Rennbericht: Enduro One #2 – vergangenes Wochenende hieß es Neuland erkunden in Aschau am Chiemsee. Baboons, die Macher der Enduro One, hatten mit der zweiten Veranstaltung mal direkt ihren zweiten neuen Spot im Programm. Dass man in der Gegend um Aschau, mit seiner steilen Kampenwand und den grünen Wiesen, ziemlich gut eBiken kann, hatten wir bereits gehört. Zeit also, die Trails im Renntempo zu erkunden.
Kurz & knapp
„Aschau is a’Schau.“ – mit diesem vollmundigen Slogan wirbt die Gegend für sich. Wir können dem Folgendes hinzufügen: Die Trails um Aschau sind richtig, richtig gut. Am 27. und 28. Mai fand der zweite Lauf der Enduro One Rennserie statt und lud in die malerische Gegend um den Chiemsee ein. Wer noch nie hier war, dem können wir ans Herz legen, dass er sich „Aschau – hinfahren!” mal ganz dick auf die To-Do-Liste schreiben soll. Denn hier ist für jeden Fahrtechnik-Typ etwas dabei. Es gibt es steile enge Uphills, steinige Trails, Spitzkehren und Downhills mit richtigen Wurzelteppichen.
Aschau am Chiemsee, etwa 60 Autominuten von München entfernt, lud mit einer perfekten Organisation, tollen Stages, extrem guten Wetter und sehr motivierten netten Streckenposten zum zweiten Run der Enduro One ein. Auch hier ging das Konzept von Baboons voll auf und ca. 500 Starterinnen und Starter erlebten ein spektakuläres Enduro-Rennen. In der E-Bike-Klasse gingen 16 Racer und eine Racerin an den Start.
Für alle galt es, von der Festhalle in Aschau im Chiemgau hinauf auf die Stages am Fuße der Kampenwand per Pedes zu fahren. Das Organisationsteam um Mario Mittermayer-Weinhandl und Georg Blenk leistetet bei hochsommerlichen Temperaturen eine tolle Arbeit.
Prolog – Uphill-Stage für E-Bikes
Schade, dass durch den Charakter der Uphill-Stage das Rennergebnis extrem verzerrt wird.
Wir erinnern uns noch gut daran, dass wir bereits im vergangenen Jahr beim E1-Rennen am Ochsenkopf sagten: “Es braucht eine eigene Uphill-Stages für E-Biker. Warum fahren wir nicht einfach die Prologstrecke hinaus?”, das war unser Tipp, um die Rennen für motorisierte Teilnehmer interessanter zu machen. Eine Idee, die am Ochsenkopf mit seinen Gegebenheiten aufgegangen wäre, funktioniert nicht überall. Einfach eine Stage nach oben fahren, erscheint uns zu einfach gedacht. Am Samstag, beim Prolog der eMTBs ging es für uns die Stage 5 vom Sonntag nach oben – ausgerechnet die längste Stage, die auch noch mit zwei technisch anspruchsvollen Spitzkehren gespickt war. Leider suboptimal, denn hier wurde das Ergebnis zu sehr von der reinen Motor-Power abhängig gemacht. Als Sieger wurde von den Buchmachern ein eMTB mit starkem Shimano-, Bosch- oder Yamaha-Motor, gepaart mit einem leichten, tretstarken Crosscountry-Piloten gehandelt. Und genau so kam es auch. E-Bikes mit dem schwächeren Brose-Motor hatten auf dieser Stage keine Chance und verloren wertvolle Sekunden im Kampf ums Podest am Sonntag.
Stage 1
Lass einfach laufen!
Nachdem wir in praller Sonne den Berg hinauf gefahren sind, standen wir am Anfang der Stage 1. Abklatschen, alles Gute wünschen, auf den Helm klopfen – das alles hilft, um die Nervosität vor den ersten Metern etwas zu nehmen. Die Stage war unspektakulär, aber schnell und schön. Sie verlief auf einem Wanderweg und konnte mit Vollgas gefahren werden.
Stage 2
Yeehaaa, plötzlich stehen da grölende Zuschauer.
Die Stage 2 hatte es in sich. Superschnell ging sie teilweise schnurgerade den Berg hinunter. Wer hier einfach laufen ließ, hatte die beste Zeit. Technisch gab es wenig, dass einen versierten Starter dazu bewegte, waghalsige Fahrmanöver durchzuführen. In der letzten Linkskurve stand ein grölender Fanblock, der mich zum Grinsen brachte und mich für die letzten Meter noch einmal ordentlich pushte. Danke Jungs!
Stage 3
Wow, hier gibt’s mal ordentlich Steine.
