Video: YT Decoy SN im Test
YT Decoy SN – Neuheit MY2024
Die Innovationen
✅ Fazua Ride 60-Motor
✅ fest verbauter 430 Wh Akku
✅ 170/160 mm Federweg
✅ Mullet-Laufräder (29″ vorn, 27,5″ hinten)
✅ Tool-Befestigung unter dem Oberrohr
✅ 160 mm kurze Kurbeln
Infos und Preise
Einsatzbereich | Enduro |
---|---|
Federweg | 170 mm/160 mm |
Laufradgröße | Mullet 29″-27,5″ |
Motor | Fazua |
Akkukapazität | 430 Wh |
max. Systemgewicht | 140,0 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL, XXL (im Test: L) |
Website | www.yt-industries.com |
Preisspanne | 6.499–8.499 € |
YT Industries stellt das zweite E-Mountainbike der Firmengeschichte vor. Dass mit dem Fazua Ride 60 ein Light-Support-Motor verbaut ist, dürfte wenig überraschen – schließlich hatte man mit dem YT Decoy (Test) bisher nur ein Full-Power-E-Bike im Angebot. Durchaus ungewöhnlich ist jedoch, dass die Forchheimer mit dem Decoy SN keine Gewichts-Rekorde knacken wollen, sondern stattdessen ein äußerst potentes und kompromissloses E-Enduro mit 170/160 mm Federweg vorstellen. Die Geometrie ist eindeutig vom Enduro-Race-Bike Capra inspiriert, dazu gibt’s einen Viergelenker-Hinterbau mit ausreichend Progression für einen Stahlfeder-Dämpfer und durch die Bank weg Enduro-fähige Anbauteile. Mit 20,9 kg ist das Decoy SN – der Kürzel steht übrigens für Super Natural – entsprechend kein Leichtgewicht. Wir konnten das 8.499 € Decoy SN Core 4 bereits auf unseren Hometrails und in Saalbach-Hinterglemm testen.
- Rahmenmaterial Carbon
- Federweg 170 mm (vorne) / 160 mm (hinten)
- Laufradgröße Mullet (29″ vorn, 27,5″ hinten)
- Besonderheiten fest verbauter Akku, Flipchip zur Geometrie-Einstellung
- Gewicht 20,9 kg (Größe L, von eMTB-News gewogen)
- Max. Systemgewicht* 140 kg (Herstellerangabe)
- Rahmengrößen S, M, L, XL, XXL
- Motor Fazua Ride 60
- Akkukapazität 430 Wh
- Verfügbar ab sofort
- www.yt-industries.com
- Preis (UVP) ab 6.499 € | Bikemarkt: YT Decoy SN kaufen
Das maximale Systemgewicht begrenzt für ein Fahrrad, E-Bike oder E-MTB, wie schwer Fahrerinnen und Fahrer inklusive Kleidung, Ausrüstung und Gepäck laut Hersteller sein dürfen. Dieser Wert ist – gerade bei E-Bikes – oft niedriger als Verbraucher glauben und kann so für Verdruss sorgen. Wir gehen auf diese wichtige Kenngröße in unseren E-MTB Tests und Neuvorstellungen ein und fragen bei Herstellern nach, falls diese Angabe fehlt.
Wie diese Angabe ermittelt wird, wer sicherstellt, dass da niemand mogelt und was eine ASTM-Klasse ist, erfahrt Ihr in unserem ausführlichen Artikel:
Maximales Systemgewicht am E-Bike
YT Decoy SN Preis (UVP)
- Decoy SN Core 2 6.499 €
- Decoy SN Core 3 7.499 €
- Decoy SN Core 4 8.499 €
Auch mit ihrem neusten E-Fully bleibt sich die Online-Marke YT Industries treu und geht etwas andere Wege. Trotz „leichtem“ Fazua Ride 60-Motor wehrt man sich bei YT mit Händen und Füßen dagegen, das neue YT Decoy SN als Light-E-Bike zu kategorisieren. Schließlich gibt man selbst zu, dass das Rad mit fast 21 kg in Größe L kein Leichtgewicht ist. Stattdessen bevorzugt man in Forchheim den Begriff „Mid Support E-Bike“. Mittelgewichtsklasse würde vermutlich auch funktionieren. Dabei soll das Gewicht bei der Entwicklung durchaus eine Rolle gespielt haben: So ist der Akku fest im Bike verbaut, was etwa 1 kg Rahmengewicht gespart haben soll. Im Vordergrund stand jedoch das Fahrgefühl und der Einsatzzweck: harte Enduro-Trails!
