Haibike XDURO Nduro 10.0 im Test: Bereits 2013 zeigten die Schweinfurter zum ersten Mal das langhubige XDURO Nduro. Die aktuelle Ausgabe setzt nun auf einen vollintegrierten Akku von Bosch. Was kann die jüngste Evolutionsstufe dieses E-Bikes? Wir haben es für euch herausgefunden.
Im Test: Haibike XDURO Nduro 10.0
Die Rahmen- und Rohrformen sind hübsch
Kaum ein anderes E-Bike hat die Entwicklung so maßgeblich beeinflusst, wie das Haibike Nduro, denn mit massiven 180 mm Federweg war dieses Modell wegweisend für eine ganze Gattung von eMTBs. Seit knapp 5 Jahren auf dem Markt, erfreut sich das Modell großer Beliebtheit und dürfte zum Verkaufsschlager des Premium-Herstellers Haibike aus Schweinfurt gehören.
In seiner jüngsten Generation kommt das XDURO Nduro 10.0 mit vollintegriertem Akku und kraftvollem Bosch Performance CX-Motor in die Läden. Das Modell 10.0 hat eine unauffällige matte Lackierung aus silber-schwarz gepaart mit gelben Akzenten. Auf den ersten Blick wirkt alles sehr stimmig aufeinander abgestimmt und die verbauten Teile machen an einem E-Freerider gänzlich Sinn. Massive 2,6er Schwalbe-Reifen auf stabilen DT Swiss FR1980-Laufrädern, RockShox-Fahrwerk, gut zu dosierende Magura MT7 mit HC-Hebeln, knackige 8 Gänge der SRAM EX1 und hauseigene Anbauteile bei Lenker, Griffen und Vorbau, die mit einer smarten Grafik aufgehübscht wurden.
Trotz vollintegriertem Akku, halten die Ingenieure von Haibike auch bei diesem Modell an der Eigenentwicklung SES und dem Gravity Casting fest. Letzteres ist ein Gussteil, dass den Bosch-Motor im Rahmen integriert und somit das Herzstück des Rahmens darstellt. Das SES – Sprocket Equalizing System – reduziert Antriebseinflüsse auf das Fahrwerk. Um den negativen Einfluss beim Einfedern zu reduzieren, platzieren die Ingenieure eine Umlenkrolle – ein zusätzliches Ritzel – direkt axial auf das Hinterbaulager. Dies dient zusätzlich als integrierte Kettenführung, denn zusammen mit dem kleinen Plastikkäfig wird die Kette immer hübsch im Zaum gehalten.
Der Preis liegt bei 6.499 € (UVP) | Bikemarkt: Haibike XDURO Nduro 10.0 kaufen
Geometrie
Erhältliche Rahmengrößen: S, M, L, XL
Gemessene Überstandshöhe: 775 mm (Rahmengröße L)
Gewicht: 24,6 kg (Rahmengröße L)
Hier findest du die Geometrietabelle
RAHMENGRÖSSE | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
RAHMENHÖHE | 42 cm | 44 cm | 46 cm | 48 cm |
SITZROHRWINKEL | 74 ° | 74 ° | 74 ° | 74 ° |
SITZWINKEL | 75.09 ° | 75.08 ° | 75.07 ° | 75.06 ° |
STEUERROHRLÄNGE | 115 mm | 120 mm | 125 mm | 130 mm |
STEUERROHRWINKEL | 65 ° | 65 ° | 65 ° | 65 ° |
OBERROHR (HORIZONTAL) | 575 mm | 600 mm | 625 mm | 650 mm |
HINTERBAULÄNGE | 460 mm | 460 mm | 460 mm | 460 mm |
TRETLAGERABSENKUNG | -5 mm | -5 mm | -5 mm | -5 mm |
RADSTAND | 1206 mm | 1231 mm | 1257 mm | 1283 mm |
STACK | 611 mm | 615 mm | 620 mm | 625 mm |
REACH | 412 mm | 436 mm | 460 mm | 483 mm |
Ausstattung
Frame | Rahmen | Aluminium 6061, InTube Battery Concept (IBC), Steckachse M12 (1.75) x 148 mm, Scheibenbremse Post Mount, Federweg: 180 mm |
Fork | Gabel | RockShox Lyrik RC, Luft, Federweg: 180 mm, Aluschaft 1 1/8" - 1 1/2" tapered |
Shock | Dämpfer | RockShox Super Deluxe RC3 |
Shifter | Schalthebel | SRAM EX1 |
Derailleur | Schaltwerk | SRAM EX1 |
Cassette | Kassette | SRAM XG899, 11-48 |
Cranks | Kurbel | Haibike |
Brakes | Bremse | Magura MT7 203/180 mm |
Wheels | Laufräder | DT Swiss FR1950 |
