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Voll am Limit
Voll am Limit - ein Rennen ist wie ein Krieg gegen sich selbst
Nach dem Regen kommt der Regenbogen
Nach dem Regen kommt der Regenbogen
Ein bisschen Glamour muss sein
Ein bisschen Glamour muss sein
Gerade bei Schlammrennen kann die Reifenwahl über Sieg und Niederlage entscheiden
Gerade bei Schlammrennen kann die Reifenwahl über Sieg und Niederlage entscheiden
Kleiner Spoiler auf die kommenden Bedingungen
Kleiner Spoiler auf die kommenden Bedingungen
Die letzten Vorbereitungen vor dem Startschuss
Die letzten Vorbereitungen vor dem Startschuss
Es ist klar: Das Rennen heute wird durch Fehler entschieden werden
Es ist klar: Das Rennen heute wird durch Fehler entschieden werden
Flucht nach Vorne
Flucht nach Vorne
Angriff in der Startphase
Angriff in der Startphase
Runde 1 an der Spitze liegend
Runde 1 an der Spitze liegend
Am Berg fühle ich mich stark
Am Berg fühle ich mich stark
Volle Power auf die Pedale!
Volle Power auf die Pedale!
Wurzelteppich
Wurzelteppich
Wer wird wohl die Wäsche waschen
Wer wird wohl die Wäsche waschen
Improvisation
Improvisation
Prost Mahlzeit
Prost Mahlzeit
Zieleinfahrt. Alles gegeben
Zieleinfahrt. Alles gegeben
Platz drei kann sich sehen lassen!
Platz drei kann sich sehen lassen!
Kuscheln mit Papa
Kuscheln mit Papa

Nathalie Schneitter berichtet von der E-MTB WM in Leogang und geht dabei insbesondere drauf ein, wie eine wahrlich suboptimale Vorbereitung gleichzeitig auch Chance sein kann. Viel Vergnügen beim Rennbericht über die Schlammschlacht in Österreich!

Ein Mountainbike Rennen – das bedeutet für mich, in den mentalen Krieg gegen mich selber zu ziehen. Ich habe den Anspruch, optimal vorbereitet an der Startlinie zu stehen und gleichzeitig brauche ich dieses Gefühl, um alle Selbstzweifel hinter mir zu lassen. Dieses fragile Konstrukt wurde durch eine unerwartete 10-tägige Quarantäne direkt vor der WM arg ins Schwanken gebracht. Zu Corona-Zeiten ist es halt leider so, dass eine COVID-Erkrankung im Familien- oder Freundeskreis für einen selber Hausarrest bedeuten kann – und das, ohne dass man selbst von einer Infektion betroffen ist.

Voll am Limit
# Voll am Limit - ein Rennen ist wie ein Krieg gegen sich selbst

Man kann den Spieß aber auch umdrehen – wer weiß, ob mir die missliche Quarantäne-Situation nicht überhaupt erst erlaubte, als amtierende Weltmeisterin den vermeintlichen Druck der Titelverteidigung hinter mir zu lassen? Denn nach der ersten Enttäuschung und der Wut, hervorgerufen durch die Quarantäne-Situation, folgte Akzeptanz, verbunden mit viel Kampfwillen. Mit dem Rücken zur Wand funktioniere ich meistens am besten und so lege ich den Fokus auf das, was ich tatsächlich beeinflussen kann. Als Athlet kann man nichts anderes machen, als sich Herausforderungen zu stellen und nie das Ziel aus den Augen zu verlieren. Meistens ist das aber einfacher gesagt als getan, und so verliert man sich zu oft in Details und Fragestellungen, die sich im Nachhinein als irrelevant erweisen. Viel Kopfkino, das mir aufgrund der Quarantäne erspart geblieben ist.

Nach dem Absitzen der Quarantäne reise ich aus der Schweiz ins Salzkammergut und nehme in Leogang die Besichtigung der E-MTB WM-Strecke in Angriff. Leicht eingerostet von der fehlenden Fahrpraxis im Gelände, bereue ich bereits in der ersten Abfahrt meine Reifenwahl. Eine Woche Dauerregen hat die Strecke in ein Schlammbad verwandelt und anstatt eines leichten Cross Country Reifen (wie ich ihn letztes Jahr bei meinem WM-Triumph gefahren bin), montiere ich nun den fettesten Schlammreifen, den ich finden kann. Ein leichter Reifen kann am Berg genau das Prozent Performance bringen, das über Sieg und Niederlage entscheidet. Bei den garstigen Wetterbedingungen zeichnet sich aber ab, dass die richtige Reifenwahl eine Schlüsselrolle spielt und diesmal Traktion das A und O sein wird.