Entsprechend gibt’s am Heck 160 mm Federweg, die vom bekannten V4L-Hinterbau erzeugt werden. Dabei handelt es sich um ein reguläres Viergelenker-Design, das YT schon seit Jahren erfolgreich anwendet. YT-typisch ist der Hinterbau recht progressiv: 29,5 % Progression über den gesamten Federweg werden angegeben. Das Top-Modell wird entsprechend mit linearem Stahlfeder-Dämpfer ausgeliefert, die beiden günstigeren Versionen mit Luftdämpfern. Unter dem Dämpfer ist Platz für den YT-eigenen Flaschenhalter samt 620 ml-Trinkflasche. Unter dem Oberrohr befindet sich zudem eine Tool-Aufnahme. In diese integriert ist ein Reifenheber samt Tubeless-Flicken, in die Schlaufe kann man etwa einen Ersatzschlauch packen.
YT hat die Leitungsführung etwas angepasst. Am Steuerrohr befinden sich recht markante, eingeschraubte Einsätze. Einige Zentimeter dahinter fängt die interne Führung an. Der Grund für die Lücke ist, dass manche Kunden, vor allem in Großbritannien, die Bremsen Motocross-style (also die Hinterrad-Bremse links) fahren und das Kabel dann auf der anderen Steuerrohr-Seite verlegen wollen. Bremse und Drehzahl-Sensor werden am Hinterbau extern geführt. Das Unterrohr wird von einem fetten Schoner überzogen, der unter dem Motor in eine harte Skid-Plate übergeht. Diese verfügt zudem über Kühlrippen für den Fazua-Motor.
Geometrie
Das neue Decoy SN gibt’s in ganzen fünf Größen von S bis XXL, die einen breiten Bereich abdecken. Die Reach-Werte wandern von 435 mm bis zu 515 mm, kombiniert mit stets recht hohen Stack-Werten. Insgesamt wirkt die Geometrie allerdings ausgewogen und keinesfalls extrem. So liegt der Lenkwinkel bei sehr moderaten 64,2°, kann jedoch über einen kleinen Flipchip im unteren Dämpferauge auf 63,9° abgesenkt werden. Dazu gibt’s ein 32–36 mm tiefes Tretlager und mittellange 443 mm-Kettenstreben. Der effektives Sitzwinkel soll bei allen Größen über 78° liegen und fällt damit sehr steil aus.
Schon gewusst? In unserem Geometrics – die Datenbank für Fahrrad-Geometrien sind viele aktuelle E-Bikes aufgelistet. Hier lassen sich die Geometriedaten studieren und sogar miteinander vergleichen, damit man auf den ersten Blick die Unterschiede sieht? Einfach mal ausprobieren!
