Die letzten Oktober vorgestellte Wolftooth Resolve Variostütze stellt bis zu 200 mm Hub zur Verfügung, entlüftet sich selbst und will mit einer sehr geringen Aufbauhöhe überzeugen. Wir haben die verstellbare Sattelstütze gründlich für euch ausprobiert. Hier gibt’s den Wolftooth Resolve Test.
Wolftooth Resolve Vario-Sattelstütze: Infos und Preise
Seit Oktober 2022 ist der heiß umkämpfte Variostützen Markt um einen weiteren Kandidaten reicher. Nachdem die Amerikaner von Wolftooth den Markt jahrelang mit Nachrüst-Triggern bespielt haben, präsentieren sie nun auch die passende Sattelstütze: die Wolftooth Resolve Dropper Post. Die neue Stütze ist in den drei Hub-Varianten 125 mm, 160 mm sowie 200 mm erhältlich und will die etablierte Konkurrenz in einigen Punkten überflügeln. Wir haben die Variostütze in den vergangenen Monaten ausgiebig getestet, um herauszufinden, wie sie sich im Praxis-Einsatz schlägt. Unsere Teststütze mit einem Hub von 200 mm und mit 31,6 mm Durchmesser bringt ohne Hebel und Kabel 562 g auf die Waage. Preislich liegt die Wolftooth Resolve in dieser Konfiguration bei 345 €. Den passenden Hebel gibt es für einen Aufpreis von 64 € dazu. Hier stehen Matchmaker-Optionen zur Kombination mit nahezu alle gängigen Bremsenherstellern und natürlich auch die klassische Klemmschelle zur Wahl.
- Selbst entlüftende Variostütze
- Durchmesser 31,6 mm (getestet) / 30,9 mm
- Hub 125 mm / 160 mm / 200 mm (getestet)
- Gewicht 562 g (nur Stütze) / 653 g (Stütze mit ungekürztem Zug und Hebel)
- www.wolftoothcomponents.com
- Preis (UVP, ohne Hebel)
- 320 € (125 mm)
- 330 € (160 mm)
- 345 € (200 mm)
Im Detail
Selbstentlüftungs-Funktion
Wolftooth bewirbt die Resolve als erste und einzige sich selbst entlüftende Variostütze auf dem Markt. Für diesen Claim werden einige Konkurrenten wie die Bikeyoke Divine, die ebenfalls über eine Auto-Entlüftungsfunktion verfügt, unter den Teppich gekehrt.
Doch wofür braucht man überhaupt eine selbst entlüftende Variostütze? Kennt ihr das Problem, dass eure verstellbare Sattelstütze unter Belastung absinkt und ein paar Millimeter Federweg aufzuweisen scheint? Genau in diesem Fall ist Luft im System. Diese Luft muss dann natürlich raus, um die vollständige Funktion der Variostütze wieder herzustellen. Bei einigen Variostützen ist dies nur über einen aufwendigen Service möglich, andere Modelle wie die Bikeyoke Revive oder die RockShox Reverb verfügen über eine manuelle Entlüftungsfunktion. Die Wolftooth Resolve hingegen entlüftet sich bei jedem einzelnen kompletten Absenkvorgang automatisch selbst. Eine zuverlässig und langanhaltende Funktion soll die Folge sein.
Service und Spacer
Trotzdem benötigt natürlich auch die Wolftooth Resolve Variostütze regelmäßige Service-Intervalle. Diese müssen allerdings nicht von einem dezidierten Service Dienstleister durchgeführt werden. Stattdessen kann der geübte Hobby-Schrauber hier selbst Hand anlegen. Auf der Wolftooth-Website finden sich ausführliche bebilderte Anleitungen und Videos, in denen alle Service-Schritte detailliert beschrieben werden. Das Einzige für den Service nötige Spezial-Werkzeug ist im Lieferumfang der Stütze enthalten. Außerdem bietet Wolftooth wirklich alle Komponenten der Variostütze als Ersatzteil zum Kauf an.
Ebenfalls angeboten werden Spacer zur Hub-Reduzierung. Mit diesen kann der Verstellweg der Resolve jeweils um 5 mm reduziert werden. Maximal können 10 Spacer verbaut werden, was einem Hub von 50 mm entspricht. Anders als bei einigen Stützen der Konkurrenz ist der Einbau der Spacer bei Wolftooth allerdings etwas komplexer, da hierfür die Kartusche geöffnet werden muss. Auch für diesen Arbeitschritt stellt Wolftooth allerdings eine genaue Arbeitsanweisung zur Verfügung.
