Für unsere Interviewreihe mit den Meinungsführern der Branche haben wir diesmal mit Jerome Clementz gesprochen, dem ersten Enduro-Weltmeister. Jerome ist nicht nur ein absoluter Profi und ein unglaublich schneller Fahrer, sondern auch ein wirklich sympathischer Typ, der uns seinen Blick auf die Zukunft des Mountainbike-Sports mitgeteilt hat.
English version below
Obwohl er gerade für einen Monat mit seinem Bike in der südlichen Hemisphäre unterwegs ist, hat er sich die Zeit genommen, um sich mit uns zu unterhalten. Er erzählte uns von seinen künftigen Projekten sowie der Entwicklung des Mountainbike-Sports.
eMTB-News.de: Hi Jerome, wie laufen die Vorbereitungen für die neue Saison? Was machst Du so?
Jerome: Alles läuft bestens, danke! Ich habe den ganzen Dezember auf Schnee gewartet, der leider aber ausblieb, so dass ich viel Zeit zum Biken hatte. Dann fiel letztendlich doch ein bisschen Schnee und ich ging Skifahren. Vor ein paar Tagen bin ich dann nach Chile gereist und werde jetzt für etwa einen Monat auf der Südhalbkugel in den Genuss kommen, bei sommerlichen Temperaturen Biken zu gehen.
Um mit den jüngeren Fahrern mithalten zu können, habe ich etwas meine Vorbereitung angepasst. Ich fahre momentan mehr Motocross und Downhill und trainiere vor allem bei hohen Geschwindigkeiten.
Du warst eine der Schlüsselfiguren im Fahrerlager, die Enduro vorangebracht haben. Wie siehst Du die Veränderung, die in den letzten fünf Jahren stattgefunden hat?
Sicherlich ist der Sport innerhalb der letzten fünf Jahre sehr erwachsen geworden. Alles ist viel professioneller und wenn man in der Spitze mitmischen möchte, muss man immer sein Bestes geben und sich ständig verbessern. Der Rennsport ist stärker denn je von Konkurrenz geprägt und die Abstände zwischen den Top 20 Fahrern sind minimal.
Leider bringt das Wachstum einer Sportart nicht immer nur positive, sondern auch einige negative Aspekte mit sich. Dagegen kann man auch nichts tun, das haben Entwicklungen einfach an sich. Der schlimmste Aspekt am Wachstum ist, dass mit mehr Geld, Ruhm und gleichzeitig auch mit größerem Druck, der auf allen lastet, die langfristigen Ziele oft aus dem Blickfeld verloren gegangen sind und manche nur noch an den eigenen Profit denken.
Die Bike-Technologie hat sich in den letzten Jahren enorm verändert. Was denkst Du, wohin dieser Weg führen wird?
Dinge ändern sich und Entwickler arbeiten unaufhörlich daran, Bikes weiter zu verbessern. Dies wird sich bestimmt nicht in naher Zukunft ändern. In der Branche herrscht großer Konkurrenzkampf und jeder Hersteller arbeitet ständig an neuen Entwicklungen, um Innovationen hervorzubringen und den Markt anzuführen. Meist sehen wir eher kleine Entwicklungen, die das Fahrerlebnis verbessern. Es könnten aber natürlich auch andere Erfindungen kommen, die Teile des Bikes grundlegend verändern.
Der neue große Trend sind E-Bikes, die vor allem in Europa einen immer größeren Stellenwert einnehmen. Was hältst Du von dieser Art der Bikes?
Ich habe mal ein E-Bike ausprobiert und man kann richtig Spaß damit haben. Anstiege sind leichter zu bewältigen und Du kannst in gleicher Zeit mehr Trails fahren. Ein Markt dafür ist sicherlich vorhanden. Ich bin noch nicht bereit dazu, auf ein E-Bike zu wechseln, da mir die Herausforderung gefällt, Anstiege ohne Hilfe zu bewältigen. Allerdings glaube ich, dass man mit E-Bikes mehr Leute zum Mountainbiken bewegt. So werden wir wahrscheinlich in Zukunft mehr E-Bikes auf breiten Schotterpisten antreffen, technisch anspruchsvolle Trails werden aber meiner Meinung nach weiterhin von normalen Bikes dominiert.
Was dachtest Du, als Du das erste Mal ein E-Bike gefahren bist? Hat sich das angefühlt, als ob man betrügen würde?
Es ist definitiv nicht mit dem Mountainbike-Sport vergleichbar. Ich wusste bereits davor, dass der Turbo-Modus existiert, aber was mich noch mehr beeindruckt hat, war der Eco-Modus. Es macht Mountainbike fahren so viel einfacher und erleichtert die Strapazen eines jeden Anstiegs. Ich könnte mir vorstellen, dass mithilfe des Antriebs mehr Leute mit dem Mountainbike-Sport anfangen. Und mehr Leute draußen in der Natur bedeutet, dass mehr Leute sich deren Schönheit bewusst werden und somit vielleicht auch versuchen, umweltfreundlicher zu handeln.
Kannst Du Dir vorstellen, dass irgendwann mal E-Bikes für Pro-Fahrer die gleiche Bedeutung haben werden wie normale Bikes?