Tires | Reifen | Schwalbe Magic Mary, 65-584, 27.5" x 2.6", faltbar |
Seat | Sattel | Selle Royal Verve |
Seatpost | Sattelstütze | Kind Shock LEV-DX, Teleskop, 31,6 mm |
Bar | Lenker | Haibike Components TheBar +++ Gravity 35 / 780 mm |
Stem | Vorbau | Haibike Components TheStem +++ Gravity, A-Head, Bar bore: 35mm, 0˚ |
Motor | Motor | Bosch Performance CX |
Display | Display | Bosch Purion |
Battery | Akku | Bosch PowerTube 500 |
Power | Leistung | 250W, 75Nm |
Weight | Gewicht | 24,6 kg |
Price (RRP) | Preis (UVP) | 6.499 € |
Motor & Akku
Bosch-Power für den Uphill-Spaß
In diesem Modell arbeitet ein Bosch Performance CX Motor gepaart mit einem vollintegrierten Bosch PowerTube 500 Akku. Dieser Motor ist wahrscheinlich aktuell der am häufigsten verbaute Elektromotor an E-Mountainbikes. Seine Kraftentfaltung ist enorm und im Turbo-Modus deutlich spürbar. Mit einer Spitzenleistung von 75 Nm zählt er zu den stärksten E-Bike-Motoren am Markt. Eine Besonderheit dieses ovalen Motors ist das winzige Kettenblatt, das sich 2,5x schneller dreht, als die eigene Trittfrequenz. Deshalb entspricht ein 16er in etwa einem herkömmlichen Kettenblatt mit 40 Zähnen.
Bei den Unterstützungsmodi haben die Software-Entwickler von Bosch einen Clou gelandet und geben dem User neben ECO-, Tour- und Turbo-Modus auch den eMTB-Modus mit an die Hand. Dieser progressive Modus bedient sich bei der Kraftzugabe vom Tour-Modus bis hinauf zum Turbo-Modus. Abhängig vom Pedaldruck passt sich die progressive Motorunterstützung automatisch der individuellen Fahrweise an. Der eMTB-Modus nutzt die volle Bandbreite des Tour-Modus (120 %) bis hinauf zum Turbo-Modus (300 %). Dank des viel größeren Leistungsfensters ist ein Wechsel der Unterstützungsstufen nicht mehr so häufig nötig. Die Sensorik der Motor-Ansteuerung arbeitet sehr feinfühlig und erlaubt die Powerfreigabe auch in kleinsten Dosierungen. In steilen Uphills gibt das System die volle Power dazu, wenn der User voll auf das Pedal drückt, und in flacheren Sektionen reduziert das System die Leistungszufuhr. Summa summarum ergibt das ein Fahren mit viel Grip, Traktion und der passenden Motorunterstützung – „Optimized Trail Control“ nennen es die Marketingstrategen bei Bosch.
Bosch bietet für sein System drei Displays an. An unserem Testrad war das kleinste Display verbaut, nämlich das Bosch Purion. Dieses smarte Display ist für uns am E-Mountainbike das ideale Bosch-Display, denn es ist übersichtlich, nicht exponiert und gut zu bedienen. Einzig der Druckpunkt der Tasten birgt Verbesserungspotential, denn die Tasten lassen sich ohne jedes Feedback sehr schwammig hineindrücken.
- Motor: Bosch Performance CX
- Akku: Bosch PowerTube 500 Wh
- Leistung: max. 250 Watt
- Display: Bosch Purion
Tatsächliche Reichweite
40,2 km / 956 hm
1 h 39 min
Laborwerte sind gut und schön, aber in der Realität sieht es leider oftmals anders aus. Deshalb fahren wir einen ganz eigenen Testzyklus für euch. 40,2 km / 956 hm – diese Daten ermittelten wir in Testfahrten, bei denen wir immer in der maximalen Unterstützungsstufe fahren bis der Akku komplett leer ist. Bitte beachtet, dass diese ermittelten Werte nur als Richtwert zu verstehen sind und in keinster Weise die Ergebnisse aus einem genormten Labortest widerspiegeln. Wenn dieses E-Bike in niedrigeren Unterstützungsstufen gefahren wird, erhöht sich die Reichweite deutlich.
