In unserer Serie „Und dann kam Hilda“ erzählt euch Philipp Martin – ehemaliger Marketing-Manager eines Bike-Herstellers – wie es ist, wenn man als Papa mit dem kleinen Kind und dem E-MTB unterwegs ist. Was macht ein frisch gebackener Papa, der die letzten 20 Jahre mehr sozialen Kontakt zu RadfahrerInnen und Fahrrädern hatte, aber ganz gewiss nicht zu ganz kleinen Menschen unter acht Jahren?
„Und dann kam Hilda …“ Ungefähr so plötzlich wie dieser so kurze und unscheinbare Satz trifft mich mitten im Januar etwas, von dem ich zwar wusste, dass es passieren würde, aber verstanden habe ich es eigentlich nicht. Jetzt geht das aber vermutlich ja fast jedem Vater in etwa so wie mir. Ganz bestimmt zumindest denjenigen, welche – so wie ich! – ungefähr so viel Erfahrung mit Kindern haben wie euer örtlicher Metzger mit veganen Tofubrötchen.
Aber ganz so unvorbereitet, wie es meine ersten Sätze vielleicht haben vermuten lassen, laufe ich natürlich nicht ins Verderben. Zudem braucht es sicherlich nicht auch noch von mir einen weiteren Text, wie toll es ist, Vater zu werden und dass es ja ach so herzzerreißend ist – ihr, die ihr ja eigentlich nur wegen der geilen E-Bikes hier seid.
Also habe ich entschieden, das Wunder der Geburt mal einfach als solches zu belassen und mich damit zu beschäftigen, was ein frisch gebackener Papa macht, der die letzten 20 Jahre mehr soziale Kontakte zu Fahrrädern hatte als zu Menschen. Oder zumindest ganz gewiss zu jungen Menschen unter acht Jahren.
Schritt 1: Weg mit dem Job
Klingt etwas drastisch, war in meinem Fall allerdings einfach der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt. Klar, es ist ein Traum gewesen, Marketing Manager DACH bei der Cycling Sports Group zu sein. Geile Kollegen, ein Haufen geiler Räder – alles zusammen einfach nicht so schlecht. Aber acht Jahre sind genug, und Hilda soll was von ihrem Vater haben. Drum wurde aus dem anfänglichen Plan, für ein Jahr in Elternzeit zu gehen, irgendwann der, alles an den Nagel zu hängen und einfach mal den Dingen ihren freien Lauf zu lassen.
Ob das funktioniert oder es aber die krasseste Fehlentscheidung meines Lebens war, wirst du, lieber Leser, dann in ca. 12 Monaten erfahren. Dann ist das Elterngeld aufgebraucht und ich werde wohl zwangsläufig wieder was arbeiten müssen. Bis dahin beschäftigen wir uns aber erstmal mit Schritt 2.
Schritt 2: Wohin mit der ganzen Zeit?
Also die zwei Stunden zwischen dem Wickeln, Wickeln und wieder Wickeln. Klar, der erste Gedanke: BIKEN… was denn auch sonst!? Aber ganz so einfach gestaltet sich das Ganze nicht. Von meinem ursprünglichen Plan, unsere Tochter spätestens zwei Tage nach der Geburt mit dem E-Mountainbike durch die Gegend zu ziehen und ihr die tolle Welt zu zeigen, ist inzwischen nur noch ein müdes Lächeln für mich selbst übrig geblieben. Das Schöne ist, Selbstironie war schon immer mein Ding. Daher wirft mich das jetzt nicht allzu sehr aus der Bahn. Trotzdem, so ein wenig mehr Outdoor hätte ich mir ja schon gewünscht.
Seis drum, dann begnügen wir uns jetzt also mit Spaziergängen, bei denen Hilda im Tragetuch sitzt und wir uns mit intensiven Bonding, wie es in der Hebammensprache heißt, begnügen. Das Schöne: bei diesen Spaziergängen hat man Zeit nachzudenken. Ein Teil dieser Gedanken geht natürlich für leichte Themen wie „Wo komme ich her und wo gehe ich hin?“ drauf. Aber der wesentlich größere beschäftigt sich am Ende dann doch mit den wirklich wichtigen Dingen wie zum Beispiel: „Was machen Hilda und ich eigentlich im Sommer, wenn die Mama wieder arbeitet.?“ Diese Gedanken führen dann unweigerlich zum nächsten Schritt.
Schritt 3: Das Kind braucht ein Fahrrad
Am besten jetzt und sofort. Es ist ja schließlich ein Fahrradwunderkind in spe und wird alles erreichen, was Papa nicht geschafft hat. Und wenn sie auf die Idee kommt, Fußball zu spielen, dann kommt sie sofort auf ein katholisches Mädcheninternat! Okay, ganz so dramatisch dann vielleicht doch nicht. Und eigentlich ist der Autor auch der festen Überzeugung, dass Sport vor allem erstmal Spaß machen sollte. So überkommt mich auch jedes Mal ein leichter Brechreiz, wenn ich glatzköpfige Herren im Wald sehe, die 12-Jährigen zuschreien, sie sollen sich mal nicht so anstellen und endlich Gas geben. Natürlich tragen diese dann den obligatorischen Trainingsanzug, der mit den drei berühmten Lettern in Schwarz, Rot und Gold verziert ist, die wir alle so sehr ehren und lieben. Aber ich schweife ab. Ganz dramatisch sogar, wie ich gerade feststelle. Also zurück auf Anfang und ein neuer Versuch.
Schritt 3.1: Das Kind braucht ein Fahrrad. Also wirklich.
Ein Rad muss her. Und weil Hilda mit dem ziemlich tollen Laufrad von Onkel Jürgen S. leider noch nicht so viel anfangen kann, entscheidet Vati, ein Anhänger soll es sein. Aber natürlich nicht irgendeiner. Was wäre ich für ein Freiburger Mountainbiker, wenn ich nicht einen Anhänger anschaffen würde, der unseren Trails hier auch gerecht wird. Die Wahl ist also leicht. Was das Richtige für Daisy ist, um in Dannys Daycare durch die schottischen Highlands zu fliegen, ist für Hilda und Philipp grade gut genug. Also zack ans Telefon. Wenige Minuten später ist mein Kontostand wieder mal einem Fahrradteil anheimgefallen und Hilda ist stolze Besitzerin einen neuen Tout Terrain Singletrailers in edlem Anthrazit.
Nur, wie geht’s damit jetzt weiter?
Das erfährst du dann beim nächsten Mal. Oder wie Hildegunst einst so schön sagte:
Hier fängt die Geschichte an.
Wie es weiter geht, erfahrt ihr im nächsten Artikel der Serie „Und dann kam Hilda“.
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