkommen umdenken – dieses E-Mountainbike funktioniert sofort. Die kompakte Geometrie ist komfortabel und man sitzt hoch auf dem eMTB, aber für unseren Geschmack ein wenig zu kurz. Dank der aufrechten Sitzposition verliert man auch in kniffligen Sektionen nie den Überblick und man kann souverän durch Steinpassagen oder über Wurzeln navigieren.

Kurvige, verspielte Trails machen mit dem Simplon Steamer Carbon besonders viel Spaß, denn hier kann es seine Vorteile klar ausspielen. Wieselflink geht es von einer Kurve in die nächste und man wünscht sich, dass die Richtungswechsel am besten nie mehr aufhören.

Bei hohen Geschwindigkeiten kommt dieses eMTB aber an seine Grenzen und wird unruhig, überfordert den Piloten aber nicht.

Das ist uns aufgefallen

• Sattel – der verbaute Selle Italia SLR X-Cross ist bei einer aufrechten Sitzposition nicht sehr komfortabel. Hier empfiehlt es sich auf ein ergonomischeres Modell, beispielsweise von SQ lab oder Ergon, zu wechseln.
• Reifen – Schwalbe Nobby Nic sind auf dem Hinterrad okay, auf dem Vorderrad würden wir aber einen stabileren Reifen wählen.
• Vorbau – mit 60 mm war der Vorbau für unseren Geschmack etwas zu lang.

eMTB-News-Fazit: Simplon Steamer Carbon

Mit dem Steamer Carbon hat Simplon ein E-Trailbike im Programm, dessen komfortable Geometrie den Tourenorientierten eBiker überzeugen kann. Die Verarbeitung ist erstklassig, auch wenn die farbliche Gestaltung etwas „quietschig“ wirkt.
Mit den dicken Plusreifen, dem kurzen Reach (439 mm bei Rahmengröße L) und einem Lenkwinkel von 67° ist dieses Modell nicht unbedingt für die schnelle Trailhatz gemacht, kann aber bei moderatem Tempo und verspielter Fahrweise überzeugen.

Pro / Contra

Pro

• Neutrales Fahrwerk
• Komfortable Geometrie
• Wertige Verarbeitung

Contra

• Sehr aufrechte Sitzposition
• Magura-Bremsen mit schwammigem Druckpunkt
• Unbequemer Sattel

Was haltet ihr vom Simplon Steamer Carbon? Geiles Ding?

Testablauf

Steckbrief zum Simplon Steamer Carbon

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