Hier gibt es die genauen Details der Testrunde mit dem Haibike XDURO Nduro 10.0.
Auf dem Trail
Uphill
„Geil, los lass uns nochmal rauf fahren!“
Länge läuft – dieses Motto gilt beim Haibike XDURO Nduro 10.0 auch. Der kraftvolle Bosch Performance CX Motor schiebt uns eigentlich jeden Trail hinauf, der sich uns in den Weg stellt. Dank der verbauten SRAM EX1-Schaltung ist ein Verschalten beinah unmöglich, denn mit der reduzierten Anzahl an Gängen wechselt die Übersetzung immer genau so, dass der Motor wieder die richtige Drehzahl für den optimalen Wirkungsgrad hat.
Die 2,6er Reifen von Schwalbe krallen sich mit einer enormen Traktion in den Waldboden und machen aus jedem Uphill ein wahres Fest. Steigt das Vorderrad? Nein. Dreht das Hinterrad durch? Ganz selten.
Downhill
Laufruhe – ja. Feedback – nein.
Mit seinem enorm hohen Gewicht von knapp 25 Kilogramm braucht dieses eMTB einiges an Körpereinsatz, wenn man es auf schnellen Kursen um die Ecken hieven will. Fehlt es ein wenig an körperlicher Fitness, dann empfehlen wir einen beherzten Griff in die Magura MT7 Bremsen, denn lieber mit weniger Geschwindigkeit um die Kurve eiern, als mit zu hoher Geschwindigkeit in der Böschung landen.
Beim Fahrwerk waren sich die Tester einig: Leblos! Die verbaute RockShox Lyric RC Gabel werkelt wie besessen an der Front und liefert eine Top-Performance ab, kann aber dem Fahrwerk kein Leben einhauchen. Auch der RockShox Super Deluxe RC3 Dämpfer gibt alles, muss aber aufgrund der Anlenkung passen. Das Haibike XDURO Nduro 10.0 hängt zu tief im Federweg, rollt wie eine Sänfte über jedes Hindernis und schluckt es gutmütig weg, liefert dabei aber keinerlei Input an den Piloten. Feedback? Fehlanzeige.
Da wir agile und quirlige Fahrwerke mögen, entspricht dieses hier leider gar nicht unserem Geschmack. Nichtsdestotrotz kommen wir schnell den Trail hinunter und haben Spaß dabei.
Trail
„Fährt ja voll träge!“ – sagte ein Tester.
Auch auf dem Trail kann das XDURO Nduro 10.0 nur bedingt punkten. Klar, es rollt überall gut entlang und nimmt Gegenanstieg und Kurven, kann aber bei keinem Tester ein Feuer entfachen. Die Begeisterung bleibt bei jedem Tester im mittleren Bereich. Das hohe Gewicht macht ein aktives Fahren sehr mühsam, weshalb wir schon nach kurzer Zeit jedwede Spielerei auf dem Trail unterlassen. Wir cruisen dahin und genießen die Fahrt und den sensationellen Grip der Schwalbe Magic Mary Reifen.
Eins fällt schon nach wenigen Augenblicken auf, der sehr kleine Verstellbereich der Kindshok LEV-DX Sattelstütze. Denn mit 125 mm bietet sie wenig Hub, bei einem derartigen eMTB.
Minuspunkte müssen wir der 180 mm kleinen Bremsscheibe am Heck geben. Bei einem derart hohen Gesamtgewicht dürfen bei der Bremsleistung und damit bei der Sicherheit keine Kompromisse gemacht werden. Hier gehören 200 mm große Bremsscheiben hin!
Das ist uns aufgefallen
- Hohes Gesamtgewicht – mit knapp 25 kg Gewicht ist dieser Bolide wirklich extrem schwer. Hier könnte man noch auf tubeless umrüsten. Ansonsten wird man es schwer haben, das Gewicht nach unten zu drücken.
