Mit dem Uvex Revolt haben die Fürther einen interessanten Vario-Helm im Programm, der dank abnehmbarem Kinnbügel und vielen weiteren Details nicht nur von der gemütlichen Hometrail-Runde bis zum harten Bikepark alles mitmachen soll, sondern dabei auch noch eine gute Figur macht. Wir haben den Uvex Revolt für euch getestet.
Uvex Revolt: Infos und Preise
Auf den ersten Blick sieht der Uvex Revolt aus wie ein ganz normaler Fullface-Helm und auch beim ersten Auspacken für diesen Test fiel des Haupt-Feature des Helms erst auf den zweiten Blick auf: Der abnehmbare Kinnbügel. Diese Vario-Helme werden mittlerweile von vielen Herstellern angeboten, doch der Uvex Revolt überzeugt mit durchdachten Details und Features, die ihn zu einem besonders interessanten Modell machen.
Das Prinzip bleibt das gleiche: der MTB-Helm lässt sich in Sekundenschnelle vom Jethelm in einen Fullface verwandeln, wodurch sich mit nur einem Helm ein breites Spektrum an MTB-Disziplinen abdecken lassen kann. Gefertigt ist der Helm als Multi-Inmould-Konstruktion aus Polycarbonat und EPS. Erhältlich ist der Helm in zwei verschiedenen Größen. Dazu habt ihr die Wahl zwischen zwei verschiedenen Farbvarianten ohne MIPS und vier verschiedenen Designs mit MIPS. Preislich liegt der Uvex Revolt bei 299,95 € (ohne MIPS) bzw. 329,95 € (mit MIPS).
- Einsatzbereich Trail bis Bikepark
- Besonderheiten abnehmbarer Kinnbügel
- Material Polycarbonat (außen), EPS (innen)
- Farben Cloud & Black matt / all Black matt (ohne MIPS) | Cloud & Black matt / Oak Brown & Red matt / Moss Green & Black matt / all Black matt (mit MIPS)
- Größen 52-57 cm, 57-61 cm
- Gewicht (mit MIPS, gewogen) 467 g (ohne Kinnbügel) | 669 g (mit Kinnbügel)
- Verfügbarkeit ab sofort
- www.uvex-sports.com
- Preis (UVP) 299,95 € (ohne MIPS) | 329,95 € (mit MIPS) | Bikemarkt: Uvex Revolt kaufen
Im Detail
Der Uvex Revolt verfügt über 16 Belüftungsöffnungen im Haupthelm und drei Öffnungen im abnehmbaren Kinnbügel. Die Polster im Kinnbügel sind mit zwei Druckknöpfen befestigt, um sie für zusätzliche Belüftung schnell herausnehmen zu können. Der Kinnbügel selbst lässt sich mit nur einem Knopfdruck entriegeln und schnell montieren oder demontieren.
Die Helmschale, bestehend aus einer Multi-Inmould-Konstruktion aus Polycarbonat und EPS, hinterlässt einen hochwertig verarbeiteten Eindruck. Der Jethelm ist im Nacken und Seitenbereich weiter heruntergezogen und sorgt damit selbst ohne montierten Kinnbügel für ein sicheres Gefühl. An den Kopf angepasst wird der Helm über das von Uvex bekannte IAS-System. Verriegelt wird der Kinnriemen per Monomatic-Verschluss, der über seine Rasterung eine Feinjustierung der Länge des Kinnriemens ermöglicht.
Das feststehende Visier fällt relativ groß aus und ist in einer eher hohen Position fixiert, was Platz für eine Goggle unter dem Visier schaffen soll. In getragenem Zustand wird die Goggle dank Gummi-Verrutschschutz im Schläfen-Bereich sicher an Ort und Stelle gehalten.
Das optionale MIPS-System soll im Vergleich zum Modell ohne MIPS für etwa 20 g Mehrgewicht sorgen und zeichnet sich durch die zusätzliche gelbe Schicht im Inneren des Helmes aus. Das bekannte System aus Schweden soll Rotationskräfte besser aufnehmen und damit die Schutzwirkung im Sturzfall erhöhen.
Auf dem Trail
Wir haben den Uvex Revolt MIPS in der Farbe Moss Green & Black matt getestet. Die schlichte Farbgebung und hochwertige Verarbeitung überzeugt. Schon beim ersten Aufsetzen fällt auf: mit 467 g ist der Helm angenehm leicht. Er umschließt den Kopf sehr gut und vermittelt so ein sicheres Gefühl, selbst ohne montierten Kinnbügel. Über das IAS-System ist der Helm schnell auf die passende Größe eingestellt und sitzt sicher und ohne unangenehme Druckstellen auf dem Kopf. Im Uphill überzeugt der Helm mit einer erstaunlich guten Belüftung, auch wenn er durch die Abdeckung der Ohren natürlich spürbar wärmer ausfällt als Konkurrenten mit klassischem Aufbau.