Erhältliche Rahmengrößen: S, M, L, XL, XXL
Gewicht: 20,9 kg (Rahmengröße L, gewogen)
Rahmengröße |
S
|
M
|
L
|
XL
|
XXL
|
---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 |
Reach | 432 mm435 mm | 452 mm455 mm | 472 mm475 mm | 492 mm495 mm | 512 mm515 mm |
Stack | 635 mm633 mm | 643 mm640 mm | 650 mm648 mm | 657 mm655 mm | 664 mm662 mm |
STR | 1,471,46 | 1,421,41 | 1,381,36 | 1,341,32 | 1,301,29 |
Lenkwinkel | 63,9°64,2° | 63,9°64,2° | 63,9°64,2° | 63,9°64,2° | 63,9°64,2° |
Sitzwinkel, effektiv | 78,2°78,4° | 78,1°78,4° | 78,1°78,3° | 78°78,3° | 78°78,2° |
Oberrohr (horiz.) | 565 mm | 587 mm | 609 mm | 631 mm | 653 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 108 mm | 116 mm | 124 mm | 132 mm |
Sitzrohr | 390 mm | 400 mm | 420 mm | 440 mm | 460 mm |
Überstandshöhe | 774 mm | 798 mm | 821 mm | 845 mm | 868 mm |
Kettenstreben | 443 mm442 mm | 443 mm442 mm | 443 mm442 mm | 443 mm442 mm | 443 mm442 mm |
Radstand | 1.217 mm1.216 mm | 1.241 mm1.240 mm | 1.264 mm1.263 mm | 1.288 mm1.287 mm | 1.311 mm1.310 mm |
Tretlagerabsenkung | 36 mm32 mm | 36 mm32 mm | 36 mm32 mm | 36 mm32 mm | 36 mm32 mm |
Tretlagerhöhe | 340 mm344 mm | 340 mm344 mm | 340 mm344 mm | 340 mm344 mm | 340 mm344 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 160 mm | 160 mm | 160 mm | 160 mm | 160 mm |
Federweg (vorn) | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm |
Ausstattung
Zum aktuellen Zeitpunkt bietet YT das Decoy SN in drei Ausstattungsvarianten an. Wir konnten das teuerste Core 4 CF-Modell für 8.499 € testen. Dieses setzt auf ein Fox Factory-Fahrwerk bestehend aus 38-Federgabel und DHX2-Stahlfederdämpfer. Dazu gibt’s die elektrische SRAM GX Transmission-Schaltung, gepaart mit den super starken SRAM Maven Silver-Bremsen. Die Alu-Laufräder stammen aus dem Hause Crankbrothers – am Heck kommt eine stabilere E-Bike-Felge zum Einsatz. Das Cockpit mit super hohem 40 mm-Rise-Lenker stammt von Renthal, die Vario-Sattelstütze mit 200 mm Hub in Größe L von YT selbst.
Für 1.000 € weniger kann man auch zum Core 3 CF-Modell greifen, das ein High-End RockShox Ultimate-Fahrwerk mit Zeb-Gabel und Vivid Air-Dämpfer bietet. Geschaltet wird mit dem neuen, etwas günstigeren SRAM S1000 Transmission-Schaltwerk, die Kassette stammt aus der GX-Baureihe. Auch hier kommen Crankbrothers-Alu-Laufräder und die YT Postman-Sattelstütze zum Einsatz, das Cockpit ist hingegen von Title, die DH-R Evo-Bremsen von TRP. Diese gibt’s auch am günstigsten Decoy SN Core 2 für 6.499 €. Hier bekommt man das günstigere RockShox Select-Fahrwerk, eine mechanische Shimano XT-Schaltung und DT Swiss H1900-Laufräder.
Spannend sind die an allen Modellen verbauten Continental Kryptotal-Reifen, die bisher kaum an Komplettbikes zu finden sind. Zudem kommt vorne ein Reifen mit Enduro-Karkasse und Super Soft-Gummimischung zum Einsatz – eine Kombination, die aktuell im Handel nicht erhältlich ist. Zudem setzt YT durch die Bank auf 160 mm kurze Kurbeln – ein Trend, der langsam Fahrt aufnimmt.