Einbaumaß und Aufbauhöhe
Ein weiteres Merkmal, mit dem die Wolftooth Resolve gegenüber den Mitbewerbern punkten will, ist die sehr geringe Aufbauhöhe von lediglich 32 mm. Hier kann die Konkurrenz nicht mithalten. Hinter dem Begriff Aufbauhöhe beziehungsweise „Stack Height“ verbirgt sich der Part der Variostütze rund um die Sattelklemmung, der bei komplett versenkter Stütze nicht im Rahmen verschwindet. Eine geringe Aufbauhöhe kommt also vor allem Mountainbiker*innen zugute, die ein, in Relation zu ihrer Körpergröße, relativ langes Sitzrohr fahren und jeden zusätzlichen Millimeter an Bewegungsfreiheit zu schätzen wissen. Ebenfalls auf einem sehr guten Niveau liegt die gesamte Einstecktiefe. Hier misst die 200er Resolve 271 mm. Durch den Auslösemechanismus kommen allerdings noch mal 20,2 mm dazu.
Gewicht
Die von uns getestete Variostütze in 31,6 mm und mit einem Hub von 200 mm bringt genau 562 g auf die Waage. Hinzu kommen dann noch 36 g für den Wolftooth Light Action Lever sowie das Gewicht von Zug und Außenhülle. Bei unserem Orbea Rallon Testbike in Größe L lag das Gesamtgewicht bei 646 g.
Marke | Modell | UVP | Preis Remote | Gewicht | Hub | |
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Bike Yoke | Revive | 419,00 € | enthalten in UVP | 560 g (nur Stütze) | 185 mm | Testbericht lesen |
OneUp Components | V2 Dropper Post 210 | 239,50 € | 59,50 € | 590 g (nur Stütze) | 210 mm | Testbericht lesen |
OneUp Components | V2 Dropper Post 240 | 239,50 € | 59,50 € | 648 g (nur Stütze) | 240 mm | Testbericht lesen |
RockShox | Reverb Stealth | 443,00 € | enthalten in UVP | 650 g (inklusive Leitung und Remote) | 170 mm | Testbericht lesen |
Vecnum | Nivo | 449,00 € | enthalten in UVP | 508 g (nur Stütze) | 212 mm | Testbericht lesen |
Bike Yoke | Divine | 339 € | 40,00 € | 560 g (nur Stütze) | 185 mm | Testbericht lesen |
RockShox | Reverb AXS | 800 € | enthalten in UVP | 700 g (Stütze mit Akku) | 170 mm | Testbericht lesen |
Wolftooth | Resolve | 345,00 € | 64,00 € | 562 g (nur Stütze) | 200 mm |
Auf dem Trail
Die Montage der Bikeyoke Resolve verläuft absolut problemlos und genau wie bei jeder anderen kabelgebundenen Variostütze auch. Überraschungen gibt es hier keine und der Zug wird bequemerweise am Remote-Hebel geklemmt. Dank meiner relativ langen Beine habe ich in der Regel keine Probleme mit Einstecktiefen oder Aufbauhöhen von Variostützen, hier bildet auch die Wolftooth Resolve keine Ausnahme. Auch komplett versenken kann ich die Stütze in meinem Orbea Rallon in Größe L problemlos.
Der Light Action Remote-Hebel lässt sich direkt am Matchmaker X von SRAM anbringen und verfügt wie üblich über zwei Montagepositionen. Eine etwas näher am Griff, eine etwas weiter weg. Eine Winkelverstellung oder Ähnliches gibt es nicht. Die Ergonomie des Hebels funktioniert für uns allerdings auch ohne diese Einstelloption ausgezeichnet. Auch die Betätigung gelingt seidenweich und definiert. Hier punktet der absolut spielfreie Hebel mit sehr geringen Bedienkräften. Durch Form und Struktur des Hebels rutscht man auch bei Nässe nicht ab, sondern hat jederzeit ausreichend Grip zur Verfügung.
Wer mehr Einstellbarkeit benötigt, wird beim Wolftooth ReMote Pro-Hebel glücklich. Die aufgebohrte Variante der Light Action Remote bietet eine Winkelverstellung des Hebels und überzeugt dank einer elliptisch geformten Seilrolle mit besonders geringen Bedienkräften am Anfang des Hebelwegs.
Unmittelbar dem Knopfdruck folgend schießt die Wolftooth Stütze direkt in die Höhe. Dies macht sie angenehm schnell und das Erreichen der maximalen Auslenkung wird mit einem deutlichen „Klong“ bestätigt. Auch in die andere Richtung arbeitet die Resolve schnell und reibungsarm – beide Daumen hoch. Einzig der Meister in dieser Klasse, die Bikeyoke Revive, ist noch mal smoother unterwegs. Für die Fahr-Performance macht dies aber, wenn überhaupt, nur einen marginalen Unterschied.
