Test Specialized Butcher Grid 2,8″ – Plusreifen mit Kurvenstabilität

Specialized Butcher Grid 2,8" Plusreifen im Test: Die Reifen sind ohne Frage eines der fundamentalsten und wichtigsten Teile eines E-Bikes. Doch seitdem wir E-Bikes testen, bemängeln wir immer wieder, dass viele Plusreifen einfach zu schwammig und weich für anspruchsvolles Terrain sind. Specialized haben das als einer der ersten großen Hersteller gemerkt und den Butcher Grid 2,8" Plusreifen gründlich überarbeitet. Wir haben ihn in mehreren E-Bikes auf den felsigen Trails Punta Alas, Italien, getestet.
Titelbild
Ein Plusreifen, der auch am E-Bike eine sehr gute Figur macht.
# Ein Plusreifen, der auch am E-Bike eine sehr gute Figur macht.

Specialized Butcher – Kurz & Knapp

Ein idealer Plusreifen für E-Bikes

Specialized ist einer der wenigen Hersteller, die ihr umfassendes Knowhow auch dazu benutzen, komplett eigene Anbauteile zu kreieren. Seit einigen Jahren gehören auch Reifen zu ihrem Repertoire. Der Specialized Butcher-Reifen wurde ursprünglich für den Downhill-Einsatz entwickelt – nun haben ihn die Amerikaner jedoch gründlich überarbeitet und als allroundfähigen 2,8″ Plusreifen auf den Markt gebracht. Dank seiner Robustheit, der stabilen Seitenwand, dem Grip und dem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis ist er wie geschaffen für den E-Bike-Einsatz, der aufgrund des größeren Gewichts und der höheren Geschwindigkeit harte Anforderungen an einen Reifen stellt.

Sollte man sie mal vergessen, findet man die Werte des Reifens an der Karkasse. Unseren Messungen zufolge sind sie relativ akkurat.
# Sollte man sie mal vergessen, findet man die Werte des Reifens an der Karkasse. Unseren Messungen zufolge sind sie relativ akkurat.
Der große Abstand zwischen den exponierten Seitenstollen und den Mittelstollen sorgt für gute Reinigungseigenschaften und Kurvengrip.
# Der große Abstand zwischen den exponierten Seitenstollen und den Mittelstollen sorgt für gute Reinigungseigenschaften und Kurvengrip.

Specialized Butcher – Technische Daten

  • Maße: 27,5″ x 2,8″
  • Grid-Karkasse
    • stabilere, steifere Seitenwand
    • 23 % mehr Schnittresistenz als “Control”-Modell
  • Gripton-Gummimischung: oben 42a, unten 70a
  • 2Bliss Ready (Tubeless-fähig)
  • Faltreifen
  • verbesserte Vibrationsdämpfung
  • angeschrägte Mittelstollen
  • Gewicht: 1,010 g (Herstellerangabe)
  • Preis: 49,90 €
Der Reifen ist tubelessfähig und verfügt über Specializeds relativ weiche Gripton-Gummimischung.
# Der Reifen ist tubelessfähig und verfügt über Specializeds relativ weiche Gripton-Gummimischung.
Das Reifenprofil schafft einen guten Kompromiss zwischen eckig und rund.
# Das Reifenprofil schafft einen guten Kompromiss zwischen eckig und rund.

Specialized Butcher – in der Hand

Eine komplette Eigenentwicklung von Specialized

Specialized haben einen sehr peniblen Entwicklungsprozess, bei dem die Reifen zunächst als Prototypen im Labor und von Teamfahrern im Gelände getestet werden, bevor sie nach mehreren Iterationen in Produktion gehen. Viele Marken übernehmen Gummimischungen aus dem Straßenbereich – die des Specialized Butchers hingegen wurde spezifisch für den Offroad-Einsatz entwickelt.

Wir haben den 650b-Reifen in 2,8″ Breite in der Grid-Version mit Gripton-Gummimischung getestet. Auf den ersten Blick lässt sich nichts Ungewöhnliches feststellen – nimmt man ihn jedoch in die Hand, fällt auf, dass die Seitenwand etwas dicker ist und der Reifen sich sehr robust anfühlt. Das Profil ist recht hoch und auf breiten Felgen relativ rechteckig. In der Mitte wechseln sich Paare und einzelne Stollen ab, die für Grip und Richtungsstabilität sorgen sollen. Die Seitenstollen befinden sich ziemlich weit außen, wodurch eine gute Selbstreinigung und Kurvengrip gegeben sein sollte. An den Seitenwänden befinden sich Hervorhebungen, die zusätzlich zur Schnittresistenz beitragen sollen. Insgesamt macht der Reifen einen durchdachten und sehr geländegängigen Eindruck.