Ich persönlich glaube nicht, dass E-Bikes für den Rennsport von Bedeutung sein werden. Der Motor sowie dessen Einstellungen könnten einen zu großen Einfluss auf den Rennausgang nehmen und dass ist nicht so mein Ding. Mir gefällt eher die körperliche Herausforderung und der faire Wettkampf mit der Konkurrenz.
Auf jeden Fall könnte ich mir aber vorstellen, dass E-Bikes zu Trainingszwecken für Pro-Fahrer interessant wären. Man kann mehr Strecke zurückzulegen und Abfahrten mit einem schwereren Fahrrad sind ein gutes Oberkörpertraining.
Denkst Du, dass Dir jemals ein Sponsor aus der Bike-Branche ein Geschäft vorschlägt, ob Du nicht ein E-Bike als Teil eines Sponsorings fahren möchtest?
Ich werde wahrscheinlich ein Cannondale Moterra bekommen, aber bislang bestehen noch keine konkreten Pläne seitens des Sponsors. Wenn Sie fragen sollten, werde ich sicherlich nicht nein sagen, denn letztendlich ist es ja immer noch ein Bike!
Jeder Mountainbiker hat seine ganz eigene Idee und Vorstellung vom Mountainbike-Sport. Du als Pro-Fahrer, was denkst Du ist der beste Weg, um alle Fahrer zu vereinen?
Jeder sollte das Bike fahren, welches er möchte und mit welchem er sich am wohlsten fühlt. Es ist genau wie mit Religion, Politik und Hautfarbe. Ich wünschte, dass Menschen aufhören würden zu glauben, dass ihre Denkweise die einzig richtige ist. Gegenseitiger Respekt und die Freiheit, die man den anderen einräumt sind das Einzige, was zählt.
Continuing our series of interviews with opinion leaders in the Industry we speak to Jerome Clementz, the first Enduro World series champion, really nice guy, professional incredibly fast rider and one who knows about the future of biking. We caught up with him as he starts a month long ride time in the southern Hemisphere, we asked him all about what he will be doing and where he thinks biking might go next.
eMTB-News.de: Hi Jerome how are your preparations for the new season going? What are you doing?
Jerome: Everything is doing good. I had been waiting for some snow all of December and it never came so I rode my bike more than I used to. Then we had some snow and I did a bit of skiing. I left to travel to Chile a few days ago for about one month in the southern hemisphere to ride in short sleeves so I can’t complain. I’ve tried to change few things in my preparation to keep up with the young guns. A bit more MX riding and DH session to carry more speed.
You have been one of the key riders leading the rise of Enduro, how do you feel about that change that took place 5 years ago?
For sure the sport grew up a lot in a very short amount of time, these past 5 years. Everything is more professional and if you want to stay at the top you need to step up your game and keep moving forward. Racing is way tighter than before and now there is very little margin between the top 20 riders. There are some evolutions I like but some bad sides of this growth that I like less, but you can’t fight everything and evolution most of the time also includes a bad side. For me the worst is that with more money, fame and pressure people sometimes forget about the long term effect and think only about their personal benefits.
Bike technology has changed a huge amount as well in the last year’s, where do you think it’s going to finish?
Things keep changing, there are a lot of engineers working to make bikes always better. I don’t think it will stop soon. There is a lot of competition in the market so the brands will always try to find something new and better to keep leading and be innovative. I could be a little thing that improves the experience but I think there is also an invention that could be made to really change some parts of our bike.
E-Bikes are the new thing that particularly in Europe are becoming important, what do you think about E-Bikes?
I’ve tried them once and I can say it’s fun, you can get easily up and then ride more trail in the same amount of time. For sure there is a market for E-Bikes. I’m not yet ready to skip peddling up without help as I like the challenge to climb too, but I can see more people getting into MTB through Ebikes. Also for most of the market, I don’t believe it will rise a lot the amount of people in the technical trails. I see more people with E-Bikes on fire roads than on single-track.
Your first time you rode an E-Bike what was your Initial feeling, is it cheating?
It’s definitely not the same sport. I knew the turbo power mode existed but to be honest I was more impressed by the Eco mode. It makes MTB easier and removes the initial pain every climb gives you. I see that more people could enjoy being out on their bike with this help. And more people in nature is maybe more people conscious of the beauty of it, so more people possibly keen to be more eco friendly.
Can you see a future where E-Bikes become as important to pro riders as normal pedal bikes?
For me not, I don’t see any interest in racing with E-Bikes. The Engine and preparation could make huge differences so it’s not my cup of tea. I also like the challenge of the fitness and the fair battle with your competition.
But I could definitely see an use for training for the pro rider, to get more runs in and get used to roll down with a heavier machine and work on the upper body.
Obviously your sponsorship deals are based around bikes do you foresee anyone asking you to ride Ebikes as part of your riding deals?
I will probably get a Cannondale Moterra, but so far I’m not in their plan to communicate around it. If they ask, why not it’s biking after all!
As riders what do you think is the best way to unite people when everyone has a different idea of what riding is?
Ride the bike you like and let other people enjoy what they feel comfortable on. It’s like religion, politics and racism. I wish people could stop believing that their way is the only one way to think and their way is better than the other. As long as their is respect of the other and no stepping on your freedom, that is what matters.
All photos: Sven Martin
Weitere Informationen
Website: www.jeromeclementz.com
Text & Redaktion: Alex Boyce | eMTB-News.de
Bilder: Sven Martin
Kommentare