- Federweg v/h 170/160 mm
- Motor Fazua Ride 60
- max. Drehmoment 60 Nm
- Akkukapazität 530 Wh
YT Decoy SN Core 4 CF | YT Decoy SN Core 3 CF | YT Decoy SN Core 2 CF | |
---|---|---|---|
Rahmen | Ultra Modulus Carbon Frame | 160 mm | 148x12 mm | YT Thru Axle I UDH | Ultra Modulus Carbon Frame | 160 mm | 148x12 mm | YT Thru Axle I UDH | Ultra Modulus Carbon Frame | 160 mm | 148x12 mm | YT Thru Axle I UDH |
Federgabel | Fox 38 Float Factory | RockShox ZEB Ultimate | RockShox ZEB Select |
Dämpfer | Fox DHX2 Factory (325 lbs (S) I 375 (M) I 425 (L) I 475 (XL) I 500 (XXL)) | RockShox Vivid Ultimate | RockShox Vivid Select |
Motor | Fazua Ride 60 | Fazua Ride 60 | Fazua Ride 60 |
Batterie | Fazua (Integrated | 430 Wh | 43 V I 3 A Charger) | Fazua (Integrated | 430 Wh | 43 V I 3 A Charger) | Fazua (Integrated | 430 Wh | 43 V I 3 A Charger) |
Controller | Fazua LED Hub w/ Ring Control | Fazua LED Hub w/ Ring Control | Fazua LED Hub w/ Ring Control |
Steuersatz | Cane Creek Series 40 | Cane Creek Series 40 | Cane Creek Series 40 |
Vorbau | Renthal Apex 35 | Title ST1 35 | Race Face Aeffect R 35 |
Lenker | Renthal Fatbar 35 | Title AH1 35 | YT Handlebar |
Griffe | Odi Elite Motion V2.1 | Odi Elite Motion V2.1 | Odi Elite Motion V2.1 |
Kurbeln | E13 Helix Race e*Spec (160 mm) | E13 Helix Race e*Spec (160 mm) | E13 Helix Core e*Spec (160 mm) |
Kettenblatt | SRAM Eagle Transmission XX | SRAM Eagle Transmission XX | E13 Helix Race e*Spec |
Kettenführung | MRP SL Custom | MRP SL Custom | MRP SL Custom |
Kassette | SRAM GX Eagle Transmission | SRAM GX Eagle Transmission | Shimano SLX CS-M7100 |
Schaltwer | SRAM GX Eagle Transmission | SRAM S1000 Eagle Transmission | Shimano SLX CS-M7100 |
Schalthebel | SRAM Pod Ultimate Controller | SRAM Pod Controller | Shimano XT |
Laufräder | Crankbrothers Synthesis E-Bike Alloy I9 1/1 Custom | Crankbrothers Synthesis E-Bike Alloy Custom | DT Swiss H1900 |
Reifen | Continental Kryptotal Fr (Super Soft / Enduro) | Continental Kryptotal Re (Soft / Enduro) | Continental Kryptotal Fr (Super Soft / Enduro) | Continental Kryptotal Re (Soft / Enduro) | Continental Kryptotal Fr (Super Soft / Enduro) | Continental Kryptotal Re (Soft / Enduro) |
Bremsen | SRAM Maven Silver | TRP DH-R Evo | TRP DH-R Evo |
Sattelstütze | YT Postman V2 (150 mm (S) | 170 mm (M) | 200 mm (L-XL) | 230 mm (XXL)) | YT Postman V2 (150 mm (S) | 170 mm (M) | 200 mm (L-XL) | 230 mm (XXL)) | YT Postman V2 (150 mm (S) | 170 mm (M) | 200 mm (L-XL) | 230 mm (XXL)) |
Sattel | SDG Bel Air 3.0 | SDG Bel Air 3.0 | SDG Bel Air 3.0 |
Preis (UVP) | 8.499 € | 7.499 € | 6.499 € |
Auf dem Trail
Dank selbst im „Regular“-Setting recht tief abgesenktem Tretlager steht man richtig schön im Rad integriert.
YT hat mich zum Test des neuen Decoy SN für zwei Tage nach Saalbach-Hinterglemm eingeladen. Anschließend konnte ich das E-MTB allerdings mit nach Hause nehmen und damit in den letzten 3 Wochen ausgiebige Touren auf meinen Hometrails rund um den Schöckl bei Graz, Österreich, fahren. Das Setup kann dank der vielen Einstellmöglichkeiten des Fox-Fahrwerks recht kompliziert ausfallen. Allerdings bietet YT auf der Website einen vorbildlichen Setup-Guide, der Vorgaben für Luftdruck, Federhärte sowie Druck- und Zugstufen-Einstellungen abhängig vom Körpergewicht macht. Zum Testzeitpunkt war dieser nicht verfügbar, sodass ich mir mein Setup während der ersten Fahrten erarbeitet habe. Die 425 lbs-Feder des L-Rahmens passt bei meinen etwa 83 kg (fahrfertig) mit 30 % Sag ziemlich genau.
