Tatsächlich fahren auch auf Abschnitten ohne Tempolimit rund 77 Prozent der Autofahrer langsamer als 130 km/h, wie eine neue IW-Studie zeigt. Weitere zwölf Prozent fahren zwischen 130 und 140 km/h, und weniger als zwei Prozent fahren schneller als 160 km/h.
Deckt sich auch mit meinen Erfahrungen, scheinbar fahren viele doch sparsamer als früher.
Somit liegen die Einsparpotentiale im eher niedrigen Bereich.
Aber daraus lese ich doch erst recht, dass ein Tempolimit sinnvoll ist, findest du nicht?
Ein Tempolimit von 130 (bei dem man mit Toleranz ja noch straffrei und sorglos 150km/h auf dem Tacho fahren kann) würde dann ja tatsächlich nur rund 2% der Fahrer beeinträchtigen in ihrer Freiheit. Gleichzeitig würde es für wesentlich weniger aggressive Fahrweise führen, weniger Unfälle, weniger Lärm, weniger Gedrängel. Noch dazu weniger Staus (die oft ja nur durch sinnlose Tempowechsel und Überholmannöver entstehen, nicht wegen tatsächlichen Unfällen/Sperrungen/Baustellen.). Durch die weniger Staus sogar ein schnelleres Vorankommen für alle Fahrer.
Ich glaube jeder, der schon mal von Deutschland in die Niederlande oder Dänemark gefahren ist, weiß das zu schätzen. Allein die Situation, wenn man mit 130km/h jemanden überholen will, der 110kmm/h fährt. Normalerweise wäre das kein Problem, wie man in unseren Nachtbarländern merkt. In Deutschland muss man aber Angst haben, dass jemand mit mehr als doppelt so viel (260km/h) angerast kommt. Das ist extrem gefährlich und sorgt für unnötigen Stress.
Einen so kleinen Teil der Autofahrer minimal in ihrer Freiheit einzuschränken, klingt für mich vernünftig, wenn man sich die Vorteile mal anschaut. Noch dazu empfinde ich die Einschränkung der Freiheit wirklich klein. Es wird niemandem das Auto weggenommen, man hat immer noch ein top Autobahn-Netz, die Strafen für Rasen sind im internationalen Vergleich immer noch extremst niedrig, die Motorisierung wird nicht beschränkt, man kann weiter private Rennstrecken nutzen, man kann Verbrenner so lange fahren bis sie nicht mehr restauriert werden können, Diesel und Dienstwagen bleiben subventioniert, der Autobahn-Ausbau geht priorisiert voran...
Es ist nun nicht so, als würde man die Leute ihres Lebensinhalts oder Einkommens berauben. Außerdem betrifft das dann ja nur einen kleinen Teil der
Autofahrer (genauer gesagt sogar nur der Autofahrer, die öfter Autobahnen nutzen) - während von den Vorteilen aber
ALLE Menschen in Deutschland profitieren (und auch der Rest der Welt - Klimaschäden treffen schließlich vor allem arme Länder).
Und die Co2 Einsparungen sind immens, für diese praktisch kostenlose Maßnahme:
https://www.tagesschau.de/wissen/klima/tempolimit-autobahnen-studie-101.html
6,7 Mio Tonnen. Bei 164 Mio Tonnen im gesamten Verkehrssektor sind das locker 4% Ersparnis, praktisch für lau. Noch dazu Ersparnisse in Sachen Feinstaub und Reifenabrieb, was nicht zu unterschätzen ist.
Zu den Vorteilen in Sachen Klima, Umwelt, Lärm, Sicherheit, Komfort und durchschnittliche Reisezeit kommen ja sogar noch riesige wirtschaftliche Vorteile:
https://www.sciencemediacenter.de/a...ennte-grossen-oekonomischen-nutzen-entfalten/
Es ist also nicht nur solidarisch, sondern wahrscheinlich auch einfach wirtschaftlich sinnvoll.
In Summe sehe ich praktisch nur (teils massive) Vorteile, während die Einschnitte in die Freiheit der Fahrer in Summe gesehen verschwindend gering sind. Oder nicht?