Bereits 2014 und 2015 fuhr ich am schönen Ochsenkopf im wundervollen Fichtelgebirge das Rennen dieser Serie mit und konnte Erfahrungen im Rennmodus machen. Wichtigste Erkenntnis: Neben dem „Turbo-Mode“, den uns der Motorenhersteller liefert, braucht man beim Rennen zusätzlich einen „Beast-Mode“! Eben jenen Modus, der dich weit über die 25 km/h Marke katapultiert.
Die Location
Wipperfürth liegt nur knappe 35 km von Wuppertal entfernt und ist wahrscheinlich kaum jemandem ein Begriff, wenn er an hohe Berge, schmale Trails, atemberaubende Enduroaction und wildes Geballer denkt. Richtig, war mir bis dato auch überhaupt kein Begriff. Als ich am Freitag hinfuhr, konnte ich mir den Gedanken nicht verkneifen:
Hier soll man Enduro fahren können?
Das Gefälle der Landschaft, diese sanft geschwungenen Hügelchen, diese extrem wenigen Höhenmeter in den Wäldern, die fehlenden Felsbrocken, dies alles konnte ich mir nur für einen schnellen CrossCountry Kurs vorstellen, aber für ein Endurorennen? Ich machte mir Mut, aber ich war sehr skeptisch. „Warte es mal ab, es sind noch 12km bis zur Location. .. noch 7 .. noch 4 .. angekommen.“ Auf dem Eventgelände bauten die Jungs von Baboons gerade den Zielbogen auf und als einer der Jungs auf mich zukam und „Hallo.“ sagte, sprudelte es einfach aus mir heraus. „Hej. Hier kann man Endurorennen fahren?“ Wir schauten uns an, lachten laut und er meinte: „Aber sicher!“
Das als kleine Episode vor dem Rennen und vorab sei gesagt: Ja, man kann hier Enduro fahren! Sehr gut sogar.
Das Rennwochenende / Samstag – der Prolog
Ganz früh lud ich mein Bike aus und rollte mal rüber zur Prologstrecke. Das war ziemlich easy, denn die Strecke war gut ausgeschildert. Kleine, gelbe Schildchen mit einem schwarzen „P“ und einem Pfeil darauf lotsten mich zum Start der Prologstrecke. Es ging durch den Ort und hinter einer Autowerkstatt dann auf einem Schotterweg nach oben, raus aus dem Ort, rüber zum nahegelegenen Wald. Irgendwann stand ich auf einem breiten Flurbereinigungsweg, direkt zwischen Waldrand und Kuhweide, und auf dem Boden ein mit weiß geschriebenes „START!“ lesen konnte. Davor ein Strich und ab hier dann Flatterband.
„Also gut, roll ich das Ding mal langsam ab“ dachte ich so und fuhr los. Leute, es war echt überraschend, dort wo in ein paar Stunden der Prolog ausgetragen werden soll, war im Augenblick noch ÜBERHAUPT KEIN TRAIL. Stellt euch einen Mischwald vor, an dessen Boden zentimeterdick trockenes Laub und Tannenadeln lagen, aber ein Trail überhaupt nicht da war. Es wirkte, als hätte man das Flatterband einfach beim Durchfahren des Waldes einfach so zwischen die Bäume gespannt. Die Strecke war echt schön, sehr tretlastig, technisch gar nicht ohne, überhaupt nicht steil und ziemlich cool.
Nach und nach fanden sich die Starter auf der Strecke ein um zu trainieren. Man konnte jede Stage ablaufen, aber nur die vom Prolog und die Stage 2 trainieren. 15:30 Uhr ging es dann los. In 50er Gruppen wurde gestartet. Mit den E-Bikern ging es los. Die Chancen, dass sie am schnellsten oben an der Startlinie stehen würden waren recht hoch, genau deshalb durften wir als erste starten. Ich ging als zweiter E-Biker auf die Strecke und, oh welch Überraschung, da waren plötzlich Wurzeln an Stellen, wo es heute morgen noch keine Wurzeln gab.
Knapp 1 Minute und 15 Sekunden nachdem ich im Beast-Mode den flachen Forstweg oben beim Start entlang gesprintet, die Wurzeln quer am Hang überfahren, um die off camber-Kurven gezirkelt, die 90°Grad Kurve angebremst, wieder heraus gesprintet und mit Vollgas durch den Wassergraben gefahren bin, war der Spaß auch schon vorbei. Der Prolog war gefahren.
Das Rennwochenende / Sonntag – 6 flache Stages
Noch im Bett liegend Wetterbericht checken – Unwetterwarnung! Ach herrje, das kann ja heiter werden. Heiter wurde es dann auch, denn entgegen dem Wetterbericht, schien die Sonne. Und zwar ohne Pause, den ganzen Tag. Dank meiner guten Prologzeit startete ich zusammen mit zwei weiteren E-Bikern um 9:36 Uhr im zweiten Startblock. 8 km über Rad- und Forstwege hinaus in den Wald. Bis wir am Start der Stage waren, hatten wir einige der Starter aus dem ersten Startblock überholt. Das könnte ein Vorteil der Motorunterstützung sein.
Die einzelnen Stages in Kurzbeschreibung:
Stage 1: flach, sauschnell, waldig, lang. Pulsschlag 180.
Stage 2: flach, schnell, waldig, lang. Pulsschlag 190.
Stage 3: auch flach, schnell, laubig, kurz, ohne jeglichen Trail. Pulsschlag 170.
