Natürlich muss man nicht bei jeder äußerlichen Beschädigung eines Reifens gleich Nadeln und Garn auspacken – es gibt eine Menge Möglichkeiten, MTB-Reifen viel einfacher zu reparieren. Die üblichste Methode bei Tubeless-Reifen sind Reifen-Flick-Würstchen (7 Tubeless Reparatur-Sets im Test), die von außen in das Loch gesteckt werden und dieses verschließen. Etwas umständlicher ist die Option, von innen einen gewöhnlichen Schlauch-Flicken oder spezielle Reifen-Flicken aufzukleben. Nutzt man noch einen Schlauch, tuts häufig auch eine Kreditkarte – praktikabler sind besonders dicke Reifenflicken, die verhindern, dass sich der Schlauch durch den Riss quetscht und beschädigt wird.
Video: Tubeless-Reifen reparieren
Tubeless-Reparatur-Kits
Die einfachste und schnellste Möglichkeit, um deinen Tubeless-Reifen auf dem Trail wieder gängig zu machen, sind Tubeless-Flicken oder Flick-Würstchen. Diese Gummi-Würmer stammen aus dem Automobil-Bereich und werden ganz einfach von außen in den Reifen gestopft. Du musst dazu keine weiteren Vorbereitungen treffen – es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Reparatur-Werkzeugen, die schnell greifbar am Bike verstaut sind.
So geht’s:
- steck das Flick-Würstchen mittig in das Gabel-förmige Werkzeug (am besten hast du das bereits vorbereitet)
- stopfe das Würstchen in das Loch im Reifen, sodass noch etwa 3-4 mm oben raus stehen (das geht besser, wenn noch Luft im Reifen ist. Beschädige dabei nicht das Felgenband im Inneren)
- halte das Würstchen fest und zieh das Werkzeug aus dem Loch
- idealerweise schneidest du beide Enden des Würstchens vorsichtig ab, sodass diese flacher als die Stollen des Reifens sind.
- pumpe den Reifen wieder auf
Häufig werden zwei Größen an Würstchen verkauft, die maximal etwa 6–8 mm große Löcher sicher verschließen. Die kleinen Flick-Würstchen können für sehr kleine Löcher gut sein – meistens nah am Felgenhorn. Häufig ist beim Set eine Feile dabei, mit der man den Riss aufweiten soll – diese ist unserer Meinung nach meist unnötig. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann zu Hause noch etwas Vulkanisierungsflüssigkeit zwischen Reifen und Flicken verteilen, um einen dauerhaft sicheren Sitz zu garantieren.
Preisvergleich – Tubeless-Flickwerkzeuge
Schlauch- oder Reifen-Flicken
Auch ein üblicher Schlauch-Flicken kann genutzt werden, um Tubeless-Reifen zu reparieren. Vorteile können sein, dass die von außen eingeführten Flick-Würstchen manchmal aus dem Riss gezogen werden können. Dafür ist das Vorgehen wesentlich aufwändiger und benötigt mehr Hilfsmittel. Du brauchst: Schlauch-Flickset (Flicken, Vulkanisier-Flüssigkeit, Schleifpapier), Taschentuch, Brillenreinigungstuch/Reinigungsalkohol, Reifenheber, evtl. CO₂-Kartusche.
So geht’s:
- entferne die Seite mit dem Loch von der Felge
- wische den Reifen von innen etwa 5 cm um das Loch gründlich sauber
- nutze ein Brillenputztuch oder etwas Reinigungsalkohol, um den Bereich um das Loch (Innen) von fettigen Rückständen zu befreien
- raue den Reifen innen vorsichtig an (nicht zu stark, es dürfen nicht zu viele Fäden rauskommen)
- trage die Vulkanisierungsflüssigkeit entsprechend den Herstellerangaben großzügig um das Loch herum auf und warte, bis sie angetrocknet ist
- klebe den Flicken auf die getrocknete Flüssigkeit und drücke in mit aller Kraft an
- warte, bis der Flicken wirklich fest sitzt, bevor du den Reifen wieder in die Felge hebelst
- pumpe den Reifen wieder auf (evtl. mit CO₂-Kartusche oder Tubeless-Pumpe)
Alternativ haben wir auch gute Erfahrungen mit Instant-Flicken ohne Vulkanisierungsflüssigkeit gemacht. Ab einer gewissen Größe (4–5 mm) kann sich der Flicken allerdings durch den Riss drücken, beziehungsweise der Riss sich vergrößern. Manche Reifen sind zudem innen beschichtet, sodass Flicken hier kaum haften. Es gibt auch spezielle Tubeless- oder Schlauchreifen-Flicken, die größer und fester sind. Diese können die bessere Option für eine dauerhafte Reparatur sein – das Vorgehen ist identisch.