Die verstärkte Seitenwand, die gegen Schnitte durch Felsen schützen soll, ist ein essentielles Feature.
# Die verstärkte Seitenwand, die gegen Schnitte durch Felsen schützen soll, ist ein essentielles Feature.

Specialized Butcher – auf dem Trail

Trail

Ein idealer Allround-Reifen

Das Erste, was uns auffiel, war, wie gut der Specialized Butcher-Plusreifen rollt. Trotz des ziemlich aggressiv aussehenden Profils sausten wir mit einer erheblichen Geschwindigkeit durch die Gegend. Beim Treten vermittelt der Reifen konstanten Grip und scheint auch auf harten Böden keine Probleme zu haben oder sein Verhalten plötzlich zu ändern.

Zeigt der Trail plötzlich steiler nach oben, verhindert der Butcher auch in nassen oder losen Sektionen zuverlässig das unkontrollierte Durchdrehen des Hinterrads. Neben unserem Haupt-Testgerät, dem Specialized Turbo Kenevo, fuhren wir den Reifen auch mit einem Turbo Levo. Dabei hielten wir uns größtenteils auf den eher flowigen Trails Punta Alas auf. Auch in diesem Gelände zeigte der Specialized Butcher sich als durchaus fähiger Allround-Reifen.

Der Specialized Butcher Grid rollt erstaunlich schnell
# Der Specialized Butcher Grid rollt erstaunlich schnell
Bergauf verhindert der Butcher souverän, dass das Hinterrad einfach unkontrolliert durchdreht
# Bergauf verhindert der Butcher souverän, dass das Hinterrad einfach unkontrolliert durchdreht - auch lose Böden stellen kein Problem dar.

Downhill

Endlich ein Reifen, der gut um die Kurve geht!

Die Downhill-Performance und der Kurvengrip sind zwei Kerncharakteristiken, die bisher bei den meisten E-Bike-Reifen viel zu kurz kommen. Grade im Plusbereich werden die Reifen oft sehr weich und fangen bei niedrigen Drücken an zu springen. Deshalb muss man dann viel Luftdruck fahren, um zu verhindern, dass der Reifen unter seitlicher Belastung kollabiert. Den Specialized Butcher hingegen konnten wir problemlos mit 1,2 bar Druck fahren. Das sorgte für immensen Grip – die Kurvenfahrt war dennoch stabil und kontrollierbar, ohne dass der Reifen kollabierte. Zu Testzwecken gingen wir bis auf 1,1 bar Druck runter, was wir als akzeptables unteres Limit bezeichnen würden. Dadurch litt die Richtungsstabilität des Reifens etwas und wir provozierten den ein oder anderen Druckverlust durch kurzzeitiges Herausspringen des Reifens aus dem Felgenbett (Tireburp) – das Verhalten war jedoch immer noch ziemlich voraussehbar.

Der Butcher verträgt auch steinige Strecken wie diese, ohne Schaden zu nehmen und vermittelt Sicherheit und Grip.
# Der Butcher verträgt auch steinige Strecken wie diese, ohne Schaden zu nehmen und vermittelt Sicherheit und Grip.
In Sachen Kurvengrip auf losen Böden hält kein Plusreifen mit dem Specialized Butcher mit.
# In Sachen Kurvengrip auf losen Böden hält kein Plusreifen mit dem Specialized Butcher mit.

Dank der großen Seitenstollen verfügt der Specialized Butcher über das wohl beste und berechenbarste Kurvenverhalten, das wir bisher bei einem E-Bike-Reifen erleben konnten. Der Untergrund auf unseren Testrunden variierte zwischen wurzelig, lose und felsig, geröllig. Dabei hatten wir immer das Gefühl, guten Gewissens ans Grip-Limit gehen zu können. Was auch immer Specialized gemacht haben – wir sind beeindruckt! Leider hatten wir keine Chance, den Reifen in extrem nassen Bedingungen zu fahren. Allerdings machte er auf feuchten und wurzeligen Untergründen einen super Job und vermittelten diese Berechenbarkeit, die wir bei so vielen E-Bike-Reifen vermissen. Trotz der geringen Drücke konnten wir auch auf sehr felsigen Strecken keine Schäden an den Reifen oder Felgen feststellen. Zudem schien sich der Verschleiß auf unseren paar Fahrten in Grenzen zu halten.

Der Specialized Butcher Grid vermittelt viel Selbstvertrauen
# Der Specialized Butcher Grid vermittelt viel Selbstvertrauen - so hat man keine Probleme an der nächsten Wurzel abzuspringen.