Das Cockpit fällt auch mit nur einem 5 mm-Spacer unter dem Vorbau ziemlich hoch aus, was am hohen Stack und den 40 mm Rise des Renthal-Lenkers liegt. Das sorgt gemeinsam mit dem nicht sehr langen Oberrohr für eine ziemlich relaxte und für mich recht angenehme Sitzposition. Nur der Sitzwinkel fällt ziemlich steil aus, was ich am E-MTB allerdings ok finde. Trotzdem habe ich den Sattel leicht nach hinten geschoben, um nicht ganz so sehr von oben in die Pedale zu stampfen. In technischen Anstiegen ist der steile Sitzwinkel natürlich hilfreich, allerdings muss man sich durch das hohe Cockpit trotzdem ziemlich nach vorn lehnen, um ein steigendes Vorderrad zu vermeiden.
Der Fazua Ride 60-Motor schiebt im stärksten Rocket-Modus spürbar, fühlt sich dabei allerdings immer noch sehr natürlich an. Großer Beliebtheit hat sich bei mir der Boost-Modus erfreut, der für einige Sekunden Extra-Power liefert. Dies ist in Trail-Anstiegen teils notwendig, allerdings spricht der Motor dann auch sehr ruckartig an, woran man sich gewöhnen muss. Das Fazua-System ist im Light-Support-Bereich eher auf der kräftigeren Seite, trotzdem muss man stets selbst etwas Input in die Pedale geben. Gemeinsam mit der nach vorn gelehnten Körperhaltung kann das technische Trail-Anstiege durchaus schweißtreibend gestalten. Für Waldwege bietet sich der mittlere River-Modus an, der sich nur unwesentlich kräftiger fühlt. Der leichteste Breeze-Modus eignet sich höchstens für flache Zwischenstücke und fällt sehr sacht aus.
So richtig daheim fühlt sich das YT Decoy SN wenig überraschend in der Abfahrt. Zu Beginn musste ich mich vor allem an zwei Dinge gewöhnen: Die extrem bissigen SRAM Maven-Bremsen und das recht hohe Cockpit. Normalerweise muss ich den Lenker an Testbikes maximal hoch einstellen, hier hätte ich ihn fast noch tiefer gesetzt. Nach kurzer Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt und empfand die Körperposition als ziemlich angenehm. Dank selbst im „Regular“-Setting recht tief abgesenktem Tretlager steht man richtig schön im Rad integriert. Hinterbau und Gabel harmonieren gut miteinander und fallen zwar nicht extrem plüschig aus, sprechen jedoch sensibel an und bieten ausreichend Gegenhalt.
Ich war sehr überrascht darüber, wie gut ich mit dem 21-kg-Enduro auf meinen sehr engen, steilen und rutschigen Hometrails klargekommen bin. Das Heck bietet recht früh ausreichend Gegenhalt, um das Bike gut zu manövrieren. Leichtfüßig wäre an einem E-Bike sicherlich der falsche Ausdruck, aber man bekommt das Decoy SN gut in die Luft bewegt und um Kurven geworfen. In sehr schnellen, ruppigen Passagen reicht das Heck etwas Feedback an die Füße weiter, ohne jedoch unangenehm oder unvorhersehbar zu kicken. Es gibt laufruhigere Räder als das Decoy SN, allerdings bin ich mehrfach blind in schnelle Wurzelpassagen gehämmert und hätte auch auf einem Panzer von Bike einfach nicht schneller fahren können. Das Handling fällt ziemlich ausgewogen aus und erlaubt einen breiten Einsatzbereich.