Oben angekommen ist der Kinnbügel in Sekundenschnelle montiert. Zum Montieren und Demontieren muss lediglich ein Knopf im Inneren der Kinnbügels betätigt werden. Während die Demontage auch im angezogenen Zustand möglich ist, erfordert die Montage etwas mehr Fingerspitzengefühl. Theoretisch ist diese auch im angezogenen Zustand möglich, aber es ist deutlich einfacher, den Helm dafür kurz abzusetzen. Im montierten Zustand hinterlässt der Kinnbügel einen sehr stabilen Eindruck und vermittelt das Gefühl, auch für harte Bikepark-Einsätze gewappnet zu sein.
Trotzdem fällt er im Vergleich zu einem vollwertigen Fullface-Helm natürlich etwas filigraner aus – vor allem durch die großen Belüftungsöffnungen, die dafür sorgen, dass kurze Gegenanstiege in dem gut belüfteten Helm kein Problem darstellen. Die optionalen Kunststoff-Einsätze, die die Montagepunkte des Kinnbügels abdecken, passen gut und runden den Optik des Helms ab. Wer jedoch häufig den Kinnbügel montiert und demontiert, wird diese wohl eher zu Hause lassen.
Mit im Test hatten wir die Uvex Athletic CV Bike Google, die mit ihrem großen Sichtfeld, angenehmer Tönung – die auch in dunkleren Waldpassagen noch gute Sicht bietet – und hohem Tragekomfort ebenfalls überzeugen konnte. Während die fehlende Verstellmöglichkeit des Visiers dank der gut gewählten Position in der Praxis sonst keinerlei Problem darstellt, bietet sie für eine groß ausfallende Goggle leider nicht ausreichend Platz, um sie voll unter dem Visier platzieren zu können.
Für kurze Uphill-Passagen kann man die Goggle durchaus unter das Visier schieben, auf langen Anstiegen würden wir die Goggle jedoch eher „rückwärts“ auf dem Helm montieren, um den Rand der Brille nicht störend im Sichtfeld zu haben. Auch für eine normale Sonnenbrille bietet der Helm Platz, jedoch passen die Aussparungen für die Bügel der Sonnenbrille je nach Kopfform und Brillenmodell mal gut, mal weniger gut. Hier sollte man vorher testen, ob die gewünschte Kombination passt. Das lässt sich in unseren Augen aber verschmerzen, da ein solcher Helm vermutlich eher mit Goggle gefahren wird.
Alles in allem deckt der Uvex Revolt einen breiten Einsatzbereich ab, vermittelt stets ein sicheres Gefühl und überzeugt mit einem starken Sitz. Wer vor allem auf Enduro-Touren unterwegs ist, hat hier schon mit dem Jethelm ohne Kinnbügel stets einen zuverlässigen Begleiter. Bei härteren Strecken oder gelegentlichen Bikepark-Besuchen ist der Kinnbügel schnell montiert und überzeugt mit einem sehr stabilen Eindruck. Zwar ist die Belüftung des Helms überraschend gut, auf entspannten Trailtouren im Hochsommer wird man sich jedoch vermutlich trotzdem eine klassische Halbschale wünschen.
Fazit – Uvex Revolt
Der Uvex Revolt kann mit dem Vario-Konzept auf ganzer Linie überzeugen: Der durchdachte, sichere Mechanismus zur schnellen (De-)Montage des Kinnbügels ist gelungen. Dazu punktet der Jethelm mit einer überraschend guten Belüftung und einem sicheren, komfortablen Sitz. Des Gesamtpaket wird durch die hochwertige Verarbeitung und den stabilen Gesamteindruck abgerundet. Kleine Kritikpunkte sind das nicht verstellbare Visier, das für größere Goggles nicht genug Platz bietet, und die Aussparungen für die Bügel der Sonnenbrille, die nicht mit allen Modellen perfekt harmoniert.
Pro / Contra
Pro
- durchdachter, sicherer Mechanismus zur schnellen (De-)Montage des Kinnbügels
- gute Belüftung für einen Jethelm
- relativ geringes Gewicht
- guter und komfortabler Sitz
Contra
- nicht verstellbares Visier bietet für größere Goggles nicht ausreichend Platz
- nicht alle Sonnenbrillen passen perfekt zu den vorgesehenen Aussparungen
Wie gefällt euch der Uvex Revolt?
Preisvergleich Uvex Revolt
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweise darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unserem MTB Helm Test haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes Modell sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.
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