Nach dem Regen kommt der Regenbogen
# Nach dem Regen kommt der Regenbogen
Ein bisschen Glamour muss sein
# Ein bisschen Glamour muss sein
Gerade bei Schlammrennen kann die Reifenwahl über Sieg und Niederlage entscheiden
# Gerade bei Schlammrennen kann die Reifenwahl über Sieg und Niederlage entscheiden

Zwei Streckentrainings stehen uns zur Verfügung. Der Boden wird immer tiefer und die Wurzeln blanker. Der Kurs à 4 Kilometer mit rund 230 Höhenmeter wird mit jeder absolvierten Runde schwieriger zu fahren. Die Strecke, die bei trockenen Bedingungen für ein E-Mountainbike-Rennen viel zu einfach wäre, entwickelt sich zu einer echten Herausforderung. Dass E-Racing vor allem dann Sinn macht, wenn die Strecken so schwierig sind, dass sie ohne E-Unterstützung kaum zu bewältigen wären, ist kein Geheimnis. Die E-MTB mit 160 mm Federweg sollen schließlich nicht nur in den Abfahrten gefordert werden, sondern vor allem auch in technischen Aufstiegen. Leogang hat in dieser Hinsicht Glück, denn die Wettergötter liefern mit Dauerregen ihren Teil dazu, die Strecke anspruchsvoll zu machen.

Natürlich wird im Spitzensport an jedem Detail geschraubt. Und da E-Racing ein Teamsport ist, stehe nicht nur ich als Athlet im Mittelpunkt, sondern auch mein Teampartner, das e-powered Kampfgefährt. Nur wenn das Zusammenspiel von uns beiden harmoniert, können wir als Team erfolgreich sein. Logisch also, dass es nicht nur Dopingkontrollen für uns Athleten gibt, sondern auch für die E-Bikes. Eine Softwarediagnostik ist Pflicht und auch das genaue Abmessen des Radumfanges des Hinterrads, um die maximale Unterstützungsgeschwindigkeit von 25 km/h sicherzustellen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich die Athleten bereits vor dem Bike-Check entscheiden müssen, welchen Reifen sie im Rennen fahren wollen. Auch die Ersatzräder müssen dementsprechend markiert werden. Bei den sintflutartigen Regenfällen ist klar, dass am Vorderrad der krasseste Schlammreifen drauf muss, der sich finden lässt. Doch die Reifenwahl fürs Hinterrad bereitet mir Kopfzerbrechen. Denn mehr Grip bedeutet gleichzeitig schlechtere Rolleigenschaften.

Ich checke den Wetterbericht und der Regen scheint kein Ende zu nehmen. So entscheide ich mich für einen Allrounder-Reifen am Hinterrad. Sofern der Matsch flüssig bleibt, eine gute Wahl. Trotz der erwarteten kurzen Renndauer von ca. 60 Minuten entscheide ich mich, die «größere» Batterie mit 625 Wattstunden zu fahren. Die Batterie bedeutet Reichweite, aber auch mehr Gewicht als die 500 Wh Batterie. Da jede Batterie jedoch in den letzten 25 % an Spannung verliert, entscheide ich mich für die sichere Variante. Es wäre nichts ärgerlicher, als eine WM-Medaille wegen schlechtem Batteriemanagement zu vergeben.

Kleiner Spoiler auf die kommenden Bedingungen
# Kleiner Spoiler auf die kommenden Bedingungen

Die letzten Stunden vor dem Start flattern die Nerven wie Schmetterlinge beim Frühlingserwachen. Ich versuche, mich mit bewusster Atmung zu beruhigen, doch mein Herz rast und überschlägt sich fast vor lauter Nervosität. Das Aufwärmen beruhigt mich etwas und bringt mich in den Tunnel, den es für Spitzenleistungen braucht. Ich finde den Fokus, fühle den Flow. Weder die Maskenpflicht bis zur Startbox noch die fehlenden Zuschauer und damit die fehlende Renn-Atmosphäre bringen mich aus dem Gleichgewicht.

Die letzten Vorbereitungen vor dem Startschuss
# Die letzten Vorbereitungen vor dem Startschuss
Es ist klar: Das Rennen heute wird durch Fehler entschieden werden
# Es ist klar: Das Rennen heute wird durch Fehler entschieden werden

Als der Startschuss fällt, gilt nur noch eines: die Flucht nach vorne! Ich weiß, dass das Rennen heute großteils durch Fehler entschieden wird: Fahrtechnikfehler und Stürze, die im Schlamm und bei zunehmender Müdigkeit normal sind. Fehler macht man aber nicht nur selbst, sondern man wird oftmals auch durch die Fehler von den Konkurrenten behindert. Je weiter vorne im Feld, umso besser.
Technische Aufstiege sind meine Paradedisziplin und es gelingt mir, bereits im ersten Aufstieg ein paar wenige Sekunden Vorsprung herauszufahren. Ich fokussiere mich auf meinen Job, meistere die erste Runde bravourös und nach der ersten von vier Runde liege ich an der Spitze des Rennens. Titelverteidigung? Daran verschwende ich keinen einzigen Gedanken, denn die Abrechnung wird erst im Ziel gemacht.