Preisvergleich – Schlauch-Flicken
Tubeless-Reifen nähen
Ab einer gewissen Riss-Größe – etwa 8–10 mm – funktionieren die vorher genannten praktischen und schnellen Fixes nicht mehr. Die Flickwürste sitzen zu locker im Riss und können vom Luftdruck oder dem Bodenkontakt aus dem Riss gedrückt werden und auch klassische Klebe-Flicken halten den sich weit nach außen dehnenden Spalt nicht mehr zusammen. In der Regel wandert der eigentlich noch gute MTB-Reifen nun in die Tonne, was nicht nur dem Portemonnaie, sondern auch der Umwelt weh tut. Dabei lässt sich das gute Stück meistens noch retten – durch Nähen. Dazu braucht’s nur minimales handwerkliches Geschick und ein paar Utensilien, die in unserem Fall etwa 20 € gekostet haben und für eine Vielzahl an Reifen ausreichen.
Um einen Tubeless-Reifen zu nähen, braucht es nicht viel. Natürlich benötigt ihr Nadeln und Faden – diese sollten allerdings ziemlich stark und widerstandsfähig sein. Wir haben es mit 0,25 mm-Angelschnur und Ledernadeln probiert. Berichten zufolge soll Leder- oder Jeansgarn auch gut funktionieren. Ledernadeln gibt es häufig günstig in großen Sets zu kaufen, sodass die passende Größe definitiv dabei ist. Wichtig ist zudem ein Kleber, mit dem man den Schnitt von innen und außen versiegelt und die Schnur vor Umwelteinflüssen schützt. Dieser sollte allerdings flexibel sein, um beim Walken des Reifens nicht aufzubrechen und sich zu lösen – daher bietet sich Schuhkleber an. Egal, ob Tubeless oder mit Schlauch – die Naht muss von innen abgedichtet und verdeckt werden. Dazu kann man einen großen Flicken nutzen – ebenso funktional und kostengünstiger ist allerdings ein Stück von einem alten Schlauch, das ihr einfach auf den Reifen vulkanisiert.
- Ledergarn/Angelschnur – ca. 4–6 € (Amazon)
- Schuhkleber (z. B. Kövulfix) – ca. 9,50 € (Amazon)
- Ledernadeln – ca. 5 € (Amazon)
- da haben solltet ihr:
- alter Schlauch
- Reinigungsalkohol / Bremsenreiniger
- kleines Stück Schleifpapier
- Schere
So geht’s
Bevor ihr anfangt, solltet ihr wissen, dass der Reifen nach dem Nähen einen Tag lang ruhen sollte, damit der Kleber vollständig aushärten kann. Es handelt sich hierbei keinesfalls um einen schnellen Fix, den man zwischen Laps im Bikepark durchführen kann!
- entferne den kaputten Reifen von der Felge
- reinige den Bereich um den Riss großzügig mit einem Tuch und anschließend mit Reinigungsalkohol oder rückstandsfreiem Bremsenreiniger
- Nähen:
- schneide ein ausreichend langes Stück Faden ab und mach einen dicken mehrfach-Knoten an ein Ende
- fädel das andere Ende etwa 10 cm weit durch die Nadel
- nähe den Riss kreuz und quer fest zu, halte dabei einige Millimeter Abstand zu Riss, damit der Faden nicht ausreißt
- verknote das andere Ende fest (schau dir ggf. Näh-Videos an, wenn du nicht nähen kannst)
- raue einen Bereich von etwa 5 cm um den Riss vorsichtig an (es dürfen keine Fäden rauskommen)
- schneide ein passend großes Stück aus einem alten Schlauch heraus (etwa 5 x 5 cm)
- trage Vulkanisierungsflüssgkeit oder Schuhkleber auf Schlauch und Reifen auf und lasse sie antrocknen
- presse das Schlauchstück mit viel Kraft auf den Reifen (die maximal einwirkende Kraft bestimmt die Haltbarkeit der Verbindung, nicht die Kraft über eine Zeit)
- bestreiche die Außenseite der Naht großzügig mit Schuhkleber, um sie vor äußeren Einwirkungen zu schützen
- lasse alles mehrere Stunden, am besten über Nacht, ruhen
Hat alles geklappt, solltet ihr noch einige Wochen und Monate Trailspaß mit eurem Tubeless-Reifen erleben. Achtet allerdings darauf, dass der Reifen noch rund läuft und keine unsichtbaren Beschädigungen aufweist. Im Selbstversuch konnten wir mit dem genähten Reifen problemlos mehrere große Enduro-Touren fahren.
Hast du schon einmal deinen Reifen genäht?
Kommentare
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Reparieren statt wegwerfen: Tubeless-Reifen flicken & nähen
Hast du schon einmal deinen Reifen genäht?
Erinnert mich ein wenig an die gute alte Schlauchreifenzeit am Rennrad!
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