Obwohl ich mir ziemlich Mühe gegeben habe, war es mir nicht möglich, einen Durchschlag zu provozieren: Der V4L-Hinterbau bietet mehr als genug Progression. In einigen Kompressionen hätte ich mich über etwas mehr Federwegsausnutzung gefreut, allerdings würde das wohl zulasten des sonst sehr sportlichen Handlings gehen. Durch das 27,5″-Hinterrad und den nicht allzu flachen Lenkwinkel geht das YT Decoy SN ziemlich willig und flink um Kurven. Wer nicht weiß, was eine Außenlinie ist und lieber von innen spitz in den Anlieger hämmert, ist mit diesem Gerät auf jeden Fall bestens aufgehoben. Sprung-Strecken machen mit dem Decoy SN ziemlich Spaß. Hier fühlt es sich wesentlich lebhafter als die meisten Full-Power-E-Bike an, obwohl diese häufig kaum schwerer sind. Das E-Enduro sackt im Absprung nicht weg, kickt aber auch nicht.
Das lebhafte Handling und der auffällige Gegenhalt des Hinterbaus haben dafür gesorgt, dass sich das Decoy SN auch auf den Bikepark-lastigen Strecken in Saalbach gut anfühlt. Während Full-Power-E-Bikes in flachen Stücken durch ihr träges Handling oft verhungern, kann man mit dem YT sehr aktiv über Kanten lupfen und aus Wellen und Anliegern rauspumpen und so auch über 25 km/h weiter Speed aufbauen. Wer sein Heil lieber in ausgedehnten Touren abseits belebter Parks sucht, könnte sich für einen Range Extender interessieren. Ich konnte mit meinen knapp über 80 kg eine 33 km / 1.150 hm Tour mit 50/50-Mix aus Asphalt und sehr gerölligen, schlecht rollenden Wanderweg-Uphills fahren und hatte am Ende noch Akku für 150–200 hm über. Und das an einem Tag, an dem es 36° C im Schatten hatte. Allerdings habe ich auch mit dem Akku gehaushaltet und bin nur in steilen Anstiegen und im Gelände in den mittleren River-Mods und wenn immer möglich (ohne bei der Temperatur völlig aufzugehen) im Breeze-Modus unterwegs gewesen.
Das ist uns aufgefallen
- Range Extender Mit 430 Wh und etwas Akku-Management sollte man auch im Gelände über 1.000 hm kommen. Das Decoy SN eignet sich mit seinem einfachen und vielseitigen Handling allerdings hervorragend dazu, neue Trails zu erkunden, weshalb ein Range Extender sicher keine schlechte Investition ist. Laut YT verfügt der Rahmen über eine Möglichkeit zur Montage – der dafür vorgesehene Fazua Range Extender wird in Zukunft angeboten werden, ist aktuell aber noch nicht erhältlich.
- Geräuschkulisse YT hat sich viel Mühe gegeben, diese zu minimieren und tatsächlich ist das Decoy SN ein sehr leises E-Bike. Ausnahme ist da die YT-eigene Hinterrad-Achse, die wie schon in unserem YT Jeffsy-Test auch hier nervig geklappert hat. Der Hebel lässt sich allerdings einfach abziehen, dann ist Ruhe im Karton.
- Fazua Ring Controller Die Lenkerfernbedienung hat nach matschigen Fahrten leider etwas geklemmt und wollte nicht in ihre Ursprungslage zurückkehren. Eine Reinigung hat das Problem behoben. Das haptische Feedback fällt jedoch sehr schwammig aus, ich musste häufig öfter drücken, um den Modus zu wechseln, obwohl ich der Meinung war, den Ring bis an den Anschlag gedrückt zu haben. Bergauf greife ich zudem den Lenker häufig mittig über den Bremshebel und habe dabei den Motor mehrfach versehentlich ausgeschaltet, da man ständig an den Controller kommt. Dazu kommt die etwas günstig wirkende Verarbeitung. Es wäre löblich, wenn Fazua eine Alternative anbieten könnte.