Flucht nach Vorne
# Flucht nach Vorne
Angriff in der Startphase
# Angriff in der Startphase
Runde 1 an der Spitze liegend
# Runde 1 an der Spitze liegend

Rennsport ist unverzeihlich, keine Fehler sind erlaubt und manchmal verzockt man sich trotz der besten Vorbereitung. In der zweiten Runde hört der Regen auf und von Minute zu Minute wird der Schlamm dicker. Meine Reifenwahl, die in der ersten Runde noch goldrichtig war, entpuppt sich immer mehr zum Handicap. Nach Runde zwei liege ich zwar noch immer an der Spitze des Rennens, doch es zeichnet sich ab, dass ich in den Aufstiegen nicht so viel Zeit herausfahren kann, wie ich in den Downhills verliere. Ende der dritten Runde überholt mich Mélanie Pugin spektakulär und lässt mich in der Abfahrt einfach stehen. Wer Mélanie nicht kennt: Die Frau hat im September die Enduro World Series in Pietra Ligure gewonnen und hat sich in diesem Jahr einen Stern vom Enduro-Himmel geholt. Dass sie mich so stehen lässt, ist also keine Schande und eine Verwunderung schon gar nicht. Mélanie macht keinen Fehler und nutzt ihre Downhill-Stärken gekonnt, um ihre Schwächen am Berg zu kompensieren. Eine Leistung, die an diesem Tag diskussionslos Gold verdient.

Am Berg fühle ich mich stark
# Am Berg fühle ich mich stark
Volle Power auf die Pedale!
# Volle Power auf die Pedale!
Wurzelteppich
# Wurzelteppich

Mit null Grip am Hinterrad verliere ich in der letzten Runde auch noch den Kampf um Silber. Aber halt: Ich habe Bronze gewonnen. Aus der Quarantäne aufs WM-Podium ist nun wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Und noch viel wichtiger: Mit der Gewissheit, dass ich in der Vorbereitung alles gegeben habe, bin ich mit viel Selbstvertrauen und einer gigantischen Form an der WM-Startlinie gestanden. Am Renntag waren jedoch zwei andere Mädels noch einen Ticken schneller. Traurig? Keineswegs! Ich bin stolz auf meine Leistung und total begeistert, dass E-XC Rennen in den Abfahrten entscheiden werden können – genau so soll Rennsport sein: Spannend und spektakulär!

Wer wird wohl die Wäsche waschen
# Wer wird wohl die Wäsche waschen
Improvisation
# Improvisation
Prost Mahlzeit
# Prost Mahlzeit
Zieleinfahrt. Alles gegeben
# Zieleinfahrt. Alles gegeben

Zwei E-Bike Weltmeisterschaften habe ich in den Beinen und sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Spaß haben sie beide gemacht und die E-Begeisterung wächst bei mir weiter! Der nächste Krieg gegen mich selber kann kommen …

Platz drei kann sich sehen lassen!
# Platz drei kann sich sehen lassen!
Kuscheln mit Papa
# Kuscheln mit Papa

E-Bike Rennen im Matsch – wer hätte Bock?

Text: Nathalie Schneitter / Fotos: Michele Mondini
  1. benutzerbild

    vio

    dabei seit 10/2005

    Warum fahren die XC mit 160mm Federweg?

    Beim Bio-XC Worldcup sind z.B. 100mmm ausreichend.
    Wieviele XC emtb´s gibt es genau noch mal im Moment auf dem Markt????? smilie smilie smilie Selbst mit 160mm bist du doch schon fast als Lutscher stigmatisiert smiliesmiliesmilie Wer emtb fährt, fährt doch automatisch S3 aufwärts zum warm werden.
  2. benutzerbild

    bluecat

    dabei seit 12/2011

    Silbermedaille für Kathrin Stirnemann auf Thömus Lightrider E2 pro.

    Ein paar Hintergrund-Infos und Impressionen:



    Beachtlich: Die Rennversion ist nicht die allerleichteste sondern die stäkste.
  3. benutzerbild

    subdiver

    dabei seit 08/2019

    Stärkster Motor, maximales Drehmoment, großer Akku, Turbo-Boost.
    Für mich hört sich das eher nach Motor- denn nach Radsport an.

  4. benutzerbild

    bluecat

    dabei seit 12/2011

    Für mich hört sich das eher nach Motor- denn nach Radsport an.

    Weg vom Muskelpaket hin zum Fahrkönnen; klingt positiv für mich.

    Nur leider sagt sie im Interview, das sie uphill auch über 25km/h kommt, der Motor abstellt uns sie das schwerere (weil mit Motor und Akku) Velo mit purer Muskelkraft hochwuchten muss.

    Also doch nichts mit "Motor anlassen und hochfahren" :-(
  5. benutzerbild

    subdiver

    dabei seit 08/2019

    Ich habe ja auch nicht behauptet, dass hier keine Muskelkraft benötigt wird.
    Kenne ich doch von meinem eigenen eBike smilie

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