Stage 4: nicht mehr so flach, schnell, waldig, kurz. Pulsschlag 170.
Stage 5: flach, sprintschnell, waldig, kurz, sauhart. Pulsschlag 200.
Stage 6: Prologstrecke vom Vortag. Schnell, waldig, kurz, bekannt. Pulsschlag 170.
Nach etwas über einer Stunde war ich mit allen Stages fertig und auf dem Rückweg zum Eventgelände. Mit einem breiten Grinsen fuhr ich an all denen vorbei die gerade erst losfuhren, um in den Wäldern um Wipperfürth ihr eigenes, kleines Endurorennen zu fahren.
Ergebnisse
Platz | Name | Team | Gesamtzeit |
---|---|---|---|
1 | Schreiber, Sven | Nagel Night on Bike Team | 00:08:48.03 |
2 | Vindum, Michael | Haibike-WTB E-MTB Racing | 00:08:55.90 |
3 | Rühl, Valentin | E-MOUNTAINBIKE Magazine | 00:09:10.25 |
4 | Stiens, Sebastian | Specialized Workforce | 00:09:20.41 |
5 | Haase, Rico | HAIBIKE | 00:09:25.36 |
Fazit
Endurorennen mit dem E-Bike machen extrem viel Spaß. Wer allerdings denkt, er hätte auf den Stages Vorteile durch die Motounterstützung, den muss ich leider enttäuschen. Auf den Stages, die in Wipperfürth doch sehr tret- und sprintlastig sind, wirken die Geschwindigkeiten jenseits der motorunterstützten 25 km/h extrem zäh. Bei jedem Tritt wünschte ich mir die Beine eines Bahnradfahrers oder die von Hulk! Beast-Mode – mehr sag ich nicht.
Enduro-Rennen mit dem E-Bike, was hältst du davon?
Website: www.enduro-one.com
Text & Redaktion: Rico Haase | MTB-News.de 2016
Bilder: Baboons
24 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumja ego-kit hat Handgas und der Akku ist im rucksack, vom schwerpunkt recht ungünstig. Aber ist sicher geil mal so ein Motorcross light zu fahren
schon probiert ...mir taugt überhaupt nicht ....
Spaß machts EGOKIT, aaabeeeer ... damit bleibt vom radfahren halt nix mehr übrig.
Ich persönlich finde, dass ein Gasdrehgriff ans Motorrad gehört .. am MTB oder eMTB will ich treten.
Hier nochmal eine kleine Ergänzung zum Thema "Reglement":
12. Technische Bestimmungen und E-Bikes
Alle Teilnehmer sind für den einwandfreien Zustand ihrer Mountainbikes, aller eingesetzten Komponenten und der erforderlichen Schutzausrüstung selbst verantwortlich und bestätigen dies automatisch mit der Abgabe der Nennung zu den jeweiligen Rennen. Dabei darf durch den Zustand, die Qualität oder die Konzeption o.g. Bestandteile keine Gefahr für den Teilnehmer und Dritte entstehen. Eine Veranstaltung ist mit einem Mountainbike zu fahren. Ein Fahrzeugwechsel während einer Veranstaltung ist nicht zulässig. Die Veranstalter und die OAI e.V. behalten sich vor, Material mit technischen Mängeln nicht zur Veranstaltung zuzulassen.
Für die E-Bike-Klasse gelten zudem weitere Bestimmungen. So dürfen für die Enduro One ausschließlich Pedelecs mit einer maximalen Motorleistung von 250 Watt genutzt werden. Sie dürfen das Bike auf max. 25 km/h beschleunigen (gem. EU-Kraftfahrzeugverordnung). Die Notwendigkeit für eine Betriebserlaubnis und ein Versicherungskennzeichen besteht bei diesen Fahrzeugen nicht. Auch sind nur die Standard-Akkus des Pedelecs erlaubt und zusätzliche oder modifizierte Versionen strikt untersagt. Die Kraft des Motors ergibt sich nur als Tretunterstützung und darf sie nicht ersetzen. Die OAI e.V., der Veranstalter und beauftragte Personen behalten sich Überprüfungen der Pedelecs vor. Der Verstoß gegen einer der o.g. Regularien führt zur umgehenden Disqualifikation, Streichung aus der Serie und zur Löschung sämtlicher Wertungspunkte. Ein Anspruch auf Rückzahlung der Start- oder Einschreibegebühren besteht ausdrücklich nicht.
Quelle: Enduro ONE
Zum Thema AKKU habe ich von Baboons im Januar mal folgende Antwort erhalten.
Ich kopier das mal aus dem Nachbarforum auch hierher als Ergänzung
Also gefragt habe ich folgendes:
Als Antwort habe ich folgendes erhalten:
Weil das mit dem Akkutauschen nicht beantwortet wurde, habe ich noch mal nachgefragt:
Darauf hin habe ich als Antwort erhalten:
Aber @riCo meinte ja schon das ein Tauschen des Akkus auf der Strecke nicht notwendig sei.
Aber wer will der könnte... (noch) und hätte damit einen klitzekleinen Vorteil weil man entspannter an der Stage ankommt.
Macht aber auch schon einen Unterschied ob ich mit einem 400Wh-Bosch-Akku da hoch strample, einen 500Wh-Akku von Bosch habe oder sogar einen z.B. mit Brose mit fast 580 Wh.
Bei zukünftigen eMTB-Events bei denen es auf Taktik im Trail und Akku-Ausdauer ankommt, ist das Thema nicht zu verachten und sollte dann entsprechend geregelt sein.
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