Specialized Butcher – Kurz & Knapp
Ein idealer Plusreifen für E-Bikes
Specialized ist einer der wenigen Hersteller, die ihr umfassendes Knowhow auch dazu benutzen, komplett eigene Anbauteile zu kreieren. Seit einigen Jahren gehören auch Reifen zu ihrem Repertoire. Der Specialized Butcher-Reifen wurde ursprünglich für den Downhill-Einsatz entwickelt – nun haben ihn die Amerikaner jedoch gründlich überarbeitet und als allroundfähigen 2,8″ Plusreifen auf den Markt gebracht. Dank seiner Robustheit, der stabilen Seitenwand, dem Grip und dem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis ist er wie geschaffen für den E-Bike-Einsatz, der aufgrund des größeren Gewichts und der höheren Geschwindigkeit harte Anforderungen an einen Reifen stellt.
Specialized Butcher – Technische Daten
- Maße: 27,5″ x 2,8″
- Grid-Karkasse
- stabilere, steifere Seitenwand
- 23 % mehr Schnittresistenz als “Control”-Modell
- Gripton-Gummimischung: oben 42a, unten 70a
- 2Bliss Ready (Tubeless-fähig)
- Faltreifen
- verbesserte Vibrationsdämpfung
- angeschrägte Mittelstollen
- Gewicht: 1,010 g (Herstellerangabe)
- Preis: 49,90 €
Specialized Butcher – in der Hand
Eine komplette Eigenentwicklung von Specialized
Specialized haben einen sehr peniblen Entwicklungsprozess, bei dem die Reifen zunächst als Prototypen im Labor und von Teamfahrern im Gelände getestet werden, bevor sie nach mehreren Iterationen in Produktion gehen. Viele Marken übernehmen Gummimischungen aus dem Straßenbereich – die des Specialized Butchers hingegen wurde spezifisch für den Offroad-Einsatz entwickelt.
Wir haben den 650b-Reifen in 2,8″ Breite in der Grid-Version mit Gripton-Gummimischung getestet. Auf den ersten Blick lässt sich nichts Ungewöhnliches feststellen – nimmt man ihn jedoch in die Hand, fällt auf, dass die Seitenwand etwas dicker ist und der Reifen sich sehr robust anfühlt. Das Profil ist recht hoch und auf breiten Felgen relativ rechteckig. In der Mitte wechseln sich Paare und einzelne Stollen ab, die für Grip und Richtungsstabilität sorgen sollen. Die Seitenstollen befinden sich ziemlich weit außen, wodurch eine gute Selbstreinigung und Kurvengrip gegeben sein sollte. An den Seitenwänden befinden sich Hervorhebungen, die zusätzlich zur Schnittresistenz beitragen sollen. Insgesamt macht der Reifen einen durchdachten und sehr geländegängigen Eindruck.
Specialized Butcher – auf dem Trail
Trail
Ein idealer Allround-Reifen
Das Erste, was uns auffiel, war, wie gut der Specialized Butcher-Plusreifen rollt. Trotz des ziemlich aggressiv aussehenden Profils sausten wir mit einer erheblichen Geschwindigkeit durch die Gegend. Beim Treten vermittelt der Reifen konstanten Grip und scheint auch auf harten Böden keine Probleme zu haben oder sein Verhalten plötzlich zu ändern.
Zeigt der Trail plötzlich steiler nach oben, verhindert der Butcher auch in nassen oder losen Sektionen zuverlässig das unkontrollierte Durchdrehen des Hinterrads. Neben unserem Haupt-Testgerät, dem Specialized Turbo Kenevo, fuhren wir den Reifen auch mit einem Turbo Levo. Dabei hielten wir uns größtenteils auf den eher flowigen Trails Punta Alas auf. Auch in diesem Gelände zeigte der Specialized Butcher sich als durchaus fähiger Allround-Reifen.
Downhill
Endlich ein Reifen, der gut um die Kurve geht!
Die Downhill-Performance und der Kurvengrip sind zwei Kerncharakteristiken, die bisher bei den meisten E-Bike-Reifen viel zu kurz kommen. Grade im Plusbereich werden die Reifen oft sehr weich und fangen bei niedrigen Drücken an zu springen. Deshalb muss man dann viel Luftdruck fahren, um zu verhindern, dass der Reifen unter seitlicher Belastung kollabiert. Den Specialized Butcher hingegen konnten wir problemlos mit 1,2 bar Druck fahren. Das sorgte für immensen Grip – die Kurvenfahrt war dennoch stabil und kontrollierbar, ohne dass der Reifen kollabierte. Zu Testzwecken gingen wir bis auf 1,1 bar Druck runter, was wir als akzeptables unteres Limit bezeichnen würden. Dadurch litt die Richtungsstabilität des Reifens etwas und wir provozierten den ein oder anderen Druckverlust durch kurzzeitiges Herausspringen des Reifens aus dem Felgenbett (Tireburp) – das Verhalten war jedoch immer noch ziemlich voraussehbar.