- Garmin-Integration Das Fazua-Display bietet lediglich ein paar LED zur Modus- und Akkustand-Anzeige. Der Motor-Hersteller hat ein eigenes Garmin-Dashboard entwickelt, das an Garmin-Geräten mit entsprechendem Display Informationen wie Motor- und Fahrerleistung, Geschwindigkeit und Akkustand anzeigt. Auf meinem Garmin 530 war die Anzeige allerdings extrem schwer lesbar, in Gelände-Anstiegen fast gar nicht. Außerdem konnte ich das Fazua-System nicht als Sensor mit meinem Garmin koppeln und so meine eigenen Anzeigeseiten nutzen oder die Fahrerleistung mit aufzeichnen. Laut Fazua-Website sollte sich das System eigentlich regulär mit allen Fahrradcomputern mit BLE-Schnittstelle verbinden lassen, darunter Garmin, Wahoo, Sigma oder Lezyne.
- Reifenwahl Die Continental Kryptotal-Reifen konnte in fast jeder Fahrsituation überzeugen. Besonders löblich ist der am Vorderrad eingesetzte, neue Mix aus Enduro-Karkasse und Super Soft Gummimischung. Etwas merkwürdig war, dass ich hinten mehr Luftdruck als gewöhnlich fahren musste (1,9 statt 1,7–1,8 bar), um Burping (Luftverlust durch Walken des Reifens) zu verhindern. Dies trat direkt zu Beginn in Bikepark-Anliegern auf, allerdings auch später auf meinen Hometrails. Eventuell ist hier die Felgen-Reifen-Kombination schuld.
- 160 mm-Kurbeln Die kurzen Kurbeln finde ich sehr löblich, da sie sowohl bergab als auch bergauf die Bodenfreiheit verbessern und am E-Bike keinen erkennbaren Nachteil haben.
- SRAM Maven-Bremse Kann eine Bremse zu stark sein? Ich würde sagen, ja! Man gewöhnt sich nach einer Weile an die wirklich brachiale Power der Maven, allerdings würde ich mir ein Müh mehr Dosierbarkeit wünschen und dafür auf ein paar Prozent Power verzichten. Gerade im Enduro-Einsatz hatte ich häufig das Gefühl, die Power der Bremse nicht mal ansatzweise in den Boden zu bekommen – der Grip ist einfach zu gering. Anders könnte es am Downhill-Bike auf sehr griffigen Böden sein. Außerdem schwankt der Druckpunkt teilweise leicht, allerdings bei Weitem nicht so stark wie bei einigen Shimano-Bremsen.
Fazit – YT Decoy SN
Light-Support, aber kein Leichtgewicht – was erstmal merkwürdig klingt, ging im Praxis-Test voll auf. Das YT Decoy SN fährt sich vor allem in der Abfahrt erstaunlich leichtfüßig, was an der ausgewogenen Geometrie und dem aktiven, aber mit viel Gegenhalt gesegneten Heck liegt. So konnte das Light-Support-E-Bike vom Bikepark bis zum Hometrail überzeugen, gehört allerdings nicht zu den laufruhigsten Vertretern seiner Zunft. Bergauf überzeugt das super natürliche Fahrgefühl des Fazua-Motors, dennoch ist das Decoy SN durch die aufrechte Sitzposition kein ausgewiesener Kletter-Spezialist. Dank kompromisslos auf den Enduro-Einsatz gewählter Ausstattung kann man es mit dem Decoy SN auch in härtestem Gelände ganz schön knallen lassen.
YT Decoy SN – Pro / Contra
Stärken
- ausgewogene Geometrie
- aktives Heck mit Nehmerqualitäten
- sinnvoll gewählte Ausstattung
- natürliches Motor-Gefühl
Schwächen
- kein Leichtgewicht
Was sagst du zum Ansatz von YT, einen Light-Motor in ein Vollgas-Enduro einzubauen?
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87 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumAm Fazua, deswegen frage ich ja hier. Sicher, dass das Kabel nur für dem SRAM Motor ist?
Auch der Lichtausgang (per Y-Kabel) wird kaum 7,4V haben, bei Fazua.
Nein zwei.
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