Dank dem Training am Vortag, kannten wir diese Stage schon. Der erste Teil war übersäht mit Steinen – eine Art Kopfsteinpflaster, aber eben mit unbearbeiteten Steinen und Felsen. “Sah alles schlimmer aus, als es war.”, versuchte ich mir vor dem Startgatter noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Einklicken und los. Steinfeld mit hoher Geschwindigkeit überrollt, kein Plattfuß, geil! Weiter ging es, jetzt musste ich einen Skihang queren und ich erinnerte mich daran, dass ich danach ganz links auf dem Weg bleiben wollte. Gedacht, getan, ballerte ich auf der linken Wegseite in den Wald. Ähm, Moooomeeeeent, das war zu weit links! Ich mähte durch die Bäume und Äste und kam nur mit Mühe zurück auf den Weg. „Rico, du Honk!“, hörte ich mich sagen und nahm wieder Geschwindigkeit auf. Letzte Kurve, Stage 3 war Geschichte.
Stage 4
Ähnlich wie die dritte Stage
So etwas gab’s noch nicht. Die Stage 3 hatte uns gerade ausgespuckt, da standen wir – keine 90 Meter weiter – am Startgatter der vierten Stage. Auch hier galt: Bleib sturz- und plattfußfrei, dann kannst du echt schnell sein. Leider erwischte es hier einen Mitfahrer, dessen dicker Plusreifen einen bleibenden Schaden nahm und auf der Strecke seine Luft verlor.
Stage 5
Diese verdammten Spitzkehren!
Okay, vorletzte Stage, technisch nur durch die beiden Spitzkehren schwierig und im Rest dann eher Vollgas zu fahren. Hier erwischte mich leider der Defektteufel. Irgendein verdammter Stein schepperte mir derart hart gegen das Hinterrad, dass mein stabiler Conti-Reifen einen derben Plattfuß erlitt. Und das direkt nach der ersten Spitzkehre, sodass noch ca. dreiviertel der Stages vor mir lag. Flache Stage mit Plattfuß – die Kombination klingt schon mies, wenn man sie mal leise ausspricht. Hier im Wald, im Rennmodus war das richtig schlecht.
Stage 6
Klick- oder Flatpedal, das ist hier die Frage.
Ein künstlich angelegter Schotterweg, der im Normalfall den Touristen dazu dient, von unten auf sanfte Art und Weise bis hinauf zum Schloss zu spazieren, wurde für uns zur 6. Stage abgeflattert. 13 Kurven, von denen 11 getrost als mittlere Spitzkehren bezeichnet werden dürfen, ging es hinunter. “Wie machst’n du das? Klickst du aus oder fährst die irgendwie eingeklickt?”, fragte mich ein anderer E-Biker. Gute Frage, die ich lächelnd mit einem “Besser nicht einklicken.” beantwortete. Gesagt getan, ging es auf uneingeklickten Klickpedalen gen Tal. Kehre, Kehre, Kurve, Kies, rutschen, antreten, Mist zu langsam, Kehre, … und unten dann die grölende Masse. Für mich ein wahrhaft würdiges Finale!
Schnelle Kerle mit ihren tollkühnen Kisten
Ich möchte immer etwas Besonderes haben
Sam hat viel Zeit damit verbracht, sein Cube Hybrid E-Bike zu pimpen. Er ließ Aufkleber fertigen, entwarf Muster, suchte nach coolen Gimicks und hat sogar etwas Blattgold am Rahmen. Ein derart gestyltes E-Bike möchten wir euch nicht vorenthalten, deshalb zeigen wir euch hier noch ein paar Bilder von dem Teil.
Meinung @eMTB-news.de
Es hat wie immer sehr viel Spaß gemacht! Aschau machte seinem Namen alle Ehre und ist in der Tat “a’Schau”. Tolle Stages, ein super Publikum, perfekte Organisation und eine Stimmung die schon irgendwie an Urlaub erinnerte.
Vielleicht schaffen es die Macher von Baboons und die örtlichen Veranstalter in der Zukunft auch ihre touristische Verantwortung in die Waagschale zu werfen, wenn die Stages diskutiert werden. In Aschau hätten höher gelegene Rennabschnitte nämlich ein noch viel bleibenderes Erlebnis in die Erinnerungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebrannt.
Enduro One in Aschau – wie sieht’s aus, seid ihr 2018 mit dabei? Ach ja, ihr wisst noch, wie es in Frammersbach war, oder?
Weitere Informationen
Website: www.enduro-one.com
Text & Redaktion: Rico Haase | eMTB-News.de
Bilder: Nico Gilles, Rico Haase
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