- Teleskopstütze mit wenig Hub – die verbaute Kindshok LEV-DX hat nur 125 mm HUB und bietet damit einen kleineren Verstellbereich als wir uns wünschen und man auf dem Trail braucht.
- Kleine Bremsscheibe – 180 mm Bremsscheiben gehören nicht an ein E-Freeridebike. Hier empfehlen wir den Umbau auf eine Bremsscheibe mit 200 mm Durchmesser.
eMTB-News-Fazit: Haibike XDURO Nduro 10.0
Mit dem Haibike XDURO Nduro 10.0 haben die Schweinfurter ein eMTB im Programm, das auf ruppigen Strecken punkten kann. Dieser, optisch ansprechende, E-Freerider ist für's Grobe geschnitzt und fräst sich stoisch seinen Weg ins Unterholz.
Leider hörten wir im Testerfeld sehr oft „... zu lang, zu schwer, zu träge“, weshalb dieses eMTB in Sachen Agilität und Spritzigkeit kaum punkten kann. Das hohe Gesamtgewicht von knapp 25 kg und das leblose Fahrwerk machen aus dem XDURO Nduro 10.0 einen behäbigen Panzer, der viele Fehler verzeiht und sehr gutmütig über die Trails rollt.
Pro / Contra
Pro
- vollintegrierter Akku
- Magura MT7 mit HC-Hebeln
- Schalbe Magic Mary in 2,6
Contra
- 180er Scheibe am Heck
- träge im Handling
- lebloses Fahrwerk
- schwer
Was haltet ihr vom Haibike XDURO Nduro 10.0 mit vollintegriertem Akku?
Testablauf
Auf den Testrunden fahren wir fast ausschließlich mit der maximalen Unterstützungsstufe. Mindestens einmal fahren wir den Akku komplett leer und dokumentieren dies auf unserem Strava-Account.
Unsere Testrunden haben alles, was ein E-Bike braucht:
- enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
- flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
- kurvige, flowige Downhills
- lange Schotterpisten bergauf und bergab
Jedes E-Bike wurde mehrfach auf dieser Runde gefahren und im Anschluss sorgfältig beurteilt.
Hier haben wir das Haibike XDURO Nduro 10.0 getestet
- ORT: Auf den Trails rund um Bamberg und Bad Kreuznach (Deutschland).
Hier gibt es schmale, enge Trails die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills. In Spanien waren die Trails mit großflächigen Steinpassagen und sandigem Untergrund gewürzt.
I ride everything: E-Enduro, E-Trailbikes, hardtails, downhill, road – I enjoy it all, whether it’s E-assisted or not. I’ll admit that I do quite like having a motor on the uphills though. There’s lots to love about flowing trails; natural or built. The only thing I hate – switchbacks. I am 1.83 m tall and ride in 99% of cases frame size L – my sweet spot is between 470 and 480 mm Reach.
- Fahrstil / Riding style
- Verspielt und flowig / Flowing and playful
- Ich fahre hauptsächlich / I mainly ride
- E-Enduro, E-Trailbike, aber auch XCO, DH und Road / E-Enduro, E-Trailbike but also XCO, DH and road
- Vorlieben beim Fahrwerk / Preferred suspension setup
- Straff und schnell – ich möchte wissen, was unter mir passiert / Firm and reactive – I like feedback from the trail
- Vorlieben bei der Geometrie / Preferred geometry
- Langer Reach, kurzer Vorbau, breiter Lenker / Long reach, short stem, wide bars
Haibike XDURO Nduro 10.0
60 – 90 Nm
≥ 500 Wh
- XC:
- 0 bis 120 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- Trail:
- 100 bis 150 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- All-Mountain:
- 120 bis 150 mm Federweg (Full-Suspension)
- Enduro:
- 150 bis 180 mm Federweg (Full-Suspension)
- Downhill:
- über 180 mm Federweg (Full-Suspension)
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Steckbrief zum Haibike XDURO Nduro 10.0
Haibike XDURO Nduro 10.0
60 – 90 Nm
≥ 500 Wh
- XC:
- 0 bis 120 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- Trail:
- 100 bis 150 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- All-Mountain:
- 120 bis 150 mm Federweg (Full-Suspension)
- Enduro:
- 150 bis 180 mm Federweg (Full-Suspension)
- Downhill:
- über 180 mm Federweg (Full-Suspension)
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