Specialized Butcher – Fazit

Unserer Meinung nach sticht der Specialized Butcher Grid 2,8″ Plusreifen mit seiner stabilen Karkasse, dem guten Rollwiderstand und dem exzellenten Kurvenverhalten aus der aktuellen Masse der zu dünnen oder weichen E-Bike-Reifen heraus. Egal womit wir ihn konfrontierten – der Butcher zeigte sich als extrem widerstandsfähig und berechenbar. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist ebenfalls sehr gut – allerdings wird man ihn wohl nur an Specialized-Bikes finden oder nachrüsten müssen.

Stärken

  • stabile, steife Seitenwände
  • sehr berechenbares Kurvenverhalten
  • Preis-/Leistungsverhältnis

Schwächen

  • nur bei Specialized-Händlern erhältlich
Leider sind Specialized-Produkte nicht so verbreitet wie die reiner Reifenhersteller. Das sollte einen jedoch nicht davon abhalten, sich beim nächsten Händler ein Paar zu besorgen und sie auszuprobieren.
# Leider sind Specialized-Produkte nicht so verbreitet wie die reiner Reifenhersteller. Das sollte einen jedoch nicht davon abhalten, sich beim nächsten Händler ein Paar zu besorgen und sie auszuprobieren.

Testablauf

  • ORT: Auf den Trails rund um Punta Ala / Italien. Hier gibt es schmale, enge und steile Trails, die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills. Wir waren sowohl auf harten, felsigen Trails, als auch Flowtrails unterwegs.

Testerprofil Alex Boyce

  • Testername: Alex Boyce
  • Körpergröße: 183 cm
  • Gewicht (mit Riding-Gear): 95 kg
  • Schrittlänge: 88 cm
  • Armlänge: 69 cm
  • Oberkörperlänge: 67 cm
  • Fahrstil: weich, gerne mit Sprüngen, jedes Terrain, Uphill im Turbo-Modus
  • Was fahre ich hauptsächlich: E-Bike, Enduro, Gravel.
  • Vorlieben beim Fahrwerk: gutes Ansprechverhalten und direkte Lenkung, Plusreifen
  • Vorlieben bei der Geometrie: breiter Lenker (800 mm), langer Hauptrahmen, mittellange Kettenstreben

Wechselt ihr die Reifen nach dem Kauf eines E-Bikes?


Weitere Informationen

Webseite: www.specialized.com
Text & Redaktion: Alex Boyce | eMTB-News.de
Bilder: Alex Boyce, Tore Morhenn

30 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Ich fahre vorne 29“ mit minion dhf 2.5 max grip und hinten 27.5 minion dhf 2.8 maxterra . Ist auch um welten besser als die butcher.

  2. Sooo zum Thema zurück:
    -Der Butcher 2,8" hat ca einen gesamt Durchmesser von 723mm.
    -Der MM 2,6" liegt etwa bei 170mm.
    Teilen wir das durch 2 sind wir im Hinterbau bei 10,5mm Unterschied die ich nicht verspürte gegenüber dem Butcher.
    Kann deiner Rechnung nicht folgen, selbst bei einem Zahlendreher beim Durchmesser des MM, wären es nur 6,75mm im Radius.
  3. Maxxis forever!

    Ich bin ja auch ein absoluter Maxxis Fan aber was Schwalbe mit dem neuen MM abgeliefert hat ist schon beeindruckend.
    Zumindest mit der Ultrasoft Mischung dreht auch mit dem Bosch nirgends was durch smilie

    Ist aber klagen auf hohem Niveau, ich fahre auch Supergerne die Maxxis smilie

    Rundlauf ist bei den Maxxis wie immer wesentlich besser, einer der neuen Schwalbe Reifen
    eiert schon wieder wie Hugo. Das kriegen die anscheinend nie richtig gebacken smilie
  4. Und zwischen Ankündigung und Lieferbarkeit ( und nicht nur für Erstausrüster und in homöopatischen Dosen ) vergehen bei Schwalbe oft Generationen.......smiliesmiliesmiliesmiliesmilie

  5. Specialized Butcher Grid 2,8
    nach 10 trockenen und staubigen Tagen in Spanien mit krassen verblockten Trails und Fels-Passagen kann ich mit dem sehr guten Testbericht zu 100% konform gehen.
    Aber.
    Bei Nässe, und vor allem bei Matsch, wünsche ich mir deutlich mehr Seitenhalt. Der Reifen bricht meiner Meinung nach zu unkontrolliert aus und lässt sich nicht mehr halten.
    Ansonsten sehr gut!!!
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