Gerade im Winter haben Variostützen immer wieder mit den niedrigen Temperaturen zu kämpfen. Nicht so die Wolftooth Resolve: Die Stütze leistet sich auch bei klirrender Kälte keine Blöße und fährt souverän wie zügig ein und aus. Etwas enttäuschend ist allerdings, dass die Variostütze schon nach einem relativ kurzen Testzeitraum (206 km, 5600 hm) anfing, beim Ausfahren zu haken. Der daraufhin ausgeführte 100-Stunden Service behob das Problem völlig. Im Inneren der Stütze waren weder Beschädigungen noch Verschleiß zu erkennen. Gleichzeitig fehlte hier für meinen Geschmack allerdings auch etwas Fett. Es ist davon auszugehen, dass die Stütze am Werk einfach etwas zu wenig Schmiermittel abbekommen hat.
Der Service selbst ist für einen halbwegs geübten Hobby-Mechaniker problemlos in wenigen Minuten zu erledigen und wird auf der Wolftooth-Website vorbildlich erklärt. Den einzigen kleinen Kritikpunkt stellt die Form der die Ventilkappe dar. Es kann mitunter schwierig sein, diese per Hand zu öffnen, da die Angriffspunkte recht spartanisch ausfallen. Ein kleines Rundholz und ein Hämmerchen sorgen allerdings schnell für Abhilfe, wenn die Kappe zu fest sitzt. Nach dem durchgeführten Service verrichtete die Sattelstütze ihren Job zuverlässig und ohne weitere negative Auffälligkeiten.
Doch wie ist es um die Entlüftungsfunktion gestellt? Im Praxis-Einsatz funktioniert diese anscheinend absolut problemlos. Ich kann mich nicht erinnern, mich während des Testzeitraums jemals über eine federnde Stütze geärgert zu haben. Wenn die Wolftooth Resolve im normalen Fahr- und Lagerbetrieb Luft zieht, dann wird diese scheinbar schnell und effektiv beim nächsten Ein- und Ausfahren aus dem Hydraulikkreislauf entfernt. Komplett unnachgiebig war unsere Teststütze allerdings nie. Drückt man diese mit Kraft zusammen, federt sie immer um circa 5 mm ein. Im Fahrbertrieb war dies für uns zwar nicht störend spürbar, unschön ist das ganze trotzdem, da hierdurch auch der effektiv nutzbare Hub reduziert wird.
Belüftet man die Stütze mutwillig, (auf dem Kopf oder liegend einfahren) sackt sie anschließend fast bis auf die Hälfte des Hubs ab. Fährt man die Resolve daraufhin bei normal stehendem Bike ein paar mal ein und aus, entlüftet sich die Stütze automatisch selbst und sackt mit jedem Mal weniger stark weg. Bis die Stütze wieder komplett luftfrei ist, dauert es allerdings in der Regel bis zu acht Einfahr-Vorgänge. In Rotationsrichtung des Sattels sowie in der Fahrtrichtung hat die Wolftooth Resolve im ausgefahrenen Zustand leichtes Spiel. Dies liegt ungefähr auf dem Niveau vieler Mitbewerber.
Fazit – Wolftooth Resolve
Die Wolftooth Resolve überzeugte in unserem Test mit ihrer leichtgängigen Funktion, der schnellen Ausfahrgeschwindigkeit, dem guten Hebel und einem simplen Service-Prozedere. Zudem liegen die Einbauhöhe und das Aufbaumaß auf einem absoluten Top-Niveau. Allerdings war bei unserer Test-Variostütze bereits nach 200 Kilometern ein Service nötig und auch das Absacken um circa 5 mm traf bei uns nicht auf Gegenliebe.
Pro / Contra
Pro
- schnelle und leichtgängige Funktion
- geringe Einbauhöhe und Aufbaumaß
- ausgezeichnet funktionierender Remote-Hebel
- einfacher Service und alle Ersatzteile erhältlich
Contra
- Service bereits nach wenigen Test-Kilometern nötig
- sackt um circa 5 mm ab
Welche Variostütze nennt ihr aktuell euer Eigen?
Testablauf
Wir haben die Wolftooth Resolve Variostütze in den vergangenen Wochen und Monaten ausgiebig in unserem Orbea Rallon Testbike ausprobiert. Dabei musste sich die Stütze auch bei widrigsten Wetterbedingungen mit den teils sehr niedrigen Temperaturen des Winters bewähren.
Hier haben wir die Wolftooth Resolve getestet
- Taunus, Hessen naturbelassene, technisch anspruchsvolle Trails, von steinig bis zu weichem Nadelboden ist alles dabei. Außerdem gebaute Flowtrails und Downhill-Strecken
- Pfalz, Rheinland-Pfalz sandiger Untergrund mit teils flowigen teils ruppigen Trails, teilweise gebaut mit Anliegern, teilweise natürlich
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trail, Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- moderater Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
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