Danke für den erheiternden Test. Ich bin, wie so viele andere in Tirol im Steilwandbetrieb jahrelang die Gustav M gefahren. Sie war Problemlöser, mit brachialer Bremskraft, trotzdem gut dosierbar, extrem Standfest, mit unkaputtbaren Axial-Geber Bremshebeln im Motorrad-Style, die gut in der Hand gelegen sind.
Das Problem ist, dass irgendwann jemand bei Magura bei den MTB-Bremsen auf Radial Geber wechseln liess. Und Carbotexture. Das hat zwei immense Nachteile gebracht:
Die Hebelergonomie ist beim Radial Geber durch den weit aussen liegenden Drehpunkt einfach immer sehr unglücklich ungünstig, im
Vergleich zu Axial Gebern, wo der Drehpunkt relativ nah am Lenker liegt. Durch den weit aussenliegenden Drehpunkt wandert die Außenseite des Bremshebels auf einer starken Kreisbahn, ziehen die beiden Bremsfinger bzw Einfinger schräg nach innen.
Das ist auf Dauer kraftraubender, als ein Bremshebel, der auf einer weiteren Kreisbahn nach innen gezogen wird, und wo die Finger am Bremshebel nicht so stark nach innen geknickt werden. Weiterhin, und man sieht es auf allen Pressefotos der Gustav Pro, ist der Geber extrem weit aussen von den Lenkergriffen, und der Bremshebel dann wieder zu kurz.
Warum Magura bei all diesen Nachteilen am Radial Geber festhält, ist uns schleierhaft.
Der zweite Nachteil ist Carbotexture. Wir haben im Alpinbetrieb über die Jahre nach leichten Stürzen komplett abgerissene Carbotexture Geber gesehen, die es teils bei MT5 oder 7 einfach abgerissen hat.
Dass die Leute in ihrer Verzweiflung einerseits deswegen, und andererseits wegen der fürchterlichen Radial Geber Ergonomie Shiguras bauen (wohl dann auch weiterhin), ist nicht verwunderlich.
Aber vielleicht bekommt mal jemand bei Magura seinen Hintern endlich in die Höhe, und lässt der Gustav Pro einen Axial Geber wie ihn die Gustav M hatte als Option angedeihen. Die wären bei den Motorrädern ja im Baukasten vorhanden.
Und das wäre ja noch eine tolle Aufgabe für das neue Ingenieursteam.
Zum Test noch ein paar Anmerkungen:
„Mit etwa 83–85 kg fahrfertig und einem schweren E-Bike hatte ich zu keinem Zeitpunkt Probleme, rechtzeitig zum Stehen zu kommen. Generell bin ich mir nicht sicher, ob mehr Power immer nötig ist, denn zu ist irgendwann einfach zu. Trotzdem wäre ein Test am Downhill-Bike, das einfach wesentlich mehr Grip aufbaut und dadurch die Bremse härter fordert, in Zukunft interessant.“
„Mit der MT7 hatte ich auch keine Power-Probleme, gerade am E-Bike neigt diese in meiner Erfahrung allerdings schnell zum Überhitzen“.
Also bei uns schaffen auch schwere Alpinfahrer im Steilwandbetrieb es mit eEnduros nicht, die MT5/7 mit 220er MDR-P Klapper-Scheiben zum Überhitzen zu bringen. Vorher sterben die an anderen Bikes mitfahrenden XT 4-Kolben oder SRAM Bremsen, die dann thermisch überlastet übelst zu kreischen anfangen.
Und dass DH-Bikes mehr Grip aufbauen als aktuelle e-Enduros die durch die Eigenaktivierung des Fahrwerks zumeist extrem plush am Trail unterwegs sind, halte ich für ein Gerücht. Eher belasten eMTBs durch die plushen Fahrwerke und das höhere Eigengewicht sowie viel Traktion aktuelle Bremsen bis zum Anschlag.
Gäbe es die Gustav M heute noch, und wäre sie mit aktuellen Standards kompatibel, hätte sie vermutlich viele Fans.
Fazit: der neue Bremssattel der Gustav Pro scheint ausgezeichnet konstruiert zu sein, was man vom radialen Geber offenbar wieder einmal nicht behaupten kann, speziell bei der Ergonomie. Hier sollte Magura endlich eine Axial Geber Option anbieten. Aber es gibt ja auch Trickstuff als Option. Oder Shimano XT oder die SRAM Maven. Deren Bremshebel haben auch für kleinere Hände eine ausgezeichnete Ergonomie.