Dank der großen Seitenstollen verfügt der Specialized Butcher über das wohl beste und berechenbarste Kurvenverhalten, das wir bisher bei einem E-Bike-Reifen erleben konnten. Der Untergrund auf unseren Testrunden variierte zwischen wurzelig, lose und felsig, geröllig. Dabei hatten wir immer das Gefühl, guten Gewissens ans Grip-Limit gehen zu können. Was auch immer Specialized gemacht haben – wir sind beeindruckt! Leider hatten wir keine Chance, den Reifen in extrem nassen Bedingungen zu fahren. Allerdings machte er auf feuchten und wurzeligen Untergründen einen super Job und vermittelten diese Berechenbarkeit, die wir bei so vielen E-Bike-Reifen vermissen. Trotz der geringen Drücke konnten wir auch auf sehr felsigen Strecken keine Schäden an den Reifen oder Felgen feststellen. Zudem schien sich der Verschleiß auf unseren paar Fahrten in Grenzen zu halten.
Specialized Butcher – Fazit
Unserer Meinung nach sticht der Specialized Butcher Grid 2,8″ Plusreifen mit seiner stabilen Karkasse, dem guten Rollwiderstand und dem exzellenten Kurvenverhalten aus der aktuellen Masse der zu dünnen oder weichen E-Bike-Reifen heraus. Egal womit wir ihn konfrontierten – der Butcher zeigte sich als extrem widerstandsfähig und berechenbar. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist ebenfalls sehr gut – allerdings wird man ihn wohl nur an Specialized-Bikes finden oder nachrüsten müssen.
Stärken
- stabile, steife Seitenwände
- sehr berechenbares Kurvenverhalten
- Preis-/Leistungsverhältnis
Schwächen
- nur bei Specialized-Händlern erhältlich
Testablauf
- ORT: Auf den Trails rund um Punta Ala / Italien. Hier gibt es schmale, enge und steile Trails, die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills. Wir waren sowohl auf harten, felsigen Trails, als auch Flowtrails unterwegs.
Testerprofil Alex Boyce
- Testername: Alex Boyce
- Körpergröße: 183 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 95 kg
- Schrittlänge: 88 cm
- Armlänge: 69 cm
- Oberkörperlänge: 67 cm
- Fahrstil: weich, gerne mit Sprüngen, jedes Terrain, Uphill im Turbo-Modus
- Was fahre ich hauptsächlich: E-Bike, Enduro, Gravel.
- Vorlieben beim Fahrwerk: gutes Ansprechverhalten und direkte Lenkung, Plusreifen
- Vorlieben bei der Geometrie: breiter Lenker (800 mm), langer Hauptrahmen, mittellange Kettenstreben
Wechselt ihr die Reifen nach dem Kauf eines E-Bikes?
Weitere Informationen
Webseite: www.specialized.com
Text & Redaktion: Alex Boyce | eMTB-News.de
Bilder: Alex Boyce, Tore Morhenn
30 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIch fahre vorne 29“ mit minion dhf 2.5 max grip und hinten 27.5 minion dhf 2.8 maxterra . Ist auch um welten besser als die butcher.
Ich bin ja auch ein absoluter Maxxis Fan aber was Schwalbe mit dem neuen MM abgeliefert hat ist schon beeindruckend.
Zumindest mit der Ultrasoft Mischung dreht auch mit dem Bosch nirgends was durch
Ist aber klagen auf hohem Niveau, ich fahre auch Supergerne die Maxxis
Rundlauf ist bei den Maxxis wie immer wesentlich besser, einer der neuen Schwalbe Reifen
eiert schon wieder wie Hugo. Das kriegen die anscheinend nie richtig gebacken
Und zwischen Ankündigung und Lieferbarkeit ( und nicht nur für Erstausrüster und in homöopatischen Dosen ) vergehen bei Schwalbe oft Generationen.......
nach 10 trockenen und staubigen Tagen in Spanien mit krassen verblockten Trails und Fels-Passagen kann ich mit dem sehr guten Testbericht zu 100% konform gehen.
Aber.
Bei Nässe, und vor allem bei Matsch, wünsche ich mir deutlich mehr Seitenhalt. Der Reifen bricht meiner Meinung nach zu unkontrolliert aus und lässt sich nicht mehr halten.
Ansonsten